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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Jobcenter findet keine Büroräume
 
Im Schinkel werden erste Erfolge sichtbar
Zwischenüberschrift:
Förderprogramme wirken / Prekäre Verhältnisse rückten Stadtteil in den Fokus
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Im Sanierungsstadtteil Schinkel soll ein Behördenzentrum und Treffpunkt entstehen. Das Problem: Stadt und Jobcenter finden einfach keine passende Immobilie. Seit über einem Jahr ist das Jobcenter nach eigenen Angaben auf der Suche nach einem Haus, in dem ein 30-köpfiges Beratungsteam sowie Mitarbeiter der Ausländerbehörde, Polizei, von Beratungsstellen und freien Trägern unter einem Dach arbeiten können. Dieses Beratungszentrum mit Begegnungs- und Schulungsräumen ist ein Baustein des städtebaulichen Sanierungsprogramms Sozialer Zusammenhalt″. Bis zu 15 Millionen Euro stehen dafür in zehn Jahren zur Verfügung. Vor allem im sogenannten bulgarischen Viertel an der Buerschen Straße hat es in den letzten Jahren Probleme gegeben. Aber Fortschritte sind erkennbar.

Osnabrück An den kleinen Dingen sind die Fortschritte im Schinkel erkennbar. Zum Beispiel an einem Schild an einem Privathaus an der Jägerstraße, das neue Fenster und eine neue Haustür bekommen hat.
Auf dem Schild lassen Bund, Land und Stadt wissen, dass die Sanierungen am Haus zum Teil mit Steuergeldern finanziert worden sind. Das Förderprogramm dahinter trägt den schönen Namen Sozialer Zusammenhalt″ und soll binnen zehn Jahren den Stadtteil Schinkel nach vorn bringen sozial, strukturell, städtebaulich.
Reden wir über die städtebaulichen Aspekte. Die Stadtreparatur im Schinkel steht schon seit 2016/ 17 auf der politischen Tagesordnung. Doch richtig Tempo nahm das Thema erst auf, als vor zwei Jahren Schinkelaner im Bürgerforum Tacheles redeten und Vermüllung, Angsträume und unwürdige Wohnverhältnisse zur Sprache brachten.

Prekäre Verhältnisse

Ins Blickfeld geriet vor allem das Viertel an der Buerschen Straße/ Schinkelstraße/ Venloer Straße, das in den vergangenen Jahren ein Sammelpunkt von Türkisch sprechenden Zuwanderern aus Bulgarien geworden ist, die in ihrer Heimat Ausgrenzung und Benachteiligung erfahren haben. Viele wurden und werden unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt, von Landsleuten in prekäre Arbeitsverhältnisse gedrängt und leben unter schwierigsten Bedingungen auf engem Raum. Sozialdezernentin Katharina Pötter nennt es schonungslos Ausbeutung″, was einige Hintermänner nicht nur in Osnabrück mit den Zuwanderern aus Südosteuropa machen, um sich selbst die Taschen zu füllen.
Doch der Schinkel ist mehr. Für das Förderprogramm Sozialer Zusammenhalt″ wurde ein 94 Hektar großes Gebiet als Sanierungsgebiet ausgewiesen, in dem 8500 Menschen leben. Das Gebiet erstreckt sich nördlich des Haseparks fast bis zum Stadion an der Bremer Brücke. Fördermittel von gut und gerne 15 Millionen Euro sollen helfen, Häuser zu renovieren und Quartiere städtebaulich zu reparieren. In den vergangenen zwei Jahren standen 2, 58 Millionen Euro für das Sanierungsgebiet Schinkel zur Verfügung. Auf weitere 2, 2 Millionen kann die Stadt in diesem Jahr zugreifen, nachdem der Rat im Dezember die Mittel freigegeben hat. Zwei Drittel der Summe werden von Bund und Land beigesteuert, ein Drittel übernimmt die Stadt.
Mit einem Teil des Geldes werden private Renovierungen unterstützt. Bis zu 30 Prozent der förderfähigen Kosten übernimmt Vater Staat, maximal 100 000 Euro. Die Sanierungsmanager, die über das Stadtteilbüro (Tannenburgstraße 61) zu erreichen sind, haben bisher etwa 60 Beratungsgespräche geführt, elf Förderverträge wurden unterzeichnet darunter auch der für das Haus an der Jägerstraße.
Es sind viele kleine Dinge, die das Wohnumfeld angenehmer machen sollen, wie eine bessere Ausleuchtung der Bahnunterführungen, abgesenkte Bordsteine für die Barrierefreiheit, der Abriss alter Garagen, neue Fahrradständer und Mülleimer oder ein paar Begrünungen. Es gibt aber auch die Leuchtturmprojekte wie den spektakulären Großspielplatz im Hasepark, der von Kindern und Jugendlichen mit entworfen und im Dezember eröffnet wurde. Bald soll es eine Stadtteilzeitung geben, die viermal im Jahr über die Fortschritte im Schinkel berichten, Identität schaffen und die Menschen zusammenführen soll. Bürgern, Vereinen oder Nachbarschaften, die selbst etwas auf die Beine stellen wollen, will die Stadt finanziell unbürokratisch helfen. Dazu wurde ein Verfügungsfonds geschaffen, pro Jahr gefüllt mit 5000 Euro.
Wichtiges Merkmal der sozialen Stadtsanierung ist die Beteiligung der Bürger. So waren die Schinkelaner im Oktober und November aufgerufen, gemeinsam unter fachkundiger Moderation einen Rahmenplan zu erstellen, in dem konkrete gestalterische und bauliche Vorgaben für die Entwicklung im Sanierungsgebiet aufgezeigt werden.
Das Verfahren ist abgeschlossen, die Eingaben der Bürger werden zurzeit ausgewertet und sollen im ersten Quartal 2021 präsentiert werden. Übergeordnetes Ziel sei die Verbesserung des Wohnumfeldes, der Abbau von Schwächen im Stadtteil und der Stärkung des Schinkels als innenstadtnaher Wohnstandort″, heißt es in der Internetpräsentation. Konkret geht es um Straßengestaltung, Sicherheit im öffentlichen Raum, Grünflächen und Schaffung von neuem Wohnraum.
Die städtebauliche Reparatur läuft parallel zum Bemühen aller Behörden, die Beratungs- und Hilfsangebote zu erweitern, damit Menschen sich selbst aus ihrer sozialen Zwangslage befreien können. In einem ehemaligen Laden an der Tannenburgstraße 61 ist das Stadtteilbüro eingerichtet worden. Es ist die zentrale Anlaufstelle für Menschen, die Beratung suchen, und für alle, die sich in den Prozess einbringen wollen.

Immobilie gesucht

Die beteiligten Behörden wollen aber noch mehr. Sie wollen eine zentrale Stelle im Herzen des Stadtteils schaffen, in der alle Fäden zusammenlaufen. EOS heißt das Projekt. Die Abkürzung steht für Europa-Osnabrück-Schinkel. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Bürger haben kurze Wege und finden Ansprechpartner zu fast allen Fragen. Zugleich können sich die Mitarbeiter fach- und ämterübergreifend schnell abstimmen.
Konkret ist geplant, dass das Jobcenter mit bis zu 30 Beratern im Schinkel eine Immobilie bezieht und Beratung niederschwellig vor Ort und für alle Zuwanderer aus Europa anbietet. Darüber hinaus sollen die Ausländerbehörde, das Amt für Bürger und Ordnung, die Polizei und Hilfsorganisationen integriert werden. Im Idealfall hat dieses Zentrum auch einen größeren Multifunktionsraum für freie Angebote wie Sprachkurse oder Vereinsveranstaltungen.
Das Problem: Es fehlt die passende Immobilie. Das Jobcenter ist seit gut einem Jahr auf der Suche, wie Karsten Berger vom Jobcenter sagt. Ein geeigneter Standort schien gefunden, doch dann machte der Vermieter einer Rückzieher. Die Corona-Pandemie habe die Umsetzung zusätzlich erschwert, sagt Berger. Vermieter könnten sich gern beim Jobcenter melden.

Bildtext:
Viele Farben, eine Heimat, unser Schinkel″: Das ist das Motto des städtebaulichen Sanierungsprogramms im Schinkel. Ein Schild vor dem Haus an der Jägerstraße in Osnabrück weist darauf hin, dass die private Investition in Fenster und Haustür staatlich bezuschusst wurde.
Foto:
David Ebener
Autor:
Wilfried Hinrichs


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