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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Neuer Besitzer: Alle 16 Mieter müssen raus
 
Osnabrücks nächstes Renditeobjekt
Zwischenüberschrift:
Neuer Eigentümer, neue Pläne: Alle Mieter müssen raus aus der Bramscher Straße 245
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Mit seiner repräsentativen Architektur war das Kaffeehaus Lindengarten in Haste vor 100 Jahren ein Blickfang an der Bramscher Straße. Äußerlich sieht es auch heute noch fast so aus wie damals, doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass die historische Bausubstanz arg gelitten hat. Seit anderthalb Jahren ist das geschichtsträchtige Wohnhaus in neuen Händen, und jetzt zeichnet sich ab, dass seine Tage wohl gezählt sind. Alle 16 Mieter haben die Kündigung erhalten, Anfang 2021 sollen sie das Haus verlassen. Viele von ihnen werden es schwer haben, auf dem aktuellen Wohnungsmarkt eine neue Bleibe zu finden. Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen und von ihren Sorgen erfahren. Und was sagt der neue Eigentümer? Das steht in unserem Bericht auf der ersten Lokalseite.

Osnabrück Es war einmal das schönste Haus an der Bramscher Straße, jetzt verkommt das ehemalige Kaffeehaus Lindenhof in Haste, weil es einem größeren Investment im Wege steht. 16 Mieter sollen ausziehen. Einige von ihnen werden es schwer haben, eine neue Wohnung zu finden.

Vor eineinhalb Jahren hat der langjährige Eigentümer das Haus Bramscher Straße 245 verkauft. Erst ganz allmählich wurde den Mietern klar, dass ihre Wohnungen den Renditeerwartungen der neuen Eigentümergesellschaft nicht gewachsen sind. Am 1. Juli 2019 eröffneten ihnen zwei Herren bei Kaffee und Kuchen, dass sie große Pläne für die Immobilie haben. Zwei Jahre lang werde sich aber nichts ändern. So berichtet es Martin Graf, der damals noch Hausmeister war und auch selbst eine Wohnung in dem Altbau gemietet hat.

Inzwischen haben alle 16 Mieter die Kündigung erhalten. Einige sind schon ausgezogen, und in ihren Wohnungen sind jetzt vorübergehend rumänische und bulgarische Bauhandwerker untergebracht. Wer geblieben ist, fühlt sich von der neuen Hausverwaltung im Stich gelassen. Hausmeister Graf hatte sich zunächst noch um die Müllentsorgung im Haus gekümmert. Doch sein Job wurde für beendet erklärt, und seitdem wächst der Müllberg im Treppenhaus, für den scheidende Mieter verantwortlich gemacht werden. Eine Rattenplage sei wohl nur eine Frage der Zeit, meinen einige, aber niemand nimmt die Sache in die Hand. Schon gar nicht die Hausverwaltung, wie der Ex-Hausmeister anmerkt.

Weil größere Reparaturen seit Jahren ausgeblieben sind, kommt es immer wieder zu Schäden, die der vernachlässigten Bausubstanz weiter zusetzen. Im Treppenhaus zeigte sich kürzlich ein Wasserfleck, der sich bedrohlich ausweitete. Mieterin Anna Brinkmann, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hatte schon Sorge, dass ihre Wohnung durchfeuchtet würde. Sie wandte sich an den gekündigten Hausmeister, und nach eineinhalb Tagen gelang es irgendwie, das Leck abzudichten.

Unerträglich findet die Mieterin, dass die Toilette im Treppenhaus von einigen Menschen immer noch benutzt wird, obwohl längst das Wasser abgestellt ist. Das stinkt zum Himmel, aber Anna Brinkmann fragt gar nicht mehr, wer verantwortlich ist, weil sie den Eindruck hat, dass Anrufe oder Beschwerden ohnehin verpuffen. Es wird ja nichts mehr gemacht″, klagt sie. Und sie glaubt, dass Absicht dahintersteckt, wenn nachts die Heizung ausfällt.

In der Schufa-Falle

Die 58-Jährige soll bis Ende Januar ausziehen. Wegen einer schweren rheumatischen Erkrankung ist sie Frührentnerin. Doch neben der Krankheit hat sie ein anderes großes Problem, das wie Pech an ihr klebt: Ich stehe in der Schufa″, bekennt die alleinerziehende Mutter, und das ist ihr größtes Handicap bei der Wohnungssuche. Sechsmal habe sie deshalb schon eine Absage bekommen.

Vor vier Jahren hatte sie die Schlinge schon einmal ganz eng um ihren Hals gespürt. Da sollte ihre Wohnung an der Hermannstraße umgebaut und saniert werden. Der Vermieter habe ihr 3000 Euro für den Umzug zugesagt, erzählt sie, doch am Ende sei sie leer ausgegangen. Immerhin hat sie damals die preisgünstige Wohnung an der Bramscher Straße gefunden, zwei Zimmer, Küche, Bad, 58 Quadratmeter für 465 Euro. Jetzt stellt sie sich auf eine Räumungsklage ein.

Andere Mieter im ehemaligen Kaffeehaus Lindenhof sehen sich auf dem Wohnungsmarkt ebenfalls in einer nahezu aussichtslosen Lage. Zu den Betroffen gehört ein älterer Herr mit einer schweren Krankheit, der seit 30 Jahren im Hinterhaus wohnt. Eine weitere alleinerziehende Mutter, die als Hartz-IV-Aufstockerin in einer Bäckerei arbeitet, drückt es so aus: Ich kann mir doch keine Wohnung aus den Rippen schneiden!

Während die Mieter die günstigen Quadratmeterpreise als Segen empfinden, spricht der neue Hauseigentümer vom Problem nicht bereinigter Anpassungen″. Dass der Altbau an der Bramscher Straße sanierungsbedürftig ist, sei letztlich eine Folge davon, meint Deniz Polat, geschäftsführender Gesellschafter der Depot Immobilien GmbH. Er betont, dass er sich mit den Mietern im Austausch″ befinde und dass deren Situation angesichts eines Vorlaufs von ein bis zwei Jahren doch sehr entspannt″ sei.

Die Frage, was aus dem ehemals so schmucken Gebäude werden soll, beantwortet Polat ausweichend: Wir sind noch in der Findungsphase″. Bislang sei nicht entschieden, ob kernsaniert oder neu gebaut werde.

Bauantrag vorbereitet

Hausmeister Martin Graf glaubt allerdings, dass die Depot Immobilien GmbH die Pläne für einen Neubau längst in der Schublade hat. Unsere Redaktion hat deshalb bei der Stadt nachgefragt und vom Fachdienst Bauordnung erfahren, dass es Gespräche mit dem Eigentümer hinsichtlich eines Bauantrags″ gebe. Es sei aber noch nichts beschieden. Im Bebauungsplan ist die Fläche als Mischgebiet eingetragen. Als mögliche Nutzung kommt deshalb neben Wohnen auch nichtstörendes Gewerbe infrage.

Unter Denkmalschutz steht das Haus Bramscher Straße 245 nicht, aber es hat eine interessante Geschichte, und noch heute ist ihm der Besitzerstolz seines Erbauers Franz Hafkemeyer anzusehen. Er hatte es vor mehr als 110 Jahren als Gaststätte und Wohnhaus für seine Familie errichtet. Auffallend sind der als Fachwerk ausgeformte linke Giebel und die kunstvoll gestalteten Erker. Aus dem Kaffeehaus Lindenhof wurde in den 1920er-Jahren eine Zigarrenfabrik. Bis in die 50er lief die Produktion.

Trotz der unterschiedlichen Nutzungen hat sich das Erscheinungsbild des Gebäudes bis heute kaum verändert. Erst bei genauerer Betrachtung zeigt sich, wie sehr der äußere Anschein trügt.

Bildtexte:
Das war einmal das Kaffeehaus Lindenhof jetzt soll das Gebäude Bramscher Straße 245 abgerissen oder kernsaniert werden. 16 Mieter müssen sich eine neue Bleibe suchen.
Hausmeister ohne Mandat: Auch Martin Graf hat die Kündigung erhalten.
Es wird ja nichts mehr hier gemacht″, klagt Anna Brinkmann und zeigt auf einen Wasserschaden im Treppenhaus.
Der Fachwerkgiebel ist immer noch eine Zierde der Bramscher Straße. Aber die Bausubstanz verkommt zusehends.
Das Kaffeehaus Lindenhof auf einer Ansichtskarte um 1910.
Fotos:
Thomas Osterfeld, Sammlung Helmut Rieken
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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