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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Schlossgarten wird zur Großbaustelle
Zwischenüberschrift:
Fontänenfeld als neues Herz: Umgestaltung soll bis Sommer 2021 vollendet sein
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Betonwüste statt Blumenmeer? Ein Springbrunnen als Groschengrab? Nach jahrelanger Vorbereitung und einigem Streit über die preisgekrönten Pläne hat in Osnabrück der Umbau des Schlossgartens begonnen. Die Macher versprechen: Der Park wird dadurch nicht grauer, sondern grüner und schöner.

Harmonie durch Symmetrie″ lautet das Grundprinzip, nach dem der barocke Schlossgarten in den kommenden zehn Monaten zeitgenössisch neu interpretiert″ werden soll. So konnte man es jedenfalls der Einladung des Osnabrücker Servicebetriebs (OSB) zum offiziellen Spatenstich am Montag entnehmen. Dabei war es in der Stadt alles andere als harmonisch zugegangen, nachdem das Berliner Landschaftsarchitektur-Büro Pola im Juni 2017 den Zuschlag für seinen Entwurf bekommen hatte.

Aus einem Blumenmeer wird eine Steinwüste!″, mäkelte die FDP damals an den preisgekrönten Plänen herum. Auch sei der als zentrales Element vorgesehene Springbrunnen viel zu reparaturanfällig und deshalb über. Der Bund Osnabrücker Bürger (BOB) bezeichnete die 80 000 Euro für den freiraumplanerischen Wettbewerb gar als unnütze Geldausgabe″.Übel bei Wurzel gepackt

Mittlerweile ist jedoch hinreichend Gras über die Sache gewachsen. Auch weil das vermeintliche Übel rechtzeitig bei der Wurzel gepackt wurde. Oder um es mit den Worten von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) zu sagen: Bei nur wenigen Veränderungen haben sich alle Beteiligten auf den Entwurf von Pola geeinigt.″ So gab das Stadtoberhaupt jetzt gemeinsam mit anderen Verantwortlichen das Startsignal für die umfassende Neugestaltung des Schlossgartens.

Dazu einige Zahlen: Die Fläche, auf der ab sofort die Garten- und Landschaftsbauer das Sagen haben, ist über 25 000 Quadratmeter groß das entspricht ungefähr dreieinhalb Fußballfeldern. Sie reicht vom Neuen Graben bis zur Mauer am Schlosswall und von den Freianlagen der Osnabrück-Halle bis zur Mensa. Voraussichtlich im August 2021 soll der Schlossgarten-Umbau abgeschlossen sein. Zwei Drittel der veranschlagten Kosten von 3, 5 Millionen Euro stammen aus einem gemeinsamen Förderprogramm von Bund und Ländern („ Lebendige Zentren″). Den Rest bezahlt die Stadt Osnabrück aus eigener Tasche.

Pola-Chef Jörg Michel erklärte zum Baubeginn: Wir wollen mit möglichst viel Respekt vor dem Bestehenden agieren und ergänzen, was fehlt.″ Dazu gehöre etwa das sogenannte Schlossparterre mit einem Fontänenfeld in der Mitte sowie zwei langen Bänken und zwei großen Pflanzbeeten ringsum. Es wird das neue Herz des Schlossgartens, ein richtiger Treffpunkt.″ Durch den Umbau würden Sichtachsen hergestellt und geschlossene Bereiche geöffnet, zugleich marode Asphaltwege entsiegelt und knapp drei Dutzend LED-Laternen mit Bewegungsmelder aufgestellt. Für einen möglichst kurzweiligen Aufenthalt entstehen im westlichen Teil eine Boulebahn sowie ein neuer Kinderspielplatz auch weil der alte einem (zurzeit im Bau befindlichen) Lern- und Studienzentrum der Universität weichen musste.

Der Schlossgarten wird grüner″, kündigte Michel an. Insgesamt 31 neue Bäume würden an verschiedenen Stellen gesetzt, davon 22 große. Hinzu kommt, dass sich nach Angaben des OSB auf etwa einem Zehntel des Schlossgartens (rund 2500 Quadratmeter) demnächst mehrjährige Pflanzen, überwiegend Stauden, ausbreiten dürfen. Im Zusammenspiel mit kurzlebigeren Gewächsen ergebe sich so vor der historischen Kulisse ein ganzjährig schönes Bild″, wie Hartmut Damerow, Abteilungsleiter Stadtgrün, betonte. Außerdem sei eine solche Mischung pflegeleichter als der übliche Wechselflor. Eine riesige Rasenfläche bleibt jedoch bestehen, sodass auch in Zukunft das Schlossgarten-Open-Air dort stattfinden kann.

Original aus 1674

Der barocke Schlossgarten wurde im Original 1674 von Martin Charbonnier geplant: einem französischen Architekten, der hernach auch bei den berühmten Herrenhäuser Gärten in Hannover seine Finger im Spiel hatte. In Osnabrück durfte er sich auf mehr als drei Hektar Fläche austoben wenngleich unter den stets wachsamen Augen von Sophie von der Pfalz. Die Herzogin, Kurfürstin und spätere britische Thronfolgerin hatte das neu errichtete Schloss gegenüber dem mittelalterlichen Ledenhof erst im Jahr zuvor gemeinsam mit ihrem Mann, dem ersten protestantischen Fürstbischof Ernst August, bezogen. Die Arbeiten am eigenen, streng symmetrisch angelegten Park verfolgte sie aufmerksam. Folgendes Zitat von ihr ist überliefert: Ich stehe alle Morgen um 6 Uhr auf. Dann beobachte ich die Soldaten, die unseren Garten vergrößern und ihn mit einem Kanal umgeben. Er ist noch nicht sehr schön, aber es freut mich, ihn fortschreiten zu sehen. Ich hoffe, meine Tage hier zu beschließen; ich werde es niemals bequemer haben.″

Was Garten-Queen″ Sophie von der Pfalz damals natürlich nicht ahnen konnte: Ihre Zeit an der Hase sollte gerade einmal sieben Jahre währen. Bereits 1670 siedelte das Bischofspaar um nach Hannover. Dort warteten auf Ernst August neue Aufgaben, nachdem sein älterer Bruder Johann Friedrich gestorben war.

Hüttendorf für Soldaten

Zurück in Osnabrück blieben ein prächtiges, in der Folge aber meist leer stehendes Stadtschloss. Sowie ein Schlossgarten, in dessen Mitte sich ursprünglich mal ein Wasserbecken befand und der nach Süden von einem Wald begrenzt wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Schlossgarten zerstört. Danach nutzten ihn die britischen Streitkräfte bis in die 1950er-Jahre hinein für sogenannte Nissenhütten: kleine Truppen-Unterkünfte aus Wellblech mit halbrundem Dach. Aber auch ein Soldaten-Kino soll es hier gegeben haben.

In den 1960er-Jahren wurde der Park dann von Werner Lendholt, Gartendirektor der Landeshauptstadt Hannover und Professor an der dortigen Technischen Universität, neu angelegt. Seit 1965 stehen zudem vier leicht bekleidete Damen aus Baumberger Sandstein im Schlossgarten: Skulpturen, die vermutlich um 1740 von einem Schüler des Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun angefertigt worden waren, eigentlich vom Rittergut Eggermühlen stammen und die Kontinente Europa, Asien, Afrika und Amerika darstellen.

Bildtext:
Große Pläne mit dem Osnabrücker Schlossgarten haben (von links) Projektleiter Karsten Meyer und Bauleiter Stefan Asbrede vom Landschaftsarchitektur-Büro Pola in Berlin sowie Oberbürgermeister Wolfgang Griesert.
Foto:
Jörn Martens
Autor:
Sebastian Stricker


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