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1.
Erscheinungsdatum:
01.11.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Unsere
Stadtteile
Sonnenhügel
Straßenkunde
Überschrift:
Großer Arzt und Menschenfreund
Zwischenüberschrift:
Dr. Siegfried Pelz diente dem Stadtkrankenhaus 49 Jahre, dann verfolgten ihn die Nazis
Artikel:
Originaltext:
OSNABRÜCK.
1954
entstand
südlich
der
Knollstraße
am
Königshügel
ein
Baugebiet,
dessen
Straßennamen
an
verdiente
Osnabrücker
Persönlichkeiten
erinnern.
Neben
dem
Handelskammer-
Syndikus
Franz
Stumpf
und
dem
„
Vater
der
Taubstummen″
Karl
Luhmann
stoßen
wir
hier
auf
Dr.
Siegfried
Pelz,
der
sich
als
Leiter
des
Stadtkrankenhauses
um
das
Gesundheitswesen
in
der
Stadt
verdient
gemacht
hat.
Dr.
Pelz
wurde
erster
Leiter
der
1887
neu
eröffneten
chirurgischen
Abteilung
und
übernahm
1902
als
Chefarzt
die
Gesamtleitung
des
Krankenhauses,
das
damals
in
dem
heute
als
Volkshochschule
genutzten
Stüvehaus
vor
dem
Heger
Tor
angesiedelt
war.
Während
des
Ersten
Weltkriegs
war
er
beratender
Chirurg
für
sämtliche
Lazarette
im
Regierungsbezirk.
Als
glänzen
der
Operateur
rettete
er
so
manchem
schwer
verwundeten
Soldaten
das
Leben.
Mehr
als
7800
Kriegsteilnehmer
behandelte
er
persönlich.
Der
preußische
Staat
zeichnete
ihn
mit
dem
Ehrentitel
„
Geheimer
Sanitätsrat″
aus.
Dabei
hat
der
Zusatz
„
geheim″
nichts
mit
Geheimniskrämerei
zu
tun,
sondern
leitet
sich
aus
der
früher
gebräuchlicheren
Nebenbedeutung
des
Wortes
ab,
die
so
viel
wie
„
vertraut″
oder
„
vertrauenswürdig″
ausdrückt.
Ein
Geheimer
Rat
war
also
jemand,
den
der
Dienstherr
als
besonders
vertrauenswürdig
kennengelernt
hatte
und
ihn
deshalb
regelmäßig
ins
Vertrauen
zog
und
Rat
bei
ihm
einholte.
Siegfried
Pelz
kam
am
4.
November
1848
in
Rogasen
in
der
Provinz
Posen
als
Sohn
jüdischer
Eltern
zur
Welt.
Er
studierte
Medizin
und
nahm
als
Feldarzt
am
Krieg
von
1870/
71
teil.
1873
begann
er
seinen
Dienst
am
Osnabrücker
Stadtkrankenhaus
als
Assistenzarzt.
Die
„
Chirurgie″
baute
er
buchstäblich
aus
dem
Nichts
auf.
Er
sorgte
für
die
Einrichtung
eines
Operationsraums,
was
insofern
ein
Novum
darstellte,
als
bis
dahin
die
Ärzte
Operationen
gewöhnlich
am
Krankenbett
des
Patienten
vornahmen.
Dr.
Pelz
beendete
die
Ära
der
Petroleumlampen,
die
bis
dahin
das
Operationsgeschehen
erhellt
hatten.
Osnabrücks
erster
OP-
Saal
bekam
elektrisches
Licht.
Für
die
Stromerzeugung
sorgte
eine
dampfgetriebene
Dynamomaschine.
Denn
ein
allgemeines
städtisches
Stromnetz
ließ
noch
bis
1901
auf
sich
warten.
Dr.
Pelz
griff
auch
die
neuen
Diagnosemöglichkeiten
auf,
die
die
Erfindung
der
„
X-
Strahlen″
1895
durch
Wilhelm
Conrad
Röntgen
eröffnete.
Bereits
1898
erhielt
die
Chirurgie
ein
erstes
Röntgengerät.
Trotz
antisemitischer
Ressentiments,
die
auch
schon
vor
1933
in
manchen
Bevölkerungskreisen
gehegt
wurden,
gewann
Dr.
Pelz
im
Laufe
der
Zeit
nicht
nur
durch
seine
berufliche
Kompetenz
ein
Höchstmaß
an
öffentlicher
Anerkennung.
1928
machte
ihn
die
Stadt
zum
Ehrenbürger.
Das
war
eine
seltene
Ehrung,
die
seit
1831
nur
acht
Bürger
vor
ihm
(und
bis
heute
fünf
nach
ihm)
verliehen
bekommen
hatten.
Der
Magistrat
sah
in
Dr.
Pelz
einen
„
edlen,
immer
hilfsbereiten,
uneigennützigen
Menschen″.
Fast
sein
ganzes
Einkommen
hatte
er
unbemittelten
Patienten
geopfert.
Der
Historiker
Heinrich
Koch
beschrieb
diese
Seite
des
Arztes
so:
„
Manche
ehrenvolle
Berufung
lehnte
er
ab,
um
seine
Anstalt,
aber
auch
die
Stadt
Osnabrück,
die
er
mit
ihren
Menschen
und
Kranken
liebte,
nicht
zu
verlassen.
Er
nahm
die
bescheidensten
Honorare,
strich
sie
aber
auch
häufig
genug
ganz
und
legte
sogar
noch
zu,
wenn
es
ihm
aus
sozialen
Gründen
nötig
schien.
Sogar
Kuraufenthalte
finanzierte
er.″
Der
Judenhass
der
neuen
Machthaber
machte
ab
1933
auch
vor
einer
so
verdienstvollen
Person
wie
Dr.
Pelz
nicht
halt.
Die
Ehrenbürgerwürde
wurde
ihm
aberkannt,
die
Bronzebüste,
die
nach
seiner
Pensionierung
1922
im
Foyer
des
neuen
Hochhauses
der
Krankenanstalten
zu
seinem
Gedenken
aufgestellt
worden
war,
vernichtet.
Bis
in
seine
letzten
Tage
wurde
der
fast
90-
jährige
Greis
von
den
Parteistellen
schikaniert
und
verfolgt.
Vor
seiner
Wohnung
an
der
Natruper
Straße
spannten
die
Nazis
ein
Transparent
quer
über
die
Straße
mit
der
Aufschrift:
„
Die
Juden
sind
unser
Unglück.″
Tochter
Anna,
die
ihm
seit
dem
frühen
Tod
der
Frau
1910
den
Haushalt
führte
und
ihn
in
den
letzten
Jahren
pflegte,
wurde
ihm
genommen.
Sie
wurde
1941
im
KZ
Riga
ermordet.
Das
musste
Siegfried
Pelz
nicht
mehr
miterleben,
denn
er
starb
am
26.
Juli
1936.
Den
Zeitungen
wurde
untersagt,
seinen
Tod
anzuzeigen
und
einen
Nachruf
auf
ihn
zu
drucken.
Der
riesige
Trauerzug,
der
sich
trotzdem
vom
Krankenhaus
zum
Hasefriedhof
bewegte,
war
ein
erschütternder
Beweis
der
allgemeinen
Dankbarkeit
und
zugleich
eine
Kundgebung
für
die
Menschlichkeit.
Marien-
Pastor
Bodensiek
sprach
als
Freund
am
Grab,
Superintendent
Rolffs
würdigte
ihn
als
„
barmherzigen
Samariter
Osnabrücks″.
Bildtext:
In
Sonnenhügel
ist
dem
Geheimen
Sanitätsrat
Dr.
Siegfried
Pelz
eine
Straße
gewidmet.
Der
erste
gewählte
Stadtrat
nach
dem
Krieg
setzte
Dr.
Siegfried
Pelz
1946
wieder
in
den
Stand
des
Ehrenbürgers
zurück.
Foto:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks