User Online: 2 |
Timeout: 17:34Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
05.01.2021
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Kriegsheimkehrern den Neustart ermöglichen
Zwischenüberschrift:
75 Jahre Internatschule Krüger / Warum Handelsschüler in einer alten Osnabrücker Fabrikanten-Villa wohnten
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Privatschule
und
Internat
Krüger
verbindet
man
heute
zutreffenderweise
mit
dem
Standort
Lotte-
Wersen.
Weniger
bekannt
dürfte
sein,
dass
die
Einrichtung
vor
75
Jahren
in
Osnabrück
gegründet
wurde
und
hier
auch
bis
1967
blieb.
Dann
war
der
Neubau
„
auf
der
grünen
Wiese″
an
der
Westerkappelner
Straße
in
Wersen
fertig,
und
die
Schule
zog
um.
Gründungsidee
vor
75
Jahren
war,
den
vielen
Kriegsheimkehrern
einen
beruflichen
Neustart
zu
ermöglichen.
Die
jüngeren
unter
ihnen
hatten
bis
dahin
nichts
anderes
als
das
Kriegshandwerk
gelernt.
Damit
konnten
sie
nach
der
Niederlage
und
der
Demilitarisierung
aber
nichts
mehr
anfangen.
Fritz
Krüger
war
Lehrer
für
Kurzschrift
und
Maschinenschreiben.
Er
kehrte
im
Sommer
1945
selbst
aus
der
Gefangenschaft
nach
Osnabrück
zurück
und
erkannte
unter
seinen
ehemaligen
Kameraden
einen
großen
Umschulungsbedarf.
Kaufmännisches
Rüstzeug
erschien
vielversprechend
für
eine
Existenzgründung
in
der
neuen
Zeit.
Fritz
Krüger
stieß
auf
ein
kleines
Nebengebäude
im
Hinterhof
des
Hauses
Schnatgang
18,
das
für
den
Anfang
geeignet
erschien.
Schon
im
September
1945
versammelte
er
in
dem
acht
Quadratmeter
großen
Raum
die
ersten
sechs
Schüler
um
sich.
Bänke
und
Tische
stammten
aus
einem
Luftschutzkeller,
für
Wärme
sorgte
ein
alter
Bollerofen.
Die
Schüler
waren
gehalten,
Brennmaterial
selbst
mitzubringen,
wenn
sie
es
warm
haben
wollten.
Acht
geliehene
Kofferschreibmaschinen
und
eine
ausgediente
Wandtafel
bildeten
die
Anfangsausstattung.
Fritz
Krüger
und
seine
Frau
Ursula
beschafften
sich
eine
Baracke
aus
Wehrmachtsbeständen,
um
den
wachsenden
Zulauf
bewältigen
zu
können.
Anfang
1946
erhielten
bereits
28
Kriegsversehrte
Unterricht
in
kaufmännischen
Fächern
wie
Buchhaltung,
Steno
und
Maschineschreiben.
Hinzu
kamen
35
Abendschüler,
die
sich
berufsbegleitend
fortbildeten.
1950
war
die
Zeit
des
Improvisierens
vorbei.
Mit
dem
Wiederaufbau
des
Hauses
Schnatgang
22
standen
der
„
Kaufmännischen
Privatschule
Krüger″
dort
im
Haupthaus
fünf
annehmbare
Klassenräume
zur
Verfügung.
200
Tages-
und
250
Abendschüler
sorgten
für
guten
Geschäftsgang,
der
vier
Jahre
später
den
nächsten
Expansionsschritt
nach
sich
zog:
1954
war
die
Kromschrödersche
Villa
an
der
Bergstraße
„
vom
Engländer″,
der
sie
beschlagnahmt
hatte,
freigegeben
und
stand
zur
Verpachtung.
Den
Prachtbau
mit
allen
Zutaten
des
Historismus,
vom
Wohnturm
über
Balkone,
Säulengänge
und
Veranden
bis
zur
großen
Freitreppe
hinein
in
den
Park
mit
dem
chinesischen
Teehaus,
hatte
Gaszählerfabrikant
Otto
Kromschröder
(1844–1916)
in
den
1880er-
Jahren
errichten
lassen.
Im
Urteil
vieler
Osnabrücker
war
sie
die
schönste
Villa
der
Stadt.
Der
große
Speiseraum
mit
Marmorauskleidung
sollte
den
Rahmen
für
den
festlichen
Empfang
für
Kaiser
Wilhelm
I.
abgeben,
den
Otto
Kromschröder
eingeladen
und
der
sein
Kommen
auch
schon
zugesagt
hatte.
Doch
dann
zerschlug
sich
der
Termin,
der
Name
„
Kaisersaal″
aber
blieb
bis
in
die
Nachkriegszeit.
Wohnturm
nachgebaut
In
der
Villa
stand
Fritz
und
Ursula
Krüger
nun
so
viel
Raum
zur
Verfügung,
dass
eine
Internatsunterbringung
für
auswärtige
Schüler
möglich
wurde.
Das
Internat
Krüger
als
Nebenbetrieb
zur
Handelsschule
war
geboren.
Die
Schlafräume
gliederten
sich
in
das
„
Unterhaus″,
dem
Hauptgebäude,
und
das
„
Oberhaus″.
Das
war
ein
rückwärtiger
Anbau
in
direkter
Nachbarschaft
zur
Osnabrücker
Aktien-
Bierbrauerei,
der
den
älteren
Schülern
vorbehalten
war.
Aber
auch
das
Wohnen
im
Turm
war
höchst
attraktiv.
Bei
einem
späteren
Ehemaligen-
Treffen
rückte
ein
früherer
Bewohner
damit
heraus,
dass
er
aus
Begeisterung
den
Turm
originalgetreu
auf
seinem
Grundstück
nachgebaut
hatte.
Unerwartet
bewarben
sich
auch
mehrere
Mädchen
um
einen
Internatsplatz.
Aus
„
Sicherheitsgründen″
sollten
sie
nicht
im
selben
Haus
wie
die
männlichen
Schüler
untergebracht
werden.
Kurzerhand
mieteten
die
Krügers
ein
weiteres
Haus
nahebei
in
der
Werderstraße
an.
Die
jungen
Damen
durften
dann
jeden
Morgen
den
Bismarckplatz
überqueren
und
zu
den
Schulräumen
an
der
Bergstraße
laufen.
Die
Hausordnung
des
Internats
sorgte
dafür,
dass
sich
die
Ausgangszeiten
für
Jungen
und
Mädchen
nicht
überschnitten.
Der
Sohn
des
Gründers,
Peter
Krüger
(67)
,
hat
viele
Erinnerungen
an
die
Zeit
an
der
Bergstraße,
weil
er
mit
der
Familie
dort
auch
wohnte.
Er
erzählt
von
den
„
Krüger-
Bullis″,
deren
Hauptaufgabe
es
war,
auswärtige
Schüler
zum
Bahnhof
zu
bringen
und
von
dort
abzuholen.
Da
zunächst
auch
ältere
Schüler
diese
Kleinbusse
fahren
durften
und
einige
sehr
sportlich
über
die
Wälle
brausten,
um
neue
Rekordzeiten
bis
zum
Bahnhof
zu
schaffen,
gab
es
Beschwerden
von
anderen
Verkehrsteilnehmern.
Wohin
sie
die
Beschwerden
zu
adressieren
hatten,
war
nicht
zu
übersehen,
denn
das
Krüger-
Werbelogo
prangte
unübersehbar
auf
allen
Fahrzeugflanken.
Fortan
durften
nur
noch
der
Chef
selbst
und
seine
Mitarbeiter
die
Bullis
bewegen.
Suche
nach
neuer
Bleibe
Eigentümer
der
Villa
waren
die
Geschwister
Julius
und
Amanda
(Adda)
Heywinkel.
Ihre
Absicht
war
es,
auf
dem
großen
Grundstück
Bergstraße
31/
33
ein
Altenheim
zu
errichten,
was
dann
später
mit
dem
1971
eingeweihten
Heywinkel-
Haus
auch
geschah.
Über
das
Jahr
1967
hinaus
bekam
Krüger
deshalb
keine
Verlängerung
des
Pachtvertrags.
Man
musste
sich
also
nach
einer
neuen
Bleibe
umschauen,
was
gleichzeitig
eine
weitere
Vergrößerung
ermöglichte.
1967
war
der
Neubau
„
auf
der
grünen
Wiese″
in
Wersen
fertig,
und
die
Schule
zog
um.
Peter
Krüger
erinnert
sich,
dass
die
alte
Villa
nicht
sofort
danach
abgerissen
wurde.
Übergangsweise
nisteten
sich
Obdachlose
dort
ein,
die
sich
nachts
mitunter
lautstark
bemerkbar
machten.
Im
Herbst
1967,
als
die
Internatschule
das
Feld
längst
komplett
geräumt
hatte,
meldete
sich
eines
Abends
die
Osnabrücker
Polizei
bei
Fritz
Krüger
und
forderte
ihn
auf,
seine
Schüler
besser
in
den
Griff
zu
bekommen,
da
sich
Bewohner
am
Westerberg
laufend
über
Ruhestörungen
„
bei
Krüger″
beschwerten.
Die
Sache
war
dann
schnell
geklärt.
1967
übernahm
der
Diplom-
Handelslehrer
Eberhard
Mittag
die
Schulleitung.
Er
fand
nicht
nur
Gefallen
an
der
Arbeit,
sondern
auch
an
Fritz
Krügers
Tochter
Petra.
Die
beiden
heirateten,
Petra
Krüger-
Mittag
wurde
Teil
des
Leitungsteams
des
familiär
geführten
Betriebs
mit
mittlerweile
40
Beschäftigten
in
Schule
und
Internat.
Im
Internat
waren
die
Mädchen
weiterhin
in
einem
separierten
Gebäudeflügel
untergebracht.
Der
männlichen
Jugend
Wersens
blieb
das
nicht
verborgen.
„
Sie
kamen
auf
ihren
Mopeds
angeknattert
und
umrundeten
den
Mädchen-
Block.
Da
war
hier
abends
richtig
was
los″,
erinnert
sich
Mittag
an
die
späten
1960er-
und
frühen
1970er-
Jahre.
Eberhard
Mittag
vergrößerte
das
Ausbildungsangebot
mit
Einführung
der
Höheren
Handelsschule
(Ziel:
Fachabitur)
und
des
Wirtschaftsgymnasiums
(Ziel:
Vollabitur)
.
Die
Kapazität
des
Internats
liegt
bei
rund
70
Betten
in
Ein-
und
Zweibettzimmern.
Heute
Berufskolleg
Peter
Krüger
war
von
1994
bis
2017
Schulleiter.
Er
ist
weiterhin
Vorstandsvorsitzender
der
Friedrich-
Krüger-
Stiftung.
Er
trieb
die
weitere
Differenzierung
der
Aus-
und
Weiterbildungsangebote
zum
„
Berufskolleg
Wirtschaft
und
Verwaltung″
voran
und
intensivierte
die
Kontakte
zur
heimischen
Wirtschaft,
die
den
Schülern
unter
anderem
in
Form
von
Praktika-
und
Ausbildungsplätzen
zugutekommen.
Stolz
ist
die
Schule
auch
auf
das
internationale
Flair,
das
heute
auf
ihren
Fluren
herrscht.
Die
Aufnahme
von
jungen
Leuten
aus
der
ganzen
Welt,
deren
Eltern
es
beispielsweise
als
Führungskräfte
oder
Wissenschaftler
in
die
Region
verschlagen
hat,
ist
bei
Krüger
Tradition.
In
Intensiv-
Sprachkursen
wird
auf
die
Leistungsniveaus
von
A1
bis
B2
vorbereitet.
Seit
2017
leitet
André
Soßna
die
Schule.
Bildtexte:
Die
Villa
Kromschröder
an
der
Bergstraße
31
war
von
1954
bis
1967
Sitz
der
Internatshandelsschule
Krüger.
Lesestunde
im
„
Oberhaus″
des
Jungen-
Internats:
Die
Ausbildung
bot
neue
Perspektiven.
Gründer
Fritz
Krüger
(1911-
1992)
und
Sohn
Peter
auf
einem
um
1960
entstandenen
Foto.
Unterricht
in
den
1960er-
Jahren:
Für
die
Unterbringung
der
jungen
Frauen
musste
ein
weiteres
Haus
angemietet
werden.
Schulstandort
seit
1967
ist
in
Wersen
am
Ortsausgang
Richtung
Westerkappeln.
Ein
Sommerfest
im
Park
vor
der
Villa.
Die
Blutbuche
am
linken
Bildrand
überdauerte
den
Abriss
der
Villa
und
die
Neubebauung
des
Grundstücks
mit
dem
Heywinkel-
Haus,
musste
aber
im
April
2018
wegen
Weißfäulnis-
Befalls
gefällt
werden.
Das
Internatshaus
für
Mädchen
in
der
Werderstraße.
Der
„
Krüger-
Bulli″
war
das
Privat-
Taxi
für
die
Internatsschüler.
Am
Steuer:
Fritz
Krüger.
50
Jahre
Schulleitung:
Hinten
Eberhard
Mittag
(1970–1994)
,
Mitte
Peter
Krüger
(1994–2017)
,
vorne
André
Soßna
(seit
2017)
.
Fotos:
Archiv
Friedrich-
Krüger-
Stiftung,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks