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1.
Erscheinungsdatum:
25.02.2021
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
„Alles war schwarz″
Zwischenüberschrift:
Vor 20 Jahren brennt das Osnabrücker Schulzentrum Sebastopol
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Es
war
die
auf
den
Ossensamstag
folgende
Nacht,
als
vor
20
Jahren
ein
Großfeuer
das
Osnabrücker
Schulzentrum
Sebastopol
zerstörte.
Zwei
Jahre
lang
mussten
die
betroffenen
Schulen
improvisieren,
bis
sie
im
März
2003
die
Neueinweihung
feiern
konnten.
Um
2.25
Uhr
am
frühen
25.
Februar
2001
bemerkte
ein
Taxifahrer
von
der
Knollstraße
aus
einen
Feuerschein
im
Schulzentrum.
Er
verständigte
seine
Funkzentrale,
und
die
alarmierte
sofort
die
Feuerwehr.
Die
wenig
später
eintreffenden
Feuerwehrleute
rückten
unter
Atemschutz
in
das
Gebäude
vor.
Als
sie
sich
vom
„
Forum″
aus,
dem
weitläufigen
Foyer,
der
Cafeteria
näherten,
flogen
ihnen
schon
die
Fensterscheiben
aus
den
Innentrennwänden
entgegen.
In
dem
Schüler-
„
Café
Olé″
war
ein
offenes
Feuer
ausgebrochen,
das
sich
rasch
ausbreitete.
Giftige
Rußablagerungen
Berufsfeuerwehr
und
die
Freiwilligen
Wehren
Haste
und
Sutthausen
hatten
das
Feuer
bald
unter
Kontrolle.
Erst
in
den
Tagen
danach
zeigte
sich,
dass
der
eigentliche
Brandschaden
noch
das
geringste
Übel
war.
Als
viel
gravierender
erwiesen
sich
Brandgase,
Rauch
und
Ruß.
Sie
hatten
sich
bis
in
die
hintersten
Winkel
des
riesigen
Gebäudekomplexes
verteilt.
Geschlossene
Türen
und
Schränke
waren
keine
Hindernisse.
Alles
war
von
einer
schwarzen,
schmierigen
Rußschicht
überzogen.
Das
Problem:
Als
Verbrennungsprodukt
bestimmter
Kunststoffe
entsteht
Salzsäure,
die
nicht
nur
Metalle,
auch
Beton
zum
Korrodieren
bringt.
Mit
Abwaschen
ist
es
nicht
getan.
Deshalb
kamen
die
Schadensgutachter
bald
zu
dem
Ergebnis,
dass
nicht
nur
das
bewegliche
Inventar,
sondern
auch
alle
Innenbauteile
und
Installationen
einschließlich
der
Zwischendecken
abgängig
waren.
Nicht
weniger
als
eine
komplette
Entkernung
des
Baukörpers
stand
an.
Weil
am
Ossensamstag
ausgiebig
gefeiert
worden
war,
erschien
es
der
Kripo
zunächst
nicht
unwahrscheinlich,
dass
heimwärts
ziehende
Partygäste
den
Brand
gelegt
haben
könnten.
Doch
nach
wenigen
Tagen
schlossen
die
Ermittler
die
Akte:
Brandstiftung
könne
ausgeschlossen
werden.
Man
habe
keine
Spuren
im
frisch
gefallenen
Schnee
und
keine
Hinweise
auf
Manipulationen
an
Türen
und
Fenstern
finden
können,
hieß
es
vonseiten
der
Beamten.
Als
Brandursache
wurde
vielmehr
ein
technischer
Defekt
festgestellt.
Eine
Mehrfachsteckdose
an
der
Theke
im
Schülercafé
hatte
infolge
Überhitzung
einen
Schwelbrand
ausgelöst.
Im
Zusammenwirken
verschiedener
Gase
und
der
Temperaturerhöhung
in
dem
zunächst
abgeschlossenen
Raum
kam
es
zu
einem
sogenannten
„
Flashover″
–
und
einem
Vollbrand
in
der
Folge.
Die
Temperaturen
am
Brandherd
wurden
so
hoch,
dass
sogar
eine
Auflaufform
aus
feuerfestem
Jenaer
Glas
zu
einem
Klumpen
zusammenschmolz.
Die
angeblich
nicht
brennbaren
Deckenverkleidungen
im
„
Forum″
brannten
und
fielen
zusammen
mit
den
darüber
angeordneten
Lüftungskanälen
herunter.
Die
Feuerwehrleute
mussten
die
großen
Scheibenfronten
einschlagen,
um
die
massiven
Rauchansammlungen
abziehen
zu
lassen.
Schüler
auf
der
Straße
Im
Schulzentrum
Sebastopol
(heute:
Schulzentrum
Sonnenhügel)
waren
damals
vier
Schulen
untergebracht:
das
Ernst-
Moritz-
Arndt-
Gymnasium
(EMA)
,
die
Sophie-
Scholl-
Orientierungsstufe,
die
Felix-
Nussbaum-
Hauptschule
und
die
Wittekind-
Realschule.
Am
nachhaltigsten
betroffen
waren
die
Räume
des
EMA.
Der
damalige
EMA-
Schulleiter
Hartmut
Bruns
erinnert
sich
so
an
die
Unglücksnacht:
„
Unser
Hausmeister
Udo
Lüddecke
weckte
mich
telefonisch,
kurz
nachdem
er
von
dem
Feueralarm
erfahren
hatte.
Ich
kam
aus
dem
Tiefschlaf
und
war
so
unsortiert,
dass
ich
etwas
völlig
Danebenliegendes
sagte,
etwa
wie:
,
Das
werdet
ihr
ja
wohl
selbst
lösen
können,
muss
ich
dafür
extra
rauskommen?
′
Im
nächsten
Moment
wurde
mir
klar,
was
das
bedeutete:
Der
Unterricht
für
die
rund
1000
Schüler
des
Schulzentrums
könnte
betroffen
sein.
Fünf
Minuten
später
saß
ich
im
Auto
und
raste
zum
Sonnenhügel.
Schon
als
ich
vom
Haster
Weg
in
die
Knollstraße
einbog,
konnte
ich
bei
geschlossenen
Fenstern
den
Brand
riechen.″
An
Ort
und
Stelle
eingetroffen,
fragte
ein
Feuerwehrmann,
wer
denn
einen
Schlüssel
habe,
um
die
rückseitigen
Türen
zwecks
Rauchabzugs
zu
öffnen.
„
Mein
Kollege
Karl
Wurdel
von
der
Nussbaum-
Schule,
Udo
Lüddecke
und
ich
meldeten
uns,
weil
wir
Generalschlüssel
hatten.
Ein
Feuerwehrmann
führte
uns
durch
das
Forum.
Das
offene
Feuer
war
inzwischen
gelöscht,
aber
der
Rauch
hing
noch
unter
der
Decke.
Es
sah
gespenstisch
aus.
Alles
war
schwarz,
überall
Trümmer
und
geschmolzene
Metallgerippe,
die
völlig
deformierte
Telefonzelle
war
noch
irgendwie
zu
erkennen.
Wir
öffneten
die
hinteren
Türen.″
Die
Aktion
war
aber
wohl
nicht
so
ganz
mit
dem
Einsatzgeschehen
koordiniert:
„
Später
machte
uns
ein
Feuerwehr-
Hauptmann
heftige
Vorwürfe,
wie
wir
da
einfach
so
reingehen
konnten.
Er
brauche
nicht
auch
noch
Leute
mit
Rauchvergiftungen.″
Später
am
Vormittag
trafen
sich
die
Schulleiter
mit
Schuldezernent
Reinhard
Sliwka
zur
Krisensitzung.
Es
hatte
sich
bereits
herauskristallisiert,
dass
die
Orientierungsstufe
am
wenigsten
abbekommen
hatte.
Man
hegte
die
Hoffnung,
dass
deren
Räume
bereits
nach
wenigen
Tagen
und
einer
gründlichen
Reinigung
wieder
benutzt
werden
könnten.
Aber
auch
die
anderen
Schulen
legten
Wert
auf
möglichst
optimistische
Nachrichten,
damit
die
Anmeldezahlen
für
das
kommende
Schuljahr
nicht
einbrechen
würden.
So
ist
es
wohl
zu
erklären,
dass
Sliwka
zwei
Tage
nach
dem
Brand
ein
ehrgeiziges
Ziel
verkündete:
Nach
den
Sommerferien
(2001!
)
solle
das
renovierte
Schulzentrum
wieder
bezogen
werden
können.
Lange
Improvisation
Es
kam
dann
allerdings
ganz
anders.
Zwar
konnten
Orientierungsstufe,
Hauptschule
und
Realschule
nach
den
Sommerferien
etwas
zusammengedrängt
wieder
den
sogenannten
Altbau
des
Schulzentrums
nutzen,
aber
für
das
EMA
ging
die
Odyssee
mit
bis
zu
60
verschiedenen
Ersatz-
Räumlichkeiten
noch
lange
weiter.
Es
sollte
bis
Januar
2003
dauern,
ehe
die
Ausweichstandorte
und
Containerklassen
endlich
der
Vergangenheit
angehörten.
Das
Gebot
europaweiter
Ausschreibungen,
Pfusch
am
Bau
und
zwischenzeitliche
Konkurse
beauftragter
Firmen
hatten
für
eine
Kette
unglücklicher
Verzögerungen
gesorgt.
Der
bei
der
Wiedereinweihungsfeier
am
27.
März
bemühte
Vergleich
vom
„
Phönix
aus
der
Asche″
klang
dann
aber
doch
recht
überzeugend,
denn
das
Schulzentrum
war
für
eine
Gesamtsumme
von
15,
1
Millionen
Euro
nun
moderner
und
zweckmäßiger
denn
je
zuvor
geworden.
Etwa
90
Prozent
der
Baukosten
hatte
die
Feuerversicherung
übernommen.
Für
den
Rest
musste
die
Stadt
selbst
aufkommen,
weil
er
Sonderwünsche
wie
etwa
eine
verstärkte
Neigung
des
Flachdachs
betraf.
Solidarität
der
Stadt
Was
bei
Hartmut
Bruns
auch
nach
20
Jahren
geblieben
ist:
tief
empfundene
Dankbarkeit
gegenüber
den
Asyl
gewährenden
Einrichtungen,
ob
es
andere
Schulen,
die
Hochschule
und
die
Universität
waren,
Kirchengemeinden,
Sportvereine,
Gemeinschaftszentren,
das
Konservatorium
oder
sogar
das
Nussbaum-
Museum.
„
Wir
haben
die
Solidarität
der
ganzen
Stadt
erfahren.″
Nicht
zuletzt
hätten
die
für
die
Stundenpläne
zuständigen
Kollegen
Großartiges
geleistet.
Bei
den
oft
kurzfristig
sich
ergebenden
Änderungen
habe
man
für
jede
Klasse
Telefonketten
organisiert.
Letztlich
sei
aber
das
Internet
die
Rettung
als
Kommunikationsplattform
gewesen.
Dabei
bestand
das
Problem,
dass
damals
gerade
einmal
ein
Drittel
der
Schüler
und
der
Lehrkräfte
einen
Anschluss
besaß.
Auch
in
der
Hinsicht
galt
es
zu
improvisieren.
Eine
Lehrerin
rief
zum
Beispiel
jeden
Abend
ihren
Sohn
in
Berlin
an,
der
dann
für
seine
Mutter
im
Internet
nach
dem
Vertretungsplan
des
nächsten
Tages
schaute.
Bei
der
Stadtverwaltung
sieht
Bruns
keine
Schuld
an
den
bürokratiebedingten
Verzögerungen
bei
den
Baumaßnahmen.
An
den
Bestimmungen
des
öffentlichen
Vergaberechts
seien
sie
halt
nicht
vorbeigekommen:
„
Reinhard
Sliwka
und
Fachbereichsleiter
Hans-
Georg
Freund
haben
wirklich
alles
gegeben,
um
uns
unser
Schicksal
zu
erleichtern.″
Bildtexte:
Bestandsaufnahme
nach
dem
Brand:
Gutachter
und
Versicherungsexperten
besichtigen
Schäden
im
Obergeschoss
des
Schulzentrums
Sebastopol
nach
dem
Feuer
vor
20
Jahren.
Lüftungskanäle
und
ausgeglühter
Schrott
liegen
überall
im
Weg.
Der
Foyerbereich,
das
„
Forum″,
war
besonders
stark
vom
Brand
betroffen.
Das
Schulzentrum
Sonnenhügel
lässt
heute
nichts
mehr
von
der
Brandkatastrophe
erahnen.
Die
gewellten
Sitzmulden
im
„
Forum″
sind
von
herabgestürzten
Deckenteilen
bedeckt.
Fotos:
Archiv/
Klaus
Lindemann,
Archiv/
Michael
Hehmann,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks