User Online: 1 | Timeout: 12:41Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Brüder sollen Schimpansenbande bändigen
Zwischenüberschrift:
Zoo Osnabrück setzt große Hoffnung auf Neuzugänge Lome und Lobo
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Fast ein Jahr, nachdem Männchen Tatu den Osnabrücker Zoo verlassen hat, verfügt der Tierpark am Schölerberg wieder über einen ausgewachsenen Schimpansen. Genauer gesagt sogar über zwei: Das Brüderpaar Lome und Lobo kommt aus Leipzig, soll die Zucht ankurbeln und vor allem das angespannte Verhältnis der Affenbande kitten.

Anlaufschwierigkeiten haben Lome und Lobo bislang nicht gezeigt. Die beiden 19 und 16 Jahre alten Brüder sind nicht nur stattlich gebaut, sie sind auch flink, wenn es darum geht, wer sich als erster am Obst- und Gemüsebuffet bedienen darf. Ein Apfel zwischen den Zähnen, ein gutes Dutzend in den Händen und zwischen den Füßen dann geht es auf in die wohlverdiente Pause. Ablenken lassen sich die beiden Neuankömmlinge nicht.

Oben in der Rangfolge

Dass die beiden Menschenaffen von ihren Artgenossen nahezu ungestört bleiben, mag zum einen daran liegen, dass die beiden ältesten Männchen in der Rangfolge ganz oben stehen. Zum anderen zeigt es, dass die seit Ende Juli im Osnabrücker Zoo lebenden Tiere angekommen zu sein scheinen. Die Integration lief so gut. Das hätten wir uns nicht besser wünschen können″, freut sich der zoologische Leiter Tobias Klumpe.

Wie schwierig das Zusammenleben von Menschenaffen sein kann, weiß der Zoo aus eigener Erfahrung. Zwei Jahre lang ging es bei den Schimpansen drunter und drüber. Streitigkeiten zwischen den Weibchen sorgten für Spannungen in der Gruppe. Tatu, der ehemalige Anführer der Affenbande, war damit so überfordert, dass der Zoo sich gezwungen sah, das Tier abzugeben. Mit den Konflikten zwischen seiner Ziehmutter″ Lady, die im vergangenen Jahr an Altersschwäche starb, und dem für ihn attraktivsten Weibchen Vakanga sei er einfach nicht klargekommen, erklärt Tobias Klumpe.

Tatu ging im Herbst 2019 in den Zoo Basel. Doch bereits zuvor hatte der Osnabrücker Tierpark Kontakt mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm aufgenommen und so die Verbindung zum Leipziger Pendant hergestellt. Bei den Brüdern Lome und Lobo ist der Zoo fündig geworden: Zwei kräftige, ausgewachsene Schimpansen im besten Alter sollen die Zucht ankurbeln, vor allem aber für Ruhe innerhalb der Gruppe sorgen.

Bis zur Ankunft der Männchen war die Hierarchie in der Gruppe kaum noch existent″, berichtet Revierleiter Wolfgang Festl. Lome und Lobo sollen deshalb das komplexe, aber ungefestigte Sozialgefüge″ der Westafrikanischen Schimpansen wieder ins Gleichgewicht bringen. Die Eingewöhnung der Brüder sei daher sehr behutsam abgelaufen. Zunächst durften sich die beiden Schimpansen mit Vakanga und ihren beiden Sprösslingen beschnuppern, ehe anschließend der Rest der nun insgesamt zehnköpfigen Artgenossen an der Reihe war.

Die Mädels haben den Männchen am Anfang gezeigt, wer der Chef ist″, sagt Festl. Mittlerweile hätten sich die beiden Schimpansenmänner aber klar positioniert. Vor allem Lome, der ältere der beiden, sei zum Chef der Gruppe aufgestiegen. Das habe bei den Weibchen für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Mädels buhlen jetzt um die Gunst der beiden″, sagt Festl. Die Weibchen müssten im Gegensatz zu den Männern ihren jeweiligen Platz in der Rangordnung noch finden.

Im Zoo Osnabrück hofft man derweil, dass sich die beiden Neuankömmlinge auch um den Nachwuchs verdient machen insbesondere, weil die Westafrikanischen Schimpansen in der Wildbahn als vom Aussterben bedroht gelten. Dennoch: In erster Linie sollen Lome und Lobo für Ordnung und eine klare Struktur in der Gruppe sorgen. Auch, um Vergleichbares wie im Baseler Zoo zu verhindern. Dort kam der ehemalige Osnabrücker Schimpansenhäuptling Tatu im Dezember 2019, nur gut zwei Monate nachdem er von seinem Geburtsort in die Schweiz umgesiedelt worden war, ums Leben. Wie sich später herausstellte, starb Tatu an einem Schock infolge eines Blutverlustes, hervorgerufen durch Bisswunden seiner Artgenossen.

Tatu habe zwar immer mal wieder über die Stränge geschlagen, sagt Tobias Klumpe. Wirklich ungewöhnlich seien Aggressionen bei Schimpansen jedoch nicht, vor allem, wenn es um die Hierarchie in einer Gruppe gehe. Von Konflikten dieser Art hat der Zoo dennoch fürs Erste genug und mit Lome und Lobe anscheinend zwei Tiere gefunden, die für Frieden sorgen können.

Bildtext:
Fleißig am Knabbern und die Artgenossen im Blick: Die beiden Schimpansen Lome und Lobo sind seit Ende Juli neu im Osnabrücker Zoo.
Fotos:
Jörn Martens

Schimpansen

Schimpansen sind die nächsten lebenden Verwandten des Menschen. Sie erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 64 bis 94 Zentimetern, aufrecht stehend von 1, 00 bis 1, 70 Metern. Westafrikanische Schimpansen ernähren sich viel durch Früchte und Blätter, knacken sogar Nüsse. Aber sie jagen auch Säugetiere bis hin zu kleinen Antilopen oder anderen Affen gemeinschaftlich mit viel List.

Im Zoo Osnabrück sind die Schimpansen in der vor zehn Jahren neu gebauten Afrika-Tierwelt Takamanda, eine der größten Anlagen Europas, untergebracht. Auf 2500 Quadratmeter außen und 500 Quadratmeter innen gebe es jede Menge Grün zum Klettern und Verstecken, so der Zoo, dazu diverse Einbauten zur Beschäftigung der Tiere zum Beispiel einen künstlichen Termitenhügel, aus dem die Schimpansen Futter pulen können.

Die Osnabrücker Schimpansengruppe besteht derzeit aus den Männchen Lobo (16 Jahre) und Lome (19), den Weibchen Vakanga (25), Vanessa (37), Buba (17), Amelie (12) und Tisa (17) sowie dem weiblichen Jungtier Tamika (6) und den männlichen Jungtieren Helmut (6) und Mschangao (1).
Autor:
Andre Pottebaum


Anfang der Liste Ende der Liste