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1.
Erscheinungsdatum:
30.01.2021
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Als in Osnabrück die Lichter ausgingen
Zwischenüberschrift:
Vor 100 Jahren: Gedenken an die Reichsgründung 1871 im Osnabrück des Jahres 1921 eine Frage der Haltung
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Der
150.
Jahrestag
der
Reichsgründung
mit
der
Kaiser-
Proklamation
am
18.
Januar
1871
ist
in
diesem
Jahr
bemerkenswert
wenig
beachtet
worden.
Vor
100
Jahren
aber
genießt
der
damalige
50.
Jahrestag
der
Gründung
des
Zweiten
Deutschen
Reiches
ein
ungleich
stärkeres
öffentliches
Echo.
Allerdings
warnt
der
preußische
Unterrichtsminister
auch
damals
schon
vor
politischer
Inanspruchnahme,
denn
der
Gedenktag
ist
hoch
umstritten.
Offiziell
–
keine
Verherrlichung
des
Kaiserreichs:
„
Jede
Ausnutzung
der
Feier
zu
parteipolitischen
Zwecken,
insbesondere
zur
Verherrlichung
der
früheren
Staatsform,
ist
[...]
unbedingt
zu
unterlassen″,
heißt
es
in
dem
Erlass,
der
1921
die
Würdigung
der
Reichsgründung
in
den
Schulen
regelt.
Es
gibt
in
Osnabrück
auch
keine
zentrale
städtische
Veranstaltung.
Von
alledem
lassen
sich
einige
gesellschaftliche
Gruppierungen
aber
nicht
beeindrucken.
Die
rechts
von
der
Mitte
angesiedelten
politischen
Parteien,
die
Kriegervereine
und
ein
Zusammenschluss
„
aller
vaterländisch
gesinnten
Akademikerverbindungen″
laden
zu
je
eigenen,
teils
pompösen
Gedenkfeiern
ein.
Die
DVP
tagt
im
Saal
des
Arbeiterbildungsvereins
am
Schlosswall,
die
DNVP
im
Evangelischen
Vereinshaus
in
der
Seminarstraße,
die
Vereinigung
der
Kriegervereine
in
der
Stadthalle
und
der
Akademiker-
Kommers
im
Großen
Klub.
Inoffiziell
–
Hurra-
Patriotismus
der
alten
Art:
Die
Deutsche
Volkspartei
(DVP)
etwa
kündigt
Musikvorträge,
„
Deklamationen
ernster
Dichtungen″,
Volkstänze
und
„
lebende
Bilder
zum
Vaterlandsliede″
an.
Nach
dem
verlorenen
Krieg
sei
der
Fortbestand
des
Reiches
ein
Trost
im
Unglück
gewesen,
zitiert
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
den
Festredner
der
DVP,
aber
jetzt
drohe
seine
„
Zerstückelung
durch
die
Habgier
unserer
unersättlichen
Feinde″.
Ein
nationaler
Feiertag
müsse
sich
stützen
können
auf
eine
große
Tat,
das
aber
könnten
weder
der
1.
Mai
noch
der
8.
November,
die
immer
nur
Partei-
Feiertage
geblieben
seien.
Aber
dem
18.
Januar
müssten
doch
alle,
auch
die
Linksparteien,
zustimmen,
weil
durch
die
Reichsgründung
die
sicherste
Grundlage
für
das
Emporblühen
deutscher
Arbeit
geschaffen
worden
sei.
Der
18.
Januar
sei
ein
„
Tag
der
Erhebung
und
Erbauung″,
ein
Tag
des
Gedenkens
„
an
den
genialen
Baumeister
des
Reiches″,
der
vor
50
Jahren
„
die
deutschen
Stämme
mit
Blut
und
Eisen
zusammengeschmiedet″
habe.
Stolz
dürfe
das
deutsche
Volk
auch
heute
noch
sein,
„
ein
Volk,
das
75
Prozent
aller
Erfindungen
der
Erden
gemacht,
die
Wissenschaft
und
Technik
der
ganzen
Welt
befruchtet″
habe,
wie
es
voller
Selbstherrlichkeit
heißt.
Zum
Schluss
werden
unter
Absingen
des
Deutschland-
Liedes
noch
drei
lebende
Bilder
dargestellt:
Hermann
der
Cherusker,
die
Germania
vom
Niederwald-
Denkmal
und
endlich
„
Bismarck
als
des
Deutschen
Reiches
Waffenschmied″.
Die
Deutsch-
Nationale
Volkspartei
(DNVP)
wird
auf
ihrer
Kundgebung
noch
deutlicher:
„
Gebt
uns
einen
Führer,
einen
großen
Mann,
und
wir
werden
alle
folgen.″
Fahr-
und
Reitschule
Süsterstraße
eröffnet:
Das
Landgestüt
in
Eversburg
befindet
sich
im
Planungsstadium.
Auf
dem
Weg
dorthin
gibt
es
jetzt
einen
Zwischenschritt:
Die
Osnabrücker
Fahr-
und
Reitschule
eGmbH
wird
gegründet.
Dafür
hat
man
das
ehemalige
Wolbrandt′sche
Reitinstitut
in
der
Süsterstraße
modernisiert.
Männer
mit
klangvollen
Namen
gehören
zum
Vorstand,
etwa
Fabrikant
Rawie,
Georg
Wolf
vom
Gut
Nette
und
Freiherr
von
dem
Bussche-
Hünnefeld.
Zur
Verschönerung
der
Eröffnungsfeier
zeigt
Reichswehr-
Rittmeister
Buhle
in
der
Reitbahn
das
Fahren
mit
einer
„
Coache″.
Franz
Stumpf
stirbt:
Der
einflussreiche
und
geachtete
Industriemanager
Franz
Stumpf
ist
gestorben.
Er
wurde
80
Jahre
alt.
Er
war
als
Generalsekretär
des
Georgs-
Marien-
Bergwerks-
und
Hüttenvereins
die
rechte
Hand
von
Generaldirektor
August
Haarmann
und
übte
dazu
44
Jahre
lang
das
Amt
des
ersten
Sekretärs
der
Handelskammer
aus.
Seine
wirtschaftspolitischen
Aufsätze
fanden
auch
in
Berlin
Beachtung.
Den
Trauerzug
am
11.
Januar
vom
Handelskammergebäude
an
der
Schlagvorderstraße
17
zum
Friedhof
begleiten
die
Spitzen
der
Osnabrücker
Wirtschaft
und
des
Magistrats
mit
Oberbürgermeister
Julius
Rißmüller
vorneweg.
Keine
Kohlen,
kein
Strom:
Zu
Beginn
des
Jahres
streiken
die
Bergarbeiter
in
Ibbenbüren.
Bei
der
allgemeinen
Kohleknappheit
hat
das
Auswirkungen
auf
die
Leistung
des
Elektrizitätswerks.
Wie
die
Niedersächsische
Kraftwerke
AG
(Nike)
mitteilt,
kann
sie
nur
die
Versorgung
mit
Lichtstrom
aufrechterhalten,
nicht
jedoch
die
mit
Kraftstrom.
Betriebe,
die
dennoch
versuchen,
ihre
Maschinen
mit
Kraftstrom
anlaufen
zu
lassen,
werden
ohne
Vorwarnung
vom
Netz
getrennt.
Die
„
Laternenfrage″:
Der
Kohlemangel
hat
auch
Auswirkungen
auf
die
Straßenbeleuchtung.
Die
städtischen
Kollegien
befassen
sich
mit
einem
Antrag,
der
eine
Erhöhung
der
Sicherheit
durch
mehr
Straßenlaternen
wie
auch
erhöhte
Polizeipräsenz
zum
Ziel
hat.
Einbrüche
und
Raubüberfälle
im
Schutz
der
Dunkelheit
hätten
in
den
letzten
Wochen
eine
nie
gekannte
Häufigkeit
gezeigt,
begründet
Senator
van
Deventer
den
Vorstoß.
Betriebsdirektor
Schwers
verweist
auf
die
Knappheit
und
schlechte
Qualität
der
Kohlen.
An
den
Vorkriegszustand
von
450
leuchtenden
Laternen
im
Stadtgebiet
sei
vorläufig
nicht
zu
denken.
Osnabrück
sei
eine
der
am
schlechtesten
beleuchteten
Städte
reichsweit,
stellt
Bürgervorsteher
Bubert
fest.
Notwendig
sei
auch
eine
bessere
Beleuchtung
der
Außenviertel,
etwa
an
der
Meller
und
der
Iburger
Straße,
sei
doch
zum
Beispiel
bei
einem
Kaufmann
an
der
Meller
Straße
kurz
hintereinander
dreimal
eingebrochen
worden.
Schwers
betont,
dass
es
keine
Bevorzugungen
gewisser
Stadtbezirke
gebe.
Meller
Straße
und
Schinkel
würden
genauso
behandelt
wie
der
Westerberg.
Die
„
Kasernenfrage″:
Derzeit
verfügt
die
Stadt
über
93
Polizeibeamte,
von
denen
aber
aus
verschiedensten
Gründen
nur
ständig
acht
auf
Streife
gehen
können.
Durch
die
bevorstehende
Verstaatlichung
der
Kommunalpolizei
ist
die
Aufstockung
ins
Stocken
geraten.
Es
gebe
aber
die
Zusage
des
Staates,
berichtet
Stadtsyndikus
Reimerdes,
kurzfristig
zwei
Hundertschaften
Sicherheitspolizei
mit
280
Mann
zu
überstellen.
Doch
hier
geselle
sich
nun
zur
„
Laternenfrage″
auch
die
„
Kasernenfrage″:
Die
Sipo
müsse
kaserniert
untergebracht
werden.
Und
das
scheitere
daran,
dass
die
Reichswehr
alle
Kasernengebäude
belegt
hält.
Sollten
sie
nicht
alsbald
in
Teilen
freigegeben
werden,
so
müsse
man
ein
energisches
Wort
an
den
maßgebenden
Stellen
vorbringen,
fordert
Bürgervorsteher
Dr.
Böger.
Begräbnis
erster
Klasse
wird
teurer:
Ohne
große
Diskussion
wird
eine
Erhöhung
der
Gebühren
für
die
Leichenführer
beschlossen.
Bestattungen
erster
Klasse
sollen
von
12
auf
24
Mark,
in
der
zweiten
Klasse
von
8
auf
12
Mark
erhöht
werden.
In
der
dritten
Klasse
soll
der
Satz
von
4
Mark
bestehen
bleiben.
Der
Satz
für
das
Ansagen
von
Todesfällen
in
der
Nachbarschaft
steigt
von
4
auf
6
Mark.
Die
Gebühren
für
die
Bespannung
der
Leichenwagen
klettern
in
der
ersten
Klasse
auf
50
Mark,
in
der
zweiten
auf
35
Mark
und
bei
Kinder-
Leichenwagen
auf
45
Mark.
Straßenunterhaltung
mit
Asche:
Ein
Leser
des
„
Tageblatts″
beschwert
sich
über
den
Zustand
der
Sutthauser
Straße
zwischen
Wörthstraße
und
Kesselschmiede.
Jahrelang
seien
hier
keine
Vertiefungen
ausgebessert
worden.
Noch
schlimmer
sehe
es
in
den
Seitenstraßen
aus.
„
Ich
bitte
hierdurch
die
Behörde,
vor
allen
Dingen
die
Seitenstraßen
durch
einige
Fuder
Asche
wieder
gangbar
zu
machen,
da
man
sonst
bei
Regenwetter
das
Haus
nicht
trockenen
Fußes
erreichen
kann″,
schreibt
er.
Eisenbahn
verklagt:
Durch
die
Erweiterung
des
Gleisfeldes
an
der
Bremer
Straße
und
speziell
durch
das
neue
Gleis,
das
zu
der
Bekohlungsanlage
führt,
halten
dort
häufig
Lokomotiven,
durch
deren
Rauch
sich
der
Gärtner
Sch.
auf
dem
benachbarten
Grundstück
arg
belästigt
fühlt.
Er
hat
Unterlassungsklage
gegen
den
Eisenbahnfiskus
erhoben
und
fordert
Schadenersatz.
Der
Fiskus
lehnt
ab,
das
seien
nun
einmal
die
typischen
Emissionen
des
Eisenbahnbetriebs.
Das
Landgericht
Osnabrück
hat
den
Eisenbahnfiskus
dennoch
zum
Schadenersatz
verurteilt,
die
Unterlassungsklage
aber
abgewiesen.
Das
Urteil
ist
nun
auch
vom
OLG
Celle
bestätigt
worden.
Schadenersatz
sei
zu
leisten,
weil
neben
dem
Rauch
auch
Rußpartikel
in
erheblichem
Umfang
auf
das
Nachbargrundstück
fliegen
und
die
Pflanzen
des
Gärtners
schädigen.
Hierbei
handle
es
sich
nicht
um
eine
gewöhnliche
Einwirkung
des
Eisenbahnbetriebs,
welche
der
Kläger
als
unvermeidlich
sich
gefallen
lassen
müsse,
sondern
um
einen
ungewöhnlichen,
konzentrierten
Betrieb
an
einer
einzelnen
Stelle.
Bildtexte:
Die
Süsterstraße
ging
vor
hundert
Jahren
nur
bis
zur
Kommenderiestraße.
Die
Durchlegung
bis
zum
Wall
erfolgte
erst
1927,
wofür
das
Haus
im
Hintergrund
weichen
musste.
Das
Lichtenberg-
Foto
aus
dem
Jahr
1900
zeigt
den
beginnenden
Umbau
der
Wolbrandtschen
Reitbahn,
Süsterstraße
5.
Die
senkrechten
Gerüststangen
dafür
sind
gesetzt.
Vor
hundert
Jahren
wurde
hier
die
„
Osnabrücker
Fahr-
und
Reitschule
eGmbH″
eröffnet.
Franz
Stumpf,
vielgeachteter
Industriemanager,
starb
am
6.
Januar
1921.
Fotos:
Rudolf
Lichtenberg,
Archiv
Ilsetraut
Lindemann
Autor:
Joachim Dierks