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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wie der Klimawandel die Region trifft
 
Dürre, Hitze, Starkregen und Mücken
Zwischenüberschrift:
Welche Folgen der Klimawandel für die Region haben könnte und wie der Landkreis gegensteuern will
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Lang anhaltende Trockenheit, plötzlicher Starkregen sowie immer mehr Mücken und Borkenkäfer der Klimawandel ist auch in der Region spürbar. Dessen ist sich der Landkreis bewusst und entwickelt ein Konzept zur Anpassung an die Folgen.

Osnabrück Auswirkungen des Klimawandels sind in der Region Osnabrück schon jetzt bemerkbar. Der Landkreis geht davon aus, dass sie noch weitaus drastischer werden. Wir haben einen Überblick über die fünf schwerwiegendsten Folgen zusammengestellt, die der Region aufgrund von zunehmender Hitze und Dürre drohen.

Der Landkreis Osnabrück ist alarmiert: Ein externes Gutachten zeigt, wie stark der Klimawandel die Region Osnabrück treffen kann. Einige Auswirkungen sind schon heute zu sehen, doch es wird voraussichtlich noch schlimmer werden. Wir geben nicht auf, Klimaschutz zu betreiben″, sagt Timo Kluttig vom Referat für Strategische Planung des Landkreises.

Dennoch sei es an der Zeit, sich auf die absehbaren Folgen vorzubereiten, so Kluttig. Der Klimawandel ist hier. Da kommen wir nicht mehr drum rum.″ Das Gutachten ist Teil eines Konzeptes, das Folgen des Klimawandels sowie Maßnahmen dagegen vorstellt.

Schon der erste Satz des Konzeptes zur Anpassung an die Klimafolge stellt klar: Es wird immer wärmer. Die sechs weltweit wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1880 traten von 2014 bis 2019 in direkter Folge aufeinander auf″, heißt es. Mit den Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes verdeutlicht eine Grafik die drastischen Temperaturveränderungen im Landkreis. Seit 30 Jahren sind die Auswirkungen spürbar und messbar″, sagt Kluttig. Die Situation werde sich bis zum Ende des Jahrhunderts sogar dramatisch″ zuspitzen.

Das Konzept beinhaltet eine Vielzahl von Klimawandel-Folgen im Landkreis Osnabrück und Maßnahmen dagegen. Wir haben die fünf wichtigsten in dieser Übersicht zusammengestellt:

Klimafolge 1 Steigende Waldbrandgefahr: Der Teutoburger Wald hat ein ernstes Problem. Aufgrund der zunehmenden Trockenheit in den Wäldern steigt vor allem in den späten Frühlings- und Sommermonaten die Brandgefahr. Ausgelöst werden Brände überwiegend durch menschliches Handeln, beispielsweise durch unerlaubtes Grillen oder weggeworfene Zigaretten. Zur Prävention gebe es Warnstufen von eins bis fünf, wobei Stufe fünf eine sehr hohe Waldbrandgefahr bedeute, sagt Kluttig. Letztere haben wir in den vergangenen Jahren mehrmals erreicht.″ Er verdeutlicht die Dringlichkeit: Der Teutoburger Wald könnte schon übermorgen Feuer fangen.″

Geplante Maßnahmen: Im Ernstfall wäre das Problem die mangelnde Ausrüstung der Feuerwehr, sagt Kluttig. Daher gehört die Entwicklung eines Waldbrandkonzeptes zu den Maßnahmenvorschlägen. Demnach soll ein Monitoringsystem etabliert werden, das Waldbrände automatisch erkennt und an die Feuerwehr meldet. Problematisch ist auch die Löschwasserverfügbarkeit″, so Kluttig. Löschwasserteiche sollen reaktiviert werden, um eine Wasserversorgung an entlegenen Orten zu sichern. Auch eine Kartierung der einzelnen Löschwasserstellen, Rettungs- und Stützpunkte soll dabei helfen.

Klimafolge 2 Wasserknappheit: Die Wasserwirtschaft im Landkreis muss angepasst werden. Wir haben einen historisch tiefen Grundwasserstand″, sagt Kluttig. Da in der Region das Trinkwasser daraus gewonnen wird, könnte es auch daran in Zukunft mangeln. Das Problem: Durch die mit dem Klimawandel einhergehende Trockenheit steigt der Trinkwasserbedarf, gleichzeitig sinkt der Grundwasserstand.

Geplante Maßnahmen: Als Gegenmaßnahme verbot der Landkreis Osnabrück im August das Rasensprengen tagsüber. So sollte eine Verschwendung des Grundwassers verhindert werden. Schließlich verdunstet das Wasser laut Anpassungskonzept bei den hohen Temperaturen ohnehin schnell. Viel wichtiger sei es aber, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für Wasserknappheit zu schaffen, so Kluttig. Wir müssen uns bewusst werden, wofür wir das Wasser wirklich brauchen.″

Klimafolge 3 Starkregen: Auch Starkregenfälle werden sich wegen der zunehmend extremen Wetterverhältnissen häufen, erklärt Kluttig. Ausgelöst werden so Überschwemmungen oder Bodenerosionen. Dabei können Sachschäden entstehen, und es besteht Verunreinigungsgefahr für Grundwasser sowie Flüsse und Seen durch Güllegruben, Heizöltanks und Biogasanlagen.

Geplante Maßnahmen: Deshalb sollen die Kontrollsysteme, die die Qualität des Trinkwassers sichern, überprüft werden. Außerdem sollen sich Hausbesitzer auf plötzliche Wassermassen vorbereiten. Denn ungünstige Lagen oder Versiegelungen können dazu führen, dass beispielsweise Keller volllaufen. Letztendlich beschreibt Kluttig das Problem vereinfacht: Es muss gesichert werden, dass das Wasser irgendwo hinkann.″ Der Fokus werde auf Rückhaltebecken gesetzt, die überflüssiges Wasser für trockene Zeiten auffangen.

Klimafolge 4 Zoonosen: Ein wärmeres Klima begünstigt die Ausbreitung von Zoonosen: Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Ein Risiko stellen laut Konzept unter anderem Mücken und Zecken dar. Milde Winter können Überlebenschancen verbessern und somit die Population vergrößern. Das Emsland gilt seit Kurzem schon als Risikogebiet für die von Zecken übertragenden FSME-Viren″, sagt Kluttig.

Auch die Rötelmaus, die das Hanta-Virus übertragen kann, werde sich vermehren. Kluttig erklärt: Durch die Trockenheit produziere der Eichenbaum mehr Eicheln, aus Angst, dass der Mutterbaum stirbt″. Die Eicheln gelten als Nahrung für die Rötelmaus, die sich wegen des Nahrungsüberschusses wiederum stärker vermehren könne.

Geplante Maßnahmen: Der Landkreis ist bemüht, dass medizinische Fachpersonal stärker aufzuklären, so Kluttig. Dadurch sollen Zoonosen schneller erkannt werden, um rechtzeitig reagieren zu können.

Klimafolge 5 Landwirtschaft: Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft in vielerlei Hinsicht vor Probleme. Dabei ist als Nahrungsmittelversorgung besonders wichtig. Landwirte kämpften schon in den vergangenen Jahren mit Dürre, Trockenheit und damit einhergehenden Ernteverlusten. Bestimmte Sorten können wegen der klimatischen Veränderungen nicht mehr angebaut werden″, so Kluttig. Andere Produkte finden im Landkreis eine neue Heimat: Dass am Teutoburger Wald plötzlich Wein angebaut werden kann, sollte einem zu denken geben.″

Geplante Maßnahmen: Der Austausch zwischen Landkreis und Landwirten sei wichtig, meint Kluttig. Darum soll es Schulungen geben. Auch Konsumenten sollen eingebunden werden mit dem Ziel, ein regionales Ernährungssystem zu fördern.

Mit dem Klimafolgenanpassungskonzept gibt es nun Ideen für eine Vorbereitung auf mögliche Katastrophen. Doch die Umsetzung wird Jahre dauern, erklärt Kluttig. Warum? Es fehlen einfach die finanziellen Mittel.″ Ob alle Gegenmaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden, stehe somit infrage.

Bildtexte:
Aufgrund von Dürre und Borkenkäfern steht es auch in der Region schlecht um den Wald.
Die Grafik zeigt, wie stark die Abweichungen der Jahresmitteltemperaturen vom Mittelwert in den vergangenen Jahren gestiegen sind.
Mal zu wenig Wasser, mal zu viel: Während die Landwirtschaft unter Trockenheit leidet, häufen sich die Überschwemmungen. Das Bild unten zeigt das Hochwasser von 2010 in Osnabrück.
2010 hatte ein Jahrhundert-Hochwasser die Region Osnabrück getroffen (Archivfoto). Auch in den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Überschwemmungen in Stadt und Landkreis gegeben.
Foto:
Archiv/ Michael Gründel, Henning Kaiser/ dpa/ Archiv/ Gert Westdörp
Grafik:
Landkreis Osnabrück

Beteiligung der Bürger

Wie können sich die Menschen beteiligen? Antworten hierauf sowie die gesamte Klimaanpassungsstrategie stehen auf der Beteiligungs-Webseite des Landkreises Osnabrück. Dort können Bürger Maßnahmen bewerten, an einer Umfrage teilnehmen sowie Fragen oder Kommentare abgeben.

Außerdem sind Veranstaltungen geplant, die coronabedingt per Computer oder Smartphone besucht″ werden können: Am 27. Oktober um 18 Uhr können Bürger Fragen stellen und eigene Ideen diskutieren.

Ein Forum am 3. November um 18 Uhr richtet sich an Landwirte. Das Gleiche gilt für Forstwirte, für die es am 18. November um 18 Uhr ein Forum gibt. Eine Anmeldung für die Foren erfolgt über die Beteiligungs-Webseite.

Das externe Konzept

Das Konzept trägt den Namen Klimafolgenanpassungskonzept für den Landkreis Osnabrück″. In Auftrag gegeben hatte es der Landkreis, beteiligt waren:

GreenAdapt Gesellschaft für Klimaanpassung aus Berlin

KlimaKommunal aus Berlin

Wend[ e] land aus Hitzacker

Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde

Dazu wurde mit Experten der Region gearbeitet, dazu gehörten:

die Verwaltung des Landkreises Osnabrück

die Bürgermeister der Städte, Samtgemeinden und Gemeinden

Träger öffentlicher Belange

weitere Stakeholder wie beispielsweise Energieversorger

Erstellt wurde das Konzept 2018 und 2019, Redaktionsschluss war Dezember 2019.
Autor:
Sonja Malin Reichel


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