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1.
Erscheinungsdatum:
21.12.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Schinkenbutterbrot ist nun Geschichte
Zwischenüberschrift:
Parkhotel am Heger Holz und Altes Gasthaus Kampmeier in Osnabrück schließen zum Jahresende
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Aktuell
haben
alle
Gastronomen
große
Sorgen.
Doch
in
den
normalen
Zeiten
davor,
als
noch
kaum
einer
das
Wort
Corona
kannte,
war
es
besonders
eine
Gruppe
von
Gastwirtschaften,
die
reihenweise
aufgeben
musste:
die
Ausflugslokale
am
Stadtrand
von
Osnabrück.
Eine
Ausnahme
war
bislang
das
Alte
Gasthaus
Kampmeier
am
Heger
Holz.
Doch
nun
ist
auch
hier
das
Ende
nahe.
Ein
Blick
zurück
auf
eine
lange
Geschichte.
Lang
ist
die
Liste
mit
den
klangvollen
Namen
von
Ausflugslokalen
und
Kaffeewirtschaften
an
der
Peripherie,
die
es
nicht
mehr
gibt.
Um
nur
einige
zu
nennen:
Barenteich,
Schweizerhaus,
Blankenburg,
Zur
Spitze,
Bellevue,
Meyer
im
grünen
Tal,
Blumenhalle,
Forsthaus
Sutthausen,
Hunger,
Fernblick,
Schumla,
Mehring,
Hettlich,
Gretescher
Turm,
Ludwigshalle,
Gartlage,
Vorderhall,
Widerhall,
Tentenburg,
Osterhaus,
Urlage,
Schmied
im
Hone,
Siebenbürgen.
Sie
lagen
in
angenehmer
Spaziergangsentfernung
von
den
Endstationen
der
Straßenbahn
und
kamen
im
beginnenden
Industriezeitalter
dem
erwachten
Naturverständnis
und
dem
wachsenden
Bedürfnis
der
Stadtbewohner
nach
Erholung
entgegen.
Doch
in
den
vergangenen
Jahrzehnten
hat
sich
das
Freizeitverhalten
auch
dank
gestiegener
Mobilität
so
sehr
verändert,
dass
die
Lokale
nicht
mehr
genügend
Publikum
fanden.
Gegen
Westumgehung
Kampmeier
schien
gegen
das
Sterben
der
Peripherie-
Gastronomie
immun,
hatte
es
doch
eine
privilegierte
Lage
am
verlängerten
Kammweg
über
den
Westerberg
und
am
Naherholungsgebiet
Heger
Holz/
Rubbenbruchsee.
Ein
Argument
gegen
die
Westumgehung
bei
der
Bürgerbefragung
2014
war,
dass
man
Kampmeier
dann
vom
Grünzug
über
den
Westerberg
abschneiden
würde.
Doch
nun
steht
Kampmeier
auch
ohne
Entlastungsstraße
zumindest
in
seiner
bisherigen
Erscheinungsform
vor
dem
Aus.
2018
hat
das
Bauunternehmen
MBN
das
Areal
Edinghausen
1
gekauft,
plant
den
Abriss
des
Hotels
und
des
angrenzenden
Apartment-
Flügels
und
will
dort
ein
neues
kleines
Wohngebiet
mit
dem
Schwerpunkt
auf
Seniorenresidenzen
entwickeln.
Zum
Kampmeier-
Altbau
war
beim
letzten
Bürgerforum
zu
erfahren,
dass
er
nicht
unter
Denkmalschutz
und
damit
auch
zur
Disposition
steht.
Zwar
soll
es
in
dem
neuen
Komplex
auch
wieder
eine
allgemein
zugängliche
Gastronomie
geben.
Doch
wird
sie
wohl
nicht
mehr
viel
mit
dem
alten,
leicht
morbiden
Charme
des
Gasthauses
Kampmeier
zu
tun
haben.
Gut
Edinghausen
Die
Adresse
Edinghausen
1
verweist
auf
eine
spätmittelalterliche
Gutsanlage
dieses
Namens.
Urkundlich
belegt
ist,
dass
sie
1568
in
den
Besitz
der
Stadt
Osnabrück
gelangte.
Die
Hofstellen
vor
Kampmeier
(Werremeyer/
Janik,
Edinghausen
2)
und
dahinter
(Altrup,
Edinghausen
3)
gehörten
ursprünglich
dazu.
Sie
sind
jetzt
nicht
Bestandteil
des
von
MBN
erworbenen
Pakets
und
daher
von
den
Umwandlungen
nicht
betroffen.
Der
Altbau
der
Gaststätte
Kampmeyer
wird
auf
etwa
1875
datiert.
Durch
zahlreiche
Um-
und
Anbauten
ist
von
seinem
ursprünglichen
Gesicht
nicht
mehr
viel
übrig
geblieben.
Die
Entscheidung
der
Denkmalbehörde,
ihn
nicht
unter
Schutz
zu
stellen,
ist
daher
nachvollziehbar.
Die
Geschichte
des
Gasthauses
beginnt
mit
Heinrich
Altrup.
Er
war
ein
Schneidermeister
aus
Schinkel,
der
es
durch
das
Schneidern
von
Gala-
Uniformen
für
die
kaiserlichen
Regimenter
in
Lemgo,
Detmold
und
Paderborn
zu
Wohlstand
gebracht
hatte.
Er
erwarb
den
Hof
Edinghausen
1
mit
zugehörigen
150
Hektar
Land,
um
ausreichend
Wohnraum
und
Betätigungsmöglichkeiten
für
sich,
seine
Frau
Wilhelmine
und
die
neun
Kinder
zu
haben.
Der
vorgesehene
Hoferbe
Bernhard
Altrup
fiel
im
Ersten
Weltkrieg.
So
rückte
Tochter
Luise
in
der
Erbfolge
an
die
Spitze.
Sie
heiratete
1929
einen
Heinrich
Kampmeier.
Der
erwies
sich
als
ausgesprochen
unternehmungslustig.
Luise
verkaufte
Teile
des
Grundbesitzes,
um
ihrem
Mann
die
Gründung
eines
Lohndreschunternehmens
mit
Dampfmaschine
zu
ermöglichen.
Leider
ging
der
Betrieb
nach
kurzer
Zeit
pleite.
Nächster
Versuch:
Gründung
einer
Vulkanisierungsanstalt,
um
Autoreifen
herzustellen
und
zu
reparieren.
Weitere
Ländereien
wurden
dafür
verkauft.
Doch
auch
dieses
Unterfangen
endete
im
Konkurs.
Zur
tragenden
Geschäftsidee
wurde
schließlich
die
Umwandlung
des
Hofes
in
ein
Kaffeehaus.
Das
war
Ende
1929.
In
die
Küche
kam
ein
großer
Steinofen,
Brot
und
Backwaren
stellte
man
jetzt
selbst
her.
Auch
ein
Konditormeister
wurde
eingestellt.
Auf
der
Speisenkarte
stand
Kampmeiers
Schinkenbutterbrot
ganz
oben,
es
war
wegen
seiner
Überdimensionierung
bald
stadtbekannt.
Draußen
im
Garten
machte
Luises
jüngerer
Bruder
Karl
Altrup
auf
eigene
Rechnung
den
Getränkeausschank,
im
Winter
kellnerte
er
drinnen.
Das
schaffte
er
neben
seinem
Job
als
Straßenbahnfahrer.
Karl
Altrup
war
übrigens
der
Vater
von
Karl-
Heinz
Altrup,
dem
jetzigen
Besitzer
des
Nachbarhofes
Edinghausen
3.
Heinrich
und
Luise
Kampmeier
mit
den
Töchtern
Inge
(später
Göbel)
und
Frieda
(später
Hackmann)
hatten
ihre
Wohnung
im
Obergeschoss,
dort,
wo
heute
der
Gastraum
„
Heger
Stiege″
ist.
Wehrmacht
und
die
Briten
1944
beschlagnahmte
das
Wehrbereichskommando
das
gesamte
Lokal.
Am
Waldrand
des
Heger
Holzes
hatte
man
eine
Flak-
Batterie
aufgebaut.
Da
es
noch
keine
Unterkunftsbaracken
bei
der
Flakstellung
gab,
hatte
die
Luftwaffe
den
Saal
des
Gasthauses
mit
dreistöckigen
Betten
ausstaffiert.
Hier
waren
zwei
Klassen
der
Ratsoberschule
für
Jungen,
wie
das
Ratsgymnasium
damals
hieß,
als
Flakhelfer
quasi
kaserniert.
Die
50
Rats-
Schüler
standen
rund
um
die
Uhr
unter
dem
Kommando
ihrer
Ausbilder.
„
Heimschläfer″
gab
es
nicht,
ganz
bewusst
sollten
die
Heranwachsenden
schon
mal
an
die
Entbehrungen
eines
Frontsoldaten
fern
der
Heimat
herangeführt
werden.
Sie
waren
die
ersten
Übernachtungsgäste
in
einem
zwangsweise
eingerichteten
Vorläufer
des
Parkhotels,
wenn
man
so
will.
Nach
dem
verlorenen
Krieg
schloss
sich
nahtlos
die
Belegung
durch
britisches
Militär
an.
Kein
Kampmeier
und
kein
Altrup
durfte
im
Haus
wohnen
bleiben.
Kommandeur
Robertson
war
aber
kein
Unmensch.
Er
ließ
auf
dem
Gelände
eine
Baracke
aufbauen,
die
Platz
für
vier
Familien
bot.
Bis
etwa
1952
wohnten
Kampmeiers
und
Altrups
darin.
Unterdessen
diente
das
Gasthaus
als
eine
Art
Fronttheater,
als
„
ENSA-
Hostel″.
ENSA
(Entertainments
National
Service
Association)
war
eine
Organisation,
die
für
die
Unterhaltung
der
britischen
Streitkräfte
sorgte.
Die
dort
untergebrachten
britischen
Künstler
wurden
verstärkt
durch
deutsche,
die
noch
arbeitslos
waren.
Als
sich
abzeichnete,
dass
Osnabrück
auf
Dauer
eine
britische
Garnison
beherbergen
würde,
richtete
man
im
Gasthaus
die
erste
britische
Schule
für
die
Soldatenkinder
auf
Osnabrücker
Boden
ein.
Ab
1950
entstanden
die
„
Briten-
Häuser″
im
Norden
(Literatenhöfe)
und
im
Osten
(Komponistenhöfe)
des
Gasthofs.
Kampmeiers
Tochter
Frieda
Hackmann
eröffnete
in
der
Baracke
eine
„
Bauklause″
für
die
Bauarbeiter.
Das
war
der
Start
der
Nachkriegs-
Gastronomie
der
alten
Eigentümer.
Neustart
nach
dem
Krieg
1953
waren
die
Engländer-
Häuser
fertig.
Das
Militär
gab
das
Gasthaus
frei.
Frieda
Hackmann
machte
mit
dem
Kaffeehaus
„
Waldschänke″
da
weiter,
wo
ihre
Mutter
1940
aufgehört
hatte.
Die
Wirtschaftswunderjahre
sorgten
für
gute
Geschäfte,
die
legendären
Schinkenbrote
wurden
wieder
dichter
belegt.
1963
richtete
sie
im
Obergeschoss
zehn
Betten
in
sieben
Gästezimmern
ein
und
nannte
den
Betrieb
fortan
„
Kaffeehaus
Kampmeier
–
Waldhotel″.
1970
kam
es
zum
Eigentümerwechsel.
Frieda
Hackmann
verkaufte
das
Anwesen
an
den
Klöckner-
Hüttendirektor
Dr.
Wilhelm
Heemeyer
auf
Rentenbasis.
Der
gab
nun
richtig
Gas,
er
war
es
gewohnt,
mit
großen
Investitionssummen
umzugehen.
Vor
50
Jahren
ließ
er
an
den
Altbau
einen
Hotelflügel
mit
Schwimmbad
und
Sauna,
mit
Friseursalon
und
medizinischen
Bädern
errichten
und
dahinter
einen
Winkelbau
mit
Mietwohnungen.
Architekt
Hans-
Otto
Jasper
hatte
einen
für
die
damalige
Zeit
hochmodernen
Komplex
mit
90
Hotelzimmern
und
40
Dauer-
Apartments
in
die
Landschaft
gesetzt.
Das
„
Parkhotel
am
Heger
Holz″
wurde
zum
Schwesterbetrieb
des
„
Alten
Gasthauses
Kampmeier″
unter
einheitlicher
Leitung.
Parkhotel
und
Kampmeier
erlebten
goldene
Jahre
mit
bis
zu
100
Tagungen
im
Jahr,
zu
denen
Firmen
aus
dem
ganzen
Bundesgebiet
ihre
Mitarbeiter
zusammenzogen.
Der
Passant
erkannte
es
an
den
vielen
Autos
mit
Kennzeichen
„
von
weit
weg″.
Die
Gastronomie
war
erste
Adresse
für
Familienfeiern
und
Bankette,
der
Biergarten
unter
Kastanien
galt
als
einer
der
schönsten
der
Region.
Heemeyers
Sohn
Jobst
war
bekannt
für
seine
Sammlung
seltener
Sportwagen
und
Rennautos.
Diese
Vorliebe
konkurrierte
mit
seinen
Aufgaben
als
Hotelier.
In
den
1980ern
zog
er
es
vor,
den
Betrieb
zu
verpachten,
und
zwar
an
Erna
Ramsbrock
und
Tochter
Annette
Klöker.
1989
wurden
die
Damen
auch
Eigentümerinnen.
Annette
Klöker
war
es,
die
den
Betrieb
ins
neue
Jahrtausend
führte
und
2018
an
MBN
verkaufte.
Seit
Anfang
2019
ist
Hotel-
Profi
Elmar
Schmitz
der
von
MBN
eingesetzte
Geschäftsführer.
Er
hat
nun
die
traurige
Aufgabe,
den
Betrieb
gänzlich
herunterzufahren
und
am
Jahresende
die
Lichter
auszumachen,
blickt
aber
für
sich
persönlich
mit
Optimismus
seinen
neuen
Aufgaben
in
der
Leitung
der
Senioren-
Residenz
entgegen.
Bildtexte:
Das
Alte
Gasthaus
Kampmeier
lässt
in
den
ersten
Nachkriegsjahren
noch
mehr
von
der
ursprünglichen
Architektur
erkennen.
Die
Gründerfamilie
Altrup/
Kampmeier
etwa
um
1910:
An
den
Tischenden
sitzen
die
Senioren,
links
Wilhelmine
und
rechts
Heinrich
Altrup.
In
weißer
Bluse:
Luise
Altrup,
später
Kampmeier.
Sie
gilt
als
„
Erfinderin″
des
legendären
Schinkenbutterbrots.
Am
Jahresende
ist
Schluss:
Bald
wird
das
Gasthaus
Kampmeier
einem
Neubau
weichen
müssen.
Um
1930
verrät
das
Scheunentor
noch
den
landwirtschaftlichen
Ursprung
des
Gebäudes.
Der
„
Kaffeegarten″
erfreut
sich
um
1938
großer
Beliebtheit.
Am
Gasthaus
ist
links
der
sogenannte
Wintergarten
angebaut
worden.
Blick
aus
Kampmeiers
Dachgeschoss
in
Richtung
Hafen,
um
1946.
Links
der
Kämmerer-
Schornstein,
rechts
die
Scharnhorst-
und
Metzer
Kasernen.
Die
Briten-
Siedlungen
gibt
es
noch
nicht.
Im
Mittelgrund
die
Wohnbaracke
der
Familien
Altrup
und
Kampmeier.
Der
Bettentrakt
des
Parkhotels
ist
2020
ein
halbes
Jahrhundert
alt
geworden.
Seine
Tage
sind,
genau
wie
die
des
Gasthauses,
gezählt.
Fotos:
Archiv
NOZ,
Archiv
Karl-
Heinz
Altrup,
Joachim
Dierks,
Sammlung
Helmut
Riecken,
Hans-
Theodor
Rudolph
Autor:
Joachim Dierks