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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
War es ein echter Tornado?
Zwischenüberschrift:
Wetterphänomen am Wochenende: Das sagt ein Experte zur Osnabrücker Windhose
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Eine schwere Gewitterwolke lag über Osnabrück. Sie bildete einen Trichter aus, der um seine eigene Achse wirbelte. Zu beobachten war dieses Wetterphänomen am Samstagabend in Osnabrück. Hat es sich um einen echten Tornado gehandelt?

Es gibt eine Gretchenfrage für Meteorologen, die sich mit gemeldeten Tornado-Verdachtsfällen beschäftigen: Hat der wirbelnde Windtrichter tatsächlich den Boden berührt? Jedes Jahr werden etwa dem deutschen Wetterdienst (DWD) Hunderte auffällige Trichterwolken gemeldet, die Beobachter für einen Tornado halten. Nachweisen können wir jährlich aber nur 30 bis 60 Fälle″, sagt Andreas Friedrich, DWD-Sprecher und seines Zeichens Tornadobeauftragter des Wetterdienstes.

Dass der kreisförmige Wirbel unter der Wolke bis zum Grund reiche, sei das zentrale Kriterium. Es unterscheide einen echten Tornado von einer sogenannten Funnel Cloud oder Trichterwolke, so der Experte. Die sich spiralförmig drehende Wolkenformation, die viele Osnabrücker am Samstag über ihrer Stadt beobachteten, hält Friedrich für einen begründeten Verdachtsfall″. Anhand der eingeschickten Fotos, die er genau studiert hat, könne er die Bodenberührung aber nicht eindeutig feststellen. Mit Sicherheit hat es sich um die Vorstufe eines möglichen Tornados gehandelt. Dass die Rotation des Wolkenrüssels bis zur Erdoberfläche reichte, lässt sich den Bildern nicht entnehmen.″

Wenn die Aussage des NOZ-Lesers Stephan Nowotny stimme, dass der Wirbelsturm gegen 19.30 Uhr kurz Bodenkontakt″ gehabt habe, müsse es sich um eine zeitlich sehr begrenzte und in ihrer Ausprägung sehr schwache Tornadoformation gehandelt haben, erklärt der Experte. Sonst wären Schäden aufgetreten. Der Tornado hätte Hausdächer abgedeckt und Bäume umgerissen.″

Auf dem Radar der Meteorologen lasse sich ein so kurz auftretender, wenn auch markanter Wirbelwind unter einer Gewitterwolke nicht entdecken. Die Website Tornadoliste Deutschland″ immerhin schreibt von einer ausgeprägten und weit hinab reichenden Trichterwolke im Norden der Stadt Osnabrück″. Die Schlussfolgerung: Ein Tornado sei sehr wahrscheinlich″.

Die Wetterlage am Samstagabend machte das Entstehen eines Tornados möglich. Die Luft war feucht, die Gewitterwolken schwebten tief. Meist bildeten sich Luftwirbel unter Wolken, die sich maximal einen Kilometer über dem Grund bewegen, erklärt Friedrich.

Damit Wolkentrichter entstehen, muss sich zur Gewitterwolke und zur hohen Luftfeuchtigkeit ein weiterer Faktor gesellen: die sogenannte Windscherung. Winde treten in verschiedenen Höhen unterschiedlich stark auf und wechseln die Richtung. Die feuchten Luftmassen werden in Rotation versetzt, feucht-warme Luft wird nach oben gesogen, eine Trichterwolke beginnt zu rotieren. Im entstehenden Wolkenschlauch wird weitere Energie frei, die den Wirbel beschleunigt. In Deutschland halten diese Bedingungen in der Atmosphäre meist nicht lang genug an, sodass nur wenige echte Tornados entstehen″, sagt der DWD-Tornadobeauftragte.

Im Auge des Sturms?

Auch wenn sie vereinzelt hierzulande nachgewiesen würden, sei Deutschland weiterhin kein Tornado-Schwerpunkt. Auch Osnabrück liege nicht etwa im Auge des Sturms, obwohl aus der Region regelmäßig besonders viele Verdachtsfälle gemeldet werden, erklärt Friedrich. Dies liege zuvorderst an den gut vernetzten ehrenamtlichen Sturmjägern und Unwetter-Beobachtern (neudeutsch Storm Chaser oder Spotter) im Umkreis der Stadt, die ihre Fotos und Videos an Meteorologen weiterreichten.

Ihre Arbeit sei für die hauptberuflichen Wetterkundler höchst wertvoll: So bekommen wir Einblick in lokale Wetterlagen, die auf dem Radar nicht erkennbar sind.″

Bildtext:
Wirbelwind, Trichterwolke oder gar ein echter Tornado: Viele Osnabrücker blickten am Samstagabend gebannt in den Himmel. Was sahen sie wirklich?
Foto:
Simon Grotemeier
Autor:
Meike Baars


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