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1.
Erscheinungsdatum:
09.01.2021
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Polizei ermittelt wegen „Nazi″-Plakat am Neumarkt
Zwischenüberschrift:
Linke Gruppen lehnen Investor Lindhorst ab / SPD-Bürgermeister verteidigt seinen „Freund″
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Unbekannte
sind
in
der
Nacht
zu
Freitag
auf
das
Dach
eines
Hauses
am
Osnabrücker
Neumarkt
gestiegen
und
haben
ein
Plakat
entrollt,
das
sich
gegen
die
Lindhost-
Firmengruppe
richtet,
die
dort
die
Johannis-
Höfe
bauen
will.
Der
Staatsschutz
ermittelt.
Lindhorst,
der
Neumarkt
und
die
AfD
–
wie
hängt
das
zusammen?
Anonymität,
Effekthascherei,
Vereinfachung:
Aus
diesen
Komponenten
setzt
sich
eine
neue
Protestform
zusammen,
die
auch
in
Osnabrück
schon
mehrfach
aufgeflackert
ist.
Unbekannte
hängen
heimlich
an
belebten
Stellen
Transparente
auf
und
liefern
anschließend
in
anonymen
Bekennerschreiben
eine
Erklärung
nach.
Die
Schreiben
werden
per
E-
Mail
an
einen
großen
Verteiler
geschickt.
So
auch
in
der
Nacht
zu
Freitag:
Unbekannte
bestiegen
das
grüne
Eckhaus
am
Neumarkt
14
und
entrollten
ein
Plakat
mit
der
Aufschrift
„
Hier
könnte
ihr
Nazi
vermieten
/
Jürgen
Lindhorst
raus
aus
Aufsichtsrat
/
P.S.
Die
Stadt
gehört
uns
allen,
und
nicht
nur
denen,
die
es
sich
leisten
können″.
Das
Plakat
hing
nach
Angaben
der
Polizei
nur
kurze
Zeit.
Der
Hauseigentümer
ließ
es
entfernen.
Die
Abteilung
Staatsschutz
der
Polizei
hat
Ermittlungen
wegen
Hausfriedensbruchs
und
Beleidigung
aufgenommen.
Ein
„
Verein
freier
Menschen″
bekannte
sich
am
Freitag
zu
der
Aktion.
Sie
richtet
sich
gegen
den
Aufsichtsratsvorsitzenden
der
Lindhorst-
Gruppe,
Jürgen
Lindhorst,
dem
eine
Nähe
zur
AfD
nachgesagt
wird.
Unklar
ist,
wer
sich
hinter
dem
„
Verein
freier
Menschen″
verbirgt.
Sichtbar
ist
nur:
Die
anonymen
Aktivisten
greifen
die
Argumentation
von
Jungsozialisten,
Grüner
Jugend
und
Linkspartei
auf,
die
das
geplante
Millionen-
Investment
der
Lindhorst-
Gruppe
am
Neumarkt
aus
moralischen
Gründen
kritisch
sehen.
„
Verschiedene
Berichte
über
Herrn
Lindhorst
geben
Anlass
zur
Sorge,
dass
sein
Wertekompass
nicht
mit
dem
der
Friedensstadt
Osnabrück
kompatibel
ist″,
ließ
der
Juso-
Vorstand
im
Dezember
wissen.
Am
Donnerstagabend
veranstalteten
die
Jusos
eine
Diskussionsrunde
zu
dem
Thema.
Was
werfen
die
linken
Gruppen
Jürgen
Lindhorst
vor?
Der
65-
Jährige
steht
in
dem
Ruf,
mit
der
AfD
zu
sympathisieren
und
Stimmung
gegen
die
Willkommenskultur
zu
machen.
2018
hat
Lindhorst
den
AfD-
Rechtsaußen
Björn
Höcke
zu
einem
privaten
politischen
Abend
auf
seinen
Hof
eingeladen.
Auch
andere
Polit-
Prominente
wie
der
ehemalige
Chef
des
Verfassungsschutzes,
Hans-
Georg
Maaßen
und
Wolfgang
Bosbach
(beide
CDU)
waren
schon
zu
Gast,
auch
Boris
Palmer
(Grüne)
und
Sahra
Wagenknecht
(Linkspartei)
bekamen
Einladungen,
sagten
aber
ab.
Jürgen
Lindhorst
äußerte
sich
außerdem
in
einem
rechten
Videokanal
herabwürdigend
über
bestimmte
Flüchtlinge.
An
seiner
Hofeinfahrt,
die
an
einer
Zufahrtsstraße
zur
Gedenkstätte
Bergen-
Belsen
liegt,
hat
er
einen
Findling
mit
dem
Familiennamen
und
dem
Wolfsangel-
Symbol
platziert.
Die
Wolfsangel
gilt
seit
Jahrhunderten
als
forstwirtschaftliches
Zeichen,
ist
aber
von
den
Nazis
vereinnahmt
worden.
Wie
wird
Jürgen
Lindhorst
in
seinem
Heimatort
Winsen
gesehen?
Wenn
Jürgen
Lindhorst
in
die
Kritik
gerät,
schaltet
sich
gerne
und
ungefragt
Dirk
Oelmann
(SPD)
ein,
Bürgermeister
von
Winsen/
Aller,
um
die
Vorbehalte
zu
entkräften.
Jürgen
Lindhorst
bezeichnet
er
als
„
guten
Freund″.
In
einer
Mail
an
Frank
Henning,
den
Fraktionsvorsitzenden
der
Osnabrücker
SPD,
hat
Oelmann
dem
Aufsichtsratsvorsitzenden
der
Lindhorst-
Gruppe
schon
Ende
November
ein
gutes
Zeugnis
ausgestellt.
Auch
gegenüber
unserer
Redaktion
bezeichnete
sich
der
Winsener
Bürgermeister
als
„
absoluter
Fürsprecher″
des
Firmenpatriarchen.
Dass
es
Irritationen
gegenüber
Lindhorst
senior
gibt,
könne
er
aus
der
Distanz
nachvollziehen,
räumte
Oelmann
ein.
Aber
als
„
wirklich
guter
Freund,
der
mit
Herrn
Lindhorst
oft
tiefergehende
Gespräche
führt
und
dabei
auch
ein
offenes
Wort
schätzt″,
wisse
er,
wie
er
als
Mensch
tickt
–
auch
in
politischer
Hinsicht.
Dass
Lindhorst
vor
zweieinhalb
Jahren
den
thüringischen
AfD-
Rechtsaußen
Björn
Höcke
zum
Kamingespräch
eingeladen
hat,
sieht
auch
der
Bürgermeister
als
Fehler
an.
Darüber
habe
er
damals
auch
kontrovers
mit
Jürgen
Lindhorst
diskutiert.
Er
sei
der
Veranstaltung
auch
bewusst
ferngeblieben,
erklärte
Oelmann
auf
Nachfrage,
aber
der
Unternehmer
nutze
gern
die
Gelegenheit,
politischen
Größen
auch
jenseits
des
Mainstreams
ihrer
Partei
auf
den
Zahn
zu
fühlen.
Es
treffe
aber
nicht
zu,
„
dass
durch
Herrn
Lindhorst
rechtes
Gedankengut
unterstützt
oder
gar
noch
in
die
Bevölkerung
transportiert
wird″.
Nach
den
Worten
des
SPD-
Politikers
gibt
es
in
sozialer
Hinsicht
keinen
größeren
Förderer
in
Winsen
als
Jürgen
Lindhorst.
Vor
drei
Jahren
hätten
der
Bürgermeister
und
der
Unternehmer
in
einer
gemeinsamen
Aktion
die
Abschiebung
einer
Roma-
Familie
abwenden
können,
die
gut
in
der
Gemeinde
integriert
sei.
Der
Mann
habe
einen
Job
im
Betrieb
von
Lindhorst
bekommen,
die
Frau
eine
Stelle
als
Reinigungskraft
bei
der
Gemeinde.
Damit
sei
ihr
Lebensunterhalt
bis
heute
gesichert,
ebenso
das
Bleiberecht.
Und
was
hat
es
nach
Oelmanns
Einschätzung
mit
der
Wolfsangel
auf
sich,
mit
der
Lindhorst
senior
einen
Findling
in
seiner
Hofeinfahrt
schmückt?
Der
Historiker
Prof.
Jens-
Christian
Wagner,
Direktor
der
Stiftung
Gedenkstätten
Buchenwald
und
Mittelbau-
Dora,
sieht
darin
ein
NS-
Symbol,
Lindhorst
beruft
sich
jedoch
auf
die
Familientradition.
Nach
Ansicht
des
Bürgermeisters
sind
da
zwei
„
Intimfeinde″
aneinandergeraten.
Sein
Freund
Jürgen
Lindhorst
sei
gewiss
national
eingestellt,
machte
Oelmann
deutlich,
aber
auf
keinen
Fall
rechtsextrem.
Seine
Geisteshaltung
lasse
sich
besser
mit
„
konservativ,
sozial
und
verlässlich″
beschreiben.
Was
hat
Jürgen
Lindhorst
mit
der
Investition
am
Neumarkt
in
Osnabrück
zu
tun?
Nichts.
Das
ist
die
eindeutige
Aussage
von
Alexander
Lindhorst,
dem
Sohn
von
Jürgen
Lindhorst
und
Käufer
der
Neumarkt-
Liegenschaften.
In
der
Tat
sind
keine
rechtlichen
oder
personellen
Verflechtungen
zwischen
Jürgen
Lindhorst
und
der
Neumarktquartier
GmbH
&
Co.
KG
erkennbar,
die
die
Neumarkt-
Grundstücke
vom
Centerentwickler
Unibal
Rodamco
Westfield
gekauft
hat
und
dort
für
140
Millionen
Euro
die
Johannis-
Höfe
bauen
will.
Kommanditist
der
Neumarktquartier
GmbH
&
Co.
KG
ist
die
RoLin
Stadtentwicklungs
GmbH,
deren
Gesellschafter
die
minderjährigen
Kinder
von
Alexander
Lindhorst
sind.
Alexander
Lindhorst
gehört
der
CDU
an
und
hat
sich
politisch
von
seinem
Vater
öffentlich
distanziert.
Die
drei
Kinder
von
Jürgen
Lindhorst
sind
unternehmerisch
in
verschiedenen
Branchen
tätig.
Die
Gesellschaften
sind
zum
Teil
miteinander
verflochten,
agieren
aber
eigenständig.
Jürgen
Lindhorst
hat
sich
2019
aus
dem
operativen
Geschäft
zurückgezogen
und
ist
Vorsitzender
des
Aufsichtsrates.
Kann
die
Stadt
einen
Investor
aus
politischen
Gründen
ablehnen?
Nein,
dazu
hat
sie
grundsätzlich
kein
Recht.
Der
Stadtrat
kann
zwar
durch
den
Bebauungsplan
Einfluss
auf
die
Planung
am
Neumarkt
nehmen.
Der
Rat
könnte
also
versuchen,
einen
missliebigen
Investor
durch
sehr
strenge
und
unwirtschaftliche
Auflagen
zu
vergraulen.
Doch
das
Baugesetzbuch
setzt
dem
enge
Grenzen.
Eine
sogenannte
Verhinderungsplanung
ist
nicht
zulässig.
Außerdem
fallen
Teile
des
Areals
an
Neumarkt
und
Johanniskirche
unter
den
Paragrafen
34
des
Baugesetzbuches,
wie
Stadtbaurat
Frank
Otte
erklärt.
Das
heißt,
hier
hätte
der
Investor
unabhängig
von
einem
Bebauungsplan
Baurecht.
Otte:
„
Eigentlich
kann
die
Politik
nichts
tun.″
Bildtext:
Nur
wenige
Stunden
hing
am
grünen
Kachelhaus
ein
Protestplakat.
Foto:
Michael
Gründel
Kommentar
Fehlgeleitet
von
moralischem
Übereifer
Linke
Gruppen
wollen
keinen
Investor
in
der
Stadt,
den
ein
Hauch
von
AfD
umweht.
Die
jungen
Protestierer
überziehen
gewaltig,
fehlgeleitet
von
moralischem
Übereifer.
Denn
das
hieße
in
letzter
Konsequenz:
Wer
in
Osnabrück
investieren
will,
muss
eine
politisch-
moralische
Gesinnungsprüfung
bestehen.
Klar,
dass
sich
Jusos,
Grüne
Jugend
und
Linke
am
Lindhorst-
Senior
reiben.
Jürgen
Lindhorst
macht
keinen
Hehl
daraus,
dass
ihm
die
Merkel′sche
Flüchtlingspolitik
gegen
den
Strich
geht.
Er
will
sich
auch
von
Historikern
nicht
vorschreiben
lassen,
wie
er
seine
Hofeinfahrt
dekoriert
oder
wen
er
nach
Hause
einlädt.
Man
diskutiere
das
gerne
aus.
Aber:
Wie
Vater
Lindhorst
politisch
denkt,
hat
mit
dem
Invest
von
Sohn
Lindhorst
in
Osnabrück
nichts
zu
tun.
Von
Sippenhaft
wollen
die
linken
Jugendgruppen
in
dem
Zusammenhang
nicht
reden.
Auf
keinen
Fall.
Aber
in
ihrer
Argumentation
tun
sie
genau
das:
Sie
nehmen
Alexander
Lindhorst
für
das
Verhalten
seines
Vaters
in
Haftung.
Eine
politische
Distanzierung
ist
ihnen
nicht
genug,
sie
fordern
eine
Art
wirtschaftliche
Sanktion
durch
Entfernen
des
Vaters
aus
dem
Aufsichtsrat
und
aus
dem
Unternehmen.
Wie
anmaßend.
Es
kommt
aber
noch
schlimmer.
Die
Kritiker
mutmaßen,
dass
Vater
Lindhorst
am
Neumarkt
die
Finger
im
Spiel
hat.
Dass
die
Gesellschafterstrukturen
das
nicht
belegen
und
Alexander
Lindhorst
das
Gegenteil
beteuert,
nehmen
sie
offenbar
nicht
zur
Kenntnis.
Und
das
Denken,
das
die
linken
Kritiker
dabei
durchscheinen
lassen,
ist
erschreckend.
Sie
kategorisieren
Investoren
nach
ihren
eigenen
politisch-
moralischen
Maßstäben
und
stufen
sie
nach
„
gut″
oder
„
schlecht″
für
die
Stadt
ein.
w.hinrichs@
noz.de
Autor:
Wilfried Hinrichs, Rainer Lahmann-Lammert