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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Winterdienst der Stadt in der Kritik
 
Lob und kritische Fragen
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Winterdienst: CDU durchkreuzt die Harmonie
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Straßenkreuzungen im Stadtzentrum waren für Fußgänger kaum zu passieren, auf Radwegen türmte sich der Schnee, Wohngebiete waren nur mit Allradfahrzeugen zu erreichen. Über den Winterdienst der Stadt gab es schon viele Beschwerden, aber als sich der Betriebsausschuss Osnabrücker Servicebetrieb am Donnerstagabend mit dem Thema befasste, war aus allen Ratsfraktionen fast nur Lob und Anerkennung für die 240 Einsatzkräfte vernehmbar, Kritik wurde in Watte gepackt oder als gut gemeinter Verbesserungsvorschlag ins Spiel gebracht. Ganz anders liest sich eine Pressemitteilung der CDU vom Freitag: Fraktionschef Fritz Brickwedde beruft sich auf die große Unzufriedenheit in der Bürgerschaft″ und stellt zehn kritische Fragen zum Winterdienst.

Osnabrück Mit zehn kritischen Fragen zum Winterdienst hat der CDU-Fraktionsvorsitzende Fritz Brickwedde am Freitag den Osnabrücker Servicebetrieb (OSB) aufs Korn genommen. Am Abend zuvor war es noch recht harmonisch zugegangen, als Politiker aller Fraktionen anerkennende Worte für den OSB fanden.
Respekt für die große Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Osnabrücker Servicebetriebes″ bei der Bewältigung des starken Schneeaufkommens bekundet zwar auch Brickwedde, um sich dann aber auf die große Unzufriedenheit in der Bürgerschaft″ zu berufen. In der nächsten Ratssitzung am 9. März erwartet er Antworten auf seine zehn Fragen zum Winterdienst.
Der CDU-Politiker will wissen, wie sich der OSB auf den angekündigten Schneefall vorbereitet hat und ob es einen Masterplan für solche Schneeereignisse″ gibt, er erkundigt sich, wann die ersten Räumfahrzeuge ausrückten und ob Landwirte oder Bauunternehmen in den Winterdienst einbezogen wurden.
Brickwedde fragt weiter, ob es wirklich unausweichlich sei, die Schneemassen an den Straßen dort aufzuhäufen, wo andere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Fahrradfahrer beeinträchtigt werden. Zudem spricht er die Möglichkeit an, den Schnee nicht nur zu verschieben, sondern abzutransportieren″. Die Verwaltung soll zudem Auskunft geben, was sie unternommen hat, wenn der Räumpflicht der Anlieger auf Gehwegen tagelang nicht nachgekommen wurde.
Einige der aufgeworfenen Fragen waren bereits Thema, als sich am Donnerstagabend der Betriebsausschuss Osnabrücker Servicebetrieb mit dem Winterdienst beschäftigte. Politiker aus Brickweddes CDU und aus den anderen Fraktionen äußerten dabei übereinstimmend ihre Anerkennung für die Leistung der OSB-Mannschaft bei der Bewältigung der Schneemengen. Ich weiß, was für eine körperliche Anstrengung das ist″, würdigte Ratsherr Thomas Niemann (CDU) und fügte hinzu, der OSB sei eine tolle Truppe″.
Größten Respekt″ bekundete der Ausschussvorsitzende Heiko Panzer (SPD) und fügte hinzu, er wolle sich kein Urteil anmaßen, was da falsch gelaufen ist″. Als weltmeisterlich″ bezeichnete FDP-Ratsherr Oliver Hasskamp den Winterservice nach den starken Schneefällen, lobende Worte fanden auch Bürgermeisterin Birgit Strangmann (Grüne) und die Linke-Ratsfrau Giesela Brandes-Steggewentz. Vorsichtige Kritik gab es aber auch. Etwa, dass viele Kreuzungen in der Innenstadt nach mehreren Tagen für Fußgänger unpassierbar waren und dass der Schnee zum Teil auf Radwege geschoben wurde und dort liegen blieb.

1000 Tonnen Salz

OSB-Chef Detlef Schnier bat um Verständnis, dass nicht alles so funktioniert habe wie gewünscht. In den vergangenen 30 Jahren sei wohl noch nie so viel Schnee in so kurzer Zeit gefallen. 240 Mitarbeiter des OSB hätten in drei Schichten ihre Touren absolviert oder von Hand geschaufelt. Mit 73 Fahrzeugen sei geräumt und gestreut worden, in neun Tagen habe das Team mehr als 1000 Tonnen Salz auf die Straße gebracht. Und schon jetzt zeichne sich ab, dass der Winterdienst in diesem Jahr teurer werde als eine Million Euro obwohl der Haushaltsansatz für 2021 nur 394 000 Euro betrage.
Die große Schneemenge habe es unmöglich gemacht, wichtige Bereiche frei zu halten, räumte Schnier ein. Vielerorts sei es zu einem Katz-und-Maus-Spiel″ gekommen, weil Anwohner den Schnee auf die Fahrbahn geschaufelt und seine Mitarbeiter ihn wieder in die Einfahrten geschoben hätten.
Die Kritik, dass Radwege gar nicht geräumt worden seien, wies der OSB-Chef zurück. Auf Hochbordradwegen kämen die Schmalspur-Räumfahrzeuge aber oft nicht durch, weil parkende Autos, Verkehrsschilder oder andere Hindernisse die Durchfahrt verhinderten. Radstreifen auf der Fahrbahn könnten nicht vollständig vom Schnee befreit werden, weil die Fahrer mindestens 30 Zentimeter Abstand zum Bordstein halten müssten, zu parkenden Autos noch mehr. Obwohl auch auf den Radwegen Salz oder Sole ausgebracht werde, schmelze der Restschnee dort nicht so gut wie auf der Fahrbahn, wo die Autoreifen diesen Prozess beschleunigten.
Den schon mehrfach diskutierten Vorschlag, auf mehrspurigen Straßen den Schnee auf die mittleren Fahrspuren statt an den Rand zu schieben, bewertete Schnier als wenig praktikabel. Auf Nachfrage unserer Redaktion räumte er ein, dass ein entsprechender Versuch auf einem Straßenabschnitt wohl sinnvoll gewesen wäre. Doch das sei in der allgemeinen Anspannung unterblieben.

Stromkasten abgefahren

Die Frage, ob der Einsatz von Privatunternehmen den Winterdienst effizienter machen würde, verneinte der Betriebsleiter. Auf jeden Fall würden sich die Kosten erhöhen, auch weil Vorhaltekosten anfielen. Für einen solchen Schritt müsse eine Gebührenerhöhung von 18 bis 20 Prozent einkalkuliert werden, auch auf den städtischen Haushalt kämen dann weitere Belastungen zu. Anders verhalte es sich mit punktuellen Räumdiensten von privater Seite. Doch das funktioniere nur, wenn es detaillierte Streckenpläne für solche Aufträge gebe.
Zum Schneeräumdienst der vergangenen Tage hielt Schnier fest, dass es glücklicherweise keinen Arbeitsunfall gegeben habe, aber einige kleinere Sachschäden. Dazu gehörten zwei abgefahrene Außenspiegel, zehn Lack- oder Blechschäden, ein abgefahrener Stromkasten und ein zerstörtes Vordach über einem Hauseingang. In einem Fall sei der Schneeschild eines Räumfahrzeugs nach Bordsteinberührung abgesprungen, dreimal hätten festgefahrene Winterdienstfahrzeuge mit einem Kran befreit werden müssen.

Bildtext:
Extremer Schneefall stellte den Osnabrücker Servicebetrieb vor große Herausforderungen. Das Foto zeigt Räumfahrzeuge am 7. Februar in der Iburger Straße.
Foto:
Michael Gründel
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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