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1.
Erscheinungsdatum:
28.01.2021
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Als der Tiefkühlmann noch gefeiert wurde
Zwischenüberschrift:
Tante-Emma-Läden im Schinkel / Um 1960 war Tiefkühlkost auf dem Vormarsch
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Eigentlich
eine
unspektakuläre
Szene:
Der
Fahrer
eines
Kühllastwagens
übergibt
Tiefkühlware
an
die
ihn
freudig
erwartende
Verkäuferin
eines
Lebensmittelgeschäftes.
Ort:
Tannenburgstraße
58,
Osnabrück-
Schinkel.
Zeit:
um
1960.
Das
Interessante
ist
der
Einblick
in
die
Zeit
der
Tante-
Emma-
Läden
vor
60
Jahren.
Der
Laden
in
dem
eingeschossigen
Behelfsbau
gehört
Ursula
Helmkamp.
Sie
hat
sich
dem
Fachring-
Einkaufsverbund
des
Osnabrücker
Lebensmittelgroßhändlers
Lüer
angeschlossen.
Der
„
Kühldienst″
mit
einem
Mercedes-
Benz
L
319
und
Kühl-
Aufbau
stellt
zu
dieser
Zeit
ein
Novum
dar,
mit
dem
man
sich
gerne
brüstet.
Grund
genug
für
die
Fachring-
Werbeabteilung,
den
renommierten
Werbefotografen
Georg
Bosselmann
mit
einem
professionell
gestalteten
Foto
zu
beauftragen.
Spinat
und
Fischstäbchen
Tiefkühlware
ist
auf
dem
Vormarsch.
Die
typische
Speisekammer
im
deutschen
Haushalt
hat
schon
mit
der
Verbreitung
des
Kühlschranks
so
langsam
ausgedient,
und
in
den
1960er-
Jahren
besitzen
auch
immer
mehr
Haushalte
eine
Tiefkühltruhe.
Etwas
später
als
in
den
USA
werden
1955
auf
der
Kölner
Nahrungsmittelmesse
Anuga
erstmals
Tiefkühlspinat,
Fischstäbchen
und
Co.
vorgestellt.
Die
größere
Verbreitung
von
auch
anderen
Gemüsen,
Fleisch
und
Speiseeis
setzt
etwa
zu
der
Zeit
ein,
als
dieses
Fotos
entstand,
also
in
den
1960er-
Jahren.
Damals,
1960,
lag
der
Pro-
Kopf-
Jahresverbrauch
von
Tiefkühlkost
noch
bei
durchschnittlich
800
Gramm.
Heute
sind
es
über
46
Kilogramm.
Die
Fachring-
Kette
im
Osnabrücker
Land
geht
auf
den
Lebensmittelhändler
Carl
Lüer
(1881–1965)
zurück,
„
Carl
den
Großen″,
wie
er
respektvoll
von
seiner
Umgebung
genannt
wurde.
Der
hatte
die
Handlung
für
Lebensmittel
und
Eisenwaren
seines
Onkels
Rudolf
Lüer
im
ehemaligen
Neustädter
Rathaus
gegenüber
der
Johanniskirche
geerbt.
Als
nach
dem
Zweiten
Weltkrieg
das
„
Wirtschaftswunder″
neue
Konsummöglichkeiten
eröffnete,
gerieten
die
vielen
kleinen
Lebensmittelgeschäfte
in
eine
Strukturkrise.
Um
möglichst
viele
dieser
später
Tante-
Emma-
Läden
genannten
Verkaufsstellen
in
die
neue
Zeit
hinüberzuretten,
gründete
er
die
hiesige
Fachring-
Zentrale,
der
die
Einzelhändler
sich
freiwillig
anschließen
konnten
und
wo
sie
vereinfachte
und
günstige
Bezugsmöglichkeiten
genossen
–
natürlich
aus
den
Händen
der
Großhandlung
Lüer.
Nach
amerikanischem
Vorbild
richteten
er
und
sein
Sohn
Kurt
später
die
ersten
„
Cash
&
Carry″-
Märkte
für
Wiederverkäufer
ein.
Kaufmannskollegen
aus
ganz
Europa
kamen
nach
Osnabrück,
um
sich
die
neue
Vertriebsform
der
„
SB-
Märkte″
anzuschauen.
Nach
Kurt
Lüers
frühem
Unfalltod
führte
dessen
Bruder
Helmut
(1917–1993)
die
Unternehmensgruppe
erfolgreich
weiter.
Mit
seinem
Namen
ist
die
Gründung
der
EKZ-
Märkte
in
Osnabrück-
Hellern,
Bramsche,
Wallenhorst,
Melle
und
Bersenbrück
verbunden.
Nach
seinem
Tode
wurde
die
Unternehmensgruppe
liquidiert.
Lediglich
das
Haushaltswarengeschäft
gegenüber
von
St.
Johann
existierte
noch
bis
zum
Jahr
2000.
Verkostungen
Elke
Hövelmeier
begann
1958
als
14-
Jährige
die
Lehre
bei
Ursula
Helmkamp.
Zunächst
stellt
sie
klar,
dass
nicht
sie
diejenige
ist,
die
auf
dem
Foto
das
Kühlgut
entgegennimmt,
sondern
ihre
damalige
Kollegin
Margot
Bernau.
Aber
egal,
den
Vertreter
von
Lüer
haben
sie
alle
in
sehr
angenehmer
Erinnerung.
Der
organisierte
immer
mal
Verkostungen
für
die
Verkäuferinnen
etwa
von
Kaffeesorten,
von
Käse
oder
von
Wein.
„
Wir
sollten
uns
ja
damit
auskennen,
was
wir
den
Kunden
empfehlen″,
erinnert
sich
die
heute
77-
jährige
Tiefkühlpionierin,
die
seit
ihrer
Heirat
Elke
Schnabel
heißt.
Es
habe
keine
ausschließliche
Kaufbindung
an
den
Fachring
gegeben,
die
Chefin
sei
frei
gewesen,
Eier
und
Gemüse
bei
dem
Landwirt
in
ihrer
Verwandtschaft
zu
beziehen,
oder
Fleisch
bei
einem
ihr
bekannten
Schlachter.
Aber
den
Großteil
der
Waren
habe
Lüer
geliefert.
Das
hatte
den
Vorteil,
dessen
Werbezettel
mit
den
Angeboten
übernehmen
zu
können.
Ursula
Helmkamp
trat
mit
ihrem
Laden
in
die
Fußstapfen
ihrer
Mutter
Maria
Helmkamp,
die
bis
etwa
1956
ein
Milchgeschäft
zwei
Häuser
weiter,
in
Nr.
62
auf
der
Ecke
zur
Thomasburgstraße,
betrieb.
Hier
wurde
die
Milch
noch
lose
mit
der
Schwengelpumpe
abgezapft.
Ihr
Vater
war
der
mobile
Milchmann,
er
fuhr
die
Molkerei-
Erzeugnisse
in
der
Nachbarschaft
herum.
Ursula
nahm
in
den
1960ern
parallel
zur
Führung
des
Lebensmittelgeschäfts
eine
Anstellung
„
auf
dem
Amt″
an,
ob
Finanzamt
oder
Arbeitsamt,
das
weiß
Elke
Schnabel
nicht
mehr.
Jedenfalls
stellte
Helmkamp
dabei
fest,
dass
dabei
mehr
für
sie
heraussprang
als
bei
der
selbstausbeuterischen
Arbeit
im
Laden.
Sie
verpachtete
das
Geschäft
ab
etwa
1964.
Aber
auch
wechselnde
Pächter
hatten
nicht
mehr
Glück.
Es
folgten
andere
Branchen
wie
ein
Orthopädiegeschäft,
ein
Zoohandel
und
ein
Computerladen.
Vor
wenigen
Jahren
ist
der
Flachbau
in
Wohnraum
verwandelt
worden.
Und
Elke
Schnabel
wohnt
selbst
darin.
Ihr
Schlafzimmer
ist
genau
dort,
wo
sie
einst
im
Laden
Kunden
bedient
hat.
Nicht
einzigartig
Der
kleine
Laden
von
Ursula
Helmkamp
war
nichts
Einmaliges.
Im
Schinkel
brauchte
man,
ebenso
wie
in
anderen
Wohngebieten
Osnabrücks,
nicht
weit
zu
gehen,
um
vor
der
nächsten
Ladentür
zu
stehen.
Ein
anderer
Schinkelaner,
Heinz-
Udo
Böker,
kommt
auf
13
Geschäfte,
in
denen
man
in
seiner
Jugendzeit
in
der
Tannenburgstraße
Lebensmittel
einkaufen
konnte.
Eines
davon
war
der
Laden
seines
Großvaters
Heinrich
Stockhowe
in
der
Tannenburgstraße
111.
Er
zählt
auf:
„
Früher,
da
gab
es
hier
außer
unserem
Laden
noch
Entrup
und
Hüdepohl
und
Eisele,
dann
die
Bäcker
Meinker
und
Tepe,
an
Schlachtern
Schwan
und
Bernhard
Lucas.
Puke
und
Helmkamp
waren
Milchläden.
Nicht
zu
vergessen
die
Fischhalle,
die
Drogerie
Deuper
und
Tabakläden,
wo
man
auch
Schlickersachen
kriegen
konnte.″
Wenn
man
heute
die
236
Häuser
der
Straße
abgeht,
trifft
man
noch
auf
genau
ein
Einzelhandelsgeschäft,
das
Essbares
anbietet.
Die
Entwicklung
hin
zu
großflächigen
Supermärkten
und
Discountern
kann
man
beklagen
oder
achselzuckend
hinnehmen
oder,
mit
Blick
auf
das
Preisniveau,
sogar
begrüßen.
Fest
steht
für
alteingeborene
Schinkelaner
wie
Schnabel
oder
Böker
jedoch,
dass
mit
dem
Sterben
der
kleinen
Läden
auch
ein
Stück
nachbarschaftlicher
Identität
und
Vertrautheit
verschwand.
Bildtexte:
Die
Pinguine
vom
Fachring-
Kühldienst
grüßen
das
Lebensmittelgeschäft
von
Ursula
Helmkamp
in
der
Tannenburgstraße
58
im
Schinkel.
Der
frühere
Laden
ist
heute
in
Wohnraum
umgewandelt.
Kaufmann
Carl
Lüer.
Fotos:
Georg
Bosselmann,
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Joachim
Dierks,
Atelier
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NOZ
Autor:
Joachim Dierks