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1.
Erscheinungsdatum:
31.12.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Die „Theaterfrage″ stellte sich schon vor 100 Jahren
Zwischenüberschrift:
Osnabrück im Dezember 1920: Möser-Jubiläum, glatte Gehwege und leere Kassen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Wichtige
Jahrestage,
die
uns
im
Dezember
2020
beschäftigt
haben,
sind
Mösers
Geburt
vor
300
Jahren
und
Beethovens
Geburt
vor
250
Jahren.
Da
die
beiden
auch
schon
vor
hundert
Jahren
Berühmtheiten
waren,
überrascht
es
wenig,
dass
auch
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
im
Dezember
1920
in
großer
Aufmachung
die
runden
Geburtstage
der
beiden
großen
Geister
würdigte.
Der
Historische
Verein
für
Geschichte
und
Landeskunde
von
Osnabrück
fühlt
sich
damals
in
besonderer
Weise
berufen,
Mösers
runden
Geburtstags
zu
gedenken.
Der
Vorsitzende,
Geheimrat
Dr.
Friedrich
Knoke,
übernimmt
den
Festvortrag
im
Saale
Dütting
persönlich.
Er
handelt
darin
die
Verdienste
Mösers
auf
den
Gebieten
Juristerei,
Staats-
und
Volkswirtschaft,
Geschichte,
Handwerk
und
Landwirtschaft
ab.
„
Fassen
wir
alles
zusammen,
so
müssen
wir
die
Behauptung,
Möser
sei
der
größte
Osnabrücker,
als
berechtigt
anerkennen″,
resümiert
Knoke.
Denkmal
mit
Tannengrün
Am
14.
Dezember
begeht
„
seine
Vaterstadt
Osnabrück″
den
200.
Geburtstag
durch
Kranzniederlegungen
an
Mösers
Grab
in
der
Marienkirche
und
am
Möser-
Denkmal
auf
der
Großen
Domsfreiheit.
Das
Möser-
Denkmal
ist
festlich
geschmückt.
Ein
Belag
von
Tannenzweigen
bildet
die
Umrahmung,
die
an
den
vier
Ecken
von
Buchsbaumkugeln
flankiert
ist.
Der
Sockel
ist
ebenfalls
in
Tannengrün
gehüllt.
Oberbürgermeister
Julius
Rißmüller
rühmt
den
großen
Sohn
der
Stadt:
„
Wenn
ein
Volk
in
Not
ist,
dann
wendet
es
rückwärts
seine
Blicke
auf
Männer,
die
vordem
in
schwerer
Bedrängnis
ihres
Volkes
Führer
waren
[…]
Solch
ein
Mann
war
Justus
Möser
[…].
In
der
Not
des
Siebenjährigen
Krieges
und
in
den
bitteren
Jahren
nach
diesem
Kriege
hat
Möser
mit
fester
Hand
die
Geschicke
seiner
engeren
Heimat,
des
Fürstentums
Osnabrück,
geleitet,
die
Ordnung
wiederherstellend,
die
Not
mildernd,
den
Wohlstand
mehrend.″
Um
acht
Uhr
abends
beginnt
die
große
Feier
in
der
Stadthalle.
Das
städtische
Orchester
spielt
Beethovens
Leonoren-
Ouvertüre
und
das
Andante
aus
der
dritten
Symphonie
von
Brahms,
der
Lehrergesangverein
intoniert
Kunstlieder
von
Karl
Rosenthal,
der
Geheime
Regierungsrat
Professor
Brandi
aus
Göttingen
hält
die
Festrede.
Sowohl
der
große
runde,
wie
der
anschließende
Weiße
Saal
sind
vollständig
besetzt,
sogar
der
Balkon
muss
noch
in
Anspruch
genommen
werden.
Vor
der
Bühne
ist
eine
große
Möser-
Büste
aufgestellt,
während
an
der
rechten
Wandseite
das
von
Bernard
Brickwedde
gemalte
Möser-
Bild
in
Girlandeneinfassung
seinen
Platz
gefunden
hat.
Grab
verlegt
Ein
eigener
Beitrag
befasst
sich
mit
Mösers
Grab
in
St.
Marien.
Im
Gegensatz
zu
vielen
anderen
Prominenten,
unter
deren
Grabplatten
man
nicht
mehr
deren
Gebeine
finden
würde,
sei
man
bei
Möser
immer
bestrebt
gewesen,
die
Einheit
zu
wahren
–
auch,
als
bei
einem
Umbau
1820
eine
Verlegung
um
20
Fuß
weiter
nach
Osten
unumgänglich
war.
Die
Graböffnung
geschah
„
bei
Nacht,
in
Gegenwart
vieler
angesehener
Personen.
Man
öffnete
den
Sarg
und
fand
die
Leiche
noch
unversehrt,
das
Haupthaar
war
aber
schneeweiß
geworden.″
1903
musste
das
Grab
abermals
verlegt
werden.
„
Im
Beisein
weniger
Personen,
darunter
Regierungspräsident
Dr.
Stüve
und
Laischaftsbuchhalter
Lammers,
wurde
im
Grabe
außer
vermoderten
Sargbrettern
nach
sorgsamster
Wegräumung
des
Sandes
der
Schädel
Mösers
bloßgelegt.″
Aber
nicht
nur
der
Osnabrücker
Staatsmann
hätte
1920
einen
runden
Jahrestag
gefeiert,
sondern
auch
der
große
deutsche
Komponist:
Beethovens
150.
Geburtstag
begeht
das
Stadttheater
mit
einer
Aufführung
seiner
einzigen
Oper
„
Fidelio″,
während
der
Musikverein
in
der
Stadthalle
die
3.
Sinfonie
„
Eroica″
und
das
Es-
Dur-
Klavierkonzerts
darbietet.
Ein
A.
Gülker
würdigt
im
„
Tageblatt″
den
„
größten
deutschen
Tondichter″,
den
„
unsterblichen
Künstler
im
Reiche
der
Töne″
so:
„
Kein
Volk
der
Welt
hat
so
Großartiges
und
Erhabenes
auf
dem
Gebiete
der
Musik
geleistet,
als
das
jetzt
so
trostlos
und
verlassen
dastehende
deutsche
Volk.
[…]
Suchen
wir
Trost
und
Erquickung
in
den
hervorragenden
Werken
unserer
großen
deutschen
Meister.
Und
einer
der
besten
und
größten
deutschen
Geister
und
Künstler,
das
war
Ludwig
van
Beethoven.″
Leider
findet
das
Festkonzert
in
der
offenbar
nur
ungenügend
geheizten
Stadthalle
nicht
nur
Beifall.
Ein
Leser
beklagt
„
im
Namen
vieler
vereister
Besucher″
die
„
unverantwortliche
Zumutung″
einer
Feier
unter
gesundheitsgefährdenden
Bedingungen.
Die
„
durchweg
stark
vermummten,
zum
bewegungslosen
Zuhören″
über
volle
drei
Stunden
gezwungenen
Menschen
wären
sicherlich
in
Scharen
davongelaufen,
hätten
nicht
die
Darbietungen
in
gewisser
Weise
die
Seelen
erwärmt.
Kulturelle
Verarmung?
Im
Dezember
1920
wird
aber
nicht
nur
der
großen
Toten
gedacht.
Das
allein
von
städtischen
Zuschüssen
am
Leben
gehaltene
Theater
mitsamt
dem
städtischen
Orchester
ist
mal
wieder
in
den
Schlagzeilen.
Es
gibt
Stimmen,
die
seine
Schließung
befürworten.
Die
Stadt
ist
praktisch
pleite
und
kann
den
Zuschuss
eigentlich
nicht
aufrechterhalten,
geschweige
denn
erhöhen.
Das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
spricht
sich
vehement
für
den
Fortgang
des
Betriebs
aus.
Die
Schließung
würde
die
Stadt
keinesfalls
von
allen
Kosten
befreien:
„
Verzinsung
und
Tilgung
des
Baukapitals,
Reparatur
und
Unterhaltungskosten
gehen
ihren
Gang,
und
schließlich
geht
ein
unbenutztes
Gebäude
schneller
wie
(sic!
)
ein
bewohntes
Haus
dem
Verfall
entgegen.″
Vielleicht
empfehle
sich
der
Versuch,
Theater
und
Orchester
durch
eine
Kooperation
mit
den
Nachbarstädten
auf
eine
breitere
finanzielle
Grundlage
zu
stellen.
Jedenfalls
dürfe
zu
der
„
rein
geldlichen
Not″
nicht
auch
noch
die
„
geistige
und
kulturelle
Verarmung″
treten.
Osnabrück
würde
„
in
öffentlich
kultureller
Beziehung
zum
reinsten
Krähwinkel
herabsinken″.
Derweil
sorgt
das
Weihnachtsmärchen
„
Peterchens
Mondfahrt″
regelmäßig
für
volles
Haus.
Das
fantasievolle
Spiel
um
Peterchen,
Anneliese
und
den
Maikäfer
Sumsemann,
der
sein
verlorenes
sechstes
Bein
sucht,
wird
in
der
Zeitung
sehr
gelobt:
„
Es
waren
schöne
Bilder,
die
sich
dem
entzückten
Auge
der
Kleinen
darboten.″
Der
Dezember
1920
ist
kalt.
„
Bestreuet
die
Fußwege
reichlich
mit
Asche!
″
fordern
die
Kriegsbeschädigten
Hausbesitzer
auf.
Namentlich
die
Beinamputierten
erlebten
bei
Schneeglätte
gefahrvolle
Zeiten.
Da
nützten
auch
die
Freifahrtscheine
der
Straßenbahn
nichts,
denn
erst
einmal
müsse
man
nun
die
Haltestelle
erreichen.
„
Überall
sieht
man
auch
die
sogenannten
Glitschen,
die
schon
manchem
Passanten
verhängnisvoll
geworden
sind.″
Das
Amtliche
Kreisblatt
gibt
bekannt,
dass
wegen
vorgekommener
Unfälle
das
Rodeln
auf
der
Osnabrück-
Telgter
Chaussee
(heute
B
51)
und
auf
der
Rothenfelder
Chaussee
(alte
B
68)
in
der
Gemeinde
Harderberg
bei
Strafe
verboten
ist.
Wie
sich
die
Lebenserwartung
in
den
vergangenen
hundert
Jahren
verändert
hat,
verdeutlicht
eine
Kurzmeldung
wie
diese:
„
Eine
unserer
ältesten
Mitbürgerinnen,
Frau
Wwe.
Johanna
Scheirmann,
Rolandsmauer
22,
begeht
am
morgigen
Dienstag
ihren
80.
Geburtstag.
Die
Dame
erfreut
sich
noch
einer
seltenen
geistigen
Frische
und
einer
für
ihr
Alter
beneidenswerten
körperlichen
Rüstigkeit.″
Im
November
verstarb
„
einer
der
ältesten
Einwohner
unserer
Stadt,
vielleicht
der
älteste,
der
Zollaufseher
a.
D.
August
Klinkers″,
im
91.
Lebensjahr.
„
Er
war
ein
Veteran
von
1848
und
hat
in
dem
Gefecht
bei
Ulderup
in
Schleswig
im
Jahr
1849
mitgekämpft.″
Spielzeugausstellung
Das
Kunstgewerbehaus
Carl
Schäffer
wartet
wieder
mit
einer
großen
Ausstellung
an
Spielwaren
auf.
Schaukelpferde,
Ställe,
Leiterwagen
werden
beworben,
Puppen
und
Babys,
gekleidet
und
ungekleidet,
Fliegende
Holländer
(Ruderrenner)
sowie
„
für
die
reifere
Jugend″
elektrische
Lehrmittel,
Dampfmaschinen,
Metallbaukästen
und
Kinematographen.
Grammophone
und
Grammophon-
Platten
Marke
„
Die
Stimme
seines
Herrn″
dürften
eher
die
Erwachsenen
begeistern.
Bildtexte:
Das
Osnabrücker
Stadttheater
steht
wegen
des
Zuschussbedarfs
in
der
finanziellen
Notzeit
des
zweiten
Nachkriegsjahres
auf
der
Kippe.
Eine
ganze
Zeitungsseite
und
noch
viel
mehr
widmet
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
am
14.
Dezember
1920
dem
200.
Geburtstag
Justus
Mösers.
Justus
Mösers
200.
Geburtstag
wird
am
14.
Dezember
1920
mit
einer
Gedächtnisfeier
in
der
Stadthalle
begangen.
Fotos:
Archiv
des
Architekten-
und
Ingenieurvereins
Osnabrück,
Osnabrücker
Tageblatt
Repro:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks