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1.
Erscheinungsdatum:
13.02.2021
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Von der „Hauptturnanstalt″ zum Impfzentrum
Zwischenüberschrift:
Die bewegte Geschichte der Sporthalle am Schlosswall
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Osnabrücks
„
Turnvater
Jahn″
hieß
Julius
Schurig.
Er
war
ein
genialer
Pädagoge
und
tatkräftiger
Organisator
des
Schulsports.
Als
städtischer
Oberturnlehrer
brachte
er
in
seiner
langen
Dienstzeit
zwischen
1865
und
1911
das
gesamte
Turnwesen
der
Stadt
aus
kleinsten
Anfängen
zu
stattlicher
Blüte.
Ein
wichtiger
Baustein
dabei
war
die
„
Hauptturnanstalt″
am
Schlosswall
–
die
heutige
Schlosswallhalle.
Mit
seltener
Hartnäckigkeit
wird
Schurig
immer
wieder
beim
Magistrat
vorstellig,
um
den
Bau
einer
großen,
neuzeitlichen
Turnhalle
durchzusetzen.
Denn
was
war
vorher?
Es
gab
den
„
Rabenkamp″
südlich
des
heutigen
Berliner
Platzes.
Dort
konnten
die
Ratsgymnasiasten
während
der
Sommermonate
üben.
Im
Winter
zog
man
in
einen
ehemaligen
Viehstall
an
der
Großen
Gildewart
9,
später
in
das
ausgediente
Legge-
Lokal
im
Alten
Rathaus.
1862
errichtete
eine
Aktiengesellschaft
auf
der
Ratswiese
an
der
heutigen
Turnerstraße
eine
erste
kleine
Turnhalle
im
Fachwerkstil.
Für
die
stark
wachsende
Schülerschaft
und
den
erwachenden
Vereinssport
war
diese
Halle
völlig
unzureichend.
Prächtiger
Start:
Im
Oktober
1873
hat
Schurig
es
geschafft:
Nach
Plänen
des
Stadtbaurats
Hackländer
und
Ausgestaltungsideen
Schurigs
wird
die
Doppelturnhalle
am
Schlosswall
eingeweiht
–
ein
repräsentativer
Bau
mit
neugotischen
Fenstern
und
zinnenbewehrten
Giebeln,
die
auch
dem
Hauptbahnhof
einer
mittleren
Großstadt
zur
Ehre
gereicht
hätten.
Die
„
Anstalt″
besteht
aus
zwei
Hallen
von
je
200
Quadratmeter
Nutzfläche
und
den
zugehörigen
Sanitärräumen.
In
einer
Halle
ist
Sägemehl,
die
andere
ist
mit
einem
Holzfußboden
ausgestattet,
sodass
man
darin
sogar
Rollschuh
laufen
kann.
Im
Obergeschoss
des
Zwischentrakts
befinden
sich
die
Wohnungen
für
den
Oberturnlehrer,
also
Schurig,
und
für
den
Hallenwärter.
Die
Hallen
avancieren
„
nach
ihrer
ganzen
Anlage
zu
einem
Muster-
Institut″
für
ähnliche
Bauten
in
Norddeutschland.
Auch
Hamburg
und
Bremen
lernen
von
Osnabrück
und
nehmen
hier
ihre
Blaupausen
ab.
Die
Schlosswallhalle
ist
und
bleibt
das
Flaggschiff
unter
Osnabrücks
Turn-
und
Sporthallen
–
auch
in
Gestalt
des
Nachfolgebaus
nach
dem
letzten
Krieg.
Die
städtische
Sportverwaltung
hat
hier
ihre
Büros.
Im
Krieg
erhält
die
Halle
Bombentreffer
und
brennt
aus.
Die
Außenmauern
stehen
noch.
Aber
der
neugotische
Tudor-
Stil
passt
nicht
in
die
neuen
Zeiten,
die
nun
auch
in
der
Architektur
für
Osnabrück
anbrechen
sollen.
Deshalb
ebnet
man
die
Ruine
ein.
Der
erste
Wiederaufbau
auf
dem
Grundstück
zwischen
Schlosswall
und
Heinrichstraße
betrifft
die
zur
Heinrichstraße
hin
gelegene
Turnhalle
der
Höheren
Mädchenschule.
Die
Stadt
gestattet
dem
Osnabrücker
Turnerbund
(OTB)
,
der
seine
eigene
Halle
am
Schnatgang
im
Krieg
verloren
hat,
die
beschädigte
Halle
für
den
eigenen
Übungsbetrieb
in
Eigenleistung
wieder
herzurichten.
Die
Vormittagsstunden
bleiben
dabei
für
das
Mädchengymnasium
reserviert.
1949
beginnt
hier
der
Übungsbetrieb.
1954
–
erster
Hallenneubau:
Zum
Wall
hin
beginnt
der
Wiederaufbau
1954.
Auf
den
Fundamenten
der
nördlichen
Alt-
Halle
entsteht
–
in
Anlehnung
an
die
Vorkriegsbezeichnung
–
die
neue
„
Hauptturnanstalt″,
eine
schlichte
Normturnhalle
mit
einer
Grundfläche
von
12
mal
24
Metern,
die
von
vornherein
als
erster
Bauabschnitt
einer
größeren
Gesamtanlage
gedacht
ist.
1963
–
Neubau
der
großen
Mehrzweckhalle:
Diese
größere
Anlage
nimmt
von
1961
bis
1963
Gestalt
an.
Kern
ist
eine
neue
Mehrzweckhalle
mit
einer
schwingenden
Parkettfläche
von
44
mal
24
Metern.
Und
einer
Tribüne
für
750
Zuschauer.
„
Ein
absolutes
Novum
für
Osnabrück
ist
der
Muskelkraftraum″,
lobt
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″.
Im
Obergeschoss
des
wallseitigen
Zwischentrakts
haben
Wand
an
Wand
die
Dachorganisationen
des
Schulsports
und
des
Vereinssports
ihre
Büros:
das
städtische
Sportamt
mit
seinem
neuen
Leiter,
dem
Zehnkampf-
Meister
Friedel
Schirmer,
und
die
Geschäftsstelle
des
Stadtsportbundes,
die
immerhin
für
38
Vereine
mit
16
000
Mitgliedern
zuständig
ist.
Neuartig
für
Osnabrück
ist
auch
die
rundum
verglaste
Pressekabine,
in
der
„
bei
ganz
großen
Ereignissen″
sogar
ein
Rundfunksprecher
Platz
nehmen
wird.
Ein
erstes
Großereignis
ist
die
Eröffnungsfeier
am
12.
Mai
1963.
Kein
Geringerer
als
NDR-
Sportchef
Herbert
Zimmermann
(„
Rahn
schießt
–
Tooooor!
Tooooor!
Tooooor!
Tooooor!
″)
sitzt
als
Moderator
im
Glaskasten.
In
einer
dreistündigen
Schau
zeigt
der
Osnabrücker
Leistungssport,
was
er
alles
so
draufhat.
Insbesondere
die
hochklassig
spielenden
Basketballer
und
Handballer
warten
sehnsüchtig
auf
das
neue
Parkett,
nachdem
sie
letzte
Länderspiele
noch
in
der
zugigen
Viehauktions-
Halle
Gartlage
bestreiten
mussten.
Tennis
und
Leichtathletik
präsentieren
sich
genauso
wie
Turner,
Boxer,
Judokas
und
die
Tischtennis-
Asse
um
Hans
Micheiloff.
Das
Jugendblasorchester
unter
Gustl
Huuck
spielt,
Architekt
Pause
überreicht
den
Schlüssel
an
Oberbürgermeister
Willi
Kelch.
Und
dann
kommt
der
Höhepunkt:
Die
Fußball-
„
Altligisten″
des
VfL
spielen
gegen
eine
junge
Auswahlmannschaft.
Die
Publikumslieblinge
um
Addi
Vetter
und
Hannes
Haferkamp
werden
umjubelt
und
siegen
plangemäß,
obwohl
sie
„
alle
an
Pfunden
sehr
zugenommen
haben,
aber
mit
dem
Ball
umzugehen
haben
sie
nicht
verlernt″,
wie
das
„
Tageblatt″
schreibt.
2010
–
kein
Abriss,
sondern
Sanierung:
Aber
auch
das
1963
hochgelobte
„
Zentrum
des
Hallensports
in
Osnabrück″
kommt
einmal
in
die
Jahre.
2010
sieht
sich
die
Stadt
gezwungen,
wegen
unzureichenden
Brandschutzes,
fehlender
Wärmedämmung
und
verschiedener
Erschwernisse
in
der
Nutzung
zwischen
Abriss
und
Neubau
oder
einer
aufwendigen
Sanierung
zu
entscheiden.
Die
Entscheidung
fällt
zugunsten
eines
7,
3
Millionen
Euro
schweren
Sanierungspakets,
bei
dem
die
Hallen
von
1954
und
1963
in
ihren
Grundstrukturen
erhalten
bleiben,
aber
in
neue
Hüllen
gesteckt
werden.
Der
Zwischentrakt
zum
Wall
hin
wird
durch
einen
Neubau
ersetzt.
Die
Tribüne
wird
verkleinert,
um
breitere
Fluchtwege
zu
schaffen.
2014
–
Wiedereröffnung:
Im
März
2014
ist
die
„
50
Jahre
alte
Dame
des
Osnabrücker
Sports″
nach
zweijähriger
Bauzeit
runderneuert
wiedergeboren,
was
insbesondere
das
Ratsgymnasium
freut.
Denn
die
Schule
in
der
Nachbarschaft
am
Wall
war
Hauptnutzer
in
den
Vormittagsstunden.
„
Unsere
1200
Schüler
haben
jetzt
alle
gründlich
Busfahren
gelernt″,
merkte
Schulleiter
Lothar
Wehleit
an:
Während
der
Bauzeit
mussten
seine
Schützlinge
bis
zu
zwölf
Ausweich-
Sportstätten
überall
im
Stadtgebiet
ansteuern.
2021
–
Corona-
Impfzentrum:
Die
Freude
über
die
zurückgewonnene
Normalität
währt
jedoch
nicht
ewiglich.
Im
November
2020
bestimmt
die
Stadt
die
Schlosswallhalle
zum
vorübergehenden
Impfzentrum
für
die
anlaufenden
Corona-
Schutzimpfungen.
Nach
Ansicht
des
Krisenstabes
war
in
der
Kürze
der
Zeit
kein
besser
geeigneter
Ort
in
der
Stadt
zu
finden
und
herzurichten.
Kritik
daran
kommt
von
den
betroffenen
Vereinen.
Sie
können
es
nicht
fassen,
dass
nicht
etwa
das
leer
stehende
Galeria-
Kaufhaus
oder
die
Halle
Gartlage
genommen
wurde.
Die
Stadt
zieht
sich
darauf
zurück,
dass
die
Halle
am
Schlosswall
unter
den
einzuhaltenden
Standards
die
beste
Wahl
war.
An
diesem
Sonntag
sollen
nach
mehreren
Verzögerungen
die
Impfungen
aufgenommen
werden.
Bildtexte:
Die
städtische
„
Hauptturnanstalt″
am
Schlosswall
wurde
von
1871
bis
1873
im
Neu-
Tudor-
Stil
errichtet.
Hinter
den
beiden
markanten
Giebeln
liegen
zwei
gleich
große
Turnhallen.
Bild
unten
links:
die
ausgebrannte
Ruine
der
Doppelturnhalle
nach
1945.
Bild
unten
rechts:
Die
neue
große
Sporthalle
(links
mit
Schrägdach)
und
der
Verbindungsbau
zur
alten
Halle
(rechts)
werden
1963
eingeweiht.
Seit
2014
zeigt
sich
die
Schlosswallhalle
umfassend
saniert
und
in
moderner
Optik.
Die
Osnabrücker
„
Hauptturnanstalt″
auf
einer
Ansichtskarte
des
Jahres
1903
aus
der
Sammlung
Dieter
Mehring.
Eine
Turnerriege
des
MTV
vor
der
Schlosswallhalle
im
Jahr
1915.
Im
Rohbau
fertig
ist
1954
der
erste
Turnhallen-
Neubau
an
der
Ecke
von
Schloßwall
(links)
und
Schnatgang
(rechts)
.
Die
Halle
von
1954
im
Vordergrund
ist
1963
Bestandteil
eines
großen
Sportzentrums
am
Schloßwall
geworden.
Fotos:
Archiv
NOZ/
Walter
Fricke,
Archiv
NOZ,
Michael
Gründel,
Helmut
Riecken
Autor:
Joachim Dierks