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1.
Erscheinungsdatum:
23.02.1990
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Das
ehemalige
Betriebsgelände
der
"
Tolo
Chemie"
an
der
Süsterstraße
ist
mit
gefährlichen
Chemikalien
(z.B.
Chloroform,
PER
und
Trichlorethen)
verseucht,
die
das
Grund-
und
damit
auch
das
Trinkwasser
gefährden.
Alle
Experten
und
Behörden
sprechen
sich
für
die
baldige
Sanierung
der
Altlast
aus.
Die
Suche
nach
den
Verantwortlichen
ist
aber
bisher
vergeblich
gewesen,
da
sich
auch
die
Tolo
GmbH
nicht
als
Verursacher
sieht,
da
diese
Vergiftung
vor
1984
geschehen
und
danach
während
ihres
Betriebes
nicht
mehr
mit
Kohlenwasserstoffen
gearbeitet
worden
sei.
Überschrift:
Süsterstraße: Gift gefährdet Grundwasser
Zwischenüberschrift:
Altlast auf Betriebsgelände — Stadt sucht Verursacher
Artikel:
Originaltext:
Extrem
hohe
Konzentrationen
an
Chlorkohlenwasserstoffen
gefährden
das
Grundwasser
auf
dem
ehemaligen
Tolo-
Gelände
an
der
Süsterstraße
14.
Ein
Gutachten
der
Firma
Prüftechnik
belegt,
daß
hochgiftige
und
krebsverdächtige
Verbindungen
wie
Chloroform,
PER
und
Trichlorethen
in
den
Boden
gesickert
sind.
Wegen
der
schwerwiegenden
Verseuchung
sprechen
sich
die
beteiligten
Fachleute
und
Behörden
für
eine
schnelle
Sanierung
der
Altlast
aus
—
aber
die
Stadt
versucht
seit
einem
Dreivierteljahr
vergeblich,
den
Verantwortlichen
zu
finden.
Das
Tor
ist
verschlossen,
die
Fenster
sind
eingeschlagen.
Anwohner
klagen
über
den
"
Schandfleck"
an
der
Süsterstraße
und
fragen,
ob
sich
denn
kein
Investor
für
das
innenstadtnahe
Gelände
neben
der
Johannisschule
findet.
Seit
die
Tolo
Chemie
ihre
Produktionsstätte
und
das
Lager
1987
an
den
Fürstenauer
Weg
verlegte,
verfallen
die
Gebäude
in
der
Neustadt
zusehends.
Vor
einem
Jahr
schien
es,
als
würde
anstelle
des
"
Schandflecks"
ein
schmuckes
Wohn-
und
Geschäftshaus
mit
Arztpraxen
und
Anwaltskanzleien
entstehen.
Eine
Immobilienfirma
präsentierte
einen
Kaufinteressenten,
die
Stadt
entschied
eine
Bauvoranfrage
positiv.
Einen
Haken
hatte
die
Angelegenheit:
Das
Gelände
sollte
frei
von
Altlasten
sein.
Als
die
Prüfungstechniker
ihren
Befund
vorlegten,
platzte
eine
Bombe.
70
Mikrogramm
Chlorkohlenwasserstoffe
(CKW)
auf
einen
Liter
Wasser
sind
für
Chemiker
das
Alarmzeichen
dafür,
daß
eine
Sanierung
notwendig
ist.
An
der
Süsterstraße
registrierten
die
Gaschromatographen
aber
Werte
bis
zu
3470
Mikrogramm.
Festgestellt
wurden
"
extrem
hohen
Mengen
an
Trichlormethan,
Trichlorethen
und
Tetrachlorethen"
,
wie
das
Gutachten
ausweist.
Alle
drei
Verbindungen
wurden
jahrzehntelang
als
Lösemittel
verwendet,
etwa
zum
Entfetten
von
Metallen.
Heute
gelten
teilweise
Anwendungsverbote.
Trichlormethan
ist
auch
als
Chloroform
bekannt:
Die
süßlich
riechende
Flüssigkeit
kann
Leber-
,
Herz-
und
Nierenschäden
verursachen,
sie
wirkt
betäubend
und
führt
bei
Überdosierung
zum
Herzstillstand.
Laut
Umweltbundesamt
wird
eine
krebserzeugende
Wirkung
angenommen,
außerdem
gehört
Chloroform
zu
den
"
gewässerschädigenden
Substanzen,
die
bereits
in
geringen
Mengen
Fische
und
niedere
Organismen
schädigen"
.
Nicht
minder
gefährlich
ist
das
nachgewiesene
Tetrachlorethen,
aus
der
chemischen
Reinigung
auch
als
PER
bekannt.
Wegen
seiner
hohen
Fettlöslichkeit
lagert
sich
das
Reinigungsmittel
bei
Menschen
und
Tieren
im
Fettgewebe
an.
Nervöse
Störungen,
Leber-
und
Nierenschäden
können
die
Folge
sein.
Laut
Gutachten
bleiben
die
CKWs
aufgrund
ihres
spezifischen
Gewichts
nicht
an
der
Oberfläche
des
Grundwassers,
sondern
sinken
ab,
bis
sie
auf
eine
Sperrschicht
im
Boden
treffen.
Die
Chemiker
von
Prüftechnik
vermuten
deshalb,
"
daß
in
größerer
Tiefe
eine
oder
mehrere
CKW-
Lachen
vorliegen,
die
mit
dem
Grundwasserleiter
in
Verbindung
stehen
und
somit
Fahnen
ausbilden."
Nähere
Aufschlüsse
könnten
aber
erst
weitere
Bohrungen
geben
-
bisher
stießen
die
Rammkernsonden
nur
bis
zu
einer
Tiefe
von
fünf
oder
sechs
Metern
vor.
Dafür
wurde
aber
bisher
kein
Auftrag
erteilt.
Der
Investor
ließ
das
Projekt
fallen
wie
eine
heiße
Kartoffel,
inzwischen
mußte
er
sogar
Konkurs
anmelden.
Und
der
Makler,
der
sicher
ist,
daß
er
das
Gelände
jeden
Tag
verkaufen
könnte"
,
wenn
nicht
die
Altlast
wäre,
verweist
auf
die
Stadt.
Chemikalien
versickert
Das
Ordnungsamt,
laut
Amtsleiter
Rolf
Elbracht
seit
Ende
Mai
informiert,
strebte
zunächst
eine
Lösung
auf
freiwilliger
Basis
an.
Aber
zum
einen
ist
die
Rechtslage
alles
andere
als
überschaubar,
zum
anderen
will
niemand
die
Verantwortung
für
die
Altlast
übernehmen.
Das
Grundstück
ist
Eigentum
der
Erbengemeinschaft
Möllering.
Vielen
Osnabrückern
ist
der
Name
noch
aus
der
Mineralölbranche
bekannt.
Möllering
handelte
bis
in
die
sechziger
Jahre
nicht
nur
mit
Heizöl
und
Treibstoff,
sondern
auch
mit
Desinfektionsmitteln;
außerdem
reinigte
sein
Unternehmen
vor
Jahrzehnten
ölgetränkte
Putzwolle
und
Tücher
im
Auftrag
der
damaligen
Deutschen
Reichsbahn.
In
den
sechziger
Jahren
ging
aus
dem
Betrieb
die
Tolo
Chemie
hervor,
die
sich
vor
allem
mit
Reinigungschemikalien
einen
Namen
machte.
Erschwerend
für
die
Ermittlungen
des
Ordnungsamtes
ist,
daß
die
schädlichen
Chemikalien
schon
vor
Jahrzehnten
in
den
Boden
gesickert
sein
könnten.
Die
Tolo
GmbH
erhielt
von
der
Stadt
die
Aufforderung,
unverzüglich
weitere
Untersuchungen
zu
veranlassen
und
ein
Sanierungskonzept
zu
erstellen.
Aber
die
Firma
fühlt
sich
nicht
verantwortlich
für
alles,
was
vor
1984
geschehen
ist,
wie
Geschäftsführer
Frank
Fiebig
gegenüber
unserer
Zeitung
erklärte.
Und
seitdem
sei
an
der
Süsterstraße
"
mit
absoluter
Sicherheit
nicht
mehr
mit
chlorierten
Kohlenwasserstoffen
gearbeitet
worden."
Auch
das
Verwaltungsgericht
hat
inzwischen
entschieden,
daß
der
Tolo
GmbH
die
Verantwortung
für
die
Bodenverseuchung
nicht
nachgewiesen
werden
könne.
Die
Suche
nach
den
Verantwortlichen
geht
also
weiter.
Ihre
nächste
Verfügung
will
die
Stadt
an
eine
Kommanditgesellschaft
richten,
die
ebenfalls
zum
Firmenverbund
gehört.
Falls
auch
diese
Bemühungen
scheitern,
sieht
sich
Ordnungsamtsleiter
Elbracht
zum
Mittel
der
Ersatzvornahme
gezwungen:
Weil
Gefahr
im
Verzug
ist,
erteilt
die
Stadt
den
Auftrag
zur
Sanierung
der
Altlast
und
gibt
die
Rechnung
weiter
an
den
Verursacher.
Sofern
sich
ein
Verursacher
findet.Rainer
Lahmann-
Lammert
MIT
CHEMIKALIEN
VERSEUCHT:
Das
ehemalige
Betriebsgelände
der
Tolo
Chemie
an
der
Süsterstraße
14.
Foto:
Michael
Hehmann
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert