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1
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1.
Erscheinungsdatum:
11.11.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Verneigung vor den Opfern
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker „Viele″ putzen Stolpersteine gegen das Vergessen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Ungewohnter
und
irritierender
hätte
die
Atmosphäre
nicht
sein
können
bei
dieser
Fahrradtour
kreuz
und
quer
durch
die
Stadt:
schönes,
ruhiges
Herbstwetter
am
Montagnachmittag,
aber
coronabedingt
auffällig
wenige
Leute
unterwegs.
Um-
so
mehr
fallen
schon
von
weitem
die
jeweils
zwei
oder
drei
Personen
auf,
die
auf
den
Gehwegen
kauern,
um
dort
Stolpersteine
zu
putzen.
Reinigungspolitur,
schwarze
Finger,
staubige
Hosenbeine:
kein
Problem
für
Kulturschaffende
und
Prominente
von
Theaterintendant
Ralf
Waldschmidt,
Künstlerin
und
Kuratorin
Elisabeth
Lumme,
Hermann
Queckenstedt
vom
Bistum
bis
zu
Museumsquartiersdirektor
Nils-
Arne
Kässens.
„
Das
Niederknien
zum
Säubern
ist
auch
eine
Form
von
Ehrerbietung
den
Opfern
gegenüber″,
bringt
es
Kässens
auf
den
Punkt
und
wirkt
sichtlich
bewegt,
als
er
in
der
Schlossstraße
11
die
drei
Messingtafeln
von
Rahel,
Philipp
und
Felix
Nussbaum
vom
Schmutzfirnis
befreit.
Der
1944
in
Auschwitz
umgekommene
Osnabrücker
Maler
gehört
zu
den
296
Opfern
des
Nationalsozialismus,
an
die
quadratische
Gedenktäfelchen
im
Stadtgebiet
erinnern.
Namen
und
Schicksale
Manche
der
Tafeln
vor
den
letzten
Wohnorten
der
meist
jüdischen
Opfer
sind
schon
von
den
derzeitigen
Bewohnern
der
Häuser
geputzt
worden.
„
Das
würde
ich
auch
tun,
wenn
ich
hier
wohnen
würde″,
sagt
Kässens
spontan
und
betont,
wie
wichtig
Erinnern
an
die
„
offene
Wunde″
aus
eigenem
inneren
Bedürfnis
heraus
sei.
In
der
Tat:
Nach
hingebungsvollem
Polieren
des
Messings
treten
Namen
und
Schicksale
wieder
zutage,
zumal
Ralf
Waldschmidt
am
Markt
11
oder
Georg
Hörnschemeyer,
Vorsitzender
des
Vereins
Gedenkstätten
Gestapokeller
und
Augustaschacht,
an
der
Bramscher
Straße
11
die
jeweiligen
Lebensläufe
vorlesen.
Abrufbar
sind
sie
unter
geo.osnabrueck.de.
Lag
es
nur
an
coronabedingter
Kontaktscheu,
dass
kein
Passant
die
übers
Pflaster
gebeugten,
putzenden
Grüppchen
ansprach
und
nach
dem
Grund
ihres
Handelns
fragte?
Oder
ist
die
Kunstaktion
des
Kölner
Künstlers
Gunter
Demnig,
der
1992
die
Stolpersteinverlegung
europaweit
ins
Leben
rief,
so
bekannt,
dass
Putzaktionen
am
9.
November
zum
Gedenken
an
die
Reichspogromnacht
1938
allseits
vertraut
sind?
200
dieser
Stolpersteine
polierten
die
Osnabrücker
Kulturschaffenden
an
diesem
Novembermontag.
Neben
ihrem
neuen
Glanz
fiel
der
hellblaue
Kreideschriftzug
ins
Auge:
#
stolpersteineputzenos.
Wer
den
Hashtag
aufruft,
erfährt,
dass
sich
die
Kulturschaffenden
den
„
Vielen″
angeschlossen
haben.
Der
bundesweit
aktive
Verein
setzt
sich
für
Toleranz
und
vor
allem
die
Freiheit
der
Kunst
ein
und
verteidigt
sie
gegen
rechtspopulistische
Eingriffsabsichten
in
Spielpläne
und
Kulturprogramme.
„
Ihr
verächtlicher
Umgang
mit
Menschen
auf
der
Flucht,
mit
engagierten
Kulturschaffenden,
mit
Andersdenkenden
verrät,
wie
sie
mit
der
Gesellschaft
beabsichtigen
umzugehen,
sobald
sich
die
Machtverhältnisse
zu
ihren
Gunsten
verändern
würden″,
schreiben
die
Osnabrücker
„
Vielen″
in
ihrer
Erklärung
und
meinen
damit
die
Rechtspopulisten.
34
Institutionen
dabei
Mittlerweile,
seit
dem
örtlichen
Startschuss
im
April
2019,
haben
34
Kulturinstitutionen
die
„
Osnabrücker
Erklärung″
unterschrieben
– „
ein
großartiges
Signal″,
wie
Alexander
Wunderlich
vom
Theater
betont.
Er
koordiniert
gemeinsam
mit
Julia
Scheck
vom
Unabhängigen
Filmfest
die
Osnabrücker
„
Vielen″.
Wunderlich
hat
auch
die
Stolperstein-
Putzaktion
in
der
Stadt
initiiert
und
organisiert.
Eigentlich
sollte
sie
viel
mehr
Aufsehen
erregen
mit
Musik
einer
lauten
Klezmer-
Gruppe
und
anderen
Kunstaktionen.
Corona
kam
dazwischen.
Doch
in
der
verwaisten
Stadt
wirkte
das
stille
Tun
der
„
Vielen″
um
so
stärker
und
eindringlicher.
Bildtext:
Erinnerung
auffrischen:
Museumsdirektor
Nils-
Arne
Kässens
(Foto
unten)
ist
das
Stolpersteineputzen
ein
persönliches
Anliegen.
An
der
Schlossstraße
11
wohnte
einst
der
Maler
Felix
Nussbaum.
Fotos:
Michael
Gründel
Autor:
Christine Adam