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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Überschrift:
Zentralbahnhof in „abseitiger Lage″
Zwischenüberschrift:
Vor 125 Jahren nahm der Osnabrücker Hauptbahnhof den Betrieb auf
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück 125 Jahre alt ist Osnabrücks Hauptbahnhof in diesem Jahr geworden. Die große Jubiläumsfeier, die für den Samstag nach dem historischen Eröffnungsdatum 24. April geplant war, musste coronabedingt ausfallen. Um aber dennoch das Jubiläum zu würdigen, ist eine Fotoausstellung von Geschichte und Geschehen am und im Bahnhof seit seiner Inbetriebnahme konzipiert worden. Sie ist in der Empfangshalle zu sehen.

Ausstellung verlängert

Eigentlich hätte die Ausstellung nur bis Ende November laufen sollen. Sie ist jetzt aber bis voraussichtlich Ende Januar 2021 verlängert worden, weil ein Nachfolgeprojekt abgeblasen werden musste. Der wesentliche Inhalt der Ausstellung ist außerdem in einer 28-seitigen Broschüre zusammengefasst, die kostenlos im Bahnhof ausliegt.
Immer wieder ist auf den Fotos das prächtige Neorenaissance-Portal des Bahnhofs abgebildet. Es stammt vom gleichen Architekten wie das des Frankfurter Hauptbahnhofs, Hermann Eggert, und weist entsprechende Ähnlichkeiten auf. Es blieb über all die Jahre hinweg weitgehend unverändert, wenn man einmal von den Türmchen beiderseits des Portals absieht, von denen nach der Kriegszerstörung nur Stümpfe übrig blieben.
Aber der Bahnhofsvorplatz, seit 1963 von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert Theodor-Heuss-Platz genannt, hat seine Gestalt mindestens fünfmal grundlegend verändert. Zwei Phasen, nämlich die 1960er-Jahre und heute, zeigen die Bilder in diesem Beitrag.
125 Jahre sind eine lange Zeit, aber gemessen an der viel längeren Eisenbahngeschichte in Deutschland, die 1835 auf der Strecke Nürnberg–Fürth begann, trat der Osnabrücker Central Bahnhof″ im Jahr 1895 erst relativ spät ins Stadtbild. Das kam daher, dass die beiden Hauptstrecken, die sich hier fast rechtwinklig kreuzen, Osnabrück nicht gleichzeitig erreichten, sondern im Abstand von nahezu 20 Jahren. Und es waren zwei verschiedene private Gesellschaften, die die Strecken projektierten und betrieben.
1855 läutete die Hannoversche Eisenbahndirektion das Eisenbahnzeitalter in Osnabrück ein. Die Hannoversche Westbahn″ verknüpfte die westlichen Regionen des Königreichs Hannover mit der Hauptstadt. 1855 war die Strecke von Löhne bis Osnabrück fertig, ein Jahr später der Anschluss nach Rheine. Osnabrücks erster Bahnhof entstand am heutigen Wittekindplatz. Später, als er nicht mehr der einzige war, nannte man ihn Hannoverschen Bahnhof.
Die Ost-West-Achse nach Hannover und später zur Reichshauptstadt Berlin war damals wichtiger als die Nord-Süd-Verbindungen, die hingegen im schmaler″ gewordenen Westdeutschland nach 1945 dominierten.
Im 19. Jahrhundert bekam Osnabrück erst 1871/ 74 eine Nord-Süd-Verbindung. Die Strecke Hamburg–Venlo der Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft kreuzt die ältere Ost-West-Strecke am Klushügel. Dort errichtete man in einfacher Holzbauweise den Bremer Bahnhof, im Volksmund etwas abschätzig Bretterbude″ genannt. Ein Provisorium reichte, weil schon 1868 die Absicht bestand, später einen Central Bahnhof″ im Kreuzungspunkt der Bahnlinien zu errichten.
Dieser Central Bahnhof″, der heutige Hauptbahnhof, nahm 1895 den Betrieb auf. Hannoverscher und Bremer Bahnhof wurden damit als Personenbahnhöfe nicht mehr gebraucht und dienten fortan lediglich dem Güterverkehr, und das auch nur noch bis 1913, als der große neue Güterbahnhof im Fledder fertig wurde.
Für die Reisenden brachte der als Turmbahnhof konzipierte neue Hauptbahnhof den Fortschritt mit sich, dass sie beim Umsteigen zwischen den Hauptstrecken nicht mehr die fast einen Kilometer auseinander liegenden alten Bahnhöfe per Fußmarsch oder Droschkenfahrt wechseln mussten. Aber es kam auch Kritik auf. Nämlich wegen der abseitigen Lage″ des Bahnhofs weit vor den Toren der Innenstadt.
Der Stadtchronist Karl Kühling beschrieb es so: Wer aus dem Hauptbahnhof trat, hatte zunächst beim Blick auf die vorgelagerten Grabegärten mit alten Lauben den Eindruck, in einem noch im Rohzustand befindlichen Vorort gelandet zu sein.″
Eine alte Aufnahme zeigt Wäscherinnen am Rande eines schilfbestandenen Waschteichs zwischen Pottgraben und Bahndamm und eine Bleiche mit aufgehängter Wäsche, im Hintergrund Bahnhof und Hotel Hohenzollern als einsam frei stehende Gebäude. Die Stadt wuchs erst langsam auf den Bahnhof zu, 1910 gab es an Möserstraße und Goethestraße nur noch wenige Baulücken.

Haltepunkt am Hasetor

Die abseitige Lage″ störte aber weiterhin besonders die Kaufmannschaft in der nördlich gelegenen Altstadt. Sie befürchtete eine zunehmende Konzentration des Verkehrs- und Handelsgeschehens in der Neustadt und griff deshalb zur Selbsthilfe. Unter Anführung des Bäckermeisters Wilhelm Jürgensmann brachte sie 38 000 Mark auf. Die Stadt legte 8000 Mark dazu und spendierte die erforderliche Grundfläche. Das reichte, um die Königliche Bahndirektion zu überzeugen, einen Haltepunkt am Hasetor einzurichten. Von hier war der Weg etwa zum Markt oder zum Rathaus viel kürzer als vom Hauptbahnhof aus. 1896, also nur ein Jahr nach dem Hauptbahnhof, ging der Hasetorbahnhof in Betrieb. Der heutige Bahnhof Osnabrück Altstadt″ kann folglich im nächsten Jahr sein 125-Jähriges feiern.

Bildtexte:
Der parkartig gestaltete Vorplatz des Hauptbahnhofs Osnabrück um 1912.
Einladendes Gewölbe: das Bahnhofsrestaurant des Bahnhofswirts Heinrich Schorn, fotografiert um das Jahr 1925.
Scherzpostkarte aus wilhelminischer Zeit. Foto: Aus dem Kalender Gruß aus Alt-Osnabrück 2020″ des Antiquariats Bojara-Kellinghaus, MB-Kalendervertrieb Manfred Buhmann
Das ellipsenförmige Dach des Bussteigs dominiert seit der letzten Umgestaltung im Jahr 2000 den Vorplatz des Bahnhofs.
Der Hauptbahnhof und sein Vorplatz in den 1960er-Jahren.
Der Vorplatz des Hauptbahnhofs Osnabrück um 1935.
Fotos:
Ansichtskarte aus dem Archiv Rudolf Leimkuhle, Rudolf Lichtenberg, Archiv Museum Industriekultur, Joachim Dierks, Sammling Joachim Behrens
Autor:
Joachim Dierks


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