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1.
Erscheinungsdatum:
16.05.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Bunte Wimpel für den Weinverkauf
Zwischenüberschrift:
Werbewoche mit „Partymeile″ auf dem Marktplatz
Artikel:
Originaltext:
OSNABRÜCK.
So
richtig
Party
machen,
„
bis
der
Arzt
kommt″,
scheint
auf
dem
Marktplatz
im
Jahr
1937
nicht
angesagt
gewesen
zu
sein.
Auch
wenn
die
querüber
den
Platz
gespannten
bunten
Wimpel
andeuten,
dass
es
einen
Anlass
zum
Feiern
gegeben
haben
muss.
Welchen,
das
konnten
wir
von
dem
im
Februar
verstorbenen
Fotografen
noch
kurz
vor
seinem
Tod
erfahren.
Dr.
Werner
Goll,
in
Osnabrück
aufgewachsen
und
später
in
Hamburg
als
Arzt
tätig,
war
als
Mitglied
der
Schülerkapelle
des
Ratsgymnasiums
zum
„
Turmblasen″
abkommandiert
worden.
Vom
Turmumgang
der
Marienkirche
aus
schoss
er
bei
der
Gelegenheit
das
hier
gezeigte
Foto.
Nach
seiner
Erinnerung
sollte
die
Blasmusik
mehr
Publikum
auf
den
Markt
locken,
was
aber
zum
Zeitpunkt
der
Aufnahme
offensichtlich
noch
nicht
gelungen
war.
„
Oder
wir
haben
so
schlecht
gespielt,
dass
die
Leute
weggelaufen
sind″,
scherzte
er.
Jedenfalls
war
der
Markt
mit
Wimpelchen
und
Hakenkreuz-
Fahnen
beflaggt,
weil
Winzer
aus
Oppenheim
eine
Art
Wein-
Werbewoche
veranstalteten.
Hintergrund,
so
Goll,
waren
die
massiven
Bemühungen
des
Reichsbauernführers,
den
Weinabsatz
anzukurbeln.
Den
Winzern
sei
es
schlecht
gegangen,
weil
nach
mehreren
Massenernten
die
Preise
weggerutscht
seien.
Außerdem
–
das
war
natürlich
erst
nach
dem
Krieg
zu
erfahren
–
war
der
Weinhandel
praktisch
zum
Erliegen
gekommen,
nachdem
jüdische
Weinhändler
mit
einem
Berufsverbot
belegt
worden
waren.
Die
als
„
Reichsnährstand″
bezeichnete
Bauernorganisation
rief
eine
Art
Winzerhilfswerk
ins
Leben.
Den
Weinorten
wurden
ab
1935
Paten-
Großstädte
zugeordnet,
deren
Einwohner
nur
den
Wein
der
patenschaftlich
verbundenen
Winzer
trinken
sollten.
Höhepunkte
waren
die
„
Feste
der
deutschen
Traube
und
des
deutschen
Weines″.
Diese
Anstrengungen
konnten
aber
wenig
daran
ändern,
dass
der
Wein
ein
Luxusgut
blieb.
Der
Durchschnittsverbrauch
pro
Kopf
und
Jahr
lag
1935
bei
fünf
Litern,
heute
sind
es
25.
Ob
der
mäßige
Publikumszulauf
auf
dem
Foto
als
Sinnbild
für
diese
Situation
herangezogen
werden
kann,
erschien
Goll
etwas
gewagt.
Vielleicht
wurde
der
Weinprobierstand
vor
der
Löwenapotheke
auch
gerade
erst
aufgebaut,
meinte
er
nach
genauerem
Betrachten
der
Wartenden,
die
erwartungsvoll
zum
Stand
herüberblicken.
Das
Haus
Nr.
6,
damals
Löwenapotheke
unter
Apotheker
Pankoke,
nach
dem
Krieg
Stadtbibliothek
und
jetzt
Remarque-
Friedenszentrum,
eignet
sich
gut
als
„
optischer
Anker″.
Es
ist
damals
wie
heute
das
einzige
mit
Ovalfenster
im
Giebel-
Dreieck.
Der
klassizistische
Bau
tritt
heute
dank
der
herausgearbeiteten
Sandstein-
Gewände
imposanter
hervor
als
1937.
Auch
wirkt
das
Ensemble
derTreppengiebelhäuser
geschlossener
als
vor
dem
Krieg.
Das
liegt
daran,
dass
die
im
18.
Jahrhundert
einheitliche
Front
spätgotischer
Treppengiebel
im
folgenden
Jahrhundert
umgebaut
wurde.
Vorgänger
des
Hauses
Nr.6
war
seit
1494
ein
typisches
Treppengiebelhaus.
Als
es
baufällig
wurde
und
dem
Repräsentations
bedürfnis
seines
Eigentümers
nicht
mehr
genügte,
wurde
es
durch
den
klassizistischen
Bau
ersetzt.
Andere
Häuser
wurden
mit
Walmdächern
versehen,
so
auf
der
historischen
Aufnahme
rechts
von
der
Löwenapotheke
die
Häuser
Nr.
5
(Städtisches
Bau-
und
Vermessungsamt)
und
Nr.
4
sowie
ganz
links
das
Haus
Nr.
8
(Fuchs
&
Sanders)
.
Beim
Bombenangriff
vom
13.
September
1944
wurde
die
Häuserreihe
schwer
getroffen
und
brannte
aus.
Noch
bis
in
die
1950er-
Jahre
beherrschten
ausgebrannte
Ruinen
und
leere
Fensterhöhlen
die
Südseite
des
Marktplatzes.
Die
nur
notdürftig
abgestützten
Fassaden
drohten
einzustürzen.
Der
historische
Kern
der
Stadt
würde
dann
sein
Gesicht
verlieren,
mahnte
Stadtdirektor
Paul
Voßkühler
1952.
Daraufhin
nahm
sich
der
1950
gegründete
Verkehrsverein
der
Sache
an
und
organisierte
eine
groß
angelegte
Marktplatz-
Lotterie.
Sie
geriet
zu
einem
kaum
erwarteten
Erfolg.
200
000
Lose
wurden
verkauft
und
53
148,
39
DM
eingespielt,
nach
heutiger
Kaufkraft
etwa
eine
halbe
Million
Euro.
Die
Gemeinde
St.
Marien
bekam
davon
ein
Drittel
zur
Sicherung
des
Kirchturms,
während
zwei
Drittel
für
die
Rekonstruktion
der
Stadtwaage
und
der
Giebelhäuser
verwendet
wurden.
Bei
deren
Wiederaufbau
orientierte
man
sich
am
frühgotischen
Vorbild.
So
kann
espassieren,
dass
man
heute
vor
einem
„
historischen″
Treppengiebel
steht,
wo
vor
dem
Krieg
gar
keiner
war.
Bildtexte:
Die
„
Partymeile″
auf
dem
Markt
kam
1937
bescheiden
daher.
Das
anlässlich
einer
Wein-
Werbewoche
vom
Marienkirchturm
aus
geknipste
Foto
zeigt
die
„
Original″-
Giebelhäuser
vor
der
Kriegszerstörung.
Das
Haus
Markt
6,
heute
Remarque-
Friedenszentrum,
lässt
sich
dank
des
ovalen
Giebelfensters
gut
erkennen.
Rechts
schließt
sich
der
Neubau
der
Stadtkasse,
heute
Stadtbibliothek,
an.
Fotos:
Werner
Goll
(Archiv
Museum
Industriekultur)
,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks