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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Was wusste der Großonkel?
Zwischenüberschrift:
Die offene Frage des Stolperstein-Paten für Else und Andreas Jonas
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Die Nationalsozialisten gönnten Andreas und Else Jonas keinen friedlichen Lebensabend an der Friedrichstraße. Sie vertrieben die jüdischen Eheleute aus der Wohnung und verschleppten sie nach Theresienstadt, wo sie im Schatten des Zweiten Weltkriegs ihren Mördern aus-geliefert waren.

Bereits Jahre vorher, als Andreas Jonas noch Inhaber der Lederhandlung A. u. J. B. Jonas″ am Nikolaiort 2 war, hatte die Angst vor dem NS-Regime die Familie auseinandergerissen. Die Kinder von Andreas und Else Jonas emigrierten in den 1930er-Jahren: ihre Tochter Irmgard mit ihrem Ehemann nach Palästina, ihr Sohn Hans Günther nach Chile. Wie in so vielen Fällen blieben die Eltern möglicherweise in der Annahme, die Nationalsozialisten würden ihnen als unbescholtenen Bürgern nichts anhaben können. Doch in einer Mischung aus Hass und Wahn geschah das Unvorstellbare.
1941 musste das Ehepaar in die Große Straße 44 umziehen, 1942 in das sogenannte Judenhaus an der Kommenderiestraße 11. Die Adresse entpuppte sich als letzte Sammelstation vor der Verschleppung nach Theresienstadt. Andreas Jonas kam im Alter von 72 Jahren ums Leben, seine Frau Else mit 63.
Über das Leben des Ehepaars in Osnabrück ist kaum etwas überliefert. Eine Nachbarin erinnert sich daran, dass Andreas Jonas Vorbeterin der jüdischen Gemeinde war, wie Heinrich H. Frömbling und Friederike zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein herausfanden. Sie sind die Paten der Stolpersteine für das jüdische Ehepaar.
Heinrich H. Frömbling verriet bei der Verlegung, was ihn beschäftigt: Mich schaudert bei dem Gedanken, dass mein Großonkel Ludwig Schäffer seinen Branchenkollegen Andreas Jonas mit dessen Lederwarengeschäft visà-vis dem Kunstgewerbekaufhaus, beide am Nikolaiort persönlich gekannt und um sein Schicksal gewusst haben musste.″ So bleiben auch für ihn Fragen ungeklärt. Zumindest bleibt das: Mit diesen Erinnerungssteinen holen wir das Ehepaar Jonas wieder in unser heutiges Leben zurück sie sind mit ihren Namen wieder mitten unter uns″ dank der Recherchen für die Stolpersteinverlegung: Aus perfide-peniblen Todeslisten und alten Aktenvermerken wird wieder eine Lebens-, ja Familienbiografie. Wir hoffen und wünschen es sehr, dass ihre beiden Kinder dank ihrer Emigration diese fortsetzen konnten.″ Irmgard und Hans Günther Jonas dürften erst viel später erfahren haben, was ihren Eltern widerfahren war.

Bildtext:
Friedrichstraße 25: Hier lebten Andreas und Else Jonas. Nationalsozialisten ermordeten das jüdische Ehepaar in Theresienstadt.
Fotos:
Elvira Parton

Stolpersteine
Messingplatten in den Gehwegen erinnern an Opfer des Nationalsozialismus jeweils vor den Wohn- oder Wirkstätten der Menschen, die verfolgt und ermordet wurden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig ist Initiator des Projekts, dem sich europaweit Kommunen angeschlossen haben. Paten der Stolpersteine für Andreas und Else Jonas sind das Ehepaar Heinrich H. Frömbling und Friederike zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Bei der Verlegung wurde Gunter Demnig von Schülern des Berufsschulzentrums am Westerberg unterstützt: Manuel Hellermann, Sven-Uwe Kerckhoff, Marcel Nordhoff und Timo Rosenbusch. Das Büro für Friedenskultur nimmt für weitere Gedenktafeln Hinweise über das Schicksal von weiteren Opfern des NS-Regimes entgegen. Die Telefonnummer lautet 05 41/ 323-22 87.
Autor:
Jann Weber


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