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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Der Durchbruch: Am Osnabrücker Neumarkt entstehen die Johannis-Höfe
 
Der Neumarkt wird zur Wohn-Oase
 
Zwischen Euphorie und leisen Zweifeln
Zwischenüberschrift:
Familienunternehmen will 140 Millionen Euro in ein neues Viertel investieren
 
Reaktionen der Politik auf den Grundstücksverkauf am Neumarkt
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Auf dieses Signal hat Osnabrück lange gewartet: Ein Familienunternehmen aus Niedersachsen hat die Flächen am Neumarkt gekauft, die bis 2019 für ein Einkaufszentrum reserviert waren. Entstehen soll hier am Rande der Fußgängerzone ein modernes Wohnviertel mit etwa 300 Wohnungen, Einzelhandel, Gastronomie und Büros. In den Johannis-Höfen, so der Name des Quartiers, wird darüber hinaus Platz für Kultureinrichtungen und Hochschulen sein. Die Investitionssumme liegt bei 140 Millionen Euro. Der Neumarkt ist seit zwanzig Jahren das größte städtebauliche Sorgenkind in Osnabrück. Nach dem Rückzug des Pariser Centerentwicklers Unibail Rodamco Westfield 2019 waren die Schrottimmobilien zum Symbol einer gescheiterten Politik geworden.

Grafik:
SKAI

Osnabrück Traumhaftes Wohnen am Neumarkt für alle Alters- und Preisklassen. Unvorstellbar? Alexander Lindhorst kann sich das gut vorstellen. Der 37-Jährige hat das ehemalige Centerareal gekauft und mit Partnern ein neues Quartier entworfen: die Johannis-Höfe. 2023 soll es losgehen.
Die Lindhorst-Gruppe mit Sitz in Winsen an der Aller will zusammen mit der Rosco-Gruppe aus Bad Hersfeld und dem Architekturbüro SKAI aus Hamburg die gut einen Hektar große Brache in ein gemischt genutztes, nachhaltiges Stadtquartier umwandeln. Wohnen, Pflege, Bildung, Büro, Einzelhandel und Gastronomie sowie innerstädtisches Parken auf etwa 47 000 Quadratmeter Nutzfläche″: Das ist die Idee, die Investor, Planer und der Oberbürgermeister am Dienstag vorstellten. Die Investitionssumme: 140 Millionen Euro.

Vom Plan B inspiriert

Die Ideen lehnen sich stark an den Plan B an, den eine private Initiative nach dem Scheitern des Einkaufszentrums zur Diskussion gestellt hatte. Sogar Platz für Kultur und Bildung wäre in den künftigen Johannis-Höfen zwischen Neuem Graben, Johannisstraße und der Großen Rosenstraße.
Im Mittelpunkt aber steht das Wohnen. Der von Alexander Lindhorst geführte Teil der Lindhorst-Gruppe hat viel Erfahrung mit dem Bau und Betrieb von Pflegeimmobilien. Am Neumarkt planen Lindhorst und Dennis Rossing, Chef der Roso-Gruppe, Wohnungen unterschiedlicher Größe für unterschiedliche Ansprüche. Das Quartier solle generationsverbindend″ sein, sagt Lindhorst, geeignet für Studenten, Familien, Paare, Singles, Senioren gleichermaßen. Jede Altersgruppe solle hier das finden, was sie brauche. Dazu gehörten auch Putzservice, Hausmeisterdienste oder die Hemdenreinigung. Vor allem aber: eine angemessene Pflege in allen Stufen. Wer so etwas anpackt, braucht viel Geld, Mut und den Glauben an die Stadt und den Standort″, sagt Rosco-Chef Dennis Rossing.
Zwei Komplexe mit begrünten Innenhöfen sind geplant. Gründächer und modernste Energiekonzepte sind selbstverständlich. Wo heute das heruntergekommene grüne Kachelhaus die Optik prägt, soll eine Art Kranzler-Eck″ entstehen, ein Café oder Restaurant wie am Kurfürstendamm, das den Gästen einen Blick auf den Neumarkt gewährt und platzprägend wirkt.
Das Frontgebäude zum Neuen Graben/ Neumarkt ist für Wissenschaft und Bildung″ vorgesehen. Dort könnte die Universität einziehen oder auch eine neue Stadtbibliothek, die von den Plan-B-Machern favorisiert wird. Die Stadt spricht von 300 Wohnungen, die in den Johannis-Höfen entstehen sollen. Die Investoren wollen sich darauf nicht festlegen. Die Planungen seien noch nicht abgeschlossen.
Die Gebäude sind fünfgeschossig, die Höhen orientieren sich am Landgericht. Zwei Ausnahmen gibt es: In den beiden Innenhöfen sind Wohntürme geplant, die bis auf maximal acht Stockwerke aufsteigen und sich nach oben verjüngen. Die Dachwohnungen verheißen einen schönen Blick auf die Innenstadt. Die Wegebeziehungen bleiben, wie sie heute sind. Die Seminarstraße wird sogar noch ein wenig aufgeweitet, damit darüber, falls gewollt, eines Tages ein Teil der Busse von der Johannisstraße abgeleitet werden kann.
Im Erdgeschoss ist grundsätzlich Einzelhandel vorgesehen, vorrangig für die Nahversorgung. Wo heute der alte Wöhrl-Komplex steht soll ein großer Lebensmittelmarkt einziehen. Das Quartier wird über die Große Rosenstraße mit dem Auto erreichbar sein. Dort sind im Unter- und Erdgeschoss zwei Parkdecks für insgesamt etwa 450 Fahrzeuge vorgesehen. Die Geschäfte und Wohnungen werden mit dem Auto gut erreichbar sein, versichert Andreas Lindhorst. Doch im Prinzip sei das Quartier so angelegt, dass die Bewohner kein eigenes Auto brauchten.
Der Kaufvertrag mit dem Vorbesitzer Unibail Rodamco Westfield (genauer gesagt: Neumarkt 14 GmbH & Co. KG) ist unterschrieben. Gekauft hat eine Gesellschaft der Lindhorst-Gruppe, deren Gesellschafter die drei Kinder (eins, vier und sechs Jahre) von Alexander Lindhorst sind. Er will das auch als Zeichen verstanden wissen, dass das Engagement langfristig angelegt ist. Über den Kaufpreis schweigen alle.
Baubeginn soll Anfang 2023 sein, Fertigstellung 2026. Bis dahin muss die Stadt einen neuen Bebauungsplan verabschieden. Der B-Plan (Nr. 651), der eine gemischte Nutzung zulässt, ist in Arbeit.

Ein Stück Geschichte

Oberbürgermeister Wolfgang Griesert sprach gestern von einem Stück Lokalgeschichte″. Das Scheitern der Shopping-Mall erweise sich wohl letztendlich als Glücksfall für unsere Stadt″. Das gibt uns die Chance, an einer neuen Perspektive für dieses zentrale innerstädtische Quartier zu arbeiten, bevor ein veraltetes Konzept in Beton gegossen wird.″ Das Projekt biete erstmalig eine wirkliche Chance auch für die Johannisstraße und für die Aufwertung der Rückseiten der Seminarstraßen″. Griesert rechnet damit, dass das Projekt in den nächsten fünf Jahren realisiert werden kann, wenn Stadtverwaltung, Politik und Investor an einem Strang ziehen″.

Bildtexte:
Johannis-Höfe statt Einkaufszentrum: So sieht die Zukunft am Neumarkt aus.
Ein Café mit Panoramablick auf der Ecke, dahinter ist Raum für Wissenschaft und Bildung″.
Pressekonferenz im Rathaus mit (von links) Dennis Rossing, Alexander Lindhorst, Wolfgang Griesert.
Das alte Wöhrlhaus dürfte 2022 endgültig Geschichte sein.
Grafiken:
SKAI
Fotos:
Jörn Martens

Kommentar
Ist Jubeln schon erlaubt?

Endlich, endlich. Die gut zwanzigjährige Hängepartie am Neumarkt geht zu Ende. Alles spricht dafür, dass die Wohn-Idee tatsächlich Realität wird. Oder könnte dem Projekt noch irgendwas gefährlich werden?
Viele Osnabrücker werden noch ein Jubeln unterdrücken und zurückhaltend reagieren angesichts der vielen Enttäuschungen und komischen Wendungen am Neumarkt. Aber was könnte noch schiefgehen? Die Grundkonflikte sind dank der langen Centerplanungen ausdiskutiert und entschieden: Wohnungen und gemischte Nutzung wollen alle im Rat, die Zuwegung ist geklärt, das Parkhaus unstrittig, die Höhe der Gebäude im Rahmen. Der Investor ist keine Heuschrecke, sondern ein Familienunternehmen, das die Objekte im eigenen Besitz behalten will.
Aber klar, jeder weiß, wo der Teufel steckt. Wenn die Details zum Anteil der Sozialwohnungen oder Fassadengestaltungen diskutiert werden, sind Konflikte nicht ausgeschlossen. Doch der enorme Erfolgsdruck wird alle Beteiligten zur Vernunft bringen. Der Investor muss das Geld wieder einspielen, und die Politik muss endlich das Neumarkt-Desaster beenden.
Führen wir uns noch einmal vor Augen, was sich auf den zwei Kilometern vom Hannoverschen Bahnhof bis zum Schloss in den kommenden fünf Jahren bewegen wird. Der Berliner Platz bekommt eine neue Bebauung mit Parkhaus, Wohnungen und Büros. Die Hauptpost an der Möserstraße und die Galeria-Immobilie haben neue Eigentümer, die ehrgeizige Pläne schmieden. Die alte Sportarena ist bald durch einen Hotelneubau ersetzt, vor dem Neumarkt-Carré wächst der Zauberwürfel aus dem Boden. Schlossgarten und Ledenhof werden neu gestaltet. Und in der Mitte dann in ein paar Jahren das neue städtebauliche Glanzlicht: die Johannis-Höfe.
Er wolle erst aus dem Amt scheiden, wenn das Problem Neumarkt gelöst sei, hat Oberbürgermeister Wolfgang Griesert immer wieder gesagt. Alles spricht dafür, dass Griesert im kommenden Wahljahr Vollzug melden kann.

w.hinrichs@ noz.de

Osnabrück Hoch euphorisch die CDU, freudig interessiert die SPD, leicht skeptisch die Grünen: So reagieren die großen Ratsfraktionen auf die Entwicklung am Neumarkt.

CDU: Die Wende am Neumarkt ist da: ein guter Tag für Osnabrück! Mit diesen Worten beginnt die Stellungnahme der CDU-Ratsfraktion, in der Fraktionschef Fritz Brickwedde seiner Freude freien Lauf lässt: Wir freuen uns, dass nun ein finanzkräftiges niedersächsisches Familienunternehmen, das in vierter Generation besteht, in Osnabrück investiert. Mit Alexander Lindhorst haben wir einen bodenständigen Unternehmer als Partner und keinen globalen anonymen Player wie bisher.″
Ihm gefalle sehr, dass sich Lindhorst langfristig und nachhaltig in Osnabrück engagieren wolle und diese Investitionen für die fünfte Lindhorst-Generation plane. Die Architektur überzeuge und werte die City auf. Das Konzept greife Vorschläge des Plans B einer gemischten Nutzung auf, das die CDU schon seit Langem befürworte. Dank zollte Brickwedde der Gruppe engagierter Bürger um Reinhard Richter, die Plan B entwickelt hatten. Große Anerkennung gebühre Oberbürgermeister Wolfgang Griesert, der seit etlichen Monaten in vertraulichen Verhandlungen mit dem neuen Investor gestanden habe.
Auch die neue Parteivorsitzende der CDU, Verena Kämmerling, lenkte den Blick auf Griesert, dem sie für seine zielgerichtete, diskrete Verhandlungsstrategie″ dankte. Die CDU Osnabrück unterstützt alle Bemühungen, einen neuen Bebauungsplan so schnell wie möglich aufzustellen, damit der Schandfleck Neumarkt verschwindet und Osnabrück wieder vorzeigbar wird.″

SPD: Der SPD-Fraktionschef Frank Henning findet das Projekt städtebaulich interessant″ und durchaus geeignet, den jahrelangen Stillstand am Neumarkt endlich zu beenden. Die Grundzüge der Planung wiesen mit einem interessanten Mix aus Wohnen, universitärer Nutzung, Dienstleistungen, Einzelhandel und Gastronomie in Zeiten zunehmenden Online-Handels in die richtige Richtung.
Die SPD-Fraktion werde darauf achten, dass bei der Neuaufstellung des Bebauungsplans die städtischen Interessen an einer Weiterentwicklung des Gebietes Berücksichtigung fänden. Insbesondere die vom Rat vorgegebene Quote, mindestens 15 Prozent der 300 neuen Wohneinheiten als preisgebundenen, bezahlbareren Wohnraum zu errichten, sei in diesem Zusammenhang besonders wichtig″.

Bündnis 90/ Die Grünen: Aus der Grünen-Fraktion kommt Zustimmung, aber auch ein leises Grummeln: Wir bedauern, dass es dem Oberbürgermeister nicht gelungen ist, die Fläche allein oder gemeinsam mit anderen zu erwerben″, heißt es in einer Stellungnahme von Fraktionschef Volker Bajus. Das hätte der Stadt alle Möglichkeiten in die Hand gegeben. Der Zug ist jetzt wohl abgefahren.″
Die ersten Entwürfe für das neue Projekt sind in den Augen der Grünen in jedem Fall entwicklungsfähig″. Mit dem Schwerpunkt Wohnen und einem Mix aus Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen gingen die Planungen in die richtige Richtung. Bajus: Für uns gehören auch urbane Freiräume dazu, an denen Menschen zusammenkommen können.″ Neuer Wohnraum in der City könne dazu beitragen, die südliche Innenstadt zu beleben und aufzuwerten. Gerade wir Grünen haben mit Rücksicht auf die wertvollen Grünflächen ein hohes Interesse an einer Nachverdichtung in zentraler Lage. Zweifel haben wir allerdings an der hohen Zahl der geplanten Parkplätze.″
Autor:
Wilfried Hinrichs


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