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1.
Erscheinungsdatum:
28.12.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Streit um Flächenkauf: Was würde Möser sagen?
Zwischenüberschrift:
Leserbriefe
Artikel:
Originaltext:
Zum
Artikel
„
Das
war
knapp:
Ja
zum
Grundstückskauf
–
Stadt
übernimmt
22
Hektar
im
grünen
Finger
für
15
Millionen
Euro″
und
dem
Kommentar
„
Etwas
mehr
Vertrauen,
bitte″
von
Wilfried
Hinrichs
(Ausgabe
vom
16.
Dezember)
.
„
Für
sehr
viele
Menschen
werden
Wohnungen
in
einem
stadtnahen
Gebiet
mit
guter
Infrastruktur
(Schulen,
Einkaufsmöglichkeiten,
Stadtbusanbindung,
Radwegenetz
und
so
weiter)
und
hohem
Erholungswert
geschaffen.
Die
Planungen
sehen
außerdem
vor,
dass
viele
preiswerte
Wohnungen
entstehen.
Die
Veränderungen
werden
sich
aber
auch
positiv
auf
die
Natur
auswirken:
1.
Für
das
Artensterben
in
Deutschland
ist
die
herkömmliche
Landwirtschaft
in
hohem
Maße
verantwortlich.
Statt
der
monotonen
Ackerflächen
werden
durch
Gärten,
Feuchtbiotope,
Blühwiesen
und
die
erweiterten
Waldflächen
vielfältige
Lebensräume
geschaffen,
die
zu
einer
deutlichen
Erhöhung
der
Pflanzen-
und
Tierarten
führen.
2.
Im
Sommer
wird
die
kühlende
Wirkung
des
grünen
Fingers
verstärkt,
weil
die
Bäume
und
die
Wasserflächen
deutlich
mehr
Wasser
verdunsten
als
die
bisher
bestehende
Getreidefläche.
Durch
die
Größe
der
renaturierten
Fläche
(60
Prozent)
kann
viel
kalte
Luft
in
die
Innenstadt
strömen.
3.
Der
grundsätzlich
bestehende
Nachteil
einer
Bebauung
besteht
in
der
weiteren
Versiegelung
der
Landschaft.
Die
nördlich
der
Knollstraße
am
Waldfriedhof
gelegene
Bebauung
weist
eine
Lösung
auf;
denn
dort
wird
das
Regenwasser
nicht
über
Rohre
abgeleitet,
sondern
fließt
oberflächlich
durch
Gräben,
Teiche
und
Sumpfflächen,
sodass
es
versickert
und
dem
Grundwasser
zugeführt
wird.″
Bernd
Tebrügge
Osnabrück
„[…]
Muss
denn
die
Stadt
diese
21,
5
Hektar
Grünflächen
erst
selber
kaufen,
um
dadurch
anderweitige
Nutzung
von
Investoren
zu
verwehren?
Ist
denn
nicht
deren
eigene
Verwaltung
jene,
die
im
Bebauungsplan
vorgeben
kann,
welche
Flächen
wie
zu
nutzen
oder
zu
bebauen
sind?
Scheinargumente
wie
diese
werden
verstärkt,
wenn
ich
mich
an
die
Zusicherung
der
Stadtverwaltung
im
Jahre
2010
zur
Erstbebauung
der
Eiswiesen
erinnere,
dort
zukünftig
keine
weiteren
angrenzenden
Flächen
zur
Bebauung
auszuweisen…
Auch
in
der
Straßenerneuerung
am
Hunteburger
Weg
wurde
uns
Anliegern
seitens
der
Verwaltung
wiederholt
mündlich
und
schriftlich
zugesichert,
dass
die
geforderten
Zahlungen
korrekt
seien;
nach
Rechtsklage
jedoch
musste
die
Stadt
mehr
als
50
Prozent
zurückzahlen.
Mit
ähnlichen
Erfahrungen
mag
es
wenig
verwundern,
wenn
der
Bürger
den
Verantwortlichen
in
Rat
und
Verwaltung
nicht
mehr
unbedingtes
Vertrauen
entgegenbringt
oder
deren
Zusicherungen
vom
Erhalt
des
grünen
Finger
Glauben
schenken
kann.
Dass
obendrein
im
Kommentar
zur
Berichterstattung
die
Kritiker
als
Verschwörungstheoretiker
diffamiert
werden,
müssen
jene
als
verletzend
empfinden.
Fragwürdig
scheint
dort
ebenso
die
Aussage,
warum
schon
bestehende
Flächen
an
Wald,
Wiesen
und
Ackerland
für
zig
Millionen
erworben
und
–
wie
auch
immer
–
nochmals
für
Natur
und
Mensch
aufgewertet
werden
sollen.
Dieses
Geld
zugunsten
der
hohen
Kinderarmut
in
Osnabrück
wäre
eine
bessere
Investition
gewesen.″
Helmut
Korte
Osnabrück
„
Ich
widerspreche
Ihrem
Kommentar
zu
den
Bauplänen
der
Stadt
Osnabrück
südlich
der
Knollstraße
rigoros!
Man
sollte
einfach
die
Begrifflichkeit
aus
der
kontroversen
Debatte
herausnehmen
–
hier
sind
sich
nämlich
sämtliche
Lager
selbst
nicht
im
Klaren:
Was
sind
eigentlich
exakt
,
die
Eiswiesen′?
Fakt
ist,
das
ist
den
NOZ-
Artikeln
der
letzten
Jahrzehnte
klar
zu
entnehmen,
dass
in
der
knallharten
Haushaltsverhandlung
2007
zwischen
SPD/
Grünen
und
CDU
der
Kompromiss
eingegangen
wurde:
Bebauung
der
nördlichen
Knollstraße
ja,
aber
nur,
wenn
der
Bereich
südlich
der
Knollstraße
unangetastet
bleibt.
,
Ohne
das
zähneknirschende,
rot-
grüne
«Ja»
zur
Kompromisslösung
wäre
der
Haushalt
gescheitert
und
die
Stadt
wahrscheinlich
unregierbar
geworden.′
(Artikel
in
der
NOZ
vom
15.
September
2014:
,
Einmal
Baugebiet
und
zurück
–
Osnabrücker
Eiswiesen
blieben
am
Ende
unbebaut′
von
Dietmar
Kröger)
.
Der
jetzige
Slogan
,
Die
Eiswiesen
werden
nicht
bebaut!
′
zeugt,
vor
diesem
geschichtlichen
Hintergrund,
von
einer
klassischen
Doppelmoral
–
gelinde
gesagt.″
Sabine
Noack
Osnabrück
„
Wie
würde
Justus
Möser
sich
heute
im
Osnabrücker
Dauerstreit
um
die
aktuell
drohende
Vernichtung
der
Osnabrücker
grünen
Finger
positionieren?
Der
Osnabrücker
Staatsmann
war
[…]
ein
ebenso
innovativer
wie
konservativer
Aufklärer
fürs
Praktische.
Möser
würde
heute
sicher
mehr
als
verwundert
auf
die
ungenutzten
freien
Grünflächen
im
Osnabrücker
Stadtgebiet
blicken
und
wohl
kaum
verstehen,
warum
heute
so
wertvoll
gemeiner
Boden
nicht
gesteigerten
Profit
erwirtschafte
anstatt
den
Menschen
zur
Erholung
überlassen
bliebe.
Zu
Mösers
Zeiten
war
Natur
gewissermaßen
,
unfrei′:
Grund
und
Boden
waren
einzig
und
allein
der
landwirtschaftlichen
Nutzung
vorbehalten.
,
Unser
ganzes
Stift′
,
so
zitierte
die
Osnabrücker
Historikerin
Annika
Schmidt
Möser,
,
ist
in
Marken,
worin
Dörfer
und
einzelnen
Wohnungen
zerstreut
liegen,
verteilet
und
die
Grenzen
derselben
treffen
mit
keiner
Landes,
Amts,
Gerichts,
Kirchspiels
oder
Bauernschaftsgrenze
zusammen.′
Es
wurde,
so
Schmidt
weiter,
eine
,
extensive
Landwirtschaft
ohne
Brachhaltung
des
Ackers
betrieben,
bei
der
die
Kühe,
Schweine,
Ziegen
im
Sommer
auf
die
Gemeindeweide
getrieben
wurden.′
Justus
Möser
versuchte
diese
traditionelle
Markenwirtschaft
zu
reformieren
und
propagierte
–
zumindest
als
Fernziel
in
der
Zukunft
–
eine
fast
modern
anmutende
Intensivierung
der
Bodennutzung:
etwa
durch
Futterkräuteranbau,
eine
ganzjährige
Stallfütterung
und
die
Urbarmachung
von
Heideflächen.
Statt
das
Vieh
traditionellerweise
auf
die
Gemeinweide
zu
treiben,
sollte
es
künftig
im
Stall
gehalten
werden
–
statt
genossenschaftlicher
Nutzung
als
eine
profitablere
Intensivierung
von
Natur/
beziehungsweise
Ackerboden.
Mit
diesem
Ziel
der
Steigerung
landwirtschaftlicher
Produktion
und
der
zunehmenden
Extensivierung
der
Flächennutzung
dachte
Möser
ganz
im
aufgeklärten
Zeitgeist
des
späten
18.
Jahrhunderts.
Doch
der
Osnabrücker
Jurist
arbeitete
dabei
mit
durchaus
modernen
Ideen
einer
Gemeinwohlorientierung:
Er
appellierte
an
die
,
Markgenossen′,
ihr
individuelles
Wohl
dem
allgemeines
Staatswohl
unterzuordnen
bei
gleichzeitig
erhoffter
Ertragssteigerung
des
Bodens
und
höheren
Steuerzahlungen.
Mösers
pragmatisch-
liberale
Agrar-
Reformen
zielten
auf
eine
deutliche
Intensivierung
der
Bodennutzung
–
sehr
wahrscheinlich
würde
Möser
uns
heute
Lebende
ziemlich
entgeistert
fragen,
wie
man
denn
freiwillig
auf
die
Erträge
des
Bodens
verzichten
wolle
und
was
denn
überhaupt
dieser
eigenartig
unverständliche
Diskurs
einer
grünen
Natur
oder
die
heute
praktizierte
Verwandlung
von
Boden
in
spekulatives
Kapital
bedeute
. . .
Doch
Möser
hatte
gleichwohl
auch
etwas
von
einem
praktischen
Visionär.
Er
spekulierte
(wenn
auch
nur
sehr
kurz)
über
die
Anlegung
künstlicher
Wiesen
und
notierte
den
spontanen
Einfall,
wie
man
dürre
Heide
in
fruchtbare
Wiesen
verwandeln
könnte.
Dabei
hatte
Möser
–
unsere
grüne
Zukunft
vorwegnehmend
–
auch
langfristige
Effekte
im
Auge:
,
Die
Natur
ist
so
leichtfertig
nicht.
Sie
teilet
ihre
Gaben
nur
in
Verhältnis
unserer
Mühe
aus;
und
wenn
wir
schlechte,
kalte,
dürre
oder
andere
Gründe
durch
die
Kunst
zu
Wiesen
machen
wollen:
so
ist
es
nicht
genug,
daß
wo
etwa
einmal
pflügen
und
düngen
und
denn
sofort
einige
edle
Gräser
oder
Kräuter
hineinsäen.
Nein,
es
wird
mehrers
erfordert
…′
Justus
Möser
sollte
recht
behalten:
Boden
ist
heute
weit
mehr
als
ein
extrem
gewinnbringendes
Kapital;
es
ist,
wie
die
Osnabrücker
Kontroverse
um
die
grünen
Finger
deutlich
zeigt,
eine
Lebensgrundlage
für
die
Gemeinschaft
und
ein
letztlich
unbezahlbares
Gut
für
die
Zukunft.″
Dr.
Michael
Kröger
Osnabrück
Bildtext:
Der
grüne
Finger
Gartlage:
Unten
links
das
KME-
Gelände
und
die
Halle
Gartlage,
diagonal
die
DB-
Strecke
nach
Bremen,
ganz
oben
in
der
Mitte
die
Flächen,
die
als
Wohngebiet
ausgewiesen
werden
sollen.
Foto:
Geodaten
Osnabrück
Autor:
Bernd Tebrügge, Helmut Korte, Sabine Noack, Dr. Michael Kröger