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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Bürger sollen beim Neumarkt mitreden
 
Einigung im Beton-Streit kommt in Sicht
Zwischenüberschrift:
Entscheidung über Neumarkt-Gestaltung soll bis zum Sommer gefällt werden
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Die Stadt will die Bürger bei den Planungen für die Johannis-Höfe beteiligen. Der Stadtrat stimmte einem entsprechenden Vorschlag von SPD, Linken und Piraten grundsätzlich zu. Die Verwaltung soll nun in Abstimmung mit dem Investor ein Beteiligungsformat entwickeln, in dem Bürgerideen gesammelt werden. Allerdings darf sich der Planungsprozess dadurch nicht verzögern. Das Ganze funktionier nur, wenn die Bürger auch ernst genommen werden″, mahnte Grünen-Ratsherr Michael Kopatz.
Die Lindhorst-Gruppe plant am Neumarkt ein gemischtes Wohn- und Geschäftsviertel. Unabhängig davon wird im Rathaus weiter an der Neumarkt-Gestaltung gearbeitet. Es zeichnet sich eine Lösung in der Beton-Frage ab.

Osnabrück Was tut sich eigentlich am Neumarkt? Nichts, wie es scheint. Doch der äußere Eindruck täuscht. Hinter den Kulissen ist etwas in Bewegung gekommen.
Die Stadtverwaltung ringt seit eineinhalb Jahren mit dem Berliner Planungsbüro Lützow 7 um eine Lösung für die Beton-Frage. Geplant war ein fein gestreifter Beton, dessen Haltbarkeit aber nach den Erfahrungen mit dem Rosenplatz infrage steht. Gutachten und Stellungnahmen sind in den vergangenen drei Monaten hin und her gegangen.
Das Büro Lützow 7, mit dem Oberbürgermeister Wolfgang Griesert und die Bauverwaltung zuletzt nur noch über Anwälte verkehrte, ist weiter mit an Bord. Offenbar läuft es auf eine Lösung zu, die zugunsten der Festigkeit Abstriche bei der Ästhetik macht. Der Wille zur Einigung ist da″, sagte Claas Beckord, Neumarkt-Projektverantwortlicher im Rathaus. Bis zur Sommerpause soll es eine Entscheidung geben.

Rückblick: Im Frühjahr 2019 stoppte Griesert abrupt den Umbau des Neumarktes, der wenige Wochen später beginnen sollte. Der gestreifte Beton, ein zentrales Gestaltungselement des künftigen Neumarktes, geriet plötzlich in Verdacht, dem Druck der vielen Busse nicht gewachsen zu sein. Der Rosenplatz, wo eine vergleichbare Betonbauweise angewandt worden war, diente als mahnendes Beispiel. Der dort in zwei Schichten verlegte rote Beton ist brüchig und muss repariert werden. Griesert befürchtete am Neumarkt ein ähnliches Desaster und forderte von der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Neumarkt (bestehend aus Lützow 7 und dem Planungsbüro bpr) eine Langzeitgarantie.
Weil es zu keiner Einigung kam, kündigte die Stadt im Sommer 2020 auf Drängen des Oberbürgermeisters den Vertrag mit der Arge. Griesert wählte in der Ratssitzung Anfang November ein einfaches Bild, um die Lage zu erklären: Osnabrück habe ein Auto bestellt und eines mit viereckigen Rädern bekommen. Auch nach einem halben Jahr haben wir immer noch keine neuen Räder bekommen.″ Lützow-7-Inhaber Jan Wehberg hat diese Vorwürfe zurückgewiesen und der Verwaltung schlechtes Projektmanagement vorgeworfen.
Der Stadtrat versagte in diesem Streit dem OB die Gefolgschaft. Eine Mehrheit aus SPD, Grünen, FDP, Linken, UWG und dem Piraten gab dem OB auf, noch einmal mit der Arge Gespräche aufzunehmen. Die Ratsmehrheit will im Grundsatz an dem Gestaltungskonzept von Lützow 7 festhalten, das sich im Wettbewerb 2013 unangefochten durchgesetzt hatte.

Der aktuelle Stand: Die Verwaltung arbeitet zweigleisig, wie Claas Beckord erklärt. Auf dem einen Gleis laufen die Vorbereitungen für ein neues Wettbewerbsverfahren. Sollte es dazu kommen, fällt Osnabrück auf den Stand von vor 2013 zurück. Ausschreibung, Wettbewerb, Ausführungsplanung, Ausschreibung der Gewerke: Bis die Arbeit am neuen Neumarkt beginnen könnte, dürften zwei Jahre ins Land gehen.
Auf dem zweiten Gleis hält die Verwaltung Kontakt zu Lützow 7 und treibt die Suche nach einer haltbaren Betonbauweise voran. Ende November 2020 habe es eine Videorunde mit dem OB, Verwaltungsmitarbeitern und Vertretern der Arge Neumarkt gegeben, berichtete Beckord.
Im Raum steht ein Vorschlag der Arge, zugunsten der Stabilität in stark beanspruchten Abschnitten des Neumarktes auf eine feingliedrige Musterung des Betons zu verzichten und eine Bauweise zu wählen, die auch beim Autobahnbau angewandt wird nicht schön, aber superhart. Dazu hat die Stadt eine zweite Meinung eingeholt, vom Betonexperten Axel Riwe aus Anklam.

So geht es weiter: Riwes Gutachten soll in Kürze fertig sein. Claas Beckord äußerte die Hoffnung, den Verwaltungsausschuss kurzfristig″ über das Ergebnis informieren zu können. Danach muss sich der Rat eine Meinung bilden, ob er die veränderte, weniger filigrane Gestaltung akzeptieren oder einen neuen Gestaltungswettbewerb in Gang setzen will. Beckord hofft, dass noch vor der Sommerpause Klarheit geschaffen werden kann.

Und der Rosenplatz? Vor dem nächsten Winter sollen die Schäden auf dem Rosenplatz beseitigt sein. Wie tief die Reparatur gehen wird, ist noch unklar. Das Erscheinungsbild des roten Platzes soll möglichst nicht angetastet werden, weil daran Fördergelder hängen. Sollte die Sanierung den Charakter des Rosenplatzes verändern, läuft die Stadt Gefahr, Mittel aus dem Städtebauförderprogramm in Millionenhöhe zurückzahlen zu müssen.
Die Stadt ist daneben weiter auf der Suche nach den Schuldigen für den Bruch-Beton auf dem Rosenplatz. Ein Gutachten habe planerische und konstruktive Mängel″ festgestellt, sagte Claas Beckord, ohne Details zu nennen. Damit hätten die Planer den Schwarzen Peter, und die bauausführende Firma wäre aus dem Schneider.

Bildtext:
Immerhin für ein paar Tage verdeckt der Schnee die Beton-Frage am Neumarkt.
Foto:
Michael Gründel
Autor:
Wilfried Hinrichs


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