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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Was wird aus dem Postgebäude?
 
Die Post geht raus
Zwischenüberschrift:
Postbank und Postfiliale schließen: Was wird aus dem Gebäude an der Wittekindstraße?
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich die Telekom aus ihrem Gebäude an der Wittekindstraße verabschiedet, nur noch die Post und die Postbank teilen sich die Filiale im Erdgeschoss. Doch auch dieses Kapitel geht zu Ende. Die Post ist auf der Suche nach einer neuen Filiale, die Postbank gibt den Standort auf. Da stellt sich die Frage, was aus dem Gebäude wird, das in den 80er-Jahren seine heutige Form bekommen hat. Ein neuer Eigentümer hat das Sagen, und der ist in Osnabrück kein Unbekannter. Vor zehn Jahren kaufte er zusammen mit einem Partner den Güterbahnhof, wurde sich aber mit der Stadt nicht einig über die Nutzung und verkaufte ihn dann an die Zion GmbH (heute 3 g group). Für die Post-Immobilie an der Wittekindstraße will die Stadt den Bebauungsplan ändern.

Osnabrück Seit 140 Jahren gehört die Post zur Wittekindstraße, aber diese Zeit geht zu Ende. Das Gebäude ist verkauft, und die gemeinsame Filiale von Post und Postbank wird bald geschlossen. Was der neue Eigentümer des 8500 Quadratmeter großen Ensembles plant, ist offen. Die Stadt will die Entwicklung mit einem Bebauungsplan begleiten.

Manche Menschen sprechen immer noch von der Hauptpost″, wenn sie die Filiale an der Wittekindstraße meinen. Dabei ist das Gebäude 1995 nach der Privatisierung des Staatsbetriebes an die Telekom gegangen, die Deutsche Post AG hat lediglich die Filiale im Erdgeschoss angemietet und einen Teil davon an die Postbank untervermietet. Für das Brief- und Paketgeschäft sucht der gelbe Dienst nun eine neue Filiale in der Umgebung.

Die Postbank will den Standort allerdings ganz aufgeben. Pressesprecher Ralf Palm aus der Bonner Zentrale begründet diesen Schritt mit dem veränderten Verhalten des Marktes und der Kunden in den Zeiten der Digitalisierung. Sein Unternehmen orientiere sich neu und entwickle unterschiedliche neue Filialformate mit differenzierten Produkt- und Serviceangeboten″. Zudem werde das Filialnetz kontinuierlich auf Optimierungsmöglichkeiten″ überprüft. Das Ergebnis: die Schließung der Geschäftsstelle.

Mit dem bevorstehenden Auszug der beiden Post-Töchter wird das beinahe fensterlose rote Telekom-Gebäude an der Wittekindstraße zu einer innerstädtischen Industriebrache, denn konkrete Pläne für eine Nutzung gibt es noch nicht. Neuer Eigentümer ist der Bissendorfer Immobilienfachmann Wolfgang Schreyer. Insider kennen seinen Namen, weil er es war, der zusammen mit einem Partner den von der Bahn nicht mehr benötigten Güterbahnhof kaufte und später an die Zion GmbH (heute 3G Group) weiterveräußerte.

Schon vor knapp zwei Jahren habe er den Kaufvertrag für das ehemalige Post-Grundstück unterschrieben, erklärt Schreyer. Zu der Immobilie gehört auch eine mehr als 100 Meter lange Häuserzeile entlang der Möserstraße mit dem 1907 vom Post- und Telegrafendienst errichteten Ergänzungsbau im Stil der Neorenaissance und dem viergeschossigen Klinker-Komplex aus den 80er-Jahren. Ein großer Innenhof schließt sich an, auf dem ein mächtiges Diesel-Notstromaggregat seiner Verschrottung entgegensieht. Das rund 8500 qm große Gelände ist außerdem großräumig mit einer Tiefgarage unterkellert.

Stadt will mitreden

In der ehemaligen Kantine des Fernmeldeamts an der Möserstraße bieten die Penthouse-Backpackers derzeit noch eine Unterkunft für Rucksack-Touristen an. Aber auch dieses Hostel werde bald ausziehen, kündigt Eigentümer Wolfgang Schreyer an, ebenso alle anderen noch verbliebenen Mieter. Er fügt hinzu: Dann kann man neu planen.″

Was da geplant werden kann, stehe aber noch nicht fest, sagt der Immobilienkaufmann, der sein Geld in der Versicherungsbranche gemacht hat: Wir halten uns alle Optionen offen.″ Zunächst wolle er Ideen sammeln und dann entscheiden. Wer einen Vorschlag habe, könne sich ja bei ihm melden.

Die Stadt Osnabrück will ein Wörtchen mitreden, wenn es um die künftige Nutzung der ehemaligen Post-Immobilie geht. Deshalb hat der Fachbereich Städtebau eine Änderung des Bebauungsplans Nr. 3 Fernmeldeamt Möserstraße″ von 1981 auf den Weg gebracht. Im Entwurf, der bis zum 15. Oktober öffentlich ausliegt, wird die Ausweisung eines urbanen Gebiets angekündigt, um städtebaulich sinnvolle Potenziale für innerstädtisches Wohnen auszuschöpfen″.

Ziel sei es, die Neuinanspruchnahme von Außenbereichsflächen zu verringern und die nutzungsgemischte Stadt der kurzen Wege zu verwirklichen″. Einschränkend wird vermerkt, dass der Bau von Wohnungen an dieser Stelle zu Lärmschutzkonflikten führen könne. Deshalb werde eine ausgewogene Mischung verschiedener Nutzungen favorisiert.

Stadtbaurat Frank Otte sagt, dass auf dem Grundstück keine kurzfristige Veränderung zu erwarten sei. Die Stadt wolle jetzt abwarten, mit welchen Vorschlägen der Eigentümer ins Rennen gehe. Im Bebauungsplanverfahren könne dann eine gemeinsame Lösung erarbeitet werden.

Bildtexte:
Das war einmal die Hauptpost: Aber die Postbank und die Post wollen ihre Dienststelle im ehemaligen Telekom-Gebäude an der Wittekindstraße demnächst aufgeben.
Hier geht die Post bald nicht mehr ab: Die Filiale an der Wittekindstraße soll bald geschlossen werden.
Die Post sucht eine neue Filiale in der Nähe, die Postbank gibt den Standort auf.
Nahezu ohne Fenster: Das ehemalige Telekom-Gebäude wartet auf eine neue Nutzung.
Fotos:
Swaantje Hehmann, Rainer Lahmann-Lammert, Google Maps

Kommentar
Adieu, roter Bunker

Die Post an der Wittekindstraße das ist für alteingesessene Osnabrücker eine in Stein gemeißelte Adresse. Ungefähr so wie das Landgericht am Neumarkt oder Schäffer am Nikolaiort. Aber das Leben ändert sich. Wir schreiben E-Mails, bestellen online und brauchen fürs Telefonieren schon lange kein Fernmeldeamt mehr. Da dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Post ganz woanders abgeht.

In den 80er-Jahren, als die Deutsche Bundespost noch für das Fernmeldewesen zuständig war, entstand der rote Bunker an der Wittekindstraße so vollgestopft mit RelaisTechnik, dass Fenster den Betrieb gestört hätten. Ein Haus ohne Augen. Osnabrück stöhnte auf, eine Zumutung für Ästheten. Aber man nahm es hin wie so manche Verirrung jener Tage.

Jetzt kommt die Zeit, alles ganz anders und hoffentlich besser zu machen. Wenn die Post geht, bietet es sich an, den Klotz mit Leben zu erfüllen, möglichst auch mit Wohnungen, sofern der Lärmschutz das zulässt. Die Stadt muss gemeinsam mit dem neuen Eigentümer Wege finden, um die innerstädtische Brache in ein attraktives Quartier umzuwandeln. Allerdings ist das einfacher gesagt als getan. Beim Güterbahnhof, wo beide Seiten vor einer ähnlichen Aufgabe standen, hat das leider nicht geklappt.

An der Wittekindstraße könnte es nicht schaden, einen professionellen Projektentwickler einzuschalten. Einen, der weiß, wie die Post abgeht.

rll@ noz.de
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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