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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Wird auch der Dompfaff vertrieben?
Zwischenüberschrift:
Hobby-Ornithologen kritisieren Rodung
Artikel:
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Originaltext:
Wird auch der Dompfaff vertrieben?
Hobby-Ornithologen kritisieren Rodung
Ursulaschüler: Naturschutzgebiet Westerberg

Wer aufmerksam lauscht, hört das sanftflötende " Dü" mit dem leiser folgenden " Bitt-Bitt" noch sehr häufig rund um den Wasserhochbehälter auf dem Westerberg. Der Dompfaff, auch Gimpfel genannt, ist hier oft anzutreffen, er fühlt sich offensichtlich wohl, findet geeignete Futterplätze und Nistmöglichkeiten. " Noch", sagen die Mitglieder der ornithologischen Arbeitsgemeinschaft der Ursulaschule. Sie fürchten, daß nach dem Stieglitz nun dieser kleine Heckenbewohner vertrieben wird, wenn nämlich das benachbarte Landschaftsschutzgebiet (im Eigentum der OAB) aufgehoben wird, um das Areal für eine Bebauung freizugeben. Doch nicht allein der Dompfaff ist nach Ansicht der Schüler in seinem Bestand extrem gefährdet.
Mit ihren Beobachtungen, die sich über einen Zeitraum von sieben Jahren erstrecken, hat sich die Arbeitsgemeinschaft jetzt an die Untere Naturschutzbehörde bei der Stadt Osnabrück gewandt, darüber hinaus ihre Bedenken gegen die Aufhebung des Landschaftsschutzes auch an den Regierungs-Präsidenten in Oldenburg geschrieben. Wie berichtet, gibt es Überlegungen, das gesamte Brauereigelände zwischen Edinghäuser Straße und Gutenbergstraße sowie Bergstraße und dem verlassenen Steinbruch bzw. der Verbindung am Wasserhochbehälter zum Baugebiet zu erklären. Damit wäre aber das Landschaftsschutzgebiet in Gefahr (wir berichteten).

Die Ursulaschüler haben in den vergangenen Jahren die Zerstörung eines wertvollen, zusammenhängenden Biotops für gefiederte Heckenbewohner hilflos mit ansehen müssen. So paradox es klingt, ein Großteil des ausgedehnten Heckenrosen-Gestrüpps wurde mitsamt den Schlingpflanzen durch den Bau des Botanischen Gartens vernichtet. Damit verloren viele Bewohner dichter Dornenhecken ihren Lebensraum, beispielsweise die Klappergrasmücke, deren starker Rückgang für die Schüler besonders auffällig ist. Der Neuntöter, der hier noch gelegentlich beobachtet werden konnte, ist seitdem völlig verschwunden.
Bei ihren Besuchen auf dem Westerberg mußten die Hobby-Ornithologen in den letzten Wochen erfahren, daß nun auch das hinter dem Botanischen Garten gelegene Heckenbiotop zerstört worden ist - geopfert offenbar für eine Neubebauung. Das Gelände bestand aus verwilderten Obstgärten, aus teilweise verfallenen Sommerhäuschen und aus Hecken. Ein etwa 100 Meter langer " Hohlweg", gebildet von Holunder, Weißdorn, Hasel- und Heckenrose, führte durch die " Wildnis".
Ein großer Eßkastanienbaum, wegen seines Wärmebedürfnisses eine Rarität in Norddeutschland, fiel wie die Heckensträucher und alten Obstbäume weitgehend der Axt zum Opfer. Das empfanden die Schüler als Umweltfrevel größten Ausmaßes. " Noch im letzten Frühjahr hatten hier unter anderem die Mönchsgrasmücke, die Gartengrasmücke, der graue Fliegenschnäpper und die Heckenbraunelle einen außerordentlich hohen Brutbestand."
Für die Bewohner " unordentlicher" Hecken bleibt nach Ansicht der Schüler nur noch ein kleiner Rest " Wildnis", nämlich das Landschaftsschutzgebiet und der angrenzende kleine Steinbruch. " Würde auch dieses Gebiet noch zerstört, wäre dies das " Aus" für etliche Vogelarten am Westerberg", warnen die jungen Leute.
Besonders auch im Winter habe das Gebiet herausragende Bedeutung für verschiedene Vogelarten - wegen der vielen samentragenden Kräuter und Stauden. " Die Samen des Rainfarns sind beispielsweise für den Dompfaff die Voraussetzung zum Überleben in der kalten Jahreszeit", erklärt Lehrer Peter Pietschmann. Der hohe Bestand des Dompfaffs am Westerberg sei u. a. auch auf diese großen Futterreserven zurückzuführen.
Ohne diese Pflanzen, die vor dem Winter nicht entfernt werden, wie in kultivierten Gärten üblich, könnte auch ein Großteil der Insekten nicht überwintern. Auch diese gelte es zu erhalten, den Vögeln zuliebe und wegen der Fledermäuse, die hier noch reichlich jagen und möglicherweise sogar in den alten Bäumen wohnen, wie die Schüler vermuten.
Sie schlagen in ihren Briefen an die Verantwortlichen vor, das Landschaftsschutzgebiet zum Naturschutzgebiet zu erklären, den angrenzenden Steinbruch miteinzubeziehen und die hier vorhandenen alten Luftschutzbunker als Fledermaus-Winterquartiere auszubauen. Mit wenigen Mitteln könnte viel Leben und eine große Vielfalt erhalten werden.
Nicht zuletzt weisen die Schüler auf die Erholungsfunktion dieses Westerberg-Geländes hin. " Wo ist es heute noch möglich, mitten in der Stadt Vogelstimmen zu hören, ungestört vom Autolärm?" fragen die 12- bis 18-jährigen, die vor dem Hintergrund ihrer Befürchtungen ein Werbeschild vor einem Rohbau als besonderen Hohn empfinden: " Wir bauen für Sie nach den neuesten ökologischen und baubiologischen Erkenntnissen."
Autor:
Harald Preuin


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