User Online: 4 |
Timeout: 11:48Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
24.11.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Was sagen uns alte Inschriften?
Zwischenüberschrift:
Auf den historischen Osnabrücker Friedhöfen erzählen Gräber Geschichten
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Wer
lässt
sich
bei
einem
Spaziergang
auf
einem
Friedhof
nicht
von
Gedanken
über
den
Tod
und
über
das
Leben
berühren?
Die
Gräber,
Steine
und
Inschriften
wirken.
Und
manchmal
machen
sie
neugierig.
An
einem
der
Gräber
auf
dem
Osnabrücker
Hasefriedhof
halten
sich
manche
Spaziergänger
besonders
lange
auf.
Sie
entdecken,
dass
die
Inschrift
des
runden
Denkmals
als
Spirale
wie
ein
Sog
in
die
Mitte
führt:
„
Wo
jedes
Du
ein
Ast,
an
dem
ich
hänge,
als
ein
Blatt,
das
schwebt
und
ruht.
Die
Zeit
kehrt
zurück
in
die
Schale.
Wir
schlafen
wie
Wein
in
Muscheln.
Es
ist
Zeit,
dass
der
Stein
blüht.
Ich
schwebe
Euch
voraus
als
ein
Blatt,
das
weiß,
wo
die
Tore
sich,
das
Tor
sich
auftut.″
Es
ist
ein
Bild
für
den
Weg
vom
Diesseits
ins
Jenseits.
Wer
recherchiert,
findet
heraus,
dass
es
sich
um
leicht
abgewandelte
Verse
aus
drei
verschiedenen
Gedichten
von
Paul
Celan
handelt
und
für
dieses
Denkmal
neu
kombiniert
wurden:
„
Auf
hoher
See″,
„
Ein
Körnchen
Sands″
und
–
ausgerechnet
– „
Corona″.
Auf
einer
kleinen
Tafel
daneben
sind
die
Namen
dreier
Familien
eingraviert,
aber
ohne
Jahreszahlen.
Vielleicht,
weil
die
Zeit
„
zurück
in
die
Schale″
kehrt,
wie
es
in
einem
der
Verse
heißt?
Voller
Geschichten
Doch
der
Verzicht
auf
Jahreszahlen
ist
eine
Ausnahme.
Die
Gräber
mit
Namen,
Daten
und
Inschriften
machen
gerade
die
historischen
Friedhöfe
–
den
Hasefriedhof
im
Norden
und
den
Johannisfriedhof
im
Süden
Osnabrücks
–
zu
Orten
nicht
alleine
des
Gedenkens.
Sie
sind
voller
Geschichten,
zu
denen
auch
die
Fantasie
der
Besucher
gehört,
wenn
sie
sich
vorstellen,
welche
Menschen
es
waren,
die
hier
begraben
liegen,
und
sich
auch
fragen,
welche
Überzeugungen
und
Wünsche
die
Inschriften
und
die
Gestaltung
der
Gräber
offenbaren.
Während
der
ersten
Jahrzehnte
des
Bestehens
der
beiden
historischen
Friedhöfe
waren
die
Gräber
eher
einfach
gehalten.
Erst
im
Laufe
des
19.
Jahrhunderts
und
bis
weit
ins
20.
Jahrhundert
hinein
wurden
sie
aufwendiger
gestaltet
–
bis
hin
zu
Ehrfurcht
gebietenden
Bauwerken.
Später
wurden
die
Gräber
wieder
schlichter,
doch
findet
sich
zwischen
ihnen
immer
wieder
filigran
gestaltetes
Kunsthandwerk.
Auf
vielen
Denkmälern
sind
Lebensleistungen,
Karrieren
und
die
Bedeutung
der
Verstorbenen
dokumentiert:
Titel,
Ämter
und
Berufe
–
ob
Arzt
oder
Lehrer,
Maurermeister,
Professor
oder
Senator.
Und
wenn
Menschen
in
den
Weltkriegen
ums
Leben
gekommen
sind,
ist
zu
lesen,
an
welchem
Ort
sie
gefallen
sind.
Hier
und
da
werden
seit
einigen
Jahren
mit
zusätzlichen
Tafeln
die
Opfer
des
Nationalsozialismus
gewürdigt,
manchmal
nicht
weit
entfernt
von
Gräbern,
in
denen
Menschen
liegen,
die
mit
der
Diktatur
zumindest
sympathisiert
haben.
Je
mehr
dieser
Geschichten
der
Besucher
kennt,
desto
mehr
gerät
der
Besuch
auf
dem
Hasefriedhof
und
auf
dem
Johannisfriedhof
auch
zum
nachdenklichen
Gang
durch
die
deutsche
Geschichte.
Oft
geht
es
bei
Inschriften
auf
Denkmälern
um
die
Vergänglichkeit,
wie
in
diesem
Fall:
„
Der
Mensch
ist
Staub,
sein
Leben
verdorret
wie
Gras.
Gedenket
daran!
″
Als
Quelle
wird
der
Psalm
103,
14
angegeben.
Tatsächlich
handelt
es
sich
um
eine
zugespitzte
Formulierung
ohne
den
eigentlich
barmherzigen
Charakter
des
Bibeltextes.
Manchmal
nehmen
die
Inschriften
eine
göttliche
Perspektive
ein:
„
Ich
bin
der
Weg,
die
Wahrheit
und
das
Leben.″
Mit
diesem
Satz
aus
dem
Johannes-
Evangelium
wird
Jesus
zitiert.
An
einem
anderen
Grab
scheint
es
der
Verstorbene
zu
sein,
der
aus
einem
Psalm
zitiert:
„
Du
bist
mein
Gott.
Meine
Zeit
stehet
in
Deinen
Händen.″
Auf
anderen
Denkmälern
kommen
die
Angehörigen
zu
Wort,
die
das
Diesseits
im
Blick
haben.
Dann
geht
es
oft
um
das
künftige
Wirken
der
Verstorbenen:
„
Du
lebst
in
unseren
Herzen.″
Oder:
„
Wer
im
Gedächtnis
seiner
Lieben
lebt,
ist
ja
nicht
todt,
er
ist
nur
fern!
Todt
nur
ist,
wer
vergessen
wird.″
Dieser
Spruch
stammt
aus
dem
Schauspiel
„
Der
Stern
von
Sevilla″
von
Christian
von
Zedlitz,
wird
aber
gelegentlich
Immanuel
Kant
oder
auch
Seneca
untergeschoben
–
dieser
Fehler
ist
Literaturwissenschaftlern
aufgefallen,
aber
er
ist
auf
den
historischen
Friedhöfen
offenbar
nicht
begangen
worden,
denn
hier
wird
die
Quelle
nicht
genannt.
Fast
wie
ein
Trost
für
den
Verstorbenen
wirkt
dieses
Bibelzitat:
„
Wir
wissen
aber,
dass
denen,
die
Gott
lieben,
alle
Dinge
zum
Besten
dienen.″
Und
für
die
Hoffnung
auf
ein
Wiedersehen
im
Jenseits
steht
dieser
Spruch,
der
jedoch
nicht
aus
der
Bibel
stammt:
„
In
Gottes
Ratschluss
steht
geschrieben:
Es
sehen
sich
wieder,
die
sich
lieben.″
Diese
Hoffnung
drückt
auch
eine
knappe
Formulierung
auf
einem
weiteren
Grab
aus:
„
Auf
Wiedersehen!
″
Richtig
verstanden?
Die
Würdigung
für
einen
Verstorbenen
liest
sich
so:
„
Warst
mir
im
Leben
lieb
und
wert,
im
Tode
unvergesslich.″
Die
Inschrift
für
dessen
später
verstorbene
Frau
lautet:
„
Sie
hat
getan,
was
sie
konnte.″
Manche
erinnert
dieser
Spruch
an
heutige
Zeugnisse,
in
denen
Arbeitgeber
ihre
Beschäftigten
als
„
stets
bemüht″
bezeichnen
–
und
so
nur
scheinbar
loben.
Aber
war
das
auch
früher
so?
Vielleicht
war
diese
Inschrift
vor
100
Jahren
gar
kein
zweifelhaftes
Lob.
Und
vor
allem:
Es
handelt
sich
um
den
Anfang
eines
Zitates
aus
dem
Markus-
Evangelium,
das
komplett
so
lautet:
„
Sie
hat
getan,
was
sie
konnte;
sie
hat
meinen
Leib
im
Voraus
gesalbt
zu
meinem
Begräbnis.″
Der
Bibel
nach
verteidigte
Jesus
mit
diesen
Worten
die
Ehrerbietung
einer
Frau,
die
ihn
–
nicht
lange
vor
der
Kreuzigung
–
mit
besonders
kostbarem
Öl
gesalbt
hatte
und
nun
von
anderen
dafür
kritisiert
wurde.
Der
Hasefriedhof
und
der
Johannisfriedhof
sind
inzwischen
selbst
zu
Denkmälern
geworden.
Seit
einem
Vierteljahrhundert
wird
hier
niemand
mehr
begraben,
aber
manches
Grab
wird
nach
wie
vor
von
Angehörigen
besucht
und
gepflegt.
Gleichzeitig
sind
sie
zu
idyllischen
Parks
geworden.
Diesen
Anspruch
haben
die
heutigen
Friedhöfe
zwar
nicht,
doch
auch
dort
gilt
das,
was
Steinmetz
Bernard
Feldker
sagt:
„
Grabsteine
erzählen
Geschichten.″
Und
bei
Feldkers
Arbeit
geht
es
auch
um
die
Geschichte
des
Verstorbenen.
Danach
fragt
er
die
Angehörigen,
wenn
es
um
eine
individuelle
Grabgestaltung
geht.
„
Ich
finde
es
gut,
wenn
jemand
etwas
Persönliches
möchte.″
Die
Entscheidung,
wie
ein
Grab
aussehen
soll
und
was
auf
dem
Denkmal
stehen
soll,
muss
oft
reifen,
erzählt
er:
„
Das
geht
nicht
in
fünf
Minuten.
Manchmal
dauert
es
Monate,
vielleicht
sogar
ein
halbes
Jahr.″
Sein
Ziel
ist
es,
dass
die
Angehörigen
ihre
Entscheidung
„
mit
einem
guten
Gefühl″
treffen.
Kreuze,
Zitate
aus
der
Bibel
und
Taufsprüche
sind
im
Laufe
der
Jahre
auf
den
Gräbern
seltener
geworden.
Die
Steinmetze
Matthias
Pufe
und
Bernard
Feldker
sehen
aber
einen
Trend:
Mehr
Engel.
Und
viele
Gräber
sind
kleiner,
denn
heute
überwiegen
Urnenbestattungen
bei
Weitem.
Vorschriften
müssen
sein
Grabsteine
müssen
genehmigt
werden.
Die
Steinmetze
müssen
deshalb
stets
einen
Antrag
bei
der
Friedhofsverwaltung
stellen.
Die
offizielle
Bezeichnung
lautet
„
Anzeige
eines
Bauvorhabens
zur
Errichtung
oder
Änderung
einer
Grabmalanlage″.
Eva
Güse
von
der
Friedhofsverwaltung
spricht
lieber
von
einer
„
Grabmalanzeige″.
Bei
der
geht
es
vorwiegend
um
Vorschriften
wie
die
Abdeckung
des
Grabes
und
um
die
Würde,
die
auf
dem
Friedhof
einzuhalten
ist.
An
Inschriften,
die
von
der
Stadt
nicht
genehmigt
wurden,
kann
sie
sich
nicht
erinnern.
Steinmetz
Matthias
Pufe
erinnert
sich
daran,
dass
auch
schon
mal
ein
Denkmal
mit
zwei
eingravierten
Pistolen
genehmigt
worden
ist.
Ebenso
eines
mit
einem
Wappen
des
Fußballclubs
Bayern
München,
doch:
„
Das
wurde
zerstört.″
Der
Steinmetz
berichtet,
dass
ein
Anhänger
eines
rivalisierenden
Fußballvereins
mit
dem
Bekenntnis
auf
dem
Denkmal
„
wohl
nicht
einverstanden″
war.
Doch
auch
wenn
nichts
draufsteht,
können
Steine
wirken.
Und
sogar
dann,
wenn
es
sich
nicht
einmal
um
Grabsteine
handelt.
Das
ist
auf
dem
historischen
Johannisfriedhof
der
Fall
–
genauer
gesagt:
im
Johannislabyrinth.
Vor
einigen
Jahren
ist
dort
ein
Trauergarten
nach
einem
Konzept
der
damaligen
Hochschulstudentinnen
Anna-
Lena
Meiners,
Lena
Rasche
und
Kira
Sigge
entstanden.
Der
Verein
Osnabrücker
Hospiz
lädt
regelmäßig
zu
Trauertreffs
im
Johannislabyrinth
ein.
Und
so
mancher
Spaziergänger
hält
sich
dort
gerne
alleine
auf.
Bildtexte:
Eine
Inschrift
wie
ein
Sog
von
außen
nach
innen:
Für
dieses
Grab
auf
dem
Hasefriedhof
wurden
Zeilen
aus
drei
Gedichten
von
Paul
Celan
verwendet.
Überspitzte
Formulierung:
Diese
Grabinschrift
bezieht
sich
auf
einen
Psalm
-
und
ist
nicht
wörtlich
übernommen.
"
Sie
hat
getan,
was
sie
konnte"
:
Diese
Inschrift
auf
dem
Hasefriedhof
lässt
viele
Spaziergänger
spekulieren.
Vielleicht
aber
war
der
Spruch
ein
Ausdruck
hoher
Anerkennung.
Weiterleben
in
den
Herzen
der
Angehörigen:
Inschriften
wie
diese
befinden
sich
auf
vielen
Gräbern.
"
Auf
Wiedersehen!
"
Manche
Grabinschrift
kündet
von
Hoffnung
-
wie
hier
auf
dem
Hasefriedhof.
Fotos:
Jann
Weber
Autor:
Jann Weber