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1
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1.
Erscheinungsdatum:
23.08.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Unser
Stadtteile:
Schinkel
Überschrift:
„Es ist alles so nah bei″
Erfinder-Glück nach Eisenbahn-Unglück
Zwischenüberschrift:
Zufriedene Stadtteilbewohner in Schinkel – Kreuzschule bleibt beherrschendes Thema
Straßenkunde: Die Rawiestraße ist nach dem Erfinder des Brems-Prellbocks benannt
Artikel:
Originaltext:
OSNABRÜCK.
Vor
allem
zwei
Themen
bewegten
die
Schinkelaner
am
Mittwoch
auf
dem
Wochenmarkt
an
der
Ebertallee:
Zum
einen
wurden
sie
nicht
müde,
am
Stand
der
NOZ
zu
betonen,
wie
„
wunderschön″,
„
gemütlich″
und
„
toll″
Schinkel
ist.
Zum
anderen
nutzten
junge
Familien
die
Gelegenheit,
die
geplante
Schließung
der
Kreuzschule
zu
kritisieren.
Untermalt
vom
Knistern
der
Plastiktüten,
dem
Poltern
von
Kartoffeln,
die
auf
die
Waage
plumpsten,
und
dem
traurigen
Wimmern
eines
einsamen
Mundharmonika-
Spielers
trugen
die
Schinkelaner
vor,
was
sie
bewegte:
„
Ich
weiß
nicht,
was
die
Politik
sich
denkt
–
für
den
Stadtteil
ist
das
nicht
gut″,
ärgerte
sich
Beate
Saggel.
Ihre
Kinder
haben
die
Kreuzschule
besucht,
die
jetzt
mit
der
ebenfalls
katholischen
Overbergschule
in
der
Teutoburger
Schule
zusammengelegt
werden
soll.
„
Ich
habe
von
einigen
gehört,
die
deshalbweg
ziehen
wollen″,
sagte
sie.
„
Wir
wohnen
total
gerne
hier,
haben
letztes
Jahr
ein
Haus
gekauft″,
schickte
Nadine
Pohlmeyer
vorweg.
„
Aber
das
Thema
Kreuzschule
brennt
uns
auf
der
Seele.″
Ihr
Mann
René
ergänzte:
„
Das
ist
keine
Zusammenlegung,
im
Grunde
ist
es
eine
Schließung.″
Auch
Melanie
Schneider
bedauerte
den
Verlust
der
alteingesessenen
Schule.
„
Wenn
mein
jüngerer
Sohn
zu
einer
katholischen
Schule
soll,
müssten
wir
ihn
immer
fahren.
Aber
das
ist
für
uns
gar
nicht
machbar″,
sagte
sie.
Ansonsten
betonten
alle
Schinkelaner,
wie
gut
es
sich
im
Stadtteil
leben
lässt.
„
Ich
wohne
im
Grünen,
bin
in
zwei
Minuten
oben
auf
dem
Schinkelberg,
trotzdem
aber
in
15
Minuten
mit
dem
Fahrrad
am
Neumarkt.
Und
das
neue
Solebad
ist
ein
Traum″,
sagte
Renate
Bergmann.
„
Es
ist
alles
so
nah
bei:
Kirche,
Sparkasse,
Wochenmarkt,
Ärzte,
Supermarkt″,
lobte
Anneliese
Beyer.
„
Es
gibt
soviele
Vorurteile
gegenüber
dem
Schinkel″,
ärgerte
sich
die
geborene
Schinkelanerin
Brigitte
Meckelhoff.
„
Obwohl
unser
Schinkel
so
schön
ist,
hat
er
einen
negativen
Touch.″
Vielleicht
hat
das
mit
einem
Kritikpunkt
zweier
Besucherinnen
des
NOZ-
Standes
zu
tun:
„
Der
Schinkel
sollte
ein
bisschen
sauberer
werden″,
sagte
Barbara
Kleine.
„
An
den
Glas-
und
Kleidercontainern
liegt
oft
Müll.
Und
an
der
Buerschen
Straße
liegt
ein
Dreck
im
Gebüsch!
″
Ähnliches
hat
Gabriele
Pendl
beobachtet,
an
den
Glas-
Containern
am
Markteingang.
„
Um
auf
den
Markt
zu
kommen,
wo
es
die
frischen
Sachen
gibt,
muss
ich
durch
den
Müll
–
das
ist
ekelig.″
Auch
die
Art
und
Weise,
wie
über
Schinkel
berichtet
werde,
trage
zum
schlechten
Bild
bei,
das
der
Stadtteil
in
der
Öffentlichkeit
genieße,
sagte
Manfred
Göcken,
und
Peter
Schmidt
er
eiferte
sich
über
einen
„
unverzeihlichen
Fehler″.
Als
solchen
bezeichnete
er
die
Schließung
der
Stadtteilbibliothek.
„
Sie
war
immer
gut
besucht,
auch
von
Bewohnern
mit
Migrationshintergrund.″
Für
einen
Moment
ließ
sogar
Hans-
Jürgen
Niermann
Kartoffeln
Kartoffeln
sein
und
erzählte
von
seiner
„
herrlichen
Jugend″,
die
er
erlebt
habe.
Der
Händler
für
Obst
und
Gemüse
lebt
in
Bissendorf,
ist
aber
in
Schinkel
aufgewachsen.
Er
sagte:
„
Ich
freue
mich
immer,
hier
mittwochs
Bekannte
zu
treffen,
wenn
wir
mit
unserem
Stand
auf
dem
Markt
unterwegs
sind.″
Liebes
Schinkel,
wir
haben
uns
auch
gefreut,
Dich
zu
treffen.
Bildtext:
Treffpunkt
Marktplatz:
Angeregt
unterhält
sich
(von
links)
ein
alteingesessener
Schinkelaner
mit
Till,
Petra
Baumgarte
und
Hanne
Riepenhoff
auf
dem
Wochenmarkt
in
Schinkel.
Foto:
Uwe
Lewandowsk
OSNABRÜCK.
Am
6.
Dezember
1901
fuhr
der
Ostende–Wien-
Express
um
5
Uhr
morgens
mit
einer
Geschwindigkeit
von
66
km/
h
in
die
Bahnhofshalle
Frankfurt
am
Main
ein.
Geplant
war,
den
Zugr
echtzeitig
vor
dem
Gleisende
des
Kopfbahnhofs
zum
Stehen
zu
bringen.
Doch
der
Plan
misslang,
weil
die
Luftdruckbremse
keine
Wirkung
zeigte.
Der
Lokführer
hatte,
so
das
Ergebnis
der
späteren
Gerichtsverhandlung,
nach
dem
vorhergehenden
Halt
in
Mainz
vergessen,
den
Druckkessel
wieder
aufzupumpen.
Mit
kaum
verminderter
Geschwindigkeit
schob
die
Dampflok
den
Prellbock
beiseite,
kreuzte
den
Quersteig
des
Bahnhofs,
durchschlug
die
Mauer
des
Empfangsgebäudes
und
kam
erst
im
Wartesaal
zweiter
Klasse,
inmitten
der
zum
Frühstück
gedeckten
Tische,
zum
Stehen.
Diese
Nachricht,
die
damals
um
die
Welt
ging,
las
auch
der
Osnabrücker
Ingenieur
und
Unternehmer
Franz
Rawie.
Seine
Gedanken
kreisten
schon
länger
darum,
wie
man
den
von
schweren
Unfällen
erschütterten
Eisenbahnverkehr
sicherer
machen
könne.
Es
lag
auf
der
Hand,
dass
der
starre
Prellbock
am
Ende
des
„
Stumpfgleises″
die
Katastrophe
nicht
hatte
verhindern
können.
Zug
und
Bahnhofsanlagen
trugen
große
Schäden
davon.
Rawies
geniale
Idee
war,
aus
dem
starren
Prellbock
einen
gleitenden
zu
machen.
Die
Gleitbewegung
gegen
einen
erheblichen
Widerstand
sollte
Aufprallenergie
verbrauchen
und
den
Zug
unschädlich
zum
Stehen
bringen.
Er
entwickelte
aus
dem
Prellbock
einen
Bremsbock.
1907
war
es
so
weit,
dass
er
mit
dem
angemeldeten
Patent
an
die
Öffentlichkeit
treten
konnte.
Zu
einem
Erprobungsversuch
hatte
er
in
Ibbenbüren
sein
Bremssystem
„
Nummer
1″
auf
die
Schienen
montiert.
Zugpferde
links
und
rechts
des
Gleises
beschleunigten
ein
paar
alte
Waggons
in
Richtung
des
Bremsbocks.
Die
Bahn
war
skeptisch,
sie
wollte
für
den
ersten
Praxistest
nicht
eine
ihrer
teuren
Lokomotiven
hergeben.
Der
Versuch
gelang,
das
System
hatte
sich
als
praxistauglich
erwiesen.
Die
Bahn
bestellte
weitere
Prototypen.
Der
zweite
wurde
in
Schneidemühl,
dem
Eisenbahnknoten
in
Westpreußen,
montiert,
der
dritte
in
Duisburg,
der
vierte
in
Osnabrück
am
alten
Bremer
Bahnhof.
Jeder
musste
zahlreiche
„
Rennversuche″
über
sich
ergehen
lassen.
Anhand
der
Messergebnisse
rüstete
Rawie
kontinuierlich
Verbesserungen
nach.
1910
wurde
der
erste
große
Kopfbahnhof
mit
Rawie-
Bremsprellböcken
ausgestattet,
und
zwar
der
in
Frankfurt
am
Main.
Neun
Jahre
nach
dem
auslösenden
Unfall
hatte
Franz
Rawie
sein
erstes
großes
Ziel
erreicht.
In
der
Folgezeit
gingen
die
Eisenbahngesellschaften
in
allen
Kontinenten
auf
das
System
Rawie
über.
Auf
den
Weltausstellungen
in
Brüssel
und
Turin
heimste
er
Ehren-
Diplome
und
königliche
Verdienstmedaillen
in
Serie
ein.
Bis
heute
gilt
die
Firma
A.
Rawie
als
Weltmarktführer
für
entschleunigende
Gleisabschlusssysteme.
Franz
Rawie
kam
am
14.
Juli
1859
in
Osnabrück
zur
Welt.
Seine
Vorfahren
stammen
von
einem
bäuerlichen
Anwesen
in
Wersen.
Über
mehrere
Generationen
hatten
die
Rawies
das
Amt
des
städtischen
Türmers
auf
der
Haster
Mühle
inne.
Großvater
Bernhard
Anton
Rawie
nannte
sich
nicht
nur
Türmer,
sondern
auch
schon
„
Feilenhauer″.
Vater
Rudolf
Bernhard
Rawie
eröffnete
1855
an
der
Großen
Gildewart
eine
Schlosserei.
Franz
Rawie
studierte
Ingenieurwesen
an
der
Technischen
Hochschule
Dresden
und
trat
danach
in
die
väterliche
Firma
ein,
die
mittlerweile
an
der
Süsterstraße
produzierte.
Mit
neuen
Ideen
formte
er
die
„
Fabrik
für
Eisenwaren″
zur
„
Fabrik
für
Eisenbahnbedarf″
um.
Er
fertigte
Ersatzteile
für
das
Reichsbahn-
Ausbesserungswerk
und
entwickelte
mechanische
Überwegschranken,
die
in
abgesenktem
Zustand
verriegelt
waren.
Um
das
Jahr
1900
verlagerte
Franz
Rawie
den
Betrieb
an
die
Buersche
Straße.
Hier,
in
der
Industrie-
Vorstadt
Schinkel,
war
man
auch
räumlich
nahe
an
den
Bahn-
Werkstätten.
1912
brachte
die
Firma
die
2500.
Eisenbahnschranke
und
den
1000.
Prellbock
zur
Auslieferung.
Auf
repräsentative
Ämter
im
öffentlichen
Leben
verzichtete
Rawie.
Erlebte
für
seine
Erfindungen.
Lediglich
das
Reiten
begeisterte
ihn
und
brachte
ihm
Entspannung.
Nach
kurzer
Krankheit
starb
Franz
Rawie
am
10.
August
1929.
Seine
Witwe
Martha
führte
den
Betrieb
fort,
später
unterstützt
von
ihrem
Bruder
Erhart
Wilisch.
Nach
Marthas
Tod
1961
erbte
Tochter
Traute
Fründ,
geborene
Rawie,
den
Betrieb,
der
1978
aus
Platzgründen
Schinkel
verließ
und
an
der
Dornierstraße
in
Eversburg
eine
neue
Betriebsstätte
eröffnete.
Franz
Rawies
Enkel
Jost
Fründ
ist
heute
einer
der
beiden
Geschäftsführer.
Die
nach
Franz
Rawie
benannte
Straße
liegt
im
Stadtteil
Schinkel
nur
wenige
Hundert
Meter
vom
ehemaligen
Firmensitz
an
der
Buerschen
Straße
entfernt.
Sie
zweigt
als
Sackgasse
beim
Autohaus
Härtel
von
der
Mindener
Straße
ab.
Am
toten
Ende
steht
jedoch
kein
Prellbock,
was
man
vielleicht
in
einer
Rawiestraße
erwarten
könnte.
Aber
eine
andere
Art
des
Ausbremsens
fand
gleichwohl
hier
statt.
Ältere
Autohalter
werden
sich
mit
gemischten
Gefühlen
an
das
Befahren
dieser
Straße
erinnern.
Denn
hierher
gelangte
man
zu
den
Prüfhallen
des
TÜV.
Für
manches
Auto,
das
bei
der
Hauptuntersuchung
keine
Gnade
vor
den
Augen
der
gestrengen
TÜV-
Ingenieure
fand,
wurde
die
Rawiestraße
zur
finalen
Sackgasse.
Bildtexte:
Tüftler
und
Unternehmer
Franz
Rawie.
In
Erinnerung
an
Rawie
im
Stadtteil
Schinkel:
die
Rawiestraße.
Fotos:
Archiv,
Joachim
Dierks
Autor:
Hanne Riepenhoff, Michael Schiffbänker, Joachim Dierks