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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
"Größte Veränderung seit dem Mittelalter"
Zwischenüberschrift:
Museumsverein kritisiert die geplante Verschwenkung der Lotter Straße
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
" Größte Veränderung seit dem Mittelalter"
Museumsverein kritisiert die geplante Verschwenkung der
Lotter Straße

Die größte Veränderung des Altstadtgrundrisses seit dem Mittelalter würde nach Auffassung des Museums- und Kunstvereins die Verschwenkung der Lotter Straße bedeuten. Zu diesem Vorhaben der Stadt, über das der Rat heute in seiner Sitzung entscheiden will, haben der 1. und 2. Vorsitzende des Vereins, G. Stucke und E. A. Titgemeyer am Montag in einem Pressegespräch die Haltung ihres Vereins dargelegt und folgendes erklärt:

Im wesentlichen sieht dieser Plan vor, unter Abriß der Einhornapotheke und anderer Häuser die Lotter Straße zwischen den beiden Museen zu verschwenken in die noch zu verbreiternde Dielingerstraße. Diese autobahnähnliche Straße soll den Verkehr in das Zentrum der City überleiten. Die bisherige Lotter Straße zwischen dem Akzisehaus und der Volkshochschule wird dem Kraftverkehr entzogen und als Platz gestaltet werden. Ob der Vorschlag, auf dieser Fläche im Gestank und den Gefahren der Ringverkehrsstraße einen Kinderspielplatz zu errichten, das letzte Wort sein wird, mag vielleicht besseren Überlegungen und Vorschlägen später weichen. Der Fußgängerverkehr von der Lotter Straße zu den beiden Seiten des Heger Tores wird ebenerdig aufgehoben. In der Nähe des Museums soll ein Tunnel für die Fußgänger gebaut werden, an der Seite der Volkshochschule steht nach den wechselseitigen Auskünften noch nicht fest, ob hier auch ein unterirdischer Tunnel oder eine Brücke vom Volkshochschulgelände über die Straße geführt werden soll. Gegen diesen Plan haben der Museums- und Kunstverein, andere Vereine und Organisationen sowie betroffene Hauseigentümer fristgemäß Bedenken und Anregungen vorgetragen. Die Einwendungen des Museumsvereins sind dem Rat und der Verwaltung inzwischen auch noch mündlich erläutert. Der Museumsverein hat nicht schlechthin eine Aufhebung dieser Planung beantragt, sondern die Stadt um eine Denkpause gebeten, damit die gesamte Planung nach dem neuesten Stand der Entwicklung und nach den abgeschlossenen Verträgen nochmals überprüft werden kann. Ob der Rat diesen Anträgen entspricht, wird die heutige Sitzung erweisen.

" Ermessensfehler"

Der Museums- und Kunstverein stützt seine Einwendungen

1. auf alte privatrechtliche Vereinbarungen mit der Stadt, die auch jetzt noch Gültigkeit haben.

Nach den Abmachungen beim Bau des Museums wurde mit der Stadt, mit dem Land Preußen und dem Museumsverein vereinbart, daß das Museum zwar städtisches Eigentum sein sollte, daß das Land Preußen bzw. die Provinz Hannover den Bau aber weitgehend finanziere mit der angenommenen Auflage, daß dieses Gebäude dem Museumsverein zur freien Verfügung und Verwaltung gegen eine Anerkennungsgebühr zu stellen sei. Die Hauptmasse des Sammelguts, die gleichfalls im Eigentum des Museumsvereins stand, wurde in das Haus eingebracht und vom Museumsverein bis zum Jahre 1929 in eigener Regie verwaltet. 1929 ließen die Verhältnisse der beginnenden Weltwirtschaftskrise diese Regelung nicht mehr zu.
Der Museumsverein übertrug die neue Verwaltung des Hauses völlig der Stadt und übereignete ihr auch das Eigentum gegen die Verpflichtung, durch einen wissenschaftlichen Museumsleiter Haus- und Museumseigentum sachgemäß zu verwalten. Wenn hierüber Unstimmigkeiten entstehen, sollte in einem paritätischen Ausschuß die Lage besprochen und geklärt werden. Dieser Privatvertrag bezieht sich nach Geschichte und Tradition also lediglich auf eine ordnungsmäßige Pflege des Hauses, seiner Umgebung und auf eine museumspolitisch einwandfreie Betreuung des vom Museumsverein stammenden Sammelgutes. Der Verein hat auf Anfrage der Stadt gegenüber ausdrücklich erklärt, daß damit die öffentlichen Funktionen der Kulturpolitik und der Investitionspolitik - wie sie etwa im Kulturausschuß oder im Finanzausschuß ausgeübt werden, nicht beeinträchtigt werden soll.
Er hat aber verlangt, daß bei der jetzt drohenden argen Beeinträchtigung des Museumsbetriebes durch Wegnahme der Parkplätze, durch Autolärm und Erschütterungen sowie durch die Absperrung städtischer Besucher und Touristen durch Tunnel die Voraussetzungen gegeben seien, den paritätischen Ausschuß vorher in Funktion zu setzen. Auf die ausdrückliche Frage, welche Beeinträchtigungen des Museumsbetriebes durch die Verschwenkung der Lotter Straße zu befürchten seien und wie lange dieser Zustand dauern werde, ist leider eine Auskunft nicht erteilt worden. Unter diesen Umständen würde der Museums- und Kunstverein die Auffassung vertreten, daß ein Beschluß zur Verschwenkung der Lotter Straße " nicht ordnungsgemäß zustande gekommen ist".

2. Der Museums- und Kunstverein rügt Ermessensfehler des Planungsvorschlages. Er geht von Verkehrszahlen der 60er Jahre aus, die nicht mehr zutreffend sind. Inzwischen sinkt die Bevölkerungszahl in der Stadt laufend. Seit 1971 hat sie sich um etwa 6 000 vermindert. Wenn diese Entwicklung anhält, ist das Verkehrsvolumen ganz anders zu beurteilen.

3. Die neue Straßenführung der Dielingerstraße und die beiden Unterbrechungen des ebenerdigen Verkehrs am Heger Tor
ändern völlig die gewachsenen Kaufströme. Einzelne
Erläuterungen dazu behält der Kreis sich vor. Es ist aber
anerkanntes Recht, daß nur in Ausnahmefällen durch neue
Straßenführungen einzelne Stadtteile und Geschäftsleute
wesentliche Nachteile erleiden dürften.

4. Zu den Rechtsproblemen, die mit dem Abriß von Häusern gegen den Willen der Eigentümer zusammenhängen, möchte der Kreis sich aus eigener Kenntnis der Zusammenhänge nicht äußern.

" Salamimethode"

5. Der verbreiterte Boulevard der Dielingerstraße stößt im
Bereich Krahnstraße, Lortzingplatz, Dom und Hase auf eine
Barriere, für die trotz vieler Nachfragen bisher keine
befriedigende Lösung zur Überwindung angeboten ist. Es
stehen zur Debatte die Bebauung des Lortzingplatzes, der
möglicherweise neuen Ziel- und Quellverkehr bringt, der Bau von Tiefgaragen an der großen Domsfreiheit, der Durchbruch zwischen Theater und Dom durch die Kleine Domsfreiheit; der Plan, mit einer Autobrücke den Herrenteichswall zu
überqueren, ist - trotz mehrerer Zusagen - auch noch nicht aus der Planung herausgenommen. Eine dieser Lösungen, die alle das historische Stadtbild von Osnabrück neu
verunstalten, wird sich zwangsläufig ergeben, wenn jetzt
nach der Salamimethode die Verschwenkung der Lotter Straße vom Rat genehmigt wird.

Der Verein fühlt sich verpflichtet, unmittelbar vor der Entscheidung der Öffentlichkeit diese Sachlage darzustellen. Er werde auch versuchen, seine Einwendungen bei der höheren Verwaltungsbehörde vorzutragen und sich evtl. auch vor Gerichten Gehör zu verschaffen.
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