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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Überschrift:
Fühlt sich so an, ist aber kein „Jahrhundertereignis″
Zwischenüberschrift:
Rückblick und Einordnung: Wie sehr fällt der Winter 2021 in der Region Osnabrück aus der Reihe?
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Massenhaft Schnee und eisige Kälte: Diese Wetterkombination ist im Osnabrücker Land nicht gerade normal. Aber wie extrem ist dieser Winter wirklich?
Um es vorwegzunehmen: Ein Jahrhundertereignis″, so die Bezeichnung der Experten für ein Wetterereignis, das nur alle 100 Jahre auftritt, hat uns das Tiefdruckgebiet Tristan″ bei Weitem nicht beschert. Dafür ist die Schneemenge nicht mächtig genug, ein neuer Kälterekord ist nicht in Sicht, und auch die Folgen sind im Raum Osnabrück weniger gravierend als zunächst befürchtet. Dennoch fällt der Februar 2021 meteorologisch aus der Reihe, zumal die Winter in den vergangenen Jahren immer milder geworden sind.

So ist die aktuelle Situation: Vom 6. bis 9. Februar hat es in der Region zum Teil stundenlang und ohne Unterbrechung geschneit. Am meisten Schnee fiel am Sonntag. Am Dienstag hat der Deutsche Wetterdienst an der Station auf dem Osnabrücker Ziegenbrink eine Gesamtschneehöhe von 22 Zentimetern registriert. Das ist die offizielle Angabe. Private Messergebnisse dürften vielerorts davon nach oben abweichen und betragen meist 30 Zentimeter und mehr, wobei die starken Schneeverwehungen viele dieser Werte verfälschen.
Ähnlich viel Schnee lag zuletzt im Dezember 2010, als auch Weihnachten weiß war. Damals schneite es über mehrere Wochen immer wieder, sodass sich langsam eine Gesamthöhe von 24 Zentimetern ergab (gemessen am 26. Dezember 2010). Das ist ein Unterschied zur aktuellen Situation, in der es binnen kurzer Zeit viel Neuschnee gab. Für Westniedersachsen ist eine solche Wetterlage außergewöhnlich. Auch Frost im zweistelligen Minusbereich ist eher unüblich. Am Ziegenbrink sank die Temperatur in der Nacht zum Mittwoch auf minus 11, 9 Grad, an der DWD-Station in Belm sogar auf minus 15, 1 Grad. Die Nacht zum Donnerstag war mit minus 8, 4 beziehungsweise minus 9, 6 Grad etwas milder, die Nacht zum Freitag mit minus 11, 4 beziehungsweise minus 12, 9 Grad wieder knackig kalt.
So war der Februar 2020: Vor einem Jahr waren die Vorzeichen ganz anders. So zeigte das Thermometer am 16. Februar 2020 17, 8 Grad plus, nicht minus. Dauerfrost gab es im zurückliegenden Winter gar nicht und praktisch auch keinen Schnee. Ähnlich mild war auch der Winter 2019. Dagegen war es 2018 Ende Februar und Anfang März mit zehn Tagen Dauerfrost sehr kalt.

Das sind die Winterextreme der vergangenen 70 Jahre: Unsere Redaktion hat die Statistik des Deutschen Wetterdienstes für Osnabrück und die Region ausgewertet. Demnach gab es im Winter 1969 am meisten Schnee. Offizielle 42 Zentimeter wurden am 18. Februar 1969 gemessen und damit fast doppelt so viel wie in diesen Tagen. Wochenlang hatte der Winter die Stadt und den Landkreis fest im Griff. Platz 2 in der Top-5-Liste beansprucht der 12. Januar 1985, als in Osnabrück 36 Zentimeter Schnee lagen.
Zeitweise katastrophal waren die Verhältnisse im Winter 1978/ 79. Kurz nach Weihnachten führte damals eine ähnliche Wetterlage wie am vergangenen Wochenende vor allem in Norddeutschland zu einem echten Schneechaos. Der Raum Osnabrück wurde noch einmal am 13. Februar 1979 schwer getroffen, als orkanartige Böen meterhohe Schneeverwehungen verursachten. Am 15. Februar 1979 wurden 28 Zentimeter Schnee gemessen, einen Zentimeter mehr als am 13. Januar 1959 und einen Zentimeter weniger als am 19. Januar 1963. Und nicht zu vergessen der 25. November 2005, der mit seinen Schneemassen kurzzeitig das öffentliche Leben lähmte und mit ebenfalls 28 Zentimetern zu Buche schlägt Platz 4 in der Liste.

Und wie sieht es mit den Tiefsttemperaturen aus? Der Osnabrücker Kälterekord ist für den 16. Februar 1956 dokumentiert. Damals wurden minus 21, 4 Grad gemessen. Nur etwas wärmer (minus 20, 4 Grad) war es in der zweitkältesten Nacht am 14. Januar 1987. Eiskalt war es auch am Jahreswechsel 1996/ 97: Am 2. Januar 1997 sank die Temperatur auf minus 19, 5 Grad. In der jüngsten Vergangenheit gab es ebenfalls echte Kälteperioden. Im Winter 2010/ 11 lag nicht nur viel Schnee, im Dezember und Januar sind in der lokalen Wetterstatistik 27 Tage mit Dauerfrost erfasst. 2012 waren es vom 28. Januar bis 12. Februar immerhin 16 Eistage (mit Temperaturen nicht über dem Gefrierpunkt) und minus 15, 8 Grad am 7. Februar.

So ist das Fazit: Es hat zwar am vergangenen Wochenende viel, aber nicht extrem viel geschneit. Es ist in diesen Tagen zwar kalt, aber nicht extrem kalt. In der ungewöhnlichen Kombination aus massenhaft Schnee und eisiger Kälte wird der Februar-Winter 2021 als herausgehobenes Ereignis sicher einen prominenten Platz in der regionalen Wettergeschichte behalten. Wenn es um Schneemengen und Tiefsttemperaturen geht, rangiert er aber nicht unter den Top 10.

Bildtext:'
Sieht man auch nicht alle Jahre: dichtes Schneetreiben am 8. Februar im Osnabrücker Bürgerpark.
Foto:
Michael Gründel

Top 5 der Schneehöhen in Osnabrück
(Quelle: Deutscher Wetterdienst, gemessen an der Station auf dem Osnabrücker Ziegenbrink, Zeitraum 1951 bis 2021, Maximalhöhe je Ereignis)

18. Februar 1969: 42 cm
12. Januar 1985: 36 cm
19. Januar 1963: 29 cm
15. Februar 1979: 28 cm
26. November 2005: 28 cm
13. Januar 1959: 27 cm
Zum Vergleich: 9. Februar 2021: 22 cm
Anders als beim Regen variiert die gemessene Schneehöhe je nach Zusammensetzung.
Bei feinem Schneefall wie am ersten Februarwochenende dieses Jahres steigt die Höhe langsamer, bei dicken, voll ausgebildeten Flocken schneller, so wie das zum Beispiel im November 2005 der Fall war.

(Quelle: Deutscher Wetterdienst, gemessen an der Station auf dem Osnabrücker Ziegenbrink, Zeitraum 1951 bis 2021, Maximalhöhe je Ereignis)

Top 5 der Tiefsttemperaturen
(Quelle: Deutscher Wetterdienst, gemessen an der Station auf dem Osnabrücker Ziegenbrink, Zeitraum 1951 bis 2021, Tiefsttemperatur je zusammenhängende Kälteperiode)

16. Februar 1956: 21, 4 Grad
14. Januar 1987 :
20, 4 Grad
2. Januar 1997:
19, 5 Grad
31. Dezember 1978: 17, 3 Grad
1. Februar 1954:
16, 8 Grad
Zum Vergleich: 9. Februar 2021:
15, 1 Grad

(Quelle: Deutscher Wetterdienst, gemessen an der Station auf dem Osnabrücker Ziegenbrink, Zeitraum 1951 bis 2021, Tiefsttemperatur je zusammenhängende Kälteperiode)
Autor:
Holger Jansing


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