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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Und plötzlich wurden sie abgeholt
Zwischenüberschrift:
Nationalsozialisten ermordeten die jüdische Familie Schoeps
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Arnold Engelbrecht kam zur Stolpersteinverlegung für die Familie Schoeps am Kamp 62a. Als kleiner Junge lebte er in der Nachbarschaft. Ich war sieben Jahre alt. Auf einmal durften wir da nicht mehr hingehen und plötzlichwurden sie abgeholt.″ 1939 zwangen Nationalsozialisten die Nachbarn, in das Judenhaus an der Bramscher Straße 39 zu ziehen und einen Judenstern zu tragen. Es sollte noch schlimmer kommen. Im Rassenwahn verschleppten Nationalsozialisten Vater, Mutter, Tochter und Sohn in Konzentrationslager und ermordeten sie dort.

Julie Schoeps stammte aus Schapen im Emsland wie die Eltern von Elisabeth Westhoff, einer Patin der Stolpersteine. Sie vermutet, dass die geborene Julie Stoppelmann dort eine Schülerin ihres Großvaters gewesen ist. 1922 heiratete sie Hermann Schoeps, der in Polen zur Welt gekommen war, zunächst Arbeiter war und dann Reisender für die Großhandlung Storch u. Co″ mit Manufakturwaren, Trikotagen und Berufskleidung an der Kommenderiestraße. Ihre Tochter Margot wurde 1923 geboren. Weitere Stolperstein-Patinnen widmeten sich ihrer Biografie: Es sind künftige Pflegeassistentinnen der Berufsbildenden Schulen in Haste, die sich fragten, was aus Margot Schoeps wohl geworden wäre, wenn Nationalsozialisten ihr nicht das Leben genommen hätten. Denn heute wäre sie 88 Jahre alt, also im besten Alter′, um vielleicht in einem Alten- und Pflegeheim zu leben und dort von einer Pflegeassistentin unserer Schule betreut zu werden.″ Sie fanden heraus: Bereits als 16-jähriges Mädchen zog Margot Schoeps nach Hannover, um dort als Krankenschwester zu arbeiten. Margot besuchte aber ihre Familie regelmäßig in Osnabrück, auch als diese in ein sogenanntes Judenhaus in die Bramscher Straße 39 umziehen musste.″ Simon Siegbert war ihr drei Jahre jüngerer Bruder. Mit seinem Leben hatten sich Schülerinnen der Evangelischen Fachschulen für Sozial- und Heilpädagogik beschäftigt: Er ist zwölf Jahre alt, als sein Vater in der Pogrom-Nacht am 9. November 1938 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert wird. Seine Mutter, seine Schwester Margot und er bleiben zurück. Welche Ängste, welche Verzweiflung müssen in der Familie gewesen sein? Nach einiger Zeit wurde der Vater wieder freigelassen. Welche Hoffnung, welche Freude in der Familie vielleicht. Vielleicht war Stummheit und Entsetzen.″ Tatsächlich dürfte es Stummheit und Entsetzen darüber gewesen sein, was in Deutschland vor sich ging und kaum zu fassen war. Juden waren zum Feindbild geworden. Diktator Adolf Hitler und seine Gefolgschaft hatten sie zu einer Rasse erklärt und planten ihren Tod: Auf Diskriminierung folgten Enteignung, Verschleppung und Massenmord. Es war der 13. Dezember 1941, als Nationalsozialisten Hermann, Julie und Simon-Siegbert zusammen mit anderen Juden in Zugwaggon strieben Kälte, Hunger, Durst und am Ende den Mördern ausgeliefert. Die Eltern wurden in Riga ermordet, ihr Sohn in Buchenwald. Am 15. Dezember 1941 verschleppten Nationalsozialisten von Hannover aus auch die Tochter nach Riga und töteten sie. Die Erinnerung an sie verblasste. Jetzt erinnern Stolpersteine an die Familie.

Bildtexte:
Kamp 62a: Hier lebte die Familie Schoeps, die Opfer von Nationalsozialisten wurde.
Messingplatten im Gehweg vor der Adresse Kamp 62a erinnern an die Familie Schoeps.
Margot Schoeps: 1932 auf einem Klassenfoto.
Simon-Siegbert Schoeps: 1934 ebenfalls in der Schule.
Fotos:
Jörn Martens, Gert Westdörp

Stolpersteine
Die in den Gehwegen verlegten Stolpersteine erinnern an Opfer des Nationalsozialismus vor den Wohn- oder Wirkstätten der Juden, Sinti, Deserteure, Menschen, die aus politischen und religiösen Gründen, wegen ihrer sexuellen Orientierung, einer Erkrankung, Behinderung ermordet wurden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig ist Initiator des Projekts, dem sich mehrere Hundert Kommunen angeschlossen haben: außer in Deutschland auch in Ländern wie Österreich, Ungarn, Tschechien, Polen und den Niederlanden. Paten der Stolpersteine am Kamp 62a sind Elisabeth Westhoff und die verstorbene Jutta Fiebach (für Julie und Hermann Schoeps), Anke Meckfessel mit den Berufsbildenden Schulen Haste (für Margot Schoeps) und die Evangelischen Fachschulen für Sozialpädagogik (für Simon-Siegbert Schoeps). Verlegt wurden die Steine von Schülern des Berufsschulzentrum sam Westerberg: André Beste, Jan Buddenkotte, Robin-Stephan Dirks, René Oechel, Betim Ukaj und Carsten Ziegert. Das städtische Büro für Friedenskultur nimmt für weitere Gedenktafeln gern Hinweise von Zeitzeugen über das Schicksal von Opfern des NS-Regimes entgegen. Die Telefonnummer lautet 05 41/ 3 23-22 87.
Autor:
Jann Weber


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