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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Austernfischer nistet auf dem Studentenwohnheim
Zwischenüberschrift:
Vögel besiedeln den Bereich Wüste/Weststadt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Die Suche nach dem Niststandort des Austernfischers hatte endlich Erfolg. Auf dem Flachdach des Studentenwohnheims Hermann-Ehlers-Haus an der Martinsburg steht ein mittelgroßer, prächtiger Vogel mit roten Beinen, rotem Schnabel und schwarzem Frack. Zeitweise kommt ein zweiter Vogel mit einem Wurm im Schnabel laut rufend angeflogen, landet auf dem hinteren, nicht einsehbaren Teil des Daches und fliegt wieder davon.
Die letzten Jahre deuteten schon an, dass Austernfischer eines Tages den Bereich Wüste/ Weststadt besiedeln würden, denn die Watvögel wurden vermehrt auf den Rasenflächen verschiedener Sportplätze (Illoshöhe, Sportverein 16, Osnabrücker SC, Universität) beobachtet. Dass ein Pärchen nun in der Großstadt ein flaches Kiesdach als Brutplatz ausgewählt hat, ist spektakulär. Möglicherweise hat es hier auch schon im letzten oder vorletzten Jahr gebrütet.
Der Austernfischer ist ein häufiger Brutvogel an der Nordseeküste und im küstennahen Binnenland. Er wandert allmählich ins Binnenland ein. Die Verbreitungsgrenze nach Süden scheint der Mittellandkanal zu sein. Die Niederungsgebiete um Osnabrück blieben bisher bis auf einzelne Bruten unbesiedelt. Bevorzugt brütet er auf feuchtem Grünland, daneben auf Äckern und in sehr seltenen Fällen auf kiesbedeckten Flachdächern. Erlegt in der Regel drei Eier in ein Bodennest.
Zwei Tage später sitzt auf dem Parkplatz des Hermann-Ehlers-Hauses das Männchen auf einem Auto, springt nach unten, sieht sein Spiegelbild im Lack de Autos und versucht diesen vermeintlichen Konkurrenten aus seinem Revier zu vertreiben. Oben auf dem Flachdach erkennen wir schon aus der Ferne einen Altvogel, wohl das Weibchen, mit einem etwa vierwöchigen Jungvogel.
Der Jungvogel läuft flink über das Kiesdach, kann hier noch nicht weg und wird überwiegend mit Würmern gefüttert, die die Eltern herbeischaffen. Ein Partner bleibt immer beim Kind und hält Wache, da Bussarde und Falken ihm nach dem Leben trachten. Hier oben gibt es keine Nahrung und kein Wasser, und bei Sonnenschein ist es unerträglich heiß. Der Jungvogel muss seinen Wasser bedarf über die Nahrung decken. Der große Vorteil dieses Brutplatzesliegt darin, dass hier kaum Bodenfeinde lauern. Der Austernfischer kann dieses Kiesdach als Brutplatz nur deshalb nutzen, da die Altvögel die Nahrung (Regenwürmer, Schnecken, Insekten, Larven) von nahe gelegenen Sportplätzen holen und an die Jungen verfüttern. Noch eine Woche, dann ist unser Jungvogel flügge und kann das etwa 10 Meter hohe Kiesdach verlassen und auf einem der nahen Sportfelder selbstständig Nahrung suchen. Je nach Flugkünsten kann er sich beim Herabspringen aber auch verletzen oder zu Tode stürzen.
Die Austernfischer werden sofort nach Abschluss der Brutsaison dieses Brutgebiet verlassen. Sie besitzen eine ausgeprägte Geburts- und Brutortstreue sowie eine oft lebenslang anhaltende Partnertreue. Das lässt hier auf eine erneute Brut im nächsten Jahr hoffen.

Bildtext:
Der Austernfischer nistet auf einem Flachdach in Osnabrück.
Foto:
Bernhard Volmer
Autor:
Gerhard Kooiker


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