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1.
Erscheinungsdatum:
19.02.2021
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Feldkamps Landschwarzbrot Marke Herold″
Zwischenüberschrift:
Pumpernickel aus dem Osnabrücker Stadtteil Pye wurden früher in alle Welt verkauft
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Die
Fabrikationsanlagen
der
Großbäckerei
Feldkamp
am
Fürstenauer
Weg
in
Pye
fristeten
in
den
drei
Jahrzehnten
nach
der
Betriebseinstellung
ein
weitgehend
unauffälliges
Dasein.
In
die
Schlagzeilen
gerieten
sie
vor
gut
einem
Jahr,
als
die
Beschwerden
von
Nachbarn
über
ausufernden
Partylärm
in
der
inzwischen
zum
Teil
als
Veranstaltungssaal
genutzten
Immobilie
deutlich
artikuliert
wurden.
Saalbetrieb
hätte
nicht
genehmigt
werden
dürfen:
Dröhnend
laute
Musik,
Feuerwerke,
Hupkonzerte,
aufheulende
Motoren
PS-
starker
Autos,
zugeparkte
Grundstückseinfahrten,
Verkehrschaos:
Darüber
führten
Anwohner
massiv
Klage
und
schalteten
die
Politik
ein.
Auf
Betreiben
der
CDU-
Fraktion
prüfte
die
Verwaltung
die
Genehmigungsunterlagen.
Dabei
kam
heraus,
dass
die
Nutzungsänderung
zu
einem
Festsaal
zu
Unrecht
genehmigt
wurde.
Bevor
das
„
Verfahren
zur
Rücknahme
der
Baugenehmigung
und
zur
Nutzungsuntersagung″
Fahrt
aufnehmen
konnte,
brachte
der
Corona-
Lockdown
den
Nachbarn
den
ersehnten
Wochenendfrieden.
Wie
es
nach
dem
Lockdown
weitergeht,
bleibt
abzuwarten.
„
Reform-
Schwarzbrot″
als
Verkaufsschlager:
Schlagzeilen
lieferte
Feldkamp
früher
auch.
Aber
eher
mit
flotten
Werbesprüchen
wie
„
Willst
du
dich
mit
Schmeling
messen,
musst
du
Feldkamps
Schwarzbrot
essen″.
Das
„
Reform-
Schwarzbrot″
galt
als
gesund
und
kräftigend
und
war
ein
Verkaufsschlager.
Die
Lieferungen
gingen
bis
nach
Übersee.
Das
war
möglich,
weil
Heinrich
Feldkamp
(1890–1975)
ein
patentiertes
Verfahren
zur
Haltbarmachung
entwickelt
hatte.
Die
Backtemperatur
war
niedriger
als
gewöhnlich,
wurde
dafür
länger
gehalten.
Elektrische
Steuerung
sorgte
für
exaktes
Einhalten
der
optimalen
Temperatur,
bei
der
Vitamine
und
Spurenelemente
überwiegend
erhalten
bleiben
sollten.
In
den
1920er-
und
1930er-
Jahren
heimste
Feldkamp
dafür
Goldmedaillen
auf
Fachausstellungen
etwa
in
Breslau,
Leipzig
und
Brüssel
ein.
1989
kommt
das
Ende
der
Brotfabrik:
Niemand
zuvor
hatte
ein
bereits
geschnittenes
Pumpernickelbrot
in
die
Läden
gebracht.
Sterilisierung
und
Folienverpackung
in
500-
Gramm-
Portionen
machten
es
möglich,
dass
die
so
produzierten
„
Reformbrote″
nicht
mehr
nur
beim
Bäcker
um
die
Ecke,
sondern
auch
überregional
in
den
Lebensmittel-
Supermärkten
der
wachsenden
Ketten
wie
Vege
und
Edeka
erhältlich
waren.
Der
Sprung
in
die
neue
Vertriebsform
bescherte
Heinrich
Feldkamps
Sohn
Theodor
(Jahrgang
1927)
als
letztem
Geschäftsführer
nicht
nur
rasante
Umsatzsteigerungen,
sondern
in
den
1980er-
Jahren
zunehmend
auch
Probleme
mit
der
Marktmacht
der
Einzelhandelsriesen.
Daumenschrauben
setzten
diese
Akteure
nicht
nur
beim
Einkaufspreis
an,
sondern
auch
bei
teils
als
sittenwidrig
empfundenen
Zusatzleistungen
wie
Regalmieten,
Werbekostenzuschüssen
und
erpressten
„
Hochzeitsgeschenken″
bei
Fusionen.
Ende
der
1980er-
Jahre
sah
Theodor
Feldkamp
keinen
Sinn
mehr
darin,
sich
weiter
diesem
Wettbewerb
auszusetzen,
zumal
auch
keiner
der
Söhne
die
Brotfabrik
weiterführen
wollte.
Rechtsanwaltskanzlei
im
Altbau:
Feldkamps
Landschwarzbrot
ist
allerdings
nicht
komplett
aus
den
Regalen
verschwunden.
Vor
einigen
Jahren
erwarb
die
Bäckerei
Büscher
aus
Schwagstorf
das
Nutzungsrecht
des
Originalrezepts
und
fertigt
seitdem
für
den
regionalen
Markt
in
der
alten
Aufmachung
die
Brot-
Spezialität
mit
dem
klingenden
Namen.
Zuvor
hatte
Theodors
Ehefrau
Maria
Feldkamp
einen
Kleinverkauf
von
Backwaren
im
ehemaligen
Pausenraum
weitergeführt.
Als
passionierte
Künstlerin
hatte
sie
dort
neben
Brötchen
auch
eigene
Gemälde
im
Angebot.
Die
übrigen
Gewerbeflächen
wurden
nach
und
nach
vermietet.
Seit
1999
nutzt
Sohn
Heinz-
Bernd
Feldkamp
das
Bruchsteingebäude
der
früheren
Bäckerei
an
der
Ecke
Fürstenauer
Weg/
Pyer
Kirchweg
als
Sitz
seiner
Rechtsanwaltskanzlei.
Bergmeister
Herold
als
Namensgeber:
Dies
alles
spielt
sich
auf
dem
größeren
Teil
des
Firmenareals
auf
der
nordöstlichen
Seite
des
Fürstenauer
Weges
ab.
Die
eigentliche
Keimzelle
der
Bäckerei
mit
der
ersten
Mühle
liegt
hingegen
in
der
Gebäudegruppe
gegenüber
auf
der
anderen
Straßenseite.
Hier,
auf
der
Kuppe
zwischen
Pye
und
Hollage,
baute
sich
1818
der
damalige
Bergmeister
des
Piesberger
Kohlenbergwerks,
Adolf
Herold,
das
bis
heute
stehende
Herrenhaus,
umgeben
von
einer
kleinen
Landwirtschaft.
Der
Name
Herold
wurde
zur
Flurbezeichnung
„
Heroldskamp″.
Als
Theodor
Feldkamps
Großvater
Ferdinand
(1857–1917)
,
ebenfalls
Bergmann
und
Nebenerwerbslandwirt,
1881
das
nach
einem
Brand
heruntergekommene
Anwesen
erwirbt,
heißt
es
im
Volksmund:
Er
zieht
„
auf
den
Herold″.
Brot
für
die
hungrigen
Kanalbauer:
Der
landwirtschaftliche
Besitz
ist
nicht
sehr
groß
und
wirft
auch
zusammen
mit
dem
Bergmannssalär
kaum
genug
ab,
um
die
große
Familie
mit
13
Kindern
zu
ernähren.
Ferdinand
rät
seinem
ältesten
Sohn
Heinrich
zu
einem
neuen
Standbein:
Er
soll
das
Bäckerhandwerk
erlernen,
ein
Bäcker
fehle
nämlich
noch
in
Pye.
Heinrich
folgt
dem
Rat,
geht
bei
Bäcker
Trentmann
in
der
Redlingerstraße
in
die
Lehre
und
anschließend
auf
Wanderschaft.
Auf
der
Walz
lernt
er
Backbetriebe
und
-
methoden
in
vielen
Gegenden
Deutschlands
und
im
angrenzenden
Ausland
kennen.
Akribisch
hält
er
alles
in
Tagebuchaufzeichnungen
fest.
1911
kehrt
er
zurück.
Mithilfe
des
Vaters
wird
ein
Anbau
erstellt,
darin
eine
Backstube
eingerichtet
und
sogleich
angeheizt.
Die
Geschäfte
des
erst
21-
jährigen
Jungunternehmers
werden
vom
Bau
des
Stichkanals
beflügelt:
Feldkamp
erhält
den
Dauerauftrag,
alle
fünf
Kantinen
für
die
Arbeitskolonnen
zu
beliefern.
Herold
zu
Pferde
als
Markenzeichen:
Nach
einer
Zwangspause
während
des
Ersten
Weltkriegs,
Heinrich
Feldkamp
wird
zur
Kaiserlichen
Marine
eingezogen,
eine
Vertretung
gibt
es
nicht,
nimmt
der
Betrieb
in
der
„
Reformbrot-
Großbäckerei
und
Mühle″
sogleich
wieder
Fahrt
auf.
Auf
der
Suche
nach
einem
Markenzeichen
kommt
Feldkamp
auf
die
Idee,
den
Flurnamen
seines
Anwesens
umzusetzen.
Er
beauftragt
einen
Grafiker,
die
mittelalterliche
Herold-
Figur
des
fanfarenblasenden
Boten
zu
Pferde
als
Bildsymbol
zu
gestalten.
„
Feldkamps
Landschwarzbrot
Marke
Herold″
wird
zur
geschützten
Wort-
Bild-
Marke
angemeldet.
In
einem
salbungsvollen
Zeitungsbericht
heißt
es
dazu:
„
Wahrlich,
wie
ein
Herold
des
Osnabrücker
Landes
ist
Feldkamps
Reformbrot
in
alle
Welt
vorgedrungen
und
hat
des
Kreises
Ruhm
und
den
von
Pye
mit
dem
Heroldhaus
am
Fürstenauer
Weg
in
alle
Erdteile
getragen.″
„
Krieg
gegen
die
harte
Kruste″:
1927
ist
der
Geschäftsumfang
so
stark
angewachsen,
dass
der
„
Pyer
Schwarzbrotkönig″
Heinrich
Feldkamp
den
Sprung
über
den
Fürstenauer
Weg
wagt
und
auf
der
anderen
Seite
die
neue
Fabrik
einschließlich
einer
eigenen
Schrotmühle
und
einer
Kornreinigungsanlage
baut.
Sie
gilt
als
Vorzeigebetrieb.
Oft
kommen
auswärtige
Fachleute
zur
Besichtigung.
Es
werden
Brötchen
und
verschiedene
helle
Brotsorten
produziert,
Kerngeschäft
aber
bleibt
das
Schwarzbrot.
Nach
eigenem
Qualitätsanspruch
muss
es
„
dunkel,
süß,
schnittfest,
haltbar
und
leicht
verdaulich″
sein.
In
langen
Versuchsreihen
hat
Feldkamp
zudem
„
den
Krieg
gegen
die
harte
Kruste″
gewonnen,
wie
es
in
einem
Zeitungsbericht
heißt.
Französische
Zwangsarbeiter:
Während
des
Zweiten
Weltkriegs
bekommt
der
Betrieb
als
Ersatz
für
eingezogene
Gesellen
französische
Zwangsarbeiter
zugewiesen.
In
der
Firmenchronik
steht,
die
Franzosen
seien
im
April
1945
den
einmarschierenden
Briten
entgegengelaufen
und
hätten
um
Schonung
des
Betriebs
gebeten:
„
Chef
gut,
Chef
kein
Nazi!
″
Die
Franzosen
wollen
zunächst
gar
nicht
zurück
in
die
Heimat
und
arbeiten
freiwillig
weiter.
„
Weil
sie
bei
uns
gut
behandelt
wurden
und
immer
satt
zu
essen
bekamen″,
sagt
dazu
Theodor
Feldkamp
aus
eigener
Erinnerung.
24
Tonnen
Brot
pro
Tag:
Die
größte
Auslastung
erreicht
der
Betrieb
in
den
1980er-
Jahren.
70
Mitarbeiter
schaffen
einen
Ausstoß
von
bis
zu
2000
Broten
pro
Stunde,
die
Tageskapazität
liegt
bei
24
Tonnen
Backwaren.
Mehr
als
20
Lieferfahrzeuge
verteilen
die
Ware
–
bis
mit
dem
erreichten
Mengenwachstum
und
dem
Vorstoß
in
die
Regale
der
großen
Lebensmittelketten
die
beschriebenen
Probleme
ihren
Lauf
nehmen
und
der
Betrieb
schließlich
eingestellt
wird.
Während
rechts
des
Fürstenauer
Weges
die
Betriebsräumlichkeiten
an
verschiedene
gewerbliche
Nutzer
vermietet
sind,
zuletzt
unter
anderem
an
einen
Partyveranstalter,
ist
die
linke
Seite
des
Fürstenauer
Weges
komplett
in
Wohnraum
umgewandelt
worden.
Sieben
Parteien
genießen
die
geschichtsträchtigen,
sorgfältig
renovierten
Räumlichkeiten.
Darunter
Theodor
und
Maria
Feldkamp,
die
nächste
Generation
mit
Ludger
und
Rita
Feldkamp
sowie
deren
Kinder.
Hinzu
gesellen
sich
drei
„
internationale″
Parteien,
die
nicht
Feldkamp
heißen.
„
Auf
dem
gemeinsamen
Hof
kann
man
italienische,
russische
und
polnische
Töne
hören″,
berichtet
Rita
Feldkamp.
Gründungsort
des
Musikkorps
„
Herold″:
Es
ist
übrigens
der
Hof,
auf
dem
vor
fast
100
Jahren
das
Musikkorps
„
Herold″
zu
Pye
gegründet
wurde
und
erstmals
probte.
Nach
der
glücklichen
Rückkehr
aus
dem
Ersten
Weltkrieg
kamen
„
auf
dem
Herold″
junge
Männer
aus
dem
Freundeskreis
der
Gebrüder
Feldkamp
zusammen,
um
den
tristen
Alltag
der
von
Wirtschaftskrise,
Arbeitslosigkeit
und
Inflation
gekennzeichneten
frühen
1920er-
Jahre
zu
vergessen.
Aus
der
anfänglichen
Juxkapelle
wurde
bald
ein
ambitioniertes
Blasorchester,
das
heute
über
rund
50
Aktive
verfügt
und
aus
der
Musikszene
Pyes
und
Wallenhorsts
nicht
wegzudenken
ist.
Theodor
Feldkamp
agiert
als
eine
Art
Schutzpatron,
da
er
den
Musikern
Name
und
Logo
des
„
Herolds″
überlassen
hat.
Bildtexte:
Die
Brotfabrik
Feldkamp
in
Pye
im
Jahr
1991.
Der
Betrieb
ist
bereits
eingestellt,
aber
Gebäudebestand
und
Firmenschriftzug
sind
noch
unverändert.
Feldkamps
Bäckerwagen
im
Innenhof,
vermutlich
in
den
1920er-
Jahren.
Zweiter
von
rechts:
Bäckermeister
Heinrich
Feldkamp.
Die
alte
Brotfabrik
links
des
Fürstenauer
Weges
ist
heute
komplett
in
Wohnraum
umgewandelt
worden.
Feldkamp′s
Landschwarzbrot
wurde
in
dieser
Aufmachung
berühmt.
Mittlerweile
wird
es
von
Bäckerei
Büscher,
Schwagstorf,
in
Lizenz
hergestellt.
Die
weitere
Nutzung
einer
der
stillgelegten
Backstuben
wird
im
Jahr
1991
diskutiert.
Von
rechts:
Theodor
Feldkamp,
der
Pyer
Ortsbürgermeister
Josef
Thöle
und
Burkhard
Teschner
von
der
Osnabrücker
Musikerinitiative.
Keimzelle
der
Brotfabrik
ist
der
Gebäudekomplex
Fürstenauer
Weg
225/
227
mit
dem
Herold′schen
Herrenhaus
von
1818
(links)
und
Nebengebäuden.
„
Schwarzbrotkönig″
Heinrich
Feldkamp
(1890–1975)
gründete
die
Großbäckerei.
Heinrich
Feldkamp
auf
dem
Bock
des
Bäckerwagens
startet
zu
einer
Lieferfahrt,
vermutlich
in
den
1920er-
Jahren.
Zeitungsannonce
aus
dem
Jahr
1936.
Theodor
Feldkamp
(geboren
1927)
war
letzter
Geschäftsführer
der
Brotfabrik.
Das
Bildsymbol
des
Herold
ziert
nicht
nur
Schwarzbrot-
Packungen,
sondern
auch
den
Glockenturm
am
Anwesen
Fürstenauer
Weg
225.
Fotos:
Hermann
Pentermann,
Archiv
NOZ,
Archiv
Familie
Feldkamp,
Maria
Theresia
Seelig-
Bothe,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks