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1.
Erscheinungsdatum:
17.10.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Gemüse und Blumen am Westerberg
Zwischenüberschrift:
Die Gärtnerei Ellebrecht produzierte bis 1972 an der Osnabrücker Wilhelmstraße
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Großflächige
Gewerbebetriebe
haben
es
meistens
schwer,
in
Städten
zu
überleben.
Das
gilt
auch
für
Stadtrandlagen,
wenn
die
Wohnbebauung
sich
immer
weiter
ins
Grüne
hineinfrisst.
Von
dieser
Entwicklung
betroffen
war
auch
die
Osnabrücker
Gärtnerei
Ellebrecht,
die
sich
am
attraktiven
westlichen
Stadtrand
zunehmend
von
Einfamilienhäusern
umzingelt
sah.
Josef
Ellebrecht
senior
(1906–1990)
und
sein
gleichnamiger
Sohn
(Jahrgang
1943)
gaben
den
Betrieb
an
der
Wilhelmstraße
135
im
Jahr
1972
auf
und
siedelten
nach
Wallenhorst-
Hollage
um.
Ein
Grund
war,
dass
die
angepachteten
Flächen
in
Osnabrück
weit
auseinanderlagen
und
rationelle
Betriebsabläufe
erschwerten.
Dazu
kam
besagter
„
Siedlungsdruck″:
Der
westliche
Stadtrand
mit
seiner
Nähe
zu
den
Naherholungsgebieten
Heger
Holz
und
Rubbenbruch
entwickelte
sich
immer
mehr
zu
einem
begehrten
Wohngebiet.
Vonseiten
der
Stadt
waren
Signale
gekommen,
die
obere
Wilhelmstraße
als
Bauland
für
Ärzte
frei
zu
machen.
Denn
am
westlichen
Ende
sollte
das
neue
Großkrankenhaus
entstehen.
Während
man
1965
noch
den
Middelberg′schen
Steinbruch
als
Standort
des
auszulagernden
Klinikums
favorisierte,
waren
1969
die
Würfel
für
den
Finkenhügel
gefallen.
Im
Steinbruch
konnte
man
dadurch
den
Botanischen
Garten
der
Universität
anlegen,
während
die
Wilhelmstraße
an
ihrem
höchsten
Punkt
zur
Sackgasse
wurde,
weil
man
den
Gebäuderiegel
des
neuen
Krankenhauses
quer
davor
legte.
1924:
Der
Anfang
Von
alldem
war
1923
noch
keine
Rede,
als
Josef
Ellebrecht
seine
Gärtnerlehre
bei
Conrad
Niemann
an
der
Lotter
Straße
erfolgreich
beendet
hatte
und
eine
selbstständige
berufliche
Existenz
anstrebte.
Die
kleine
Hofstelle
an
der
Wilhelmstraße,
die
Josef
mit
seiner
verwitweten
Mutter
und
den
Geschwistern
seit
1920
bewohnte,
schien
geeignet,
da
umliegende
Flächen
sich
günstig
pachten
ließen.
Josef
und
sein
Bruder
Friedrich
gründeten
dort
um
1924
–
das
genaue
Datum
ist
nicht
bekannt
–
eine
Gärtnerei,
bauten
Gewächshäuser
und
kultivierten
Blumen
und
Tomaten.
Die
Zusammenarbeit
der
Brüder
hielt
nicht
lange.
Friedrich
stieg
aus
und
machte
eine
eigene
Gärtnerei
mit
angeschlossenem
Blumenladen
in
der
Ameldungstraße
am
Schölerberg
auf.
Josef
betrieb
die
Pflanzenzucht
an
der
Wilhelmstraße
nun
allein
weiter,
und
das
nicht
ohne
Erfolg.
In
den
Familienakten
befindet
sich
ein
Schreiben
des
Rechtsanwalts
Hans
Georg
Calmeyer,
der
den
Osnabrückern
aus
anderen
Zusammenhängen
inzwischen
bestens
bekannt
ist.
Calmeyer
vertrat
1933
einen
nach
Australien
ausgewanderten
Bruder
und
forderte
in
dessen
Namen
eine
Erbauseinandersetzung.
Die
ging
offensichtlich
ohne
eine
entscheidende
Schwächung
des
Betriebs
an
der
Wilhelmstraße
über
die
Bühne.
Jedenfalls
kann
Josef
Ellebrecht
einen
Gärtnermeister
einstellen,
der
die
täglichen
Arbeiten
beaufsichtigt.
Der
Firmenchef
engagiert
sich
auch
überbetrieblich.
Mit
vier
weiteren
Gärtnern
gründet
er
um
1933
eine
Absatzgenossenschaft.
Nach
dem
Krieg
entsteht
daraus
der
Erzeuger-
Großmarkt
für
Blumen,
Obst
und
Gemüse
in
Nahne,
in
dem
Josef
Ellebrecht
junior
16
Jahre
lang
dem
Vorstand
vorsitzt.
Die
unmittelbar
an
der
Wilhelmstraße
gelegenen
Flächen
reichen
für
den
wachsenden
Geschäftsumfang
nicht
aus.
Weitere
Flächen
für
den
Anbau
von
Gemüse
werden
hinzugepachtet,
so
elf
Hektar
in
der
Masch
in
Eversburg
(heute
alles
bebaut)
und
unterhalb
des
Flugplatzes
in
Atter.
Jeden
Morgen
fährt
der
Unimog
mit
Anhänger
die
darauf
hockenden
Erntehelfer
zu
den
Außenflächen.
Erdbeeren
werden
gezogen
und
an
Gemüse
hauptsächlich
Blumenkohl,
Kohlrabi,
Wirsing
und
Salat.
Etwa
die
Hälfte
des
Umsatzes
entfällt
auf
Schnitt-
und
Topfblumen,
die
in
den
Gewächshäusern
gedeihen.
Viele
Blumengeschäfte
holen
ihren
Bedarf
selbst
an
der
Wilhelmstraße
ab,
der
Rest
wird
über
die
tägliche
Belieferung
des
Großmarkts
abgesetzt.
Auf
den
Feldern
zwischen
Wilhelm-
und
Pfitznerstraßen
wachsen
Tomaten.
Hier
müssen
die
Jungpflanzen
hochgebunden
und
die
wilden
Triebe
abgeschnitten
werden.
Das
sogenannte
„
Ausgeizen″
ist
eine
Arbeit,
mit
der
sich
Schülerinnen
aus
der
Nachbarschaft
gerne
etwas
Taschengeld
verdienen.
„
Mädchenhände
sind
geschickter
als
Jungenhände″,
pflegte
Vater
Ellebrecht
zu
begründen,
weshalb
er
weiblichen
Jugendlichen
den
Vorzug
gab.
Eine
von
ihnen
war
Mariele
Rofalsky
aus
der
Brucknerstraße.
Sie
war
1959
13
Jahre
alt,
als
sie
häufig
rüberging
zur
Wilhelmstraße
und
sich
Arbeit
zuweisen
ließ.
Es
gab
einen
Pfennig
pro
ausgegeizter
Pflanze,
wobei
eine
Pflanze
meistens
mehrere
Geiztriebe
hatte.
„
Der
alte
Ellebrecht
hat
immer
großzügig
aufgerundet″,
erinnert
sich
der
damalige
Teenager
heute,
„
sodass
man
in
drei
Stunden
ungefähr
auf
fünf
D-
Mark
kam.
Das
war
viel
Geld
für
uns.″
Nach
getaner
Arbeit
reihten
sich
die
Helferinnen
in
der
Diele
an
der
Wilhelmstraße
auf
und
nahmen
dort
ihre
Lohntüten
in
Empfang.
Ein
weiterer
angenehmer
Nebeneffekt:
Vater
Ellebrecht
beantwortete
dann
geduldig
alle
Fragen
des
Mädchens,
die
etwa
die
Standorte
der
Pflanzen
betrafen
oder
das
richtige
Düngen.
Mariele
studierte
später
Biologie.
„
Vater
Ellebrecht
hat
seinen
Anteil
daran,
er
hat
mein
Interesse
für
Pflanzenkunde
zumindest
verstärkt.″
Es
gab
auch
ein
spannendes
Erlebnis,
wie
man
das
sonst
eigentlich
nur
aus
Detektivbüchern
für
Kinder
kennt:
Mariele
und
Freundinnen
beobachteten
einen
Diebstahl.
Auf
dem
Rosenfeld
hinter
der
„
Krausen
Eiche″,
einer
Landmarke
westlich
der
heutigen
Humperdinckstraße,
machten
sich
Männer
daran,
Rosen
abzuschneiden.
Die
Männer
standen
offensichtlich
nicht
auf
Ellebrechts
Lohnlisten.
Die
Mädchen
liefen
zum
nächsten
Haus,
wo
es
ein
Telefon
gab,
und
alarmierten
die
Polizei.
Die
kam
und
nahm
die
Rosendiebe
hoch.
Am
nächsten
Tag
stand
in
der
Zeitung:
„
Aufmerksame
Kinder
haben
einen
Rosendiebstahl
größeren
Ausmaßes
verhindert.″
Als
zu
Beginn
der
1970er-
Jahre
die
Krankenhaus-
Planungen
konkret
wurden,
ergriffen
die
Ellebrechts
die
Chance,
große
zusammenhängende
Flächen
am
Hang
des
Hollager
Berges
zu
erwerben,
und
siedelten
den
Betrieb
nach
Hollage
um.
Blumen
belegten
hier
schon
etwas
mehr
als
die
Hälfte
der
Anbaufläche,
aber
Gemüse
spielte
immer
noch
eine
große
Rolle.
Das
wirkte
sich
schmerzlich
aus,
als
1986
die
Atomkatastrophe
von
Tschernobyl
radioaktive
Wolken
um
die
Welt
schickte.
Obwohl
Ellebrechts
Gemüse
nachweislich
keine
radioaktiven
Belastungen
aufwies,
wollte
niemand
mehr
Freilandgemüse
haben.
Den
Inhalt
von
2000
Kisten
unverkäuflicher
Ware
mussten
Ellebrechts
Gärtner
am
Piesberg
abkippen.
2010:
Der
Schlussstrich
Josef
Ellebrecht
junior
reiste
in
seiner
Eigenschaft
als
Vorsitzender
der
Vereinigung
der
niedersächsischen
Gemüsebauern
nach
Bonn,
um
von
Landwirtschaftsminister
Ignaz
Kiechle
eine
Entschädigung
für
seinen
Berufsstand
zu
erlangen,
was
in
bescheidenem
Umfang
auch
gelang.
Für
den
eigenen
Betrieb
aber
zog
er
die
Konsequenz,
nur
noch
Zierpflanzen
anzubauen.
In
den
Folgejahren
wuchs
der
Betrieb
zu
einer
der
ersten
Adressen
für
Beet-
und
Balkonpflanzen
im
Osnabrücker
Land
heran,
die
Produktionsflächen
wurden
nochmals
erheblich
gesteigert.
Mit
der
Fachhochschule
Osnabrück
bestand
eine
Partnerschaft.
Gartenbaustudenten
konnten
bei
den
Ellebrechts
die
Abläufe
in
einem
Produktionsbetrieb
mit
Endverkauf
erleben
und
Arbeiten
darüber
schreiben.
Generationen
von
Auszubildenden
haben
hier
ihr
Handwerk
gelernt,
die
jetzt
deutschlandweit
als
Gartenbau-
Ingenieure
in
der
Forschung
oder
in
Produktionsbetrieben
ihre
Frau
und
ihren
Mann
stehen.
Zu
manchen
Ehemaligen
besteht
immer
noch
reger
Kontakt.
2010
zogen
Josef
und
Ursula
Ellebrecht
aus
Altersgründen
einen
Schlussstrich
und
verkauften
ihren
Betrieb.
Dort
ist
heute
Gärtner
Wolfgang
Haucap
in
ähnlicher
Weise
tätig.
Bildtexte:
Das
landwirtschaftliche
Gebäude
in
der
Bildmitte
ist
die
Gärtnerei
Ellebrecht
in
den
frühen
1960er-
Jahren.
Die
Hochhäuser
am
Lotter
Kirchweg
sind
bereits
erbaut,
rechts
davon
erkennt
man
den
spitzen
Bonnus-
Kirchturm.
Josef
und
Ursula
Ellebrecht
im
Jahr
2010.
Josef
Ellebrecht
senior
(1906
–
1990)
.
Der
heutige
Blick
aus
einem
Wohnhaus
an
der
Pfitznerstraße
auf
das
ehemalige
Gärtnerei-
Areal
auf
dem
Westerberg
zeigt
Gartengrün
zwischen
lockerer
Bebauung.
Gewächshäuser
und
Freilandkulturen
der
Gärtnerei
Ellebrecht
an
der
Osnabrücker
Wilhelmstraße,
die
diagonal
durchs
Bild
läuft.
Blick
aus
entgegengesetzter
Richtung
vom
Hochhaus
Lotter
Kirchweg
auf
die
Gärtnerei
Ellebrecht.
Aus
dieser
Perspektive
ist
rechts
diagonal
verlaufend
die
noch
nicht
asphaltierte
Mozartstraße
zu
sehen.
Fotos:
Archiv/
Jens-
Peter
Dierks,
Archiv
Joachim
Dierks,
Archiv
Ellebrecht
Autor:
Joachim Dierks