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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Mieter aus dem Häuschen: Neubauten statt Gärten?
Zwischenüberschrift:
OWG übernahm Wohnanlage von "kabelmetal" an der Liebigstraße
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
" Es hat wie ´ne Bombe eingeschlagen, daß wir unsere Gärten loswerden" umschreiben Albert und Käthe Stopka das Gefühl, mit dem nicht nur sie allein seit einigen Tagen fertig werden müssen. Das Ehepaar hegt und pflegt mit viel Liebe einen der rund 60 Kleingärten im Innenbereich des Häuserkarrees, das von Krelingstraße, Liebigstraße und an der Tentenburg eingerahmt wird. Die roten Ziegelbauten - überwiegend in den Jahren 1923/ 24 als Werkswohnungen vom OKD gebaut, sind jetzt in den Besitz der Osnabrücker Wohnungsbaugesellschaft (OWG) übergegangen. Die OWG wird die überalterten Wohnungen modernisieren. Aber: Sie will den U-förmig angeordneten Siedlungsbereich an der Nordseite mit Reihenhäusern " locker abschließen". Für die acht bis Zehn Wohneinheiten müssen Gartenflächen in Anspruch genommen werden - annähernd 15 Prozent, sagt die OWG. Der Zeitpunkt für den Baubeginn liegt allerdings noch nicht fest.

Die Bauabsicht sorgt erhebliche Unruhe unter den Gartenbewirtschaftern. Unter ihnen sind zahlreiche ehemalige Mitarbeiter (Pensionäre) bzw. deren Angehörige. Besonders die älteren Leute sind nachhaltig betroffen. Sie haben in langen Jahren in den Grünanlagen immer wieder Erholung und Ablenkung gefunden.
In zahlreichen Gesprächen mit den Hobby-Gärtnern, unter denen auch aktive kabelmetal-Mitarbeiter sind, drückte sich die Niedergeschlagenheit über den drohenden Verlust der schmucken Gartenwinkel aus. Anneliese Behrendt: " Der Garten ist das, was uns hier hält." Witwe Grete Viebig: " Wenn ich so allein bin, gehe ich nachmittags in den Garten."
" Mir können Sie kostenlosen Urlaub in Amerika oder auf Mallorca anbieten, ich bleibe lieber in meinem Garten", sagt Baucko van der Schüür. Sein Garten sei seine Welt, wo err Tauben, Kaninchen, Fasanen und Hühner hält. Bei dem Gedanken an eine Bebauung könne er weinen. Und sein Sohn: " Sonst ist die Stadt doch für Grünanlagen, hier will sie sie vernichten. Van der Schüür, Vater von sechs Kindern, hat in elf Jahren nicht nur Geld, sondern auch Kraft investiert. " Bäume, Hecken und Pflanzen haben wir uns vom Munde abgespart."
Die 84jährig Maria Schafstall wohnt seit 1923 in der roten " Krelings-Burg". Seit dem tragischen Tod von Sohn und Mann ist sie oft im Garten. " Sonst komme ich ins Grübeln", sagt sie.
Und so geht es fort. Selbst Günter rott, der erst seit 1977 hier wohnt und ein besonders gepflegtes Stück Land hat, kann seinen Unmut über die von der OWG in einer Mieterversammlung offengelegte Planung nur schwer unterdrücken: " Jeden Tag stehe ich acht Stunden im Mief des Werkes, habe keinen Balkon, aber meinen Garten. Und nun?" - Wie Günter Rott ist auch die Familie Schubert fast täglich (" in jeder freien Minute") im Garten.
Auf die Mieter kommen allerdings schon erhebliche Änderungen zu. Die Mieten beispielsweise, von kabelmetal seit fünf Jahren nicht verändert, werden angehoben. Dazu die OWG: " Durch den Erwerbspreis in Verbindung mit den Finanzierungskosten ergeben sich Mietpreise, die von den bisherigen Mieten nicht gedeckt sind. Die mögliche Mieterhöhungen richten sich nach dem Gesetz zur Regelung der Miethöhe. Auch nach Durchführung von Mieterhöhumgen bleibe ein " wirtschaftlicher Verlust" bestehen, unterstreicht OWG-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Stöckmann.
Derzeit sie es zu früh, erklärte Stöckmann weiter, um über den Umfang und den Zeitpunkt einer Modernisierung zu sprechen, Das könne erst nach Bestandsaufnahme und Gespräche mit den Mietern geschehen. Auch nach diesen Arbeiten stehen den Bewohnern Mieterhöhungen ins Haus.
Die 74jährige Otti Recker nähme das alles in Kauf, wenn sie nicht schon vorher Verschlechterungen für sich erwartet. Nach der neuen OWG-Hausordnung nämlich sind nicht allein die Parterremleter für Reinigung und Säuberung von Gehweg- und Hofflächen verantwortlich, sondern alle Mieter, wie auch dann Otti Recker. " Mit meinen 74 Jahren kann ich das doch garnicht", meinte sie besonders mit Hinweis auf den letzten strengen Winter. Ihre Konsequenz: Sie such sich eine neue Wohnung, nachdem sie 44 Jahre an der Krelingstraße gelebt hat.
Autor:
Harald Preuin
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