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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Marktbrunnen entdeckt
 
Neue Hinweise auf Besiedlung
Zwischenüberschrift:
Kanalbau brachte den ältesten Osnabrücker Marktbrunnen ans Tageslicht
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Der Kanalbau brachte ihn an den Tag: den ältesten, bisher lediglich durch zwei historische Stadtansichten belegten Brunnen des Osnabrücker Marktplatzes. Im Zuge der Kanalisationsarbeiten für die geplante Neugestaltung des Rathausplatzes stießen die Archäologen des Kulturgeschichtlichen Museums jetzt in Höhe des Möserhauses und der Marktcafes auf die zugeschüttete Brunnenröhre, die eine Mauerstärke von 80 Zentimetern hat und deren Unterkante rund zwei Meter tief unter dem Pflaster liegt.

Knapp 1, 50 Meter Mauerwerk des unterirdischen Brunnenteils sind noch erhalten. Dieser erste Bürgerbrunnen auf dem Markt, der nach einer Stadtansicht Wenzel Hollars um 1633 aus einem großen runden Becken und einem Pranger in der Mitte bestand, ist vermutlich im 14. Jahrhundert angelegt und im späten 17. oder im 18. Jahrhundert wieder entfernt worden.

Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Wolfgang Schlüter nimmt an, daß der Abriß des Brunnens mit der Marktpflasterung im 17. Jahrhundert in einem Zusammenhang steht. Mit dem Abrißmaterial, so Schlüter, habe man die Brunnenröhre gefüllt und sie anschließendüberpflastert. Eine alte Pflasterdecke ist direkt über dem Brunnen entdeckt worden.

Kopfzerbrechen bereitet dem Archäologen Schlüter wie dem Museumshistoriker Dr. Karl Georg Kaster allerdings die Frage, wie der äußere Brunnenteil (3, 50 bis 4 Meter Durchmesser) wohl wirklich ausgesehen haben mag. Der Kupferstich Hollars gibt keinen Aufschluß, ob er als Brunnenhäuschen oder als einfaches Schöpfbecken angelegt war und welche Grund-

lage der Pranger in der Mitte des Brunnens, an den die Delinquenten zum Spott der Mitbürger gebunden wurden, in der Anlage hatte. Bei der Wasserversorgung ist sich Archäologe Dr. Wolfgang Schlüter sicher, daß der Brunnen nicht über ein Leitungssystem gespeist wurde. Die sumpfige Niederung zwischen Dombereich und Markt, so Schlüter, hat vermutlich genug Wasser geführt.

Neben seiner funktionalen Aufgabe hat der Brunnen für Museumshistoriker Kaster auch noch andere Bedeutungen gehabt. Kaster interpretiert die Anlage aus dem 14. Jahrhundert als ein Zeichen der gestiegenen Emanzipation des damaligen Bürgertums gegenüber der Kirche. Der mit Bedacht gewählte Standort des Brunnens an der Grenze zwischen Markt- und Dombereich sollte den örtlichen Abschluß des bischöflichen Einflußbereiches kennzeichnen.

Auch durch den Pranger, der in der Regel damals mit dem Stadtwappen oder Stadtfahnen versehen war, bildete der Brunnen zugleich ein Hoheitszeichen der Stadt sowie ein Rechtssymbol des Bürgertums. Ganz unüblich ist eine Verbindung von praktischen und rechtlichen Aufgaben eines Brunnens in der Geschichte nicht: " Der Marktbrunnen der freien Reichsstadt Schwäbisch Hall aus dem Jahre 1509", berichtet Dr. Kaster, " bezieht ebenfalls eine erhöhten Pranger mit ein."

Warum der älteste Osnabrücker Marktbrunnen, der viele Jahrzehnte zusammen mit dem 1580 errichteten Ratsbrunnen vor dem Rathaus auf dem Marktplatz stand, verschwand, ist noch nicht entschlüsselt. Wenn die Kanalarbeiten fertig sind, wollen Schlüter und sein Archäologenteam den Brunnen von oben freilegen. Schon nach jetzigen Erkenntnissen sind sie sicher: Man könnte ihn neu hochziehen.tk

Neue Hinweise auf Besiedlung

Auf der Suche nach der ältesten Osnabrücker Marktsiedlung, bei der jetzt auch der älteste Marktbrunnen entdeckt wurde (siehe Bericht auf dieser Seite), fanden die Archäologen neben den Grabanlagen weitere Anhaltspunkte zur zeitlichen Datierung der Besiedlung. Vermutlich aus dem 9. Jahrhundert stammen eine bronzene Scheiben-Fibel mit Stoffgeweberesten sowie die Reste eines Kopf- oder Haubenschmuckes, die in den freigelegten Gräbern an der Marienkirche lagen. Die Scheiben-Fibel war ein christliches Schmuckstück (eine Art Brosche mit Kreuz), das überwiegend im 9. und 10. Jahrhundert im norddeutschen Raum als Zeichen des christlichen Glaubens getragen wurde. tk

Bilduntertitel

FREIGELEGTES MAUERWERK der Brunnenröhre des ältesten Marktbrunnens zeigt dieses Foto. Nach den Kanalbauarbeiten wollen die Archäologen den verschütteten Brunnen von oben freilegen. Foto: Fender

EIN AUSSCHNITT aus dem Kupferstich Wenzel Hollars (um 1633), der den ältesten Osnabrücker Marktbrunnen unterhalb der Marienkirche zeigt. Der Brunnen entstand vermutlich Im 14. Jahrhundert Vor dem Rathaus der Ratsbrunnen, um 1570 bis 1580 wohl als Ausdruck der Ratsobrigkeit gebaut. Kaster " Der Ratsbrunnen sollt« dokumentieren, daß der Rat die Stadt regiert." Foto: Seelig-Bothe
Autor:
tk


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