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1.
Erscheinungsdatum:
19.07.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Unsere
Stadtteile:
Voxtrup
Überschrift:
Der Gentleman auf Gut Sandfort
Zwischenüberschrift:
Straßenkunde: Siegfried Jaffe hat das kulturelle Leben in Osnabrück bereichert
Artikel:
Originaltext:
OSNABRÜCK.
Knapp
50
Jahre
nach
seinem
Tod
benannte
die
damals
noch
selbstständige
Gemeinde
Voxtrup
1963
eine
Straße
nach
Siegfried
Julius
Jaffe.
In
der
kleinen
Wohnstraße
im
Zwickel
zwischen
Meller
Landstraße
und
Holsten-
Mündruper
Straße
geht
es
ruhig
und
beschaulich
zu,
wenn
nicht
gerade
die
Freiwillige
Feuerwehr
mit
Tatütata
ausrückt.
Die
Rückseite
der
Feuerwache
liegt
an
der
Siegfried-
Jaffe-
Straße.
Mindestens
zwei
Gründe
hatten
die
Voxtruper
Ratsmitglieder,
dem
Ökonomierat
jüdischer
Abstammung
mit
der
Straßenbenennung
ein
dauerhaftes
Andenken
zu
bewahren.
Erstens
erwarb
er
1891
das
heruntergekommene
Gut
Sandfort
und
steckte
viel
Geld
hinein,
sodass
dieses
Architektur-
und
Landschaftsjuwel
am
Westhang
des
Sandforter
Berges
zwischen
Voxtrup
und
Düstrup
künftigen
Generationen
erhalten
blieb.
Einige
Jahrespäter
machte
er
sich
in
ähnlicher
Weise
um
Gut
Hettlage
mit
der
Huxmühle
am
Huxmühlenbach
verdient.
Er
baute
es
nach
eigenen
Entwürfen
im
englischen
Landhausstil
um.
Zweitens
war
er
ein
feinsinniger
Mensch,
der
sich
gern
mit
Künstlern
und
Literaten
umgab
und
sie
nach
Kräften
förderte.
Er
setzte
sich
sehr
für
den
Bau
des
Osnabrücker
Theater
sam
Domhof
ein.
Die
Gründung
der
Osnabrücker
Sektion
des
„
Dürerbundes″,
einer
Art
Vorläufer
des
Museums-
und
Kunstvereins,
geschah
am
25.
April
1903
im
Harmonie-
Club
in
der
Hakenstraße
auf
Betreiben
Jaffes.
Der
Dürerbund
hatte
sich
nicht
weniger
als
eine
Reformationder
Kultur
auf
die
Fahnen
geschrieben,
wetterte
gegen
den
Historismus
in
der
Architektur
und
forderte
die
„
Rückkehr
zur
Wahrheit″
in
der
Kunst.
Vielleicht
war
es
Jaffes
größtes
Verdienst,
dem
aufstrebenden
Maler
Franz
Hecker
eine
kostenlose
Heimstatt
auf
Gut
Sandfort
und
solche
Arbeitsbedingungen
verschafft
zu
haben,
die
sein
Talent
erst
zur
schönsten
Entfaltung
brachten.
In
der
Turmstube
des
Torhauses
richtete
Jaffe
dem
Freund
ein
Atelier
ein.
Alle
biografischen
Beschreibungen
Heckers
sprechen
davon,
dass
die
zehn
Jahre
auf
Gut
Sandfort,
von
1902
bis
1912,
zu
den
glücklichsten
seines
Lebens
zählten.
Auf
dem
Gut
und
in
der
näheren
Umgebung
fand
er
eine
Fülle
von
Motiven.
Der
herrliche
Sandforter
Park
mit
den
Teichen
und
dem
uralten
Bestand
an
Linden,
Platanen
und
Buchen
inspirierte
ihn,
hier
schuf
er
einige
seiner
Schneelandschaften,
die
viele
Kunstkenner
besonders
schätzen,
aber
auch
Frühlingsszenen.
Im
Atelier
haben
etliche
Voxtruper
ihm
Modell
gesessen.
Ludwig
Bäte
beschreibt
das
Leben
auf
Sandfort
zu
jener
Zeit
als
„
großzügig
englisch
geführte
Haushaltung″
im
Zentrum
eines
großen
Freundeskreises
„
mit
vorwiegend
musikalischer
Begabung″.
Zum
Streichquartett
fanden
sich
regelmäßig
etwa
Amtsgerichtsrat
Dr.
Bernard
Wieman
und
der
Leiter
der
Heil-
und
Pflegeanstalt
Dr.
Schneider
ein.
Das
englische
Element
in
der
Haushaltsführung
geht
auf
Jaffes
Ehefrau
Bertha
zurück,
eine
gebürtige
Britin.
Siegfried
Jaffe,
selbst
aus
einer
angesehenen
Hamburger
Kaufmannsfamilie
stammend,
lernte
siein
England
kennen,
wo
er
längere
Zeit
erfolgreich
als
Fabrikant
tätig
war.
Jaffe
hat
sich
um
das
kulturelle
Leben
Osnabrücks
verdient
gemacht.
Er
legte
keine
Orden
an,
machte
keinen
Gebrauch
von
seinem
Titel
„
Oeconomierat″.
Dafür
bezahlte
er
das
Defizit
so
mancher
Kunstausstellung.
Er
stellte
sich
nie
in
den
Vordergrund,
wie
Ilsetraut
Lindemann
ihn
beschreibt,
er
hatte
ein
liebenswürdiges
Lächeln
dafür
übrig,
wenn
andere
den
Dank
ausgesprochen
bekamen
für
das,
was
er
im
Hintergrund
bewirkt
hatte.
In
den
von
ihm
geförderten
neuen
Arbeiterhäusern
am
Gut
sorgte
er
für
große,
geschickt
angeordnete
Fenster,
damit
ausreichend
Licht
und
Luft
eindringen
konnten.
Mit
jedem
Kötter
verhandelte
er
auf
Augenhöhe.
Er
liebte
seine
dritte
Heimat
Voxtrup.
Am
22.
April
1914
starb
Siegfried
Jaffe
auf
Sandfort.
Sein
Sohn
Robert
Jaffe
(1894
bis
1968)
sorgte
für
eine
Verknüpfung
mit
der
Fabrikanten-
Familie
Stahmer.
Er
heiratete
1921
Ortrud
Stahmer
(1897
bis
1970)
und
zogmit
ihr
auf
das
der
Familie
gehörende
Rittergut
Osthoff.
Als
sogenannter
Halbjude
kam
er
1944
ins
KZ.
Mit
Hinweis
auf
seine
Unabkömmlichkeit
in
der
Leitung
der
Maschinenfabrik
Stahmer,
die
in
die
Rüstungsproduktion
eingebunden
war,
schaffte
es
Ortrud
Stahmer-
Jaffe,
ihren
Mann
noch
vor
Kriegsende
wieder
frei
zubekommen.
Robert
Jaffe
führte
nach
dem
Krieg
das
Gut
und
betätigte
sich
politisch
in
der
Deutschen
Partei.
1952/
53
war
er
Mitglied
des
Bundestages.
Bildtexte:
Ruhig
und
beschaulich
geht
es
in
der
Siegfried-
Jaffe-
Straße
in
Voxtrup
zu.
Siegfried
Jaffe,
gemalt
von
seinem
Freund
Franz
Hecker.
Foto:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks