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1.
Erscheinungsdatum:
21.10.2020
aus Zeitung:
Tageszeitung (TAZ)
Überschrift:
Abtauchen für die Artenvielfalt
Zwischenüberschrift:
Blick unter die Oberfläche: Norddeutschland hat zwölf neue Naturschutztaucher, ausgebildet durch den Nabu. Das ist bitter nötig, denn um viele Seen steht es nicht gut
Artikel:
Originaltext:
Angler
und
Taucher
sind
ja
oft
wie
Katze
und
Hund.
Wer
mit
Rute
und
Rolle
am
Seeufer
sitzt,
wünscht
sich
meist
nur
einen
möglichst
hohen
Besatz
an
sporttauglichem
Fisch,
ob
das
dem
Gewässer
nun
guttut
oder
nicht.
Wer
wiederum
mit
Druckluftflasche
und
Tarierweste
ins
Tiefe
watet,
erfreut
sich
meist
auch
an
Pflanzen,
bei
denen
der
Angler
eher
an
Schnurbruch
und
Hakenhänger
und
Abschneiden
denkt
als
an
Wasser-
und
Lebensraumqualität.
Aber
zuweilen
ziehen
Angler
und
Taucher
auch
am
selben
Strang,
und
das
sogar
für
den
Naturschutz.
Letztes
Wochenende
zum
Beispiel,
am
Niedringhaussee
bei
Osnabrück.
Mitglieder
des
Vereins
„
Tauchsport
und
Umwelt
Osnabrück″
nehmen
auf
einem
30-
Minuten-
Tauchgang
Pflanzen-
und
Wasserproben.
Instruiert
durch
Volker
Krautkrämer
vom
Naturschutzbund
Deutschland
(Nabu)
,
hatten
zwölf
von
ihnen
hier
im
Juni
einen
Teil
ihrer
Ausbildung
zum
Naturschutztaucher
absolviert.
Der
„
Fischerei-
und
Naturschutzverein
Wersen″,
der
den
18
Hektar
großen
Baggersee
schon
seit
Jahrzehnten
betreut,
findet
das
gut.
„
Wir
arbeiten
da
Hand
in
Hand″,
sagt
Roland
Enders,
der
Vorsitzende.
„
So
erfahren
wir
ja
auch
mehr
über
unseren
See.″
Ganze
Bäume
haben
die
Taucher
versenkt,
als
Laichhilfen.
„
Ein
Miteinander,
das
leider
nicht
selbstverständlich
ist″,
sagt
Krautkrämer.
„
Oft
schlägt
uns
ja
Skepsis
entgegen.
Viele
Angelvereine
behaupten
zwar,
sie
seien
Naturschutzorganisationen,
aber
im
Grunde
geht
es
ihnen
nur
darum,
dass
ihre
Mitglieder
genug
fangen.
Viele
Seen
gehen
durch
übermäßigen
Fischbesatz
kaputt,
durch
zu
viel
Lockfuttereintrag,
aber
die
Fischereilobby
ist
stark.
Manchmal
kommt
dir
da
schon
die
Galle
hoch.″
Dass
die
zwölf
vom
Verein
„
Tauchsport
und
Umwelt
Osnabrück″
Krautkrämer
als
Referenten
angagiert
haben,
für
zwei
Tage,
auf
eigene
Kosten,
geht
auf
Stefan
Schilling
zurück,
Facharzt
für
Tauchmedizin
und
langjähriges
Vereinsmitglied.
Sein
Vorschlag
sei
„
sofort
auf
sehr
offene
Ohren
gestoßen″,
sagt
er.
„
Schließlich
entspricht
das
ja
auch
unserem
Namen.″
Als
Taucher
sonst
zwischen
Great
Barrier
Reef
und
Rotem
Meer
unterwegs,
Begegnungen
mit
Riesenschildkröten
und
Mantarochen
inklusive,
haben
auch
heimische
Seen
für
ihn
ihren
Reiz,
„
und
das
nicht
nur
zum
Rausholen
von
Müll″.
Und
während
Krautkrämer
im
Vereinshaus
Fotos,
Tabellen
und
Diagramme
auf
die
Wand
beamt,
augenzwinkernd
Sätze
sagt
wie:
„
Probenentnahme
in
Maßen,
nicht
in
Massen″,
liegt
sogar
ein
wenig
Sea
Shepherd-
Spirit
in
der
Luft:
Hinter
dem
Nabu-
Aktivisten
lehnt
ein
Dreizack
an
der
Wand.
Krautkrämers
Kurs
„
Tauchen
für
den
Naturschutz″
ist
kein
Spaziergang.
Wer
ihn
absolviert,
weiß
am
Ende,
dass
emerse
Makrophyten
aufgetauchte
Unterwasserpflanzen
sind
und
zum
Phytoplankton
Grün-
,
Blau-
,
Gold-
und
Kieselalgen
zählen,
was
Nixkraut
ist
und
Ähriges
Tausendblatt.
Die
zwölf
Neuen
füllen
eine
Lücke.
Viele
Naturschutztaucher
gibt
es
in
Norddeutschland
nämlich
bislang
nicht.
„
Bis
Hamburg
und
Schleswig-
Holstein
rauf
sind
wir
da
fast
die
Einzigen″,
sagt
Schilling.
Auch
für
Kommunen
und
Umweltschutzverbände
können
sie
demnächst
unterwegs
sein,
Arteninventare
erstellen,
Fremdstoffeinträge
und
Fraßschäden
dokumentieren,
Pflanzenbelege
anfertigen.
Am
Ende
steht
dann
eine
Zustandsbewertung.
Wird
dieses
Monitoring
regelmäßig
wiederholt,
zwei-
bis
dreimal
pro
Jahr,
lassen
sich
Trends
ablesen.
Krautkrämer
am
Niedringhaussee,
Probenbeutel
in
der
Hand:
„
Gar
nicht
so
schlecht.″
Die
Idylle
aus
Uferwald
und
Röhrichtgürtel,
aus
Sandstrand
und
Libellengefunkel
täuscht
übrigens.
„
Der
Wasserstand
ist
in
den
letzten
Jahren
kontinuierlich
gesunken″,
sagt
Enders.
„
Früher
war
der
See
14
Meter
tief,
heute
sind
es
eher
zwölf.″
Ein
Zuhause
für
Zander
und
Hecht,
für
Kormoran
und
Haubentaucher,
ist
er
nicht
nur
dem
Klimawandel
ausgesetzt,
sondern
auch
hohem
Nutzungsdruck:
Spaziergänger,
Schlauchbootfahrer,
Lagerfeuer-
Griller,
Badende.
Die
Angler
sehen
das
nicht
so
gern.
Dabei
sind
sie
selbst
Teil
dieses
Drucks,
und
kein
kleiner.
25.000
Seen
größer
als
1
Hektar
gibt
es
in
Deutschland,
aber
nur
die
knapp
800
Seen
größer
als
50
Hektar
werden
regelmäßig
für
das
Umweltbundesamt
untersucht,
zur
Umsetzung
der
Europäischen
Wasserrahmenrichtlinie
(WRRL)
,
die
für
sie
einen
„
guten
Zustand″
fordert,
ökologisch
wie
chemisch.
Zu
97
Prozent
aller
Seen
gibt
es
also
keine
Bewertung
–
es
sei
denn,
freiwillige
Naturschutztaucher
wie
Schilling
treten
auf
den
Plan
–
und
können
Pächter
oder
Eigentümer
davon
überzeugen,
sie
aufs
Gelände
zu
lassen.
„
92
Prozent
aller
Flüsse
und
Seen
in
Deutschland
sind
in
einem
beklagenswerten
Zustand″,
alarmiert
der
Gewässerreport
2018
des
Bund
für
Umwelt
und
Naturschutz
Deutschland
(BUND)
. „
Viele
Kleingewässer
kann
man
tatsächlich
nicht
mehr
retten″,
bestätigt
Krautkrämer.
„
Umso
wichtiger
ist
es,
sich
auf
die
größeren
zu
konzentrieren,
bei
denen
ökologisch
noch
was
zu
machen
ist.″
Das
Thema
WRRL
entlockt
ihm
ein
Kopfschütteln.
War
ursprünglich
2015
als
Frist
für
den
„
guten
Zustand″
gesetzt,
wird
in
Deutschland
jetzt
auch
die
Verlängerung
bis
2027
„
verschleppt″,
so
der
BUND.
Krautkrämer,
mit
Nachdruck:
„
Es
gibt
heilige
Kühe,
an
die
traut
sich
keiner
ran,
obwohl
sie
die
Umwelt
schädigen,
zu
Lasten
des
Allgemeinguts
Wasser,
die
Agrarwirtschaft
zum
Beispiel,
die
Industrie.
Das
frustriert
schon
ziemlich.″
Jeder
zusätzliche
Naturschutztaucher
bedeutet
also
eine
zusätzliche
Chance,
mehr
über
Deutschlands
mittelgroße
und
kleine
Seen
zu
erfahren,
die
der
EU
für
ihre
WRRL
nicht
wichtig
genug
sind.
„
Wenn
die
Artenvielfalt
auf
der
Strecke
bleibt″,
beschreibt
Volker
Krautkrämer
die
Zielrichtung
dafür,
„
läuft
was
schief″.
Pause.
Dann,
sehr
nachdenklich:
„
Ich
mache
das,
weil
ich
möchte,
das
unsere
Kinder
und
Enkel
noch
all
das
sehen
können,
mit
dem
ich
aufgewachsen
bin.″
Seit
dem
Sommer
hat
er
dabei
zwölf
neue
Hilfen.
Bildtext:
Wollen
Naturschutz
und
Vereinssport
verbinden:
Volker
Krautkrämer
(Nabu)
und
Stefan
Schilling,
(Tauchsport
und
Umwelt
Osnabrück)
,
Foto:
Jake
Autor:
Harff-Peter Schönherr