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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wo ist der Stolperstein geblieben?
Zwischenüberschrift:
Unbekannter stahl an der Bramscher Straße die Messing-Gedenktafel für Heinz Foitzick
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Lockte das blitzende Messing einen Metalldieb? Oder wollte er nicht, dass an das Schicksal von Heinz Foitzick erinnert wird? Die Antworten auf solche Fragen bleiben zunächst Spekulation. Tatsache ist: Der Stolperstein an der Bramscher Straße 11 wurde gestohlen.

Und so fasst es auch die Polizei auf. Die Anzeige lautet: Diebstahl eines Kunstgegenstandes. Wie die Stadt gestern mitteilte, ist einem Bürger bereits am 25. März aufgefallen, dass der Stolperstein weg ist. Er meldete die Tat der Polizei. Erst am 21. März war der Gedenkstein für Heinz Foitzick verlegt worden. Christine Grewe vom Friedensbüro der Stadt berichtete von anfänglichen Zweifeln aus der Stolperstein-Initiative. Es habe sich die Frage gestellt, ob es überhaupt sinnvoll sei, an die Öffentlichkeit zu gehen, denn es seien Nachfolgetaten befürchtet worden. Doch dann hätten sich Bürger gemeldet und nach dem Verbleib des Stolpersteins gefragt. Für den Sprecher des Initiativkreises Stolpersteine, Professor Dr. Gerhard Kothmann, ist die Tat völlig unverständlich und verwerflich″. Auch wenn über Motive nichts bekannt ist: Für ihn ist der Diebstahl im einen wie im anderen Fall ein Akt der Schändung″. Der Stein soll schnell ersetzt werden. Christine Grewe schätztden Materialwert der Messingplatte auf kaum mehr als 1, 50 Euro. Befestigt ist das Metall auf einem etwa zehn Zentimeter großen Betonwürfel. Die Paten der Stolpersteine es ist in diesem Fall das Ehepaar Paulus und Elisabeth Fleige zahlen 120 Euro und finanzieren damit die Verlegung. Doch der ideelle Wert ist nicht mit Euro und Cent zu beziffern. Es handelt sich um ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Mit Stolpersteinen wird in Hunderten von Gemeinden und Städten der Opfer des Nationalsozialismus dort gedacht, wo sie zuletzt gelebt hatten, bevor sie verschleppt und ermordet wurden. Heinz Foitzick wurde von Nationalsozialisten als Halbjude″ und Asozialer″ bezeichnet und verfolgt. Als er Deutschland verlassen wollte, verweigerten ihm die Behörden die Erlaubnis dafür, weil er als Inhaber eines Wehrpasses zur Verfügung stehen müsse. So steckte er in der Falle. 1941 wurde Heinz Foitzick in das Konzentrationslager Groß Rosen verschleppt. Dort kam er noch im selben Jahr ums Leben. Die Adresse Bramscher Straße 11 ist heute eine Anlaufstelle für Wohnungslose und Redaktionssitz der Straßenzeitung Abseits!?″. Gunter Demnig zeigte sich gestern ziemlich sicher″, dass es sich bei dem Täter um jemanden aus der rechten Szene″ handelt. Doch lässt ihn diese Nachricht gelassen. In ganz Deutschland seien bisher etwa 70 Stolpersteine von insgesamt 34 000 gestohlen und ersetzt worden. Die Polizei bittet um Hinweise von Zeugen unter den Telefonnummern 05 41/ 3 27-22 15 oder 05 41/ 68 17 71.

Bildtext:
Wo ist dieser Stolperstein geblieben? Die Polizei sucht ihn und den Dieb.
Bramscher Straße 11: Am 21. März wurde der Stolperstein für Heinz Foitzick verlegt.
Wenige Tage später war der Stolperstein weg. Er soll ersetzt werden.
Fotos:
Jörn Martens

KOMMENTAR
Skrupellos

Fast keine Woche vergeht, in der die Polizei nicht von Metalldiebstählen berichtet. Dachrinnen, Fallrohre, rollenweise Kabel nichts, was sich beiden schwarzen Schafen der Schrottbranche zu Geld machen lässt, ist sicher. Ob Baustelle, Wohnhaus, Firmengelände, Kirche oder Friedhof, den Dieben scheint völlig egal zu sein, wo sie ihre Beute abschrauben. Nun also ist in Osnabrück der erste Stolperstein aus dem Gehsteig gerissen worden. Die Sorte Altmetallhändler, die schulterzuckend sogar Grabkreuze auswiegt und dem Überbringer ein paar Euro pro Kilo auszahlt, wird wohl auch die Gedenkplatte für den ermordeten Heinz Foitzick ungerührt mit einer Handvoll Klimpergeld vergüten. Oder war der Täter am Ende gar kein besonders skrupelloser Metalldieb ...? Nur das nicht!
a.koehler@ noz.de
Autor:
Jann Weber, Arne Köhler


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