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1.
Erscheinungsdatum:
02.01.2021
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Einer von Hitlers jüngsten Kindersoldaten
Zwischenüberschrift:
Der Osnabrücker Max Brink erinnert sich an sein persönliches Kriegsende als Luftwaffenhelfer
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück/
Georgsmarienhütte
An
Silvester
im
Jahr
1928
erblickte
er
um
19
Uhr
das
Licht
der
Welt.
Genau
15
Jahre
und
fünf
Tage
später
wird
Max
Brink
als
Luftwaffenhelfer
eingezogen,
in
eine
graublaue
Uniform
gesteckt
und
in
den
Kampf
gegen
eine
übermächtige
Armee
von
Alliierten
geschickt.
Als
einer
der
jüngsten
Soldaten
Hitlers
blickt
er
heute
auf
eine
Reise
zurück,
in
der
Ehrfurcht
in
Todesangst
umgeschlagen
ist.
Sie
lagen
tagsüber
mit
drei
Kanonen
leicht
eingebuddelt
hinter
einem
Heckenwall
im
Acker,
sollten
als
sogenannte
„
Straßenjagd″
die
Reichsstraße
64
von
Telgte
nach
Warendorf
und
die
danebenliegende
Bahnverbindung
gegen
die
immer
stärker
werdenden
Tiefangriffe
der
amerikanischen
Jagdflugzeuge
verteidigen.
Es
war
der
25.
März
1945,
der
Krieg
neigte
sich
mehr
und
mehr
dem
Ende
zu.
Die
letzten
Stunden
waren
an
diesem
milden
Frühlingstag
ruhig
verlaufen.
„
Wer
will
freiwillig
zum
Kartoffelschälen?
″,
fragte
irgendwann
der
Oberleutnant.
Max
Brink,
damals
16
Jahre,
meldete
sich
sofort
und
machte
sich
auf
den
Weg
zu
dem
Bauernhof,
in
dessen
Nähe
die
Soldaten
ihr
Zelt
aufgeschlagen
hatten
und
bei
dem
sie
warme
Mahlzeiten
bekamen.
Max
Brink
sah
den
Küchendienst
als
Abwechslung,
freute
sich
auf
das
Gespräch
mit
dem
Bauern.
Kumpel
stirbt
Doch
noch
auf
dem
Weg
zu
dem
Hof
hörte
er
den
Anflug
der
feindlichen
Flugzeuge.
Sie
hatten
aus
der
Luft
ihr
Versteck
entdeckt
und
es
bombardiert.
Er
schnappte
sich
eine
Bahre,
rannte
zurück.
„
Leider
war
das
Schlimmste
passiert″,
erzählt
er
traurig.
Seinen
Kumpel
habe
es
genau
dort
getroffen,
wo
noch
wenige
Minuten
zuvor
er
gelegen
hatte.
Ein
Bauchschuss
hatte
ihn
getötet.
Nur
wenige
Meter
weiter
–
durch
Splitterschäden
und
Kopfverletzung
getötet
–
ein
weiterer
Junge
seiner
Truppe.
Max
Brink
sitzt
heute
mit
blau-
rot-
grün
kariertem
Hemd
auf
dem
Sofa
im
warmen
Wohnzimmer,
lässt
seine
Gedanken
zurückkreisen
zu
jener
Episode
in
seinem
Leben,
in
der
er
die
besondere
Härte
und
Sinnlosigkeit
des
Kriegs
erfahren
musste.
Angefangen
hatte
alles
bereits
kurz
nach
Silvester
1943,
nur
fünf
Tage
nach
seinem
15.
Geburtstag.
Zusammen
mit
seinen
Eltern
stand
er
an
jenem
5.
Januar
1944
am
Lieneschweg,
wartete
auf
die
Straßenbahn.
Mit
zarten
Händen
umklammerte
er
fest
den
Griff
des
kleinen
abgeschabten
Koffers,
den
seine
Mutter
ihm
kurz
zuvor
ausgehändigt
hatte.
Wenig
private
Utensilien
hatte
er
eingepackt.
„
Mein
Vater
konnte
seine
Gefühle
nie
richtig
gut
zeigen,
aber
an
dem
Tag
nahm
er
mich
in
den
Arm,
verabschiedete
mich
mit
unterdrückten
Tränen
und
sagte:
Du
bist
jetzt
jüngster
Soldat
des
Führers.
Werde
ein
anständiger
Soldat
und
halte
die
Ohren
steif.″
Wenig
später
kam
Max
Brink
bei
der
mittelschweren
Flugabwehrkampfbatterie
(Flak)
in
Georgsmarienhütte
an.
Sie
lag
auf
dem
Holzhauser
Berg,
diente
zum
Schutz
des
Stahlwerks.
Brink
sollte
als
Luftwaffenhelfer
dienen.
„
Mein
Einzug
ist
damals
nicht
überraschend
gekommen″,
erzählt
er.
Zur
Kriegsgeneration
gehörend,
musste
er
als
i-
Männchen
bereits
mehr
Geschichten
über
Granaten
und
tapfere
Kämpfer
lesen
als
harmlose
Fibelgeschichten
wie
von
„
Heini
und
Lene″.
Als
sich
drei
Monate
vor
Einberufung
sein
Jahrgang
auf
dem
Pausenhof
des
Carolinums
aufstellen
musste,
wusste
er,
dass
auch
er
jetzt
dran
war.
„
Wir
waren
seit
unserem
zehnten
Lebensjahr
in
der
Hitlerjugend,
waren
alle
stramm
erzogen,
glaubten
damals
an
den
Sieg
und
waren
stolz
darauf,
das
Vaterland
verteidigen
zu
können.″
Im
Nachhinein
schüttelt
er
darüber
verurteilend
den
Kopf.
„
Von
heute
aus
betrachtet,
ist
es
ein
furchtbarer
Gedanke,
dass
man
in
so
verbrecherischen
Zeiten
gelebt
hat.
Aber
damals
war
alles,
was
gesagt
wurde,
wie
ein
Evangelium.
Befehlen
und
Gehorchen
waren
selbstverständlich.
Meine
Mutter
sagte
immer,
wir
seien
Kindersoldaten
gewesen.
Sie
hatte
recht.
Das
alles
war
eine
Zumutung.″
Tags
wie
nachts
bediente
Max
Brink
mit
fünf
Schulkameraden
unter
dem
Kommando
eines
erwachsenen
Geschützführers
eine
3,
7-
cm-
Kanone.
Dreimal
die
Woche
fuhren
die
Jungen
abwechselnd
zu
der
Möser-
Mittelschule
nach
Osnabrück,
um
den
„
geistigen
Anschluss″
nicht
zu
versäumen.
Während
die
einen
lernten,
waren
die
anderen
feuerbereit.
Als
Ladekanonier
war
es
Brinks
Aufgabe,
auf
der
Plattform
zu
stehen,
Geschosse
in
das
Kanonenrohr
einzuführen
und
der
schweren
Flak
bei
Tiefangriffen
Schutz
zu
bieten.
Am
8.
Februar
1945
hieß
es
plötzlich
„
Stellungswechsel″.
Die
Truppe
musste
nach
Handorf
bei
Münster.
„
Das
war
ein
gewaltiger
Unterschied.
Die
Luft
war
plötzlich
viel
eisenhaltiger
als
in
GMHütte.
Wir
Jungen
mussten
hier
schon
etwas
mehr
der
Angst
trotzen″,
schildert
Max
Brink
die
kurze
Zeit
am
Flugplatz,
von
dem
aus
die
Deutschen
ihre
Einsätze
nach
England
flogen.
Der
Flugplatz
war
jedoch
auch
lohnendes
Ziel
der
Amerikaner
und
Engländer,
täglich
wurde
er
mit
Bomben
angegriffen.
„
Nach
Hause
konnten
wir
nicht.
Ich
war
froh,
dass
ich
damals
meine
Kameraden
hatte.
Wir
waren
gute
Freunde,
kannten
uns
ja
aus
frühester
Schulzeit.
Und
wir
waren
uns
trotz
allem
so
sicher
in
unserer
Stärke.″
Nein,
richtige
Angst
hatten
sie
damals
noch
nicht
gehabt.
Wenige
Wochen
später,
nach
erneutem
Stellungswechsel
des
Flakzugs
nach
Raestrup/
Everswinkel,
änderte
Max
Brink
seine
Meinung.
Es
war
der
Tag,
an
dem
er
gleich
zwei
seiner
Freunde
verlor.
„
Es
war
auch
der
Tag,
an
dem
der
Oberleutnant
eine
bemerkenswerte
Entscheidung
traf,
deren
mögliche
Risiken
uns
Jungen
in
ihrer
Tragweite
damals
kaum
bewusst
waren″,
berichtet
er.
In
einem
kurzen
Appell
habe
dieser
seiner
Einheit
klargemacht,
dass
mangels
infanteristischer
Ausrüstung
er
einen
sinnvollen
Widerstand
nicht
mehr
habe
verantworten
können,
und
danach
alle
50
Helfer
nach
Hause
geschickt.
„
Aber
nicht
ohne
uns
vorher
die
Sprengung
der
eigenen
Geschütze
vorbereiten
zu
lassen
und
uns
den
Rat
mitzugeben,
dass
wir
die
Nacht,
das
Gelände
und
alles,
was
wir
gelernt
hatten,
nutzen
sollten.″
Die
aufgelöste
Flak-
Batterie
hatte
keine
Papiere,
mit
denen
sie
die
Entlassung
von
ihrer
Einheit
hätten
beweisen
können.
Von
Bauern
in
der
Gegend
von
Schwege
erhielten
sie
Zivilkleidung.
Sie
versteckten
ihre
Uniformen
in
einer
Scheune,
versprachen,
sie
später
einmal
abzuholen.
Sie
stellten
taktische
Überlegungen
an
und
planten
Vorsichtsmaßnahmen.
Doch
Anfang
April
brachen
sie
ungeduldig
vor
Dämmerungsbeginn
auf.
Es
war
etwas
zu
früh,
wie
sich
herausstellen
sollte.
Aus
der
Deckung
einer
Wallhecke
heraus
inspizierte
die
kleine
Truppe
der
„
versprengten″
Soldaten
das
Gelände
und
die
Straße
vor
sich.
Beobachteten,
wie
ein
langer
Zug
deutscher
Gefangener
–
von
britischen
Soldaten
in
Fahrzeugen
begleitet
–
nach
Norden
an
ihnen
vorbeizog.
Bloß
keinen
Mucks
von
sich
geben,
Geduld
haben
und
in
Deckung
bleiben,
dann
könnten
sie
sicher
in
wenigen
Tagen
zu
Hause
ankommen.
Doch
plötzlich
tauchte
hinter
ihnen
ein
polnischer
Kriegsgefangener
auf,
stolperte
geradezu
über
die
gut
getarnte
Truppe.
Laut
schreiend
rannte
er
dann
auf
die
Engländer
zu.
„
Wir
konnten
damals
nur
blitzschnell
reagieren
und
im
Sturmschritt
den
Rückzug
antreten″,
berichtet
Max
Brink,
wie
sie
Glück
hatten,
die
einbrechende
Dunkelheit
ihnen
Schutz
bot
und
sie
so
nicht
gefunden
wurden.
In
weiteren
Nächten
wanderten
sie
unbehelligt
weiter
Richtung
Norden,
schliefen
teilweise
im
Laufen
ein,
stolperten
über
ihren
Vordermann
und
waren
plötzlich
wieder
hellwach.
Als
sie
in
Hagen
am
Teutoburger
Wald
ankamen,
bekamen
sie
Essen
und
Trinken.
Der
Krieg
war
bereits
durch
das
Dorf
gezogen,
die
britischen
Einheiten
stießen
nun
Richtung
Osnabrück
vor.
Dorthin,
wo
auch
ihr
Ziel
lag.
Sie
entschlossen
sich,
nochmals
die
Gruppe
zu
verkleinern,
um
weniger
aufzufallen.
Wenig
später
lagen
Max
Brink
und
sein
Kamerad
in
einem
Graben
und
versteckten
sich
vor
einem
britischen
Soldaten.
„
An
der
Stelle
machte
ich
dann
eine
tief
greifende
Erfahrung.″
Max
Brink
hält
kurz
inne,
schaut
auf.
„
Das
war
für
mich
der
Augenblick,
in
dem
ich
den
Glauben
an
den
Sieg
verloren
hatte″,
sagt
er.
Weder
die
Masse
der
Panzer
noch
die
Überlegenheit
der
gegnerischen
Flugzeuge
hatte
seine
Zuversicht
genommen.
„
Es
war
ein
einziger
britischer
Soldat,
der
ganz
alleine
in
einem
offenen
Jeep
die
Straße
entlangfuhr.
Und
er
wirkte
so
sicher,
vermittelte
den
Eindruck,
dass
der
Krieg
längst
vorbei
war.″
Entscheidende
Stunden
Am
5.
April
1945
erreichten
Max
Brink
und
sein
Kriegskommilitone
Osnabrück.
„
Wir
dachten
erst,
wir
müssten
uns
nach
Hause
schleichen.
Doch
die
Straßen
waren
leer
gefegt.
Wir
kamen
in
eine
tote
Stadt.″
Als
seine
Mutter
ihn
wenig
später
weinend,
aber
überglücklich
in
die
Arme
schloss,
erfuhr
er,
dass
es
einen
Anschlag
der
„
Wehrwölfe″
gegeben
hatte.
Aus
einem
Kellerfenster
war
ein
englischer
Soldat
erschossen
worden
–
und
das
obwohl
die
Stadt
ohne
Widerstand
eingenommen
wurde.
Als
Strafe
war
daher
an
jenem
Mittwoch
eine
ganztägige
Ausgangssperre
verhängt
worden.
Max
Brink
gehörte
zu
dem
Jahrgang,
der
als
letzte
Altersstufe
eingezogen
wurde.
Wäre
er
1928
an
Silvester
nur
fünf
Stunden
später
auf
die
Welt
gekommen,
wäre
ihm
einiges
erspart
geblieben.
Doch
darüber
hat
er
sich
nie
Gedanken
gemacht.
„
Wissen
Sie,
mein
Geburtstermin
war
eigentlich
auf
Ende
September
berechnet.
Und
meine
Mutter
musste
mich
ja
irgendwann
zur
Welt
bringen″,
lächelt
er.
Überhaupt
macht
der
sympathische,
mittlerweile
92-
Jährige
niemandem
Vorwürfe.
Und
nein,
rückblickend
könne
er
auch
nicht
sagen,
dass
er
ein
unglücklicher
Junge
gewesen
sei.
Die
Jugend
von
damals
habe
auch
irgendwie
unbeschwert
gelebt,
jahrelang
von
vielem
nichts
geahnt,
erklärt
er
und
fügt
hinzu:
„
Dass
jedoch
später
noch
so
viele
dieser
verbrecherischen
Menschen
an
oberste
Stellen
berufen
wurden
und
diese
mit
fauler
Ausrede
argumentierten,
sie
hätten
nur
auf
Befehl
gehandelt,
das
gefällt
mir
überhaupt
nicht.″
Bildtexte:
Auf
einer
Plattform
bedienten
die
jungen
Soldaten
unter
dem
Kommando
eines
Erwachsenen
die
3,
7-
cm-
Kanone.
Max
Brink
hat
eine
Zeitung
aus
dem
Jahr
1928,
seinem
Geburtsjahr,
aufgehoben.
Für
seine
Kinder
und
Enkelkinder
hat
er
seine
Erlebnisse
aufgeschrieben.
Er
war
gerade
15
Jahre
alt
geworden,
als
er
einberufen
wurde.
Die
Wirklichkeit
machte
aus
dem
Luftabwehrhelfer
Max
Brink
schnell
einen
gründlichen
Soldaten.
In
seinem
Koffer
hatte
er
nur
wenige
private
Utensilien.
Eine
Kamera
gehörte
jedoch
dazu
–
mit
der
fotografierte
Max
Brink
1944
die
Flakstellung
am
Holzhauser
Berg.
Fotos:
Monika
Vollmer
Autor:
Monika Vollmer