User Online: 14 |
Timeout: 05:33Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
01.12.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
„Möchten Hausfrauen den Einkauf erleichtern″
Zwischenüberschrift:
Zunächst nur „auf Probe″: Vor 50 Jahren begann die Wandlung der Großen Straße zur Fußgängerzone
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Im
November
1970
beschloss
der
Osnabrücker
Rat
die
zunächst
probeweise
Einrichtung
von
Fußgängerbereichen
in
der
Großen
Straße
und
der
Johannisstraße.
Der
Einzelhandel
hatte
das
schon
länger
gefordert,
Skepsis
kam
eher
von
den
Verkehrsplanern
in
der
Verwaltung.
Die
wollten
erst
einen
Ring
von
Parkhäusern
und
Tiefgaragen
um
die
Innenstadt
herum
fertiggestellt
sehen.
Für
die
Große
Straße
wurde
der
Versuch
zur
Dauereinrichtung,
für
die
Johannisstraße
jedoch
schon
nach
fünf
Tagen
abgebrochen.
Die
Verkehrsplaner
wollten
nämlich
erst
einen
Ring
von
Parkhäusern
und
Tiefgaragen
um
die
Innenstadt
herum
fertiggestellt
sehen.
Die
Mitglieder
im
Verkehrsausschuss
hatten
zuvor
neidisch
in
die
Nachbarstädte
geschielt.
Von
einer
Besichtigungstour
nach
Münster
und
Enschede
im
Dezember
1969
kehrten
sie
begeistert
zurück.
Sie
lobten
„
Blumenkübel,
Ruhebänke
und
Kaffeehaustische″
mitten
auf
der
ehemaligen
Fahrbahn,
in
Münster
fanden
sie
die
Schachbrettpflasterung
auf
der
Ludgeristraße
faszinierend
einschließlich
des
Umstandes,
dass
die
Kaufleute
diese
selber
finanziert
hatten.
In
Enschede
entzückten
sie
Vitrinen,
die
„
Schmuckstück
und
Informationsstand″
zugleich
seien.
Sie
erkannten
jedoch
auch,
dass
diese
Nachbarstädte
es
leichter
gehabt
hätten,
den
Autoverkehr
aus
den
Haupteinkaufsstraßen
zu
verbannen,
da
die
Zentren
kompakter
und
von
einem
System
leistungsfähiger
Ringstraßen
umgeben
seien.
In
Osnabrück
hingegen
sei
die
Innenstadt
lang
gestreckt.
Die
Kette
der
Ladengeschäfte
vom
Hasetor
bis
zum
Rosenplatz
dehne
sich
immerhin
über
zwei
Kilometer.
Große
Straße
und
Johannisstraße
seien
gewachsene,
wichtige
Verbindungen
zwischen
Altstadt
und
Neustadt.
Dennoch
möchte
der
Verkehrsausschuss
nicht
so
lange
warten,
bis
die
Sanierung
der
Altstadt
abgeschlossen
und
die
„
Parkringstraße″
verwirklicht
ist.
Er
empfiehlt
daher
ein
„
schrittweises
Vorgehen″.
Stadtbaurat
Carl
Cromme
aber
bleibt
skeptisch.
Es
bestünde
bei
einer
Sperrung
für
den
Autoverkehr
zwischen
den
Einzelhandelsgebieten
der
südlichen
Neustadt
und
der
nördlichen
Altstadt
keine
„
annehmbare
Fahrverbindung″
mehr
mit
der
Gefahr,
dass
die
Geschäfte
in
Randlage
benachteiligt
würden.
Cromme
zeigt
sich
aber
offen
für
die
Aussperrung
des
Autoverkehrs
an
bestimmten
Tagen
und
zu
begrenzten
Uhrzeiten.
So
kommt
es
denn
auch
–
in
vorsichtigen
Schritten
–
zu
„
Fußgängerparadiesen
auf
Zeit″.
An
„
langen
Samstagen″
–
an
einem
Samstag
im
Monat
schloss
der
Einzelhandel
nicht
um
14,
sondern
erst
um
18
Uhr
–
müssen
die
Autos
ab
14
Uhr
draußen
bleiben,
später
ausgeweitet
auf
alle
Adventssamstage.
Der
Druck
des
Einzelhandels
in
Richtung
einer
weitergehenden
Verkehrssperre
nimmt
zu.
Im
November
1970
ist
es
dann
so
weit:
Die
Große
Straße
vom
Nikolaiort
bis
zum
Neumarkt
und
die
Georgstraße
bis
zur
Hase
werden
vom
7.
November
1970
vorerst
bis
zum
Jahresende
zum
Fußgängerbereich
erklärt.
Linienbusse
dürfen
weiterhin
fahren,
ferner
die
Anlieger
vormittags
und
in
den
Abendstunden.
Das
Gleiche
gilt
für
die
Johannisstraße
vom
Neumarkt
bis
zur
Süsterstraße.
„
Wir
möchten
den
Hausfrauen
den
Einkauf
erleichtern
und
ihnen
zu
einem
schönen
Einkaufserlebnis
verhelfen″,
begründet
Konrad
Nettelnstrot
die
Zustimmung
der
CDU-
Fraktion.
Unsere
Redaktion
fängt
einige
Stimmen
des
„
Mannes
auf
der
Straße″
ein:
Die
meisten
sind
für
die
Verkehrsbeschränkung,
einem
„
20-
jährigen
Opel-
GT-
Fahrer″
ist
es
vollkommen
egal:
„
Ich
fahre
selten
in
der
Innenstadt″.
Nur
ein
19-
jähriger
Pkw-
Fahrer
ist
dagegen:
„
Immer
auf
die
Autofahrer!
Soll
ich
an
meinen
Schlitten
Propeller
anbauen?
″
Beschwerden
Natürlich
gibt
es
Kinderkrankheiten
und
Beschwerden.
Die
Fußgänger
misstrauen
dem
Frieden,
bleiben
zunächst
wie
gewohnt
auf
den
Gehsteigen
und
meiden
die
Fahrbahn.
Dann
werden
sie
mutiger,
aber
sogleich
durch
die
häufigen
Busdurchfahrten
erschreckt.
Fahrrad-
und
Mopedfahrer
scheren
sich
nicht
um
das
Fahrverbot,
obwohl
es
auch
für
sie
gilt,
manche
Pkw-
Fahrer
erkennen
in
dem
Fußgängerbereich
einen
bequemen
Dauerparkplatz.
Alles
in
allem
fallen
die
Erfahrungen
in
der
Großen
Straße
aber
so
positiv
aus,
dass
die
Sperrung
im
Jahr
1971
bestehen
bleibt.
Den
Bussen
wird
zunächst
als
Höchstgeschwindigkeit
20
km/
h
vorgeschrieben.
Auf
Druck
der
SPD-
Fraktion
wird
der
Busverkehr
vom
11.
Dezember
1970
an
während
der
Geschäftsöffnungszeiten
ganz
aus
der
Großen
Straße
herausgenommen.
Sonderfall
Johannisstraße
Für
die
Johannisstraße
kommt
dagegen
schon
nach
fünf
Tagen
das
Aus.
Anwohner
der
im
rückwärtigen
Raum
liegenden
Nebenstraßen
haben
sich
beschwert,
weil
sie
nicht
mehr
erreichbar
sind.
Der
Parkplatz
Große
Rosenstraße
kann
überhaupt
nur
–
verbotswidrig
–
über
den
Fußgängerbereich
angefahren
werden.
Die
Nebenstraßen
sind
überlastet
und
zugeparkt,
ihre
Gehwege
werden
teilweise
als
Fahrbahn
missbraucht.
Es
herrscht
Chaos.
Die
Verantwortlichen
müssen
schließlich
einsehen,
dass
die
Einrichtung
der
Fußgängerzone
Johannisstraße
überhastet
geschehen
ist,
ohne
die
Probleme
auf
den
Ausweichstrecken
vernünftig
durchdacht
zu
haben.
Der
weitere
Weg
der
nördlichen
Johannisstraße
zu
einer
eingeschränkten
Fußgängerzone
ist
von
vielen
Wendungen,
Enttäuschungen
und
Widersprüchen
gekennzeichnet,
die
letztlich
alle
mit
dem
weiterhin
für
notwendig
erachteten
Busverkehr
und
dem
darunter
leidenden
Pflaster
zusammenhängen.
Der
weitere
Weg
der
Großen
Straße
zu
einer
„
echten″
Fußgängerzone
verläuft
hingegen
recht
zielstrebig
und
gradlinig.
Im
Dezember
1971
wird
ein
millionenschweres
Investitionsprogramm
beschlossen,
das
vorab
die
Erneuerung
der
Kanäle
und
Versorgungsleitungen,
ein
neues
Pumpwerk
und
die
Ertüchtigung
der
Hasebrücke
Herrenteichsstraße
vorsieht,
bevor
dann
ein
durchgängiges
Pflaster
ohne
Bordsteine
verlegt
werden
kann.
Der
erste
Teilabschnitt
zwischen
Nikolaiort
und
Georgstraße
wird
1972
fertiggestellt,
im
Folgejahr
das
zweite
Teilstück
bis
zum
Neumarkt.
Am
4.
Oktober
1973
übergibt
Oberbürgermeister
Ernst
Weber
(SPD)
den
ersten
zusammenhängenden
Fußgängerbereich
von
710
Meter
Länge
an
die
Bürgerschaft.
Waschbetonpflaster,
achteckige
Betonkübel
und
Sitzlandschaften,
Kugelleuchten
und
Vitrinen
sind
als
„
Straßenmöblierung″
der
letzte
Schrei.
Heute
erkennen
wir,
dass
der
Zeitgeschmack
auch
darüber
hinweggegangen
ist.
Bildtexte:
In
den
1960er-
Jahren
brandet
der
Autoverkehr
durch
die
Große
Straße.
Der
dichte
Automobilverkehr
lässt
1960
keinen
entspannten
Einkaufsbummel
zu.
Die
Große
Straße
in
Blickrichtung
Nikolaiort.
Schwere
Blumenkübel
versperren
im
Oktober
1971
den
Weg
in
die
noch
provisorische
Fußgängerzone
Große
Straße.
Ein
Paketbus
der
Stadtwerke
steht
im
Dezember
1971
in
der
Großen
Straße/
Ecke
Neumarkt
bereit,
um
dort
Weihnachtseinkäufe
zwischenlagern
zu
können.
Das
war
mal
der
letzte
Schrei:
Waschbetonplatten,
achteckige
Pflanztröge
und
Sitzlandschaften
in
der
Fußgängerzone
Große
Straße
am
Nikolaiort,
nach
1973
(Ansichtskarte
des
Verlags
Herbert
Kl.
Maschmeyer,
Osnabrück)
.
Fotos:
Emil
Harms,
Archiv
Museum
Industriekultur/
Christian
Grovermann,
Joachim
Behrens,
Archiv
Peter
Berning
Autor:
Joachim Dierks