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1.
Erscheinungsdatum:
18.02.2021
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Hat die Herde was geahnt?
Zwischenüberschrift:
Totes Elefantenbaby im Zoo Osnabrück: Fragen und Antworten
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Trauer
im
Zoo
Osnabrück:
Ein
am
11.
Februar
2021
geborenes
Elefantenbaby
musste
nach
nur
fünf
Tagen
eingeschläfert
werden,
weil
es
nicht
bei
seiner
Mutter
trank
und
immer
schwächer
wurde.
Fragen
und
Antworten
zum
Dickhäuter-
Drama
am
Schölerberg.
Das
Elefantenbaby
kam
bereits
vor
einer
Woche
zur
Welt.
Warum
hat
der
Zoo
Osnabrück
mit
dieser
Nachricht
bis
zum
Tod
des
Tieres
fünf
Tage
später
gewartet?
Wie
der
Zoo
am
Dienstag
mitteilte,
hat
er
deswegen
nicht
früher
über
die
Geburt
informiert,
weil
es
„
von
Anfang
an
nicht
gut
aussah,
aber
dennoch
die
Hoffnung
bestand,
dass
das
Tier
über
das
Wochenende
anfängt
zu
trinken″.
Der
kleine
Bulle
wurde
in
der
Nacht
zum
vergangenen
Donnerstag
(11.
Februar)
geboren,
wollte
aber
einfach
nicht
bei
seiner
Mutter
Sita
trinken.
Er
entwickelte
schließlich
starken
Durchfall
und
wurde
immer
schwächer.
„
Wir
haben
alles
versucht,
auch
mit
Unterstützung
vieler
Experten,
aber
nun
mussten
wir
unsere
Verantwortung
wahrnehmen,
damit
das
Tier
nicht
unnötig
leidet″,
fasst
Andreas
Wulftange,
zoologischer
Leiter
und
zuständig
für
die
Asiatischen
Elefanten
im
Zoo
Osnabrück,
die
tragischen
Ereignisse
zusammen.
Wie
machten
sich
die
Komplikationen
nach
der
Elefantengeburt
bemerkbar?
Die
nächtliche
Geburt
selbst
war
anscheinend
gut
verlaufen,
heißt
es
im
Zoo.
Schon
am
nächsten
Morgen
habe
es
jedoch
Grund
zur
Sorge
gegeben.
„
Was
uns
beunruhigt
hat,
war
das
Verhalten
der
Elefantenherde″,
erklärt
Wulftange.
Das
Neugeborene
habe
in
einer
Ecke
des
Elefantenhauses
gestanden
und
der
Rest
der
Herde
–
Mutter
Sita,
Leitkuh
Douanita
sowie
deren
Söhne
Minh-
Tan
(dreieinhalb
Jahre)
und
Yaro
(zwei
Monate)
–
in
der
anderen
Ecke.
Normalerweise
kümmere
sich
die
Mutter,
aber
auch
die
Anführerin
der
Herde
nach
der
Geburt
sofort
um
das
Jungtier,
würden
ihm
nicht
von
der
Seite
weichen.
Das
sie
es
in
diesem
Fall
nicht
taten,
sei
„
ungewöhnlich″
und
habe
„
nichts
Gutes″
erahnen
lassen.
Äußerlich
sei
der
neugeborene
Bulle
den
Tierpflegern
und
Tierärzten
gesund
erschienen.
Und
auch
die
erstgebärende
Sita
habe
noch
am
Vormittag
nach
der
Geburt
immer
mehr
Interesse
an
ihrem
Kind
gezeigt,
es
berüsselt
und
versucht,
ihm
die
Zitze
geben
–
was
der
Kleine
jedoch
verschmähte.
Wulftange:
„
Nach
der
ersten
Erleichterung,
dass
Sita
ihr
Kind
annimmt,
war
das
der
nächste,
noch
etwas
größere
Schock.″
Das
Jungtier
habe
zwar
an
vielen
anderen
Dingen
genuckelt,
selbst
an
den
Stahlträgern
an
der
Wand,
aber
er
wollte
offenbar
nicht
an
Sitas
Brust
saugen
und
so
die
lebenswichtige
Muttermilch
aufnehmen.
Was
hat
der
Zoo
unternommen,
um
das
Elefantenbaby
vor
dem
Verhungern
zu
retten?
Seit
Freitag
wurde
den
Angaben
zufolge
versucht,
den
Kleinen
mit
der
Flasche
und
angerührter
Elefantenmilch
aus
Ersatzpulver
an
Sitas
Zitzen
zu
bekommen.
In
den
ersten
drei
Tagen
sei
das
Muttertier
dafür
leicht
betäubt
worden,
sodass
es
schlief,
aber
noch
stand,
und
das
Team
direkt
zu
ihm
und
seinem
Kalb
in
den
Stall
gehen
konnte.
Da
die
Elefanten
im
Zoo
Osnabrück
im
geschützten
Kontakt
gehalten
werden,
die
Mitarbeiter
sich
ihnen
also
nur
durch
sichere
Abtrennungen
hindurch
nähern,
sei
ein
so
enges
Arbeiten
mit
den
Tieren
nur
mit
Narkosemitteln
möglich.
Zootierarzt
Thomas
Scheibe
berichtet:
„
Anfangs
stemmte
sich
das
Jungtier
mit
allen
vier
Füßen
dagegen,
als
wir
es
näher
zu
seiner
Mutter
an
die
Zitze
bringen
wollten.
Das
ist
wirklich
Schwerstarbeit
bei
einem
100-
Kilo-
Tier
–
und
auch
nicht
ungefährlich.
Der
kleine
Bulle
trank
nach
einigen
Versuchen
aus
der
Flasche,
und
wir
konnten
ihn
nach
und
nach
zur
Zitze
leiten
–
aber
er
wollte
dort
nicht
saugen.″
Da
eine
tägliche
Sedierung
über
einen
längeren
Zeitraum
nicht
gut
für
die
Elefanten
sei,
habe
das
Team
zusätzlich
auf
Tricks
zurückgegriffen,
die
es
den
Tieren
in
jahrelangem
medizinischen
Training
beigebracht
hatte.
Auf
diese
Weise
sei
es
gelungen,
Mutter
Sita
passend
ans
Gitter
zu
stellen.
So
konnten
die
Tierpfleger
durch
die
Streben
die
Flasche
an
ihre
Zitze
halten
und
den
Kleinen
anlocken.
„
Sita
hat
das
super
mitgemacht
und
war
ganz
ruhig.
Aber
für
uns
war
es
immer
noch
sehr
gefährlich,
und
gleichzeitig
konnten
wir
die
Flasche
nicht
optimal
an
der
Zitze
positionieren,
wie
das
bei
Elefantenhaltung
mit
direktem
Kontakt
ohne
Abtrennung
möglich
ist.
Zudem
wollte
der
Kleine
einfach
nicht
an
die
Brust,
er
lief
immer
wieder
weg″,
bedauert
Scheibe.
Wenn
das
Elefantenbaby
partout
nicht
bei
der
Mutter
trinken
will,
warum
kann
man
es
nicht
einfach
mit
der
Flasche
aufziehen?
Die
originale
Elefantenmuttermilch
sei
besonders
wichtig,
betont
der
Zootierarzt.
„
Sie
ist
durch
nichts
zu
ersetzen,
denn
sie
enthält
über
längere
Zeit
mütterliche
Antikörper,
die
die
Jungtiere
der
Asiatischen
Elefanten
zum
Überleben
brauchen.″
Deswegen
sei
Füttern
per
Flasche
keine
dauerhafte
Lösung.
Scheibe
weiter:
„
In
allen
uns
bekannten
Fällen
haben
Flaschenaufzuchten,
die
von
Geburt
an
notwendig
waren,
gravierende
Auswirkungen
auf
Asiatische
Elefanten.
Die
Jungtiere
sind
meist
nur
wenige
Monate
oder
Jahre
alt
geworden,
da
sie
schnell
Infekte,
Krankheiten
oder
Knochenerkrankungen
entwickelten.″
Zudem
seien
mit
der
Flasche
aufgezogene
Dickhäuter
generell
zu
stark
vom
Menschen
geprägt
und
zeigten
artuntypisches
Verhalten.
So
können
sie
sich
laut
Zootierarzt
zum
Beispiel
nicht
richtig
in
einer
Herde
sozialisieren.
„
Für
die
Tiere
ist
das
mit
lebenslangem
Leiden
verbunden,
das
möchten
wir
ihnen
ersparen.″
Warum
haben
sich
die
anderen
Elefanten
so
wenig
um
den
jüngsten
Nachwuchs
gekümmert?
Das
ist
auch
für
die
Zoomitarbeiter
ein
Rätsel.
Biologe
Wulftange
sagt:
„
Es
kann
sein,
dass
das
Jungtier
nicht
ganz
gesund
war
–
was
wir
Menschen
vielleicht
nicht
wahrnehmen
können,
aber
die
Elefanten
schon.″
Der
Kleine
selbst
habe
auch
keinen
Kontakt
zu
den
anderen
Artgenossen
oder
seiner
Mutter
gesucht.
Hauptsächlich
sei
es
Sita
gewesen,
die
ihrem
Kind
hinterherlief.
Leitkuh
Douanita
habe
sich
völlig
gleichgültig
gezeigt.
„
Für
alle
Beteiligten
war
die
Situation
sehr
frustrierend
und
traurig″,
erinnert
sich
der
wissenschaftliche
Kurator.
Eigentlich
sei
alles
gut
laufen:
Sita
habe
die
Geburt
geschafft,
sich
sehr
gut
gekümmert
und
Milch
produziert.
„
Nur
das
Jungtier
wollte
nicht
zu
seiner
Mutter.″
Über
die
Tage
habe
sich
der
Gesundheitszustand
des
Kleinen
dann
verschlechtert:
Seine
Muskulatur
baute
merklich
ab,
und
am
Montag
bekam
er
starken
Durchfall.
Am
Dienstag
stand
der
Zoo
Osnabrück
dann
vor
der
schwierigen
Entscheidung,
das
Tier
einzuschläfern.
Wulftange:
„
Wenn
Elefanten
in
der
Natur
nicht
trinken,
verhungern
sie.
Dort
ist
niemand,
um
ihnen
zu
helfen.
Hier
im
Zoo
können
wir
immer
ein
wenig
gegensteuern.
Aber
wenn
es
nicht
weitergeht,
ist
das
Letzte,
was
wir
tun
können,
dem
Kleinen
die
Qualen
eines
Hungertodes
zu
ersparen
und
ihn
zu
erlösen.″
Auf
welche
externe
Unterstützung
hat
der
Zoo
Osnabrück
in
dieser
Notlage
zurückgegriffen?
Bis
es
zu
der
Entscheidung
kam,
dem
Elefantenbaby
eine
tödliche
Spritze
zu
geben,
arbeiteten
Tierpfleger,
Tierärzte
und
die
zoologische
Leitung
den
Angaben
zufolge
seit
der
Geburt
„
mit
Überstunden
unermüdlich
daran,
den
Kleinen
endlich
zum
Trinken
bei
seiner
Mutter
zu
bewegen″.
Dafür
standen
sie
auch
im
engen
Kontakt
mit
anderen
Zoos
und
Elefantenexperten
aus
ganz
Deutschland
sowie
mit
dem
zuständigen
Veterinäramt.
Noch
am
Dienstag
machte
sich
Imke
Lüders,
Zootierärztin
im
Allwetterzoo
Münster
und
tierärztliche
Beraterin
für
das
Zuchtbuch
von
Afrikanischen
Elefanten,
ein
Bild
von
dem
Jungtier:
„
Die
Situation
war
wirklich
sehr
kompliziert
und
schwierig,
das
Team
hat
alles
versucht″,
wird
sie
in
einer
Mitteilung
des
Osnabrücker
Zoos
zitiert.
Was
passiert
nach
dem
Einschläfern
mit
dem
toten
Elefantenbaby?
Die
Aufgabe
des
Elefantenbabys
war
laut
Kurator
Wulftange
für
alle
Beteiligten
ein
schwerer
Schritt.
„
Wir
hatten
uns
22
Monate
auf
den
Kleinen
gefreut.
Wir
haben
ihm
extra
noch
keinen
Namen
gegeben,
weil
die
Bindung
sonst
noch
größer
und
eine
derartige
Entscheidung
noch
schwerer
wird.″
Der
tote
Dickhäuter
wurde
am
Mittwochmorgen
in
die
Pathologie
der
Tierärztlichen
Hochschule
Hannover
gebracht,
um
dort
abschließend
untersucht
zu
werden.
„
Eventuell
wird
hier
noch
festgestellt,
warum
das
Jungtier
sich
so
merkwürdig
verhalten
hat.
Für
uns
sind
das
hier
die
traurigsten
Entscheidungen,
aber
sie
gehören
dazu.″
In
der
Nacht
vor
seinem
Abtransport
hatten
die
anderen
Osnabrücker
Elefanten
noch
Gelegenheit,
sich
von
dem
toten
Artgenossen
zu
verabschieden.
„
Insbesondere
für
Sita
kann
das
wichtig
sein″,
betont
der
Zooleiter.
Die
achtjährige
Elefantenkuh
habe
gezeigt,
dass
sie
eine
sehr
gute
Mutter
sei
– „
und
darüber
freuen
wir
uns
hier
bei
aller
Trauer
sehr″.
Bildtext:
Mit
einer
Flasche
führten
die
Zoomitarbeiter
das
Jungtier
an
die
Zitzen
der
sedierten
Mutter
Sita,
doch
dort
war
Schluss.
Die
wichtige
Muttermilch,
die
auch
vor
Krankheiten
schützt,
wollte
es
an
der
Brust
seiner
Mutter
nicht
trinken.
Foto:
Zoo
Osnabrück/
Lisa
Simon
Autor:
Sebastian Stricker