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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Bürohaus fast ganz aus Holz
Zwischenüberschrift:
Prowind baut im Wissenschaftspark neue Firmenzentrale
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Ein Bürohaus fast vollständig aus Holz: Das Osnabrücker Unternehmen Prowind will in den Wissenschaftspark umziehen und mit seinem Neubau ein Markenzeichen setzen. Und das in einer Zeit, in der der Windkraft die Puste auszugehen droht.

Prowind ist darauf spezialisiert, zusammen mit Landeigentümern und investitionswilligen Bürgern Windkraftanlagen zu bauen. Wir entwickeln die Projekte auf eigenes Risiko″, sagt Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer Johannes Busmann. Das ist ihm und seiner Mannschaft in den vergangenen 20 Jahren so gut gelungen, dass nun im Wissenschaftspark ein neuer, eigener Firmensitz entstehen soll.

2600 Quadratmeter

Im Wohn- und Wissenschaftspark darf nicht jedes Unternehmen bauen. Stadt und Wirtschaftsförderung schauen sich die Bewerber genau an, denn auf diesem Sahnestück sollen sich wissensbasierte Unternehmen″ ansiedeln, die enge Kontakte zu den Hochschulen pflegen. Wer sich dort niederlassen will, muss ein Auswahlverfahren durchlaufen. Prowind hat den Zuschlag für ein gut 2600 Quadratmeter großes Grundstück neben dem bunten Zentralplatz erhalten.

Hier soll 2022 ein dreigeschossiges Gebäude mit einem vierten Staffelgeschoss aus dem Boden wachsen. Das Besondere: Es wird zum überwiegenden Teil aus Holz bestehen und ist mutmaßlich das erste Holz-Bürohaus in Osnabrück. Nur Bodenplatte, Dach, tragende Elemente und das Treppenhaus werden aus Stahl oder Beton sein.

Das Energiekonzept ist natürlich auf ökologische Effizienz getrimmt: Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach liefert den Strom für eine Luftwärmepumpe. Im Treppenhaus wird ein Wassertank als Wärmespeicher eingebaut. Das passt zu uns″, sagt Busmann lapidar. 2250 Quadratmeter Bürofläche sind vorgesehen, die flexibel aufgeteilt werden können. Rund vier Millionen Euro lässt sich Prowind den Neubau kosten, den das Münsteraner Büro Archplan entworfen hat.

Busmann war in jungen Jahren Landwirt in Bad Bentheim, als er die Kraft des Windes entdeckte und privat ein Windrad am Hof errichtete. Die Landwirtschaft reichte ihm aber nicht, er absolvierte ein Jurastudium in Osnabrück, blieb in der Friedensstadt hängen und gründete vor 20 Jahren die Prowind GmbH.

Inzwischen unterhält das Unternehmen Standorte in Bad Bentheim, Rheine, Nennhausen (Brandenburg) und Hamilton (Kanada). Es wuchs aus seinen gemieteten Büros an der Lengericher Landstraße heraus und zog um in das Gewerbegebiet an der Rheiner Landstraße. Heute beschäftigt Prowind 130 Menschen. Am neuen Standort im Wissenschaftspark wird Platz für 160 Mitarbeiter sein.

Busmann ist trotz der wachsenden Probleme in der Wind-Branche optimistisch. Die Energiewende sei alternativlos″, sagt der Unternehmer und Volljurist. Die Zukunft gehöre den Erneuerbaren. Ziel der Bundesregierung ist, den Ökostrom-Anteil am Stromverbrauch bis 2030 von derzeit über 40 auf 65 Prozent zu steigern.

Gegenwind

In der Gegenwart allerdings bekommt die Wind-Branche deutlichen Gegenwind zu spüren. Busmann erlebt nach eigenen Worten einen gesellschaftlichen Klimawandel″, der sich gegen die immer größer werdenden Windmühlen wendet. Immer mehr Menschen sagen: Grüne Energie? Gerne, aber bitte keine Windräder in meiner Nachbarschaft. Die Bürgermeister geraten unter den Druck ihrer Bürger″, sagt Busmann.

In den Anfangsjahren habe es von der Projektidee bis zur Stromproduktion ein gutes Jahr gedauert. Heute ziehe sich ein Verfahren vier bis fünf Jahre hin. Und das Risiko des Scheiterns sei deutlich gestiegen, weil die Anlagen größer und die Naturschutzauflagen strenger geworden sind. Die Türme moderner Anlagen mit bis zu 12 Megawatt sind 160 Meter hoch und haben 80 Meter lange Flügel.

Busmann ist froh, dass der vom Bundeswirtschaftsministerium ursprünglich geplante Abstand von 1000 Metern zur Wohnbebauung in Niedersachsen nicht umgesetzt wird. Hier soll flexibel auf die örtlichen Gegebenheiten reagiert werden, wie Wirtschaftsminister Olaf Lies im Frühjahr verkündete. Er will auch durchsetzen, dass Kommunen von Windkraftanlagen finanziell profitieren. Zwei Prozent des Umsatzes (mindestens jedoch 10 000 Euro) soll jeweils in die kommunale Kasse abfließen.

Die Politik ist bemüht, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, doch es bleibt ein weiteres Riesenthema″, wie Busmann sagt: der Artenschutz. Windräder stehen im Verdacht, Vögel zu erschlagen. Es gebe Bestrebungen, Anlagen tagsüber abzustellen, um Vögel zu schützen. Das würde den Betrieb unwirtschaftlich machen, sagt Busmann. Er setzt seine Hoffnung auf ein neues, radargestütztes System, das gerade erprobt werde. Wenn das Radar Vögel entdeckt, werden die Rotoren gestoppt. Das reduziere die Ausfallzeit auf fünf Prozent, so Busmann.

Den Neubau im Wissenschaftspark will der Wind-Unternehmer auch als ein Zeichen verstanden wissen: Ohne Windenergie geht es nicht. Anfang 2021 soll der Bauantrag fertig sein, im Sommer/ Herbst der Bau beginnen.

Bildtexte:
Zum großen Teil aus Holz: der künftige Firmensitz von Prowind im Wissenschaftspark
Johannes Busmann
Der bunte Zentralplatz ist ein markanter Punkt im Wissenschaftspark. Links davon baut Prowind.
Foto:
Archplan 2020, Prowind, Gert Westdörp
Autor:
Wilfried Hinrichs


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