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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Hotelruine am See ist verkauft
 
Erst kaufen und dann Pläne machen
Zwischenüberschrift:
Neuer Eigentümer der See-Ruine fragt die Stadt: Was wünscht sie sich?
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Neuer Eigentümer, neues Spiel: Die Bauruine am Rubbenbruchsee hat einen neuen Eigentümer. Der Osnabrücker Immobilienhändler Ahmet Ulusoy hat sich den 16 Jahre alten Rohbau und das umliegende Grundstück gesichert. Eine Gruppe von sechs Osnabrückern, die ebenfalls an der Liegenschaft interessiert war und es der Stadt zur Verfügung stellen wollte, geht leer aus. Um den halb fertigen Bau inmitten von Osnabrücks beliebtestem Naherholungsgebiet wird seit über 16 Jahren politisch und juristisch gerungen. Alle Versuche, das einst als Hotel geplante Gebäude in ein Mehrfamilienwohnhaus umzuwandeln, scheiterten am Widerstand des Rates. Auch der neue Eigentümer ist auf die Zustimmung der Stadt angewiesen. Warum er die Immobilie gekauft hat, lesen Sie im Lokalteil.

Osnabrück 160 000 Euro hat es gekostet, das Grundstück am Rubbenbruchsee mit Osnabrücks bekanntestem Rohbau. Was hat der neue Eigentümer mit der ebenso exklusiven wie umstrittenen Liegenschaft vor?
Seit 16 Jahren steht der hohle Betonzahn in der Uferlandschaft. 16 Jahre wurde politisch und juristisch um die Zukunft des 5500 Quadratmeter großen Edelgrundstücks gestritten. Jetzt öffnet sich ein ganz neues Kapitel: Der Osnabrücker Immobilienhändler Ahmet Ulusoy hat 4700 Quadratmeter der Liegenschaft am Barenteich gekauft. Die Stadt und ein weiterer Interessent gingen leer aus.
Ulusoy bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion den Kauf, der erst vor wenigen Tagen besiegelt worden ist. Was hat er mit dem Grundstück vor? Ich weiß es noch nicht. Ich habe es ja gerade erst gekauft″, sagte Ulusoy am Telefon. Er werde im nächsten Schritt auf die Stadt zugehen, um mit Politik und Verwaltung darüber zu sprechen: Was will die Stadt haben, was wünscht sie sich? Sein Ziel sei es, gemeinsam mit der Stadt etwas Gutes für diesen Standort zu entwickeln. Ich bin für alles offen″, so Ulusoy. Er würde sich schon wünschen, dass der Rohbau erhalten bleibe und in angemessener Weise vollendet werde für welche Nutzung auch immer.

Abrissverfügung

Mit dem Weiterbau ist das aber so eine Sache: Die Stadt verfügt über eine rechtskräftige Abrissverfügung, die auch nach dem Verkauf des Grundstücks Bestand hat. Das heißt: Wenn die Stadt Ernst macht, muss der neue Eigentümer den Rohbau abtragen lassen. Die Kosten dürften nach Einschätzung von Fachleuten bei mindestens 200 000 Euro liegen. Zum Kaufpreis von 160 000 Euro ist ein Nachschlag fällig, sollte die Stadt einen Bebauungsplan auflegen und damit eine Wohnbebauung ermöglichen.
Der neue Besitzer ist bei der Entwicklung der Fläche auf das Wohlwollen des Stadtrates angewiesen. Für das Grundstück am Barenteich 1 gibt es keinen Bebauungsplan. Und ohne B-Plan keine Bebauung im Außenbereich, so die Auskunft von Stadtbaurat Frank Otte.
Seit Jahren wird politisch über die Aufstellung eines Bebauungsplans gestritten. SPD und Grüne wollen keine bauliche Nutzung. Als für die benachbarte Fläche am Birkenweg vor einigen Jahren der Bebauungsplan 559 geändert werden sollte, machten sich SPD und Grüne dafür stark, die strittige Hotelfläche in diesen Bebauungsplan aufzunehmen, um für das Grundstück eine Wohnbebauung grundsätzlich auszuschließen. Die CDU lehnte das ab. Sie unterstützte eher die Wünsche des Grundstückseigentümers und sprach sich für eine Wohnnutzung aus. Vor der Kommunalwahl im September wird sich aller Voraussicht nach in dieser Sache nichts mehr bewegen. Wie es am Rubbenbruchsee weitergeht, hängt daher stark vom Ergebnis der Wahl ab.
Wie es scheint, ist vor dem Vertragsabschluss viel taktiert und getrickst worden. Im November 2020 stand die Stadt schon kurz davor, die Fläche zu übernehmen. Der damalige Besitzer Bernd Lingemann hatte der Stadt das Angebot unterbreitet, ihr Grundstück und Rohbau für einen symbolischen Preis zu verkaufen. Die Rede war von einem Euro. Im Verwaltungsausschuss wurde die Frage diskutiert, ob die Stadt zugreifen sollte um eine Grünfläche zu schaffen oder um aus der Bauruine unter dem Dach der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft bezahlbare Wohnungen zu machen. Zu einer Entscheidung kam der Verwaltungsausschuss nicht mehr. Ahmet Ulusoy war schneller.

Klimaneutrales Haus

Neben Ulusoy hatten sich andere um die Liegenschaft bemüht und wähnten sich Mitte Dezember schon am Ziel. Sechs wohlhabende Osnabrücker hatten sich zusammengetan, eine Gesellschaft gegründet und Lingemann ein Kaufangebot unterbreitet. Die Sache schien abgemacht. Ein Vertrag war nach etlichen Nachbesserungen und Änderungswünschen des Verkäufers final aufgesetzt, der Notartermin für Mitte Dezember fest vereinbart. Doch am Vorabend des Notartermins sagte der Verkäufer ab.
Die sechs Osnabrücker wollten der Stadt vorschlagen, die Hotelruine in ein klimaneutrales Mehrfamilienhaus zu verwandeln. Ein entsprechendes Konzept liegt vor. Mit moderner Technik und hoher Energieeffizienz sollte ein Gebäude des sogenannten Net-Zero-Standards″ entstehen. Das bedeutet, dass das Gebäude im Jahresdurchschnitt so viel Energie erzeugt, wie für Strom, Warmwasser und Heizung benötigt wird. Selbst bauen wollten sie nicht, der Profit war nicht der Antrieb, wie Frank Böhm, Sprecher der Sechsergruppe, unserer Redaktion versicherte, sondern: Wir wollten der Stadt etwas Gutes tun.″
Die Gruppe wäre nach seinen Angaben auch bereit gewesen, das abgeräumte Grundstück der Stadt zu schenken oder gegen einen symbolischen Euro zu überlassen, sollte sich der Stadtrat gegen eine Umwandlung in Wohnraum entscheiden. Wir wollten, dass diese hässliche Ruine endlich wegkommt und etwas Besseres entsteht″, so Böhm, gern auch einfach nur eine schöne Grünfläche.″ Den Steuerzahler hätte es nichts gekostet.

Folgen eines Feuers

Das Tauziehen um die sensible Liegenschaft am See währt fast 20 Jahre. Ein Feuer legte 1999 das traditionsreiche Kaffeehaus Barenteich in Schutt und Asche. Anstelle des Kaffeehauses wollte die Eigentümerfamilie ein Hotel mit 70 Doppelzimmern, Restaurant und Kegelbahn errichten. 2004 geriet der Bau ins Stocken. 2007 wurden die Arbeiten eingestellt. Weil sich drei Jahre auf der Baustelle nichts bewegte, hob die Stadt 2010 die Baugenehmigung auf. Lingemann suchte nach Nutzungsalternativen: Ein Demenz-Zentrum war kurz im Gespräch, dann ein Studentenwohnheim und eine Flüchtlingsunterkunft. Sehr konkret wurden vor etwa fünf Jahren die Pläne, im dem halb fertigen Gebäude 15 Eigentumswohnungen zu schaffen. 3, 5 bis 4 Millionen Euro wollte der Eigentümer investieren, doch im Rat fand sich dafür keine Mehrheit.
Bernd Lingemann ließ durchklingen, dass er einerseits froh ist, das Objekt los zu sein, andererseits aber auch gern selbst etwas entwickelt hätte. Aber die Stadt hat ja alles blockiert, weil sie was gegen mich hat. Ich hatte keine Chance mehr umzubauen″, sagte Lingemann.

Bildtext:
Wird die Bauruine am Rubbenbruchsee abgerissen, oder erlaubt die Stadt einen Umbau?
Foto:
Michael Gründel
Autor:
Wilfried Hinrichs


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