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1.
Erscheinungsdatum:
23.09.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Eingepfercht in zwei Schrägstriche
Zwischenüberschrift:
Warum Gretesch eigentlich ein eigener Stadtteil von Osnabrück sein müsste
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Als
Gretesch
1972
von
Osnabrück
geschluckt
wurde,
sollte
aus
der
selbstständigen
Gemeinde
eigentlich
ein
eigener
Stadtteil
werden.
Aber
dann
hat
es
doch
nur
zu
einer
Scheibe
Käse
im
Sandwich
namens
„
Darum/
Gretesch/
Lüstringen″
gereicht.
Für
Friedhelm
Broxtermann
ist
das
ein
Unding.
Den
86-
jährigen
Gretescher
ärgert
aber
noch
mehr.
Gretesch
hatte
zwar
nicht
viele
Einwohner,
aber
einen
potenten
Gewerbesteuerzahler.
Die
Papierfabrik
Schoeller
warf
so
viel
ab
für
die
kleine
Gemeinde,
dass
sie
sich
die
erste
Sportanlage
mit
Kunststoffbahn
im
norddeutschen
Raum
leisten
konnte.
Im
September
1970
lief
der
Mainzer
Gert
Metz
dort
mit
10,
0
Sekunden
über
100
Meter
Europarekord
und
Weltjahresbestzeit.
Das
kleine
Gretesch
konnte
überdies
mit
einem
Schwimmbad,
einer
Turnhalle
und
einem
Kindergarten
aufwarten.
„
Und
bei
uns
war
alles
kanalisiert,
die
Stromleitungen
lagen
unter
der
Erde!
″,
betont
Friedhelm
Broxtermann.
Da
konnten
andere
nicht
mithalten,
die
ebenfalls
zum
1.
Juli
1972
eingemeindet
wurden,
Darum
und
Lüstringen
schon
gar
nicht.
Alles,
was
den
Greteschern
heilig
war,
kam
in
den
Gebietsänderungsvertrag,
der
mit
der
Stadt
Osnabrück
ausgehandelt
wurde.
Und
das
ging
auch
eine
Weile
gut,
wie
Friedhelm
Broxtermann
einräumt.
Er
saß
damals
für
die
SPD
im
Gretescher
Gemeinderat
und
sagt:
„
Der
Vertrag
wurde
zum
größten
Teil
von
der
Stadt
eingehalten.″
Bis
auf
diesen
einen
Punkt:
„
Das
eingegliederte
Gebiet
erhält
die
Bezeichnung
,
Ortsteil
Gretesch′″,
heißt
es
da.
Der
amtliche
Stadtplan
führt
seitdem
zwar
die
drei
Ortsteile
in
getrennter
Schreibweise
auf,
in
der
Stadtverwaltung
wurde
das
Konglomerat
„
Lüstringen/
Darum/
Gretesch″
seit
1972
jedoch
schon
als
eine
statistische
Einheit
geführt,
als
21.
Stadtteil.
Seit
der
Kommunalwahl
1986
gab
es
auch
nur
noch
einen
gemeinsamen
Ortsrat,
und
damit
setzte
sich
sehr
zum
Missfallen
von
Friedhelm
Broxtermann
das
Wortungetüm
Darum/
Gretesch/
Lüstringen
durch
–
in
alphabetischer
Reihenfolge,
mit
sieben
Silben
und
zwei
Schrägstrichen.
Keine
drei
Ortsteile
mehr,
sondern
ein
gemeinsamer
Stadtteil.
Noch
dazu
mit
Darum
und
Lüstringen!
Dabei
habe
Gretesch
schon
immer
eine
viel
engere
Verbindung
zum
Schinkel
gepflegt,
meint
der
86-
Jährige,
der
früher
als
Former
und
Betriebsrat
im
Stahlwerk
gearbeitet
hat.
An
dieser
Stelle
sollte
allerdings
nicht
unerwähnt
bleiben,
dass
alle
drei
Ortsräte
der
Vereinigung
seinerzeit
zugestimmt
haben
–
möglicherweise
ohne
vorherzusehen,
dass
die
Bewohner
anderer
Gebiete
der
Stadt
bisweilen
wenig
Rücksicht
auf
die
Identitäten
einzelner
Ortsteile
nehmen,
weshalb
der
Stadtteil
mit
dem
langen
Namen
von
nicht
wenigen
Osnabrückern
der
Einfachheit
halber
pauschal
als
„
Lüstringen″
bezeichnet
wird.
Das
liegt
sicherlich
auch
daran,
dass
es
heute
kaum
noch
Menschen
gibt,
die
den
genauen
Verlauf
der
Grenzen
zwischen
den
drei
ehemaligen
Gemeinden
kennen.
Und
wenn
es
um
die
Gretescher
Westgrenze
geht,
gibt
es
sowieso
keine
klare
Linie.
Als
Schinkel
1914
eingemeindet
wurde,
drohte
das
Schoeller-
Areal
in
zwei
Teile
zerschnitten
zu
werden.
Deshalb
wurde
der
Strich
auf
der
Landkarte
kurzerhand
ein
Stück
nach
links
verschoben.
Heute
reicht
die
Stadtteilgrenze
sogar
bis
an
die
Autobahn
A
33
heran.
Ein
Umstand,
der
Gretesch
unter
anderen
Vorzeichen
einen
Flächenzuwachs
beschert
hätte.
Weil
es
die
ehemals
selbstständige
Gebietskörperschaft
heute
aber
weder
als
Gemeinde
noch
als
Ortsteil
gibt,
geht
jetzt
alles
auf
das
Konto
des
Dreigestirns
„
DGL″.
Dem
Kämpfer
für
die
Gretescher
Sache
ist
das
auch
gar
nicht
so
wichtig.
Was
Friedhelm
Broxtermann
aber
so
richtig
fuchst,
ist
eine
Ortsbezeichnung,
die
in
jedem
amtlichen
Stadtplan
zu
finden
ist,
obwohl
sie
nach
seiner
Ansicht
die
Verhältnisse
völlig
auf
den
Kopf
stellt.
Den
„
Lüstringer
Berg″,
sagt
er,
den
gibt
es
gar
nicht,
denn
der
liegt
eindeutig
auf
Gretescher
Gebiet.
Ältere
Karten
weisen
ihn
als
„
Gruners
Berg″
aus,
und
historisch
bewanderte
Zeitgenossen
wissen,
dass
dieser
Name
auf
Christian
Siegfried
Gruner
(1774
bis
1855)
zurückgeht,
den
Gründer
der
besagten
Papierfabrik
Schoeller.
Schon
vor
15
Jahren
hat
Broxtermann
beim
Vermessungsamt
interveniert,
um
den
Berg
geografisch
korrekt
zu
bezeichnen.
Aber
er
fand
kein
Gehör.
Daran
änderte
auch
ein
offizieller
Antrag
des
damaligen
Ortsrates
nichts,
den
die
dortige
SPD-
Mehrheit
im
Juni
2005
durchboxte
–
gegen
die
Stimmen
der
CDU,
aus
deren
Reihen
sich
damals
sogar
jemand
zu
der
Aussage
verstieg,
der
Name
„
Lüstringer
Berg″
sei
für
den
gesamten
Stadtteil
doch
viel
identitätsstiftender.
Broxtermann
scheiterte
auch,
als
er
vor
zehn
Jahren
forderte,
den
von
jeglicher
Ortskenntnis
ungetrübten
Namen
„
Waldschule
Lüstringen″
der
wissenschaftlich
nachprüfbaren
Faktenlage
anzupassen.
„
Waldschule
Gretesch″
also?
Nein,
so
weit
würde
der
aufrechte
Ortsteilpatriot
gar
nicht
gehen.
„
Waldschule″
wäre
schon
okay,
sagt
er,
„
aber
Lüstringen
ist
grundfalsch!
″.
Dass
es
hier
um
die
Gretescher
Ehre
geht,
erklärt
sich
aus
der
Vorgeschichte.
Ursprünglich
wollte
der
damals
noch
zuständige
Landkreis
die
Schule
in
Lüstringen
bauen,
allerdings
verfügte
die
Gemeinde
nicht
über
ein
geeignetes
Grundstück.
Da
sprang
das
besser
gestellte
Gretesch
ein,
stiftete
eine
Fläche
auf
besagtem
„
Gruners
Berg″
und
legte
auch
noch
250
000
Mark
obendrauf.
Ohne
diesen
Eigenanteil
hätte
es
nämlich
keinen
Zuschuss
aus
Hannover
gegeben.
Dass
die
Schule
gebaut
wurde,
sei
keinesfalls
selbstverständlich
gewesen,
gibt
Friedhelm
Broxtermann
zu
bedenken.
Aber
dass
sich
dann
der
Name
„
Waldschule
Lüstringen″
durchgesetzt
hat,
ist
für
ihn
schreiendes
Unrecht.
Was
von
Gretesch
bleibt
Da
stellt
sich
die
Frage,
was
48
Jahre
nach
der
Eingemeindung
überhaupt
noch
von
Gretesch
geblieben
ist.
Wer
bei
Google
nachschlägt,
stößt
auf
den
Sportverein
TSG
Burg
Gretesch,
auf
den
früheren
Gasthof
Gretescher
Turm,
der
gerade
mit
großem
Aufwand
saniert
wird,
und
natürlich
auf
die
Gretescher
Steine,
ein
Megalithgrab
aus
der
Jungsteinzeit.
Das
stilisierte
Steingrab
findet
sich
übrigens
auch
auf
dem
Wappen,
mit
dem
sich
die
Gemeinde
Gretesch
in
ihren
besten
Jahren
schmückte,
zusammen
mit
dem
Mühlenturm
der
Papierfabrik
Schoeller.
Als
Ratsherr
hat
Friedhelm
Broxtermann
ein
Exemplar
erhalten.
Er
muss
in
den
Keller
gehen,
sucht
aber
nicht
lange
und
kommt
mit
dem
Silberrelief
auf
blauem
Samt
zurück.
„
Hier
ist
es″,
sagt
er,
und
fügt
nachdenklich
hinzu:
„
Wir
sind
keine
begeisterten
Osnabrücker
geworden.″
Bildtext:
Geografisch
unhaltbar:
Die
Waldschule
steht
eindeutig
auf
Gretescher
Grund
und
Boden,
nicht
in
Lüstringen.
Aber
als
Friedhelm
Broxtermann
vor
zehn
Jahren
eine
Initiative
zur
Umbenennung
startete,
passierte
nichts.
Foto:
Jörn
Martens
Autor:
RainerLahmann-Lammert