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1.
Erscheinungsdatum:
24.10.1987
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Samstagsreportage
mit
Bildern
zum
städtischen
Kanalsystem.
Überschrift:
Ein Abstieg in die Unterwelt
Zwischenüberschrift:
Osnabrück ganz unten: 770 Kilometer Kanal schwemmen alles fort
Artikel:
Originaltext:
Kein
Horror
Till
vvar
bisher
der
Meinung,
seine
Vaterstadt
recht
gut
zu
kennen.
Dennoch
tun
sich
immer
wieder
neue
Perspektiven
auf.
War
es
vor
14
Tagen
der
Blick
von
Kirchturmshöhe
sollte
es
nun
einmal
das
andere
Extrem
sein:
Ein
weit
verzweigtes
Netz
von
großen
und
kleines
Kanalröhren
unterwandert
die
Stadt
und
bildet
die
Kehrseite
unserer
Zivilisation.
Dieses
System
ist
gut
hundert
Jahre
alt,
aber
die
Idee
dazu
hat
schon
der
geiale
Erfinder
Leonardo
da
Vinci
entworfen:
1484
wollte
er
eine
Stadt
auf
zwei
Ebenen
bauen,
deren
unterirdischer
Teil
der
Notdurft,
dem
Verkehr
und
Erwerbsleben
dienen
sollte.
Das
mußte
damals
eine
Utopie
bleiben.
Für
die
Kanalarbeiter
von
heute
ist
die
Stadtentsorgung
reine
Routine
und
keinesfalls
ein
anrüchiges
Thema.
Zwar
sind
die
unterirdischen
Vorgänge
normalerweise
unserem
Blick
entzogen,
aber
Till
hat
gesehen,
daß
unter
dem
Straßenpflaster
kein
Platz
für
Horrorvisionen
ist.
Bismontag
Ein
Abstieg
in
die
Unterwelt
Osnabrück
ganz
unten:
770
Kilometer
Kanal
schwemmen
alles
fort
Von
Frank
Henrichvark
(Text)
und
Gert
Westdörp
(Fotos)
Das
Loch
im
Boden
ist
kreisrund
und
mit
einer
soliden
gußeisernen
Einfassung
versehen.
Das
Auge
erfaßt
in
der
Wandung
einige
Steigeisen,
dann
geht
es
etwa
fünf
Meter
hinab
und
am
Boden
glitzert
schwach
ein
träges
Rinnsal.
Ein
Abstieg
in
die
Kanalisation
ist
keine
"
Reise
zum
Mittelpunkt
der
Erde"
und
dennoch
beschleicht
uns
ein
banges
Grausen
wie
die
Forschungsreisenden
in
dem
utopischen
Roman
von
Jules
Verne:
Wie
wird
es
aussehen
im
Bauch
der
Kommunen?
Was
erwartet
uns
unter
der
Oberfläche,
konfrontiert
mit
der
Kehrseite
einer
Großstadt?
Filmbilder.
Orson
Welles
als
"
Der
dritte
Mann"
geistern
durchs
Hirn.
In
der
Kanalisation
von
Manhattan
soll
es
sogar
ausgewachsene
Krokodile
geben.
Zumindest
ist
das
Thema
im
höchsten
Maße
anrüchig.
Heinz
Kaschubski,
gelernter
Schachtmeister
und
seit
1974
für
das
Kanalnetz
der
Stadt
Osnabrück
zuständig,
hat
sogar
ein
Gasspürgerät
dabei.
Aber
das
soll
nur
ein
Gas
aufspüren,
das
man
eben
nicht
riechen
kann:
Kohlendioxid
sammelt
sich
manchmal
in
den
Schächten
und
erstickt
alles
Leben.
Kaschubski
signalisiert:
,,
Keine
Gefahr!
"
Nun
muß
es
sein,
nun
geht
es
abwärts.
Während
man
auf
dem
Rand
des
Schachtes
sitzt,
angeln
die
Füße
nach
der
ersten
Sprosse.
Und
wenn
man
dort
sicher
steht,
geht
der
Rest
schon
fast
von
allein.
Unten
angekommen,
empfängt
uns
im
,,
Entlastungsbauwerk"
am
Schloßwall
stockdunkle
Finsternis.
Kaschubski
erklärt
im
Schein
der
starken
Taschenlampen:
,,
Hier
fließt
Mischwasser
aus
dem
Pappelgraben
in
den
Schmutzwasserkanal."
Träge
rinnt
in
dem
kreisrund
gemauerten
Kanal,
Durchmesser
gut
ein
Meter,
die
gräuliche
Flüssigkeit
an
uns
vorbei.
Weiße
Papierfetzen
schwimmen
im
Strom
wie
die
Segel
untergegangener
Schiffe.
Der
Abwasserkanal
ist
nur
halb
gefüllt:
,,
Am
meisten
fließt
morgens
und
gegen
Mittag,
dann
können
wir
in
manche
Kanäle
gar
nicht
rein."
Wenn
es
aber
ein
richtiges
Gewitter
gibt,
soll
das
Wasser
an
dieser
Stelle
über
einen
Sandfang
in
den
Entlastungskanal
Richtung
Hase
abfließen:
Eine
riesige
Betonröhre,
in
der
auch
ausgewachsene
Männer
noch
aufrecht
stehen
können,
führt
deshalb
unter
der
Stadthalle
her,
folgt
dem
Neuen
Graben
und
endet
am
Schöpfwerk
Kollegienwall.
In
der
Ferne
rauscht
und
dröhnt
es:
,,
Das
sind
die
Drainagepumpen
für
die
Tiefgarage
am
Ledenhof,
die
fördern
das
Grundwasser"
,
erklärt
Kaschubski,
der
mit
seiner
Truppe
von
25
Mann
für
die
Unterhaltung
und
Reinigung
des
unterirdischen
Labyrinths
zuständig
ist.
730
Kilometer
lang
ist
dieses
Kanalnetz,
das
sich
vom
anderthalb
Meter
breiten
Hauptsammler
bis
zum
20
cm
messenden
Hausanschluß
verzweigt.
33
Millionen
Kubikmeter
Wasser
fließen
jährlich
in
Richtung
Kläranlage
Eversburg,
darin
enthalten
die
12
Millionen
Kubikmeter
Schmutzwassser,
die
allen
Dreck
mit
sich
fortspülen.
Etwa
100
Kanalkilometer
im
Stadtgebiet
führen
noch
Regenwasser
und
Schmutzwasser
gemeinsam
ab.
der
Rest
(jeweils
etwa
300
Kilometer)
sind
als
Trennkanal
verlegt.
Dieses
Trennsystem
entlastet
zwar
die
Kläranlage,
bringt
aber
auch
Probleme
mit
sich.
Denn
nach
langer
Trockenheit
ist
das
erste
Oberflächenwasser
so
stark
mit
Motoröl
und
Reifenabrieb
belastet,
daß
es
eigentlich
aufgefangen
und
gereinigt
werden
müßte.
Bis
in
die
Mitte
des
vergangenen
Jahrhunderts
entledigten
sich
unsere
Altvorderen
noch
recht
unbekümmert
all
dessen,
was
Mensch
und
Tier
hinter
sich
läßt.
Offene
Gräben
durchzogen
die
Stadt
und
schwemmten
den
Unrat
mit
sich
fort
—
wenn
sie
dennüberhaupt
Wasser
führten.
Oft
blieb
die
gärende
Masse
stecken,
so
daß
bei
plötzlichen
Regengüssen
Straßen
und
Plätze
knöcheltief
überschwemmt
waren.
Nach
der
Cholera-
Epidemie
von
1859
begann
man
mit
dem
Bau
unterirdischer
Kanäle.
Um
die
Jahrhundertwende,
als
die
Hase
die
unterhalb
der
Stadt
eingeleiteten
Abwässer
kaum
noch
fortführen
konnte,
wurde
das
damals
rein
mechanische
Klärwerk
installiert.
Heute
sorgen
die
Kanalarbeiter
mit
Spülwagen
und
Saugpumpen
dafür,
daß
der
unterirdische
Abwasserstrom
unbehindert
fließen
kann.
Nur
im
Notfall,
wenn
Sand.
Steine
oder
andere
Zusammenballungen
die
Kloake
verstopfen,
ist
noch
Handarbeit
gefragt.
,,
Ein
Job
wie
jeder
andere
auch"
,
meint
Heinz
Kaschubski.
als
wir
vom
Ausflug
in
das
Reich
der
Finsternis
zurückkehren.
Und
die
leblose
Ratte
am
Fuß
des
Schachtes
ist
aus
Plastik
—
die
haben
seine
Männer
dort
plaziert,
um
unsere
Nerven
zu
testen:
,,
Früher
hatten
wir
mit
den
Viechern
häufiger
zu
tun.
heute
ist
das
eine
Seltenheit.
"
Bilduntertitel
IN
DIE
RÖHRE
GEBLICKT:
Bis
zu
Mannhöhe
erreichen
die
Kanalrohre
-
hier
der
Regenwasserkanal
unter
der
Stadthalle
-
die
das
Stadtgebiet
unterminieren.
HOFfNUNGSVOLLER
BÜCK
NACH
OBEN:
Dumpf
ist
die
Luft
Im
Reich
der
Finsternis,
glitschig
sind
die
Steigeisen
an
der
Wand.
Dennoch
ist
die
Arbeit
unter
Tage
für
die
Kanalwerke
"
reine
Routine"
.
AUS
RINNSALEN
WERDEN
STRÖME:
Ständig
muß
das
Kanalnetz
inspiziert
werden.
In
den
kleinsten
Verzweigungen
benutzen
die
Kanalarbeiter
dazu
einen
kleinen
"
Roboter"
mit
Fernsehauge.
Autor:
Frank Henrichvark