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1.
Erscheinungsdatum:
11.09.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Abschied von Galeria Kaufhof
Zwischenüberschrift:
Von feilschenden Kunden und weinenden Verkäuferinnen / Letzter Verkaufstag am 17. Oktober
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Für
Galeria
Kaufhof
Osnabrück
wird
der
17.
Oktober
der
letzte
Verkaufstag
sein.
Doch
vorher
soll
noch
alles
raus:
Es
ist
die
Zeit
der
großen
Rabattaktionen.
Momentan
herrsche
ein
Kundenansturm,
der
sogar
das
Weihnachtsgeschäft
toppe,
sagt
eine
Verkäuferin.
Doch
während
sich
Schnäppchenjäger
freuen,
fließen
bei
den
Mitarbeitern
die
Tränen.
Die
Schaufenster
der
Filiale
sind
leer
geräumt,
stattdessen
kleben
hier
Plakate:
großer
Sortimentsabverkauf,
alles
muss
raus,
bis
zu
minus
60
Prozent,
wir
schließen.
Es
ist
erst
kurz
nach
9
Uhr,
Kaufhof
öffnet
um
halb
zehn,
dennoch
warten
bereits
die
ersten
Kunden
vor
der
Tür.
In
dem
Kaufhaus
lichten
sich
die
Reihen.
Helle
Flecken
auf
dem
Boden
deuten
an,
dass
hier
mal
Regale
gestanden
haben.
Auf
Tischen
liegen
Osterkörbchen
neben
Schultornistern
neben
Weihnachtskerzen.
Ein
Jahreslauf
auf
wenigen
Quadratmetern.
Die
Schaufensterpuppen
bleiben
nackt,
und
auf
Bademode
gibt′s
jetzt
70
Prozent,
denn
für
Kaufhof
Osnabrück
war
es
der
letzte
Sommer.
Die
Rolltreppe
in
das
erste
Obergeschoss
ist
defekt.
Ein
Handwerker
in
Blaumann
beugt
sich
über
ein
Loch
im
Boden.
„
Lohnt
das
denn
noch?
″,
raunt
ihm
ein
Kunde
in
schlammgrüner
Jacke
zu.
Natürlich
lohnt
das.
Solange
der
Betrieb
läuft,
läuft
der
Betrieb.Und
wie
der
läuft!
„
Hier
ist
momentan
jeden
Tag
Weihnachten″,
sagt
Geschäftsführer
Dirk
Pallapies.
„
Nur
nicht
von
der
Stimmung
her.″
Er
sitzt
in
seinem
Büro
in
einer
der
oberen
Etagen
des
Kaufhauses
an
der
Wittekindstraße.
Hinter
ihm
ein
Plakat,
das
seinen
Lieblingsschauspieler
Steve
McQueen
zeigt
–
allerdings
in
einem
Auto
mit
Münsteraner
Kennzeichen.
Ein
Geschenk
seiner
Frau.
Pallapies
ist
48
Jahre
alt.
Seit
32
Jahren
arbeitet
er
im
Unternehmen.
„
Ich
habe
nicht
studiert,
ich
habe
nicht
mal
Abi″,
sagt
er.
Stattdessen
hat
er
in
Münster
–
damals
noch
bei
Horten
–
eine
Ausbildung
gemacht
und
sich
über
viele
Stationen
bis
zum
Geschäftsführer
hochgearbeitet.
Seit
sechs
Jahren
leitet
er
die
Filiale
in
Osnabrück,
mit
seiner
Frau
und
seinem
zweijährigen
Sohn
wohnt
er
in
Georgsmarienhütte.
Er
schiebt
eine
Visitenkarte
über
den
Tisch.
„
Die
müssen
ja
auch
weg″,
sagt
er
und
entschuldigt
sich
für
seinen
Galgenhumor.
Nach
Trauer
und
Wut
nun
Phase
drei:
ein
bitterer
Realismus.
Tränen
bei
Mitarbeitern
Es
war
Freitag,
der
19.
Juni.
Per
Telefonkonferenz
erfuhr
Pallapies,
dass
die
Osnabrücker
Filiale
geschlossen
wird.
„
Ich
war
in
dem
Moment
geschockt,
aber
gefasst.
Ich
konnte
das
noch
gar
nicht
richtig
realisieren″,
sagt
er.
Nach
einem
Gespräch
mit
dem
Betriebsrat
folgte
eine
Mitarbeiterversammlung.
„
Und
dann
stand
ich
da
und
wusste:
Hinter
dieser
Tür
warten
jetzt
60,
70
Mitarbeiter,
denen
ich
das
jetzt
sagen
muss.″
Was
er
dann
gar
nicht
tat.
Fünf
Minuten
lang
habe
er
nicht
sprechen
können,
hatte
nur
mit
den
eigenen
Tränen
zu
tun.
Aber
im
Grunde
musste
er
dann
auch
nichts
mehr
sagen.
Alle
wussten
Bescheid.
„
Das
war
der
schlimmste
Moment
in
meinen
32
Berufsjahren″,
sagt
der
48-
Jährige.
Wie
es
denn
nun
für
ihn
weitergeht?
„
Das
weiß
ich
noch
gar
nicht.″
Genau
wie
die
übrigen
Mitarbeiter
müsse
er
nun
Bewerbungen
schreiben.
Ein
paar
Stockwerke
tiefer
spielen
sich
teils
dramatische
Szenen
ab.
Die
purzelnden
Preise
scheinen
manche
Kunden
zu
überfordern.
Eine
Leserin
berichtet
unser
Redaktion
von
einer
Frau,
die
den
ganzen
Laden
zusammengebrüllt
habe,
weil
ihr
die
Vergünstigungen
immer
noch
nicht
günstig
genug
waren.
„
Ja,
so
was
kommt
hier
vor″,
sagt
Andrea
Bartke.
„
Wir
hatten
hier
auch
schon
Kunden,
die
haben
die
Schilder
mit
50
Prozent
neben
denen
mit
30
Prozent
gesehen
und
wollten
dann
80
Prozent
Rabatt
haben.″
Andrea
Bartke
arbeitet
als
Verkäuferin
bei
Galeria
Kaufhof.
Am
1.
August
hatte
sie
ihr
40-
jähriges
Dienstjubiläum.
„
Viele
hier
sind
schon
20,
30
Jahre
im
Unternehmen,
wir
sind
hier
eine
große
Familie″,
sagt
sie.
„
Und
es
ist
schwer,
eine
Familie
zu
verlassen.″
Andrea
Bartke
ist
57
Jahre
alt.
„
Ich
muss
noch
zehn
Jahre.″
Dass
das
als
Vollzeitkraft
eine
„
schwierige
Geschichte″
werden
würde,
das
habe
man
ihr
bei
der
Agentur
für
Arbeit
bereits
gesagt.
Und
von
den
65
Mitarbeitern
haben
bislang
erst
zwei,
drei
eine
Idee,
wie
es
für
sie
beruflich
weitergehen
wird.
Viele
müssten
sich
umorientieren.
Jobs
im
Handel
sind
knapp.
Die
stellvertretende
Betriebsrätin
berichtet
von
einer
Kollegin
Mitte
50,
die
solche
Existenzängste
empfinde,
dass
sie
derzeit
nicht
in
der
Lage
sei
zu
arbeiten.
Und
sie
erzählt
von
einer
Verkäuferin,
die
etwas
schwerhörig
sei
und
wegen
der
Masken
noch
zusätzliche
Probleme
bei
der
Verständigung
habe.
Als
sie
die
Frage
eines
Kunden
nicht
direkt
aus
dem
Stand
beantworten
konnte,
habe
der
sie
derart
angegangen,
dass
sie
heulend
nach
Hause
ging.
Am
meisten
Ärger
bekommen
die
Kassierer
ab.
Hier
wird
gefeilscht
und
gehandelt.
Dabei
sind
die
meisten
Kassen
bereits
geschlossen,
im
Erdgeschoss
stellen
sich
die
Verkäuferinnen
und
Verkäufer
tapfer
den
Schnäppchenjägern.
Alles
muss
raus,
alles
muss
raus!
So
auch
die
Plastiktüten
von
der
Sportarena,
die
bereits
seit
zwei
Jahren
geschlossen
ist
und
in
die
jetzt
heruntergesetzte
Parfums,
Schmuck
oder
Schokolade
gepackt
werden.
Berge
in
den
Umkleiden
Ja,
es
ist
wie
Weihnachten
ohne
Stimmung,
bestätigt
Andrea
Bartke.
Und
samstags
ist
es
noch
schlimmer.
„
Ich
hätte
von
der
einen
Umkleidekabine
ein
Foto
machen
sollen″,
sagt
sie.
Klamottenberge,
alles
auf
links
gedreht,
Papier
auf
dem
Boden
–
im
Ausverkauf
sinkt
nicht
nur
der
Preis,
sondern
auch
das
Niveau.
„
Wir
haben
hier
jeden
Tag
so
viel
zu
tun,
und
einige
Kunden
sind
auch
anstrengend″,
sagt
Dirk
Pallapies.
Aber
vielleicht
ist
es
gut,
dass
so
viel
zu
tun
ist.
Dann
kommt
man
nicht
so
zum
Nachdenken.
Was
passiert
eigentlich
mit
der
Ware,
die
bis
Mitte
Oktober
nicht
verkauft
wird?
„
Das
wird
alles
verkauft″,
ist
sich
der
Filialgeschäftsführer
sicher.
Und
dann?
Er
zuckt
mit
den
Schultern.
„
Ich
will
gar
nicht
daran
denken,
wie
es
sein
wird,
wenn
ich
dieses
Haus
zum
letzten
Mal
abschließe,
wie
es
sein
wird,
wenn
ich
den
Schlüssel
abgeben
muss.″
Manche
Freunde
und
Bekannte
fragen
ihn
derzeit,
worauf
er
denn
Lust
habe,
was
er
denn
künftig
machen
wolle.
Dann
antworte
er:
„
Wenn
ich
ganz
ehrlich
bin?
Am
liebsten
das,
was
ich
in
den
letzten
32
Jahren
gemacht
habe.
Warenhaus
und
Handel.
Das
war
immer
meine
Leidenschaft.″
Bildtexte:
Der
Ausverkauf
läuft:
Am
17.
Oktober
wird
voraussichtlich
der
letzte
Verkaufstag
bei
Galeria
Kaufhof
sein.
Dirk
Pallapies,
Geschäftsfährer
der
Osnabrücker
Filiale
von
Galeria
Kaufhof.
Ausverkauf
bei
Kaufhof:
In
den
Kabinen
türmen
sich
die
Klamotten,
während
sich
die
Regale
lichten.
Fotos
aus
der
Filiale
dürfen
wir
leider
nicht
veröffentlichen
-
die
Konzernzentrale
aus
Essen
hat
keine
Erlaubnis
erteilt.
Fotos:
Jörn
Martens,
Cornelia
Achenbach,
Michael
Gründel
Autor:
Cornelia Achenbach