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1.
Erscheinungsdatum:
24.10.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Gedränge an Gleis 11
Zwischenüberschrift:
Osnabrück war im Krieg ein Schwerpunkt der „Kinderlandverschickung″
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Die
Kinderlandverschickung
(KLV)
war
eine
Maßnahme
des
Nazi-
Regimes,
um
Kinder
während
des
Zweiten
Weltkriegs
aus
den
besonders
von
Bombenangriffen
bedrohten
Städten
zu
evakuieren.
Osnabrück
gehörte
dazu,
da
es
Standort
kriegswichtiger
Schwerindustrie
und
Eisenbahnknotenpunkt
war.
Hinzu
kamen
der
relativ
kurze
Anflugweg
von
den
Flugplätzen
in
Südengland
und
die
Eignung
als
Ausweichziel:
Wenn
etwa
die
Wolken
einen
Angriff
auf
Berlin,
Braunschweig
oder
Hannover
vereitelt
hatten,
gab
es
immer
noch
die
Möglichkeit,
die
Bombenlast
auf
dem
Rückweg
Richtung
England
über
Osnabrück
abzuladen.
Die
Hasestadt
lag
fast
immer
passend
auf
dem
Weg.
„
Luftnotstandsgebiet″
Im
Januar
1944
erklärte
der
Reichsverteidigungskommissar
Osnabrück
zum
„
Luftnotstandsgebiet″.
Damit
war
die
Schließung
der
Schulen
in
der
besonders
gefährdeten
Innenstadt
verbunden.
Betroffen
waren
die
Rosenplatz-
,
Johannis-
,
Ledenhof-
,
Niedersachsen-
,
Altstädter
und
die
Domschule.
Einige
noch
intakte
Schulgebäude
wurden
als
Lazarette
benötigt.
Die
Kinder
wurden,
soweit
möglich,
bei
Verwandten
und
Bekannten
außerhalb
der
Stadt
untergebracht,
die
jüngeren
auch
in
Familienpflegestellen,
die
älteren
in
Heimen
der
Kinderlandverschickung
(KLV)
,
in
denen
sie
weiter
von
Osnabrücker
Lehrkräften
betreut
wurden.
Verschickungsorte
lagen
in
den
Niederlanden,
in
der
Ostmark
(Österreich)
und
im
Sudetengau
(Tschechien)
,
aber
auch
im
Osnabrücker
Umland,
etwa
in
Jeggen
und
Bad
Essen.
Der
erste
Transport
ins
Salzburger
Land
umfasste
433
Schüler.
Ziele
waren
Krimmlerhof,
Wald
und
Mittersill
im
Pinzgau,
St.
Gilgen
am
Wolfgangsee
und
Mitterberg
am
Hochkönig.
Diese
Orte
galten
als
absolut
„
luftsicher″.
Die
KLV
wurde
von
der
Partei
und
den
Schulen
stark
propagiert.
Manchen
Eltern
war
es
aber
nicht
recht,
ihre
Kinder
in
den
ungewissen
Zeiten
nicht
in
der
Nähe
zu
haben,
andere
wollten
sie
nicht
der
totalen
Vereinnahmung
durch
die
NS-
Ideologie
aussetzen.
Sie
widersetzten
sich
der
Verschickung
oder
holten
die
Kinder
vorzeitig
zurück.
Dagegen
wandten
sich
Aufrufe
der
Partei:
„
Eltern!
Die
Schuljugend
gehört
nicht
in
die
Frontstadt
Osnabrück!
Sicher
sind
eure
Kinder
in
der
Kinderlandverschickung.″
Oder
so:
„
Wo
geht
es
euren
Kindern
besser?
Im
Jagen
der
Alarme?
Im
Hasten
zwischen
Bunkern,
Schutzgräben
und
Häusern?
Im
Hagel
der
Bomben?
In
der
Unruhe
der
Nächte?
Kinder
aus
luftgefährdeten
Gebieten
gehören
aufs
Land!
Wenn
dein
Kind
bereits
der
KLV
anvertraut
wurde,
so
hole
es
auf
keinen
Fall
zurück!
″
Das
EMA
marschiert
Recht
gut
dokumentiert
sind
die
klassenweisen
Verschickungen
von
Schülern
der
„
Staatlichen
Oberschule
für
Jungen″,
dem
späteren
Ema-
Gymnasium
an
der
Lotter
Straße.
So
gibt
es
auf
der
Internetseite
der
Schule
unter
ema-
os.de/
kinderlandverschickung-
1941-
1945/
Einzelberichte,
Briefe
und
Fotos
aus
den
Lagern
Petzer
bei
Trautenau
(Riesengebirge)
,
Bresnitz
(Südböhmen)
,
Schloss
Eerde
bei
Ommen
(Niederlande)
,
Mühlbach
am
Hochkönig
bei
Bischofshofen
(Österreich)
und
Abtenau
im
Salzburger
Land.
Aus
der
„
Braunbergbaude″
Petzer
am
Südhang
der
Schneekoppe
berichtete
ein
Artikel
im
„
Osnabrücker
Tageblatt″
im
Sommer
1941.
Darin
wird
geschildert,
wie
es
der
Quarta
der
Schule
dort
ergeht:
„
Der
Unterricht
hat
durch
diesen
Aufenthalt
keine
Unterbrechung
erfahren.
Der
Klassenlehrer
der
Jungen
setzt
ihn
dort
[…]
fort.″
Hier
sei
es
gelungen,
Klassengemeinschaften
„
in
den
landschaftlich
schönsten
Teilen
Deutschlands
unterzubringen,
wo
die
Jungen
ungestört
ein
herrliches
Jungendasein
führen″.
Dem
Osnabrücker
Kaufmann
Carl
Schäffer
soll
im
Chor
geantwortet
worden
sein:
„
Wir
wollen
gar
nicht
wieder
weg
von
hier″,
als
er
bei
einem
Besuch
in
der
Braunbergbaude
die
Jungen
fragte,
wer
von
ihnen
denn
mit
nach
Hause
wolle.
Schäffer,
der
auf
einer
Geschäftsreise
zu
den
schlesischen
Glashütten
war,
hörte
zufällig,
dass
Petzer
nicht
weit
vom
Wege
ablag.
Er
entschloss
sich,
einmal
nach
seinem
Jungen
zu
sehen,
drehte
bei
der
Gelegenheit
einen
Schmalfilm
von
ihrem
Alltag
und
spendierte
ihnen
einen
Ausflug
nach
Prag.
Keine
Frage,
dass
die
Osnabrücker
Leitung
der
„
Nationalsozialistischen
Volkswohlfahrt″
(NSV)
Schäffers
Schilderungen
und
das
Filmchen
dankbar
für
Propagandazwecke
einsetzte.
Streng
geregelt
Die
eigentliche
KLV
hatte
es
schon
vor
dem
Krieg
gegeben.
Sie
diente
anfangs
reinen
Erholungszwecken
für
Stadtkinder.
Mit
Einsetzen
des
Bombenkriegs
organisierten
NSV
und
Hitlerjugend
(HJ)
dann
die
„
Erweiterte
KLV″.
Die
Propaganda
sprach
niemals
von
„
Evakuierung″,
sondern
nur
von
„
Landverschickung″
und
„
Unterbringung″.
Die
Unterbringungen
gingen
meist
über
drei
bis
sechs
Monate,
gegen
Ende
des
Krieges
auch
noch
länger.
Lagerleiter
war
ein
Lehrer,
der
auch
für
den
Unterricht
verantwortlich
war.
Von
der
HJ-
Führung
zugeteilte
jugendliche
Lagermannschaftsführer
oder
Lagermädelführerinnen
regelten
den
Tagesablauf.
Der
begann
im
Sommer
um
6.30
Uhr
mit
Wecken,
Waschen,
Bettenlüften,
Stubendienst
und
Gesundheitsappell.
Um
7.30
Uhr
folgten
Begrüßungsspruch
und
Frühstück.
Für
den
Unterricht
waren
vier
Zeitstunden
vorgesehen.
Sonntags
standen
ein
Flaggenappell
und
eine
Morgenfeier
auf
dem
Plan.
Nach
dem
Mittagessen
und
einer
Ruhestunde
begann
ein
zeitlich
straff
durchorganisiertes
Programm
bis
zum
Zapfenstreich
um
21
oder
21.30
Uhr.
Bischof
von
Galen
warnt
Ziel
der
gesamten
Evakuierungsaktion
war
es,
die
Sorgen
der
Bevölkerung
wegen
Luftangriffen
zu
zerstreuen
und
verschickte
Kinder
und
Jugendliche
vor
Bomben
zu
bewahren.
Als
Vorteile
der
KLV
stellte
die
Propaganda
den
Erholungswert
heraus,
die
gute
Ernährung,
den
unbeeinträchtigten
Nachtschlaf
und
einen
ungestörten
Unterrichtsbetrieb.
Die
Unterbringung
war
zudem
kostenlos
und
entlastete
die
Haushaltskasse
der
Eltern.
Als
Nebeneffekt
konnten
zurückbleibende
Mütter
für
kriegswichtige
Arbeiten
freigestellt
werden.
Zum
ideologischen
Konzept
der
Nationalsozialisten
passte
aber
auch
die
Lagererziehung,
die
eine
individuelle
Erziehung
durch
Elternhaus
und
Halbtagsschule
ablösen
sollte.
Das
erzeugte
bei
vielen
Eltern
Unbehagen,
sie
befürchteten
eine
Entfremdung
ihrer
Kinder.
Auch
der
warnende
Hirtenbrief
des
Münsteraner
Bischofs
Clemens
August
Graf
von
Galen,
dass
die
Kinder
in
den
Lagern
ohne
jede
kirchlich-
religiöse
Betreuung
blieben,
soll
einen
deutlichen
Rückgang
der
Anmeldungen
zur
KLV
zur
Folge
gehabt
haben.
Dennoch
lässt
sich
der
lebensrettende
Effekt
der
KLV
nicht
bestreiten.
Schätzungsweise
74
000
daheim
gebliebene
Kinder
kamen
bei
Bombenangriffen
ums
Leben.
Ohne
KLV
wären
es
wesentlich
mehr
gewesen.
Wer
erkennt
sich?
Die
Bilder
von
einer
Verschickungsaktion,
die
vermutlich
das
Bergische
Land
zum
Ziel
hatte,
stellte
uns
Eisenbahnhistoriker
Lothar
Hülsmann
zur
Verfügung.
Das
genaue
Aufnahmedatum
ist
unbekannt,
es
dürfte
zwischen
1942
und
1944
liegen.
Die
Frage
ist,
ob
der
eine
oder
andere
Leser
der
NOZ
sich
vielleicht
unter
den
abgebildeten
Kindern
wiederentdeckt.
Sie
müssten
schätzungsweise
den
Jahrgängen
1930
bis
1936
angehören.
Wer
sich
erkennt,
kann
sich
gerne
per
E-
Mail
an
osnabrueck@
noz.de
oder
Telefon
0541
310-
631
bei
unserer
Redaktion
melden.
Bildtexte:
Gedränge
an
Gleis
11
des
Osnabrücker
Hauptbahnhofs:
Schülerinnen
stehen
zum
Einstieg
in
den
Zug
bereit,
der
sie
in
ein
Lager
der
Kinderlandverschickung
(KLV)
bringen
wird
(links)
.
Heute
geht
es
zumeist
beschaulicher
auf
den
Bahnsteigen
zu.
Die
Humboldt-
Brücke
aus
Bongossi-
Holz
von
1990
ist
schon
wieder
erneuerungsbedürftig.
Antreten
auf
dem
Bahnhofsvorplatz.
Auf
einem
Schild
ist
als
Zielort
„
Wermelskirchen″
zu
lesen.
Die
Kinder
tragen
„
Verschickungskarten″
um
den
Hals.
Eine
Polizeikapelle
spielt
zum
Abschied
„
Muss
i
denn
...″
(links)
.
Unter
den
Blaskapellenklängen
geht
der
Marsch
zum
Bahnsteig.
Zielschilder
lauten
„
Langenfeld″
und
Opladen-
Schlebusch"
.
Im
Hindergrund
sind
Reparaturarbeiten
sichtbar,
die
auf
bereits
erlittene
Bombenschäden
hindeuten.
Abschied
nehmen:
Am
Fuße
der
alten
Humboldtbrücke
auf
dem
Bahnhofsvorplatz
verabschieden
Eltern
ihre
Kinder.
Fotos:
Samlung
Lothar
Hülsmann,
Joachim
Dierks
Richtigstellung
in
der
NOZ
vom
5.11.2020
Viele
Leser
erinnern
sich
noch
Reaktionen
zu
Kinderlandverschickungen
Osnabrück
Am
24.
Oktober
hat
unsere
Redaktion
in
der
Serie
„
Zeitreise″
an
die
sogenannte
Kinderlandverschickung
(KLV)
während
des
Zweiten
Weltkriegs
erinnert.
Im
Anschluss
haben
uns
mehrere
Leser
ihre
eigenen
Kindheitserlebnisse
aus
dieser
Zeit
geschildert
–
in
den
KLV-
Lagern
und,
besonders
eindrucksvoll,
während
überhasteter
Rückreisen
in
die
Heimat,
als
die
Front
näher
rückte.
Zeitzeuginnen,
die
sich
auf
den
abgebildeten
Fotos
von
der
Abreise
am
Osnabrücker
Hauptbahnhof
wiedererkannt
hätten,
waren
jedoch
nicht
darunter.
Dafür
wurden
wir
auf
einen
Fehler
aufmerksam
gemacht.
Der
erwähnte
Chef
des
Kunstgewerbehauses
Schäffer,
der
1941
seinen
Sohn
Günter
im
KLV-
Lager
Petzer
im
Riesengebirge
(heute
Tschechien)
besuchte,
hieß
nicht
Carl,
sondern
Ludwig
Schäffer
(1893–1944)
.
Darauf
wiesen
uns
die
Nachkommen
hin.
Firmengründer
Carl
Schäffer
starb
1925
und
sein
erstgeborener
Sohn
gleichen
Namens
bereits
1916
im
Ersten
Weltkrieg.
Der
zweite
Sohn
Ludwig
Schäffer
übernahm
die
Firmenleitung
im
Jahr
1923.
Autor:
Joachim Dierks