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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Lange geht das nicht mehr gut
Zwischenüberschrift:
Rosenplatz muss 2021 saniert werden / Schwierige Suche nach der Ursache der Risse
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Die Betonplatten auf dem Rosenplatz in Osnabrück zeigen immer mehr Risse. Die Stadt will den Platz 2021 sanieren und versuchen, die Verantwortlichen finanziell zur Rechenschaft zu ziehen.
Roter Beton statt grauer Asphalt. Mit diesem Farbspiel hatte ein junges Architektenteam 2005 den Wettbewerb für die Neugestaltung des Platzes gewonnen. Die Idee stammte von process yellow und lad+, einer Architektenarbeitsgemeinschaft aus Berlin und Hannover. Technisch machbar sei das, versicherte das Berliner Büro damals, und ließ sich mit diesen Worten zitieren: Wir werden als Architekten dafür geradestehen! Doch schon damals äußerten Fachleute Zweifel. Wie verändert sich die Farbe und vor allem: Hälft diese besondere Betonbauweise die Belastung aus?
Heute sind wir klüger. Die Stadtverwaltung hat im November die Ratsfraktionen davon in Kenntnis gesetzt, dass sich das Schadensbild zunehmend vergrößert″ und eine Sanierung im kommenden Jahr unumgänglich ist. Eine Arbeitsgruppe aus Ingenieuren und Stadtplanern werde bis Februar 2021 ein Konzept für die Sanierung vorlegen. Geprüft wird auch, ob und in welcher Höhe die Kosten bei den Unternehmen geltend gemacht werden können, die die Baumängel zu verantworten haben. Die kurze Verwaltungsvorlage deutet an, dass die Ingenieure und Stadtplaner vor einem Berg an Problemen stehen: Wegen der besonderen gestalterischen Bedeutung und der Rahmenbedingungen aus dem damaligen Zuwendungsverfahren geht diese Sanierung über die Betrachtung rein technischer Belange hinaus.″

Viele offene Fragen

Bis heute weiß niemand, ob die Risse im roten Beton durch eine Fehlplanung oder durch eine falsche Bauausführung verursacht sind. Trotz der monatelangen Debatte über die Haltbarkeit des Streifenbetons ist die tiefere Ursachenforschung gerade erst angelaufen.
Aus gestalterischen Gründen wählten die Planer damals schmale, lange Platten (5 Meter mal 1, 65 Meter). Da schmale Platten ohne massive Bewehrung zu Rissen führen, wählten die Planer einen neuen Weg: Beton im Verbund. Die Methode stammt aus dem Brückenbau. Dabei werden zwei Schichten nicht frisch auf frisch verlegt, sondern zeitlich versetzt. Erst wenn der Unterbau abgetrocknet ist, folgt die zweite Lage aus farbigen, schmalen Platten.
Die Betondecke auf dem Rosenplatz ist 26 Zentimeter dick (17 Zentimeter Unterschicht, 9 Zentimeter Oberschicht). Wichtig ist, dass die beiden Schichten mithilfe von Dübeln und Ankern optimal aneinander haften. Beton-Fachmann Rolf Werner aus der Schweiz vertraute auf diese Methode. Die Firma Dieckmann, die den Bau 2010 ausführte, äußerte schriftlich Zweifel: Wir befürchten, dass es zu einem vollständigen Verbund kommt, ferner kann es aufgrund von auftretenden Spannungen in den unterschiedlichen Lagen zu einer unkontrollierten Rissbildung kommen.″
Erst wenn die Ursache geklärt ist, kann entschieden werden, ob eine oberflächliche Sanierung ausreicht oder der Platz komplett erneuert werden muss. Das wiederum berührt unter Umständen Urheberrechte der Architekten und kann im schlimmsten Fall zur Rückforderung von Fördergeldern führen. Ändert sich nämlich nach einer Grunderneuerung der Platzcharakter zu sehr, könnte die Grundlage für die Zuschüsse aus dem Städtebauförderprogramm nachträglich entfallen.
Eine schnelle und genaue Ursachenforschung ist auch für den Fortgang am Neumarkt wichtig. Denn dort sieht der bisherige Plan ebenfalls einen zweischichtigen, gestreiften Beton vor.

Neue Holzelemente

Auch die Holzelemente auf dem Rosenplatz, die inzwischen vollkommen verrottet sind, sollen erneuert werden. Nach dem Willen der Stadt soll in Zukunft ein Material zum Einsatz kommen, das eine längere Lebensdauer verspricht. Ralf Lieder vom Fachdienst Verkehrsanlagen kündigte in der November-Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses an, dass mit dem beteiligten Architektenbüro über Kunststoffelemente gesprochen werde.
In der Gestaltungsfrage ist die Stadt nicht frei, weil sie das Urheberrecht der Architekten berücksichtigen muss. Deshalb wurde auch die im Ausschuss gestellte Frage nach einem Verzicht auf die Elemente nicht weiter verfolgt. Während Ratsherr Wulf-Sigmar Mierke (UWG) von einem Schandfleck″ sprach, äußerte die Ausschussvorsitzende Anette Meyer zu Strohen (CDU) ihre Überzeugung, dass die Platzmöblierung ihren Sinn habe. Es stelle sich nur die Frage, ob das wirklich hält″, gab ihr Fraktionskollege Marius Keite zu bedenken.

Bildtexte:
Die Risse im Beton am Rosenplatz werden immer größer. Der Platz soll 2021 saniert werden sobald die Ursache für die Schäden geklärt ist.
Luftbild vom Juli 2019.
Die Decks am Rosenplatz sind zum Teil verrottet.
Fotos:
Jörn Martens, Michael Gründel
Autor:
Wilfried Hinrichs, Rainer Lahmann-Lammert


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