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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Eine allzu stille Erinnerung an Calmeyer
Zwischenüberschrift:
Gedenktafel enthüllt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Nun hängt also eine Gedenktafel für Hans Calmeyer an dessen Geburtshaus an der Martinistraße 17 in Osnabrück. Ein reichlich dürftiges Erinnerungsstück für den Mann, der mehreren Tausend Menschen das Leben rettete, sagen manche.

Ein ruhiger Denker und stiller Kavalier soll er gewesen sein, der Hans Calmeyer. Einer, den die Nationalsozialisten an den Schreibtisch befahlen, um beim Judenmord zu helfen, ohne zu ahnen, dass dieser Calmeyer ein Sandkorn in ihrem Getriebe″ werden würde. So heißtes in dem Lied, das Musiker Günter Gall sang, als Oberbürgermeister Boris Pistorius und Calmeyer-Experte Peter Niebaum gestern die Gedenktafel enthüllten.
Calmeyer hatte während des Zweiten Weltkriegs Tausenden von Juden in den Niederlanden das Leben gerettet, in dem er sie mit falschen Papieren ausstattete (siehe Kasten) und somit vor den Vernichtungslagern bewahrte.
Daran erinnert nun ein Kunststofftäfelchen an einer Hauswand, schlicht gehalten, schwarze Schrift auf weißem Grund. Nicht groß, etwa 30 mal 50 Zentimeter, kein Bild, keine Grafik. Eine stille, fast schüchterne Erinnerung. Kurz gesagt: viel zu wenig. Das meint jedenfalls Peter Niebaum. Bis heute gilt: die Mutterstadt Calmeyers hat für diesen ihren herausragenden Sohn keine Bleibe″, sagte er. Zwar gebe es Überlegungen, zwei weitere Tafeln sowie einen Informationskasten zu errichten, aber auch das reiche bei allerbestem Willen nicht aus, die Verdienste Calmeyers angemessen zu würdigen, sagte Niebaum. Die Hans-Calmeyer-Initiative habe ein Konzept entwickelt, auf dem Konversionsgelände an der Landwehrstraße eine Wirkungsstätte″ für Calmeyer einzurichten. Allerdings fehle bislang offensichtlich der politische Wille, diese Idee umzusetzen, schloss Niebaum.
Der Oberbürgermeister hingegen brachte eine andere Idee ins Gespräch. Ich fände es gut, wenn ein Ort nach ihm benannt würde, an dem junge Menschen ausgebildet würden″, sagte er und schob dann schnell eine Schule″ nach, um Missverständnissen vorzubeugen. Doch welche Schule das sein könnte, dazu wollte sich Pistorius nicht einlassen. Wichtig sei ihm nur, dass die Taten Calmeyers nicht vergessen würden und darüber hinaus den jungen Menschen zum Vorbild dienten.
Ähnliches hätte sich Calmeyer wohl auch selbst gewünscht. Das jedenfalls lässt ein Gedicht erahnen, das er in den 30er-Jahren als Grabschrift für sich selbst verfasste. Darin heißt es: „. . . wenn nur das Gefühl, aus dem erlebte, übersprang auf dich, auf euch, wenn nur solang, wie eine Kerze lebt, der Klang noch hörbar bleibt, der in ihm rang, um Lied zu werden.″

Bildtext:
Kleine Tafel, große Leistung: Peter Niebaum zeigt auf die Gedenktafel für den Osnabrücker Hans Calmeyer, der während des Zweiten Weltkriegs Tausende von Menschen rettete.
Foto:
Egmont Seiler

Hans Calmeyer Gerechter unter den Völkern
Hans Calmeyer (1903–1972) hat von 1941 bis 1944 mindestens 3000 niederländische Juden vor deutschen Vernichtungslagern bewahrt das schreibt Autor Peter Niebaum im Buch Hans Calmeyer ein, anderer Deutscher′ im 20. Jahrhundert″. Ein anderes Buch verleiht Calmeyer den Titel Gerechter unterden Völkern″.
Tatsächlich hatte der in Osnabrück geborene Sohn eines Juristen sich bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten deren Anordnungen widersetzt: Er weigerte sich, eine jüdische Kanzleigehilfin zu entlassen, und durfte ein Jahr lang nicht als Rechtsanwalt arbeiten.
Später wurde er rehabilitiert und leitete aufgrund seiner Sprachkenntnisse und juristischen Qualifikation eine Abteilung bei der Verwaltung in den besetzten Niederlanden. Dort sollte er rassische Zweifelsfragen″ klären. Er befand also über Leben und Tod Tausender Menschen. Er habe ein Rettungsfloß″ bauen wollen, sagte Calmeyer später. Dafür ließ er Pässe fälschen und versorgte Juden mit Dokumenten, die ihre Religionszugehörigkeit verschleierten und sie damit vor den Vernichtungslagern retteten.

Bildtext:
Hans Calmeyer
Autor:
Michael Schiffbänker


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